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01.02.2016 | (rsn) - Als Christine Majerus am 17. Juni in Aldeburgh mit ihren Teamkolleginnen auf dem Podium stand und die Zeremonien über sich ergehen ließ, war ihr alles andere als zum Jubeln zumute. Die Luxemburgerin nahm gemeinsam mit Romy Kasper und Co. stellvertretend für Lizzie Armitstead die Preise für den Auftakt-Etappensieg bei der Women's Tour entgegen, weil sich die Britin auf dem Weg ins Krankenhaus befand.
Armitstead musste das Rennen aufgeben und konnte nicht mehr zur zweiten Etappe antreten, so dass Majerus plötzlich die endschnellste Frau im Aufgebot von Boels-Dolmans war und die Kapitänsrolle bei der so wichtigen Rundfahrt in England erbte. Nur zwei Tage später stand sie erneut auf dem Podium - und diesmal konnte sie sich freuen, sogar sehr. "Mein Sieg in England war sicher das Highlight der Saison", erinnert sich die 28-Jährige an ihren ersten Erfolg außerhalb Luxemburgs seit dem Gewinn des Sparkassen Giros in Bochum 2013.
"Vor der Kulisse und auf die Art und Weise zu gewinnen, war eine große Genugtuung." Majerus gewann die 3. Etappe der Women's Tour in Kettering am Ende einer rund einen Kilometer langen, nicht allzu steilen Schlusssteigung durch einen gewagten Vorstoß in einer Schikane am Fuß das Anstiegs, als das Feld mit Hochgeschwindigkeit aus einer Abfahrt kam. Sie übernahm vorübergehend sogar das Gelbe Trikot und beendete die Rundfahrt zwei Tage später schließlich auf Gesamtrang drei.
Dasselbe Ergebnis hatte Majerus bereits zwei Monate zuvor bei der niederländischen Energiewacht Tour eingefahren - auch da nach einem Sturz von Armitstead auf der 1. Etappe, und auch da als etatmäßige Helferin. Hinzu kam im Sommer bei der Tour de Bretagne Gesamtrang zwei. Man kann getrost sagen, dass die Luxemburgische Serienmeisterin ihre Chance jedes Mal genutzt hat, wenn sie die Kapitänsrolle übernahm. "Darüber bin ich im Nachhinein selbst ein bisschen erstaunt", gibt sie zu. "Es war angenehm zu sehen, dass das Team vollstes Vertrauen hat und ich habe versucht, die 'Helferlockerheit' beizubehalten, wenn ich auf eigene Kappe fahren durfte."
Eine entspanntere Herangehensweise sei für sie ohnehin der Schlüssel zum Erfolg gewesen in diesem Jahr. "Ich habe eigentlich im Training nichts anders gemacht, aber ich glaube, dass ich vor allem etwas lockerer war und mir keinen unnötigen Stress gemacht habe", erklärt sie. "Das war sicher meine beste Saison - sowohl was die Ergebnisse angeht, als auch die Regelmäßigkeit."
Zum Saisonabschluss wartete in Richmond jedoch noch eine kleine Enttäuschung: Silber im WM-Mannschaftszeitfahren, was eigentlich kein Grund wäre, Trübsal zu blasen. "Die Medaille war schon schön, aber dass ich nicht viel beitragen konnte, war echt frustrierend", erzählt sie. Majerus hatte früh im Rennen einen Plattfuß und musste ihre Teamkolleginnen daher allein weiterfahren lassen. "Silber nimmt mir keiner, aber die Geschichte dahinter würde ich gerne vergessen."
Nach einer kurzen Trainingspause stieg Majerus im Herbst wieder ganz normal in ihre Saisonvorbereitung für 2016 ein. Und genau wie in den vorangegangenen Wintern fuhr sie aus dem Straßentraining heraus einige Cross-Rennen - "Ich habe das Cross-Rad im November und Dezember nur zu den Rennen angerührt", sagt sie. Trotzdem machte Majerus auch hier einen sichtbaren Schritt nach vorne. "Ich habe viel für nächste Saison gelernt", meint Majerus, die am Samstag WM-Neunte in Zolder wurde und 2016/17 nun eine volle Cross-Saison anvisiert, weil dann eine Heim-WM in Luxemburg wartet.
Vorher aber wartet die Straßensaison, die auch für sie am Dienstag mit der Katar-Rundfahrt beginnt - einmal mehr als Helferin, in Katar wohl für Ellen Van Dijk. "Dass ich woanders Leader sein könnte, mag sein. Aber ich bevorzuge es, mich in einem starken Umfeld weiter zu entwickeln und auch mit meinen Teamkolleginnen über das Renngeschehen zu entscheiden, anstatt immer nur auf die Aktionen anderer reagieren zu können", erklärt Majerus, warum sie ein weiteres Jahr für Boels-Dolmans fährt.
Dementsprechend hat sie vor dem Saisonstart auch keine konkreten Platzierungsziele fürs kommende Jahr. "Ich bin da eher opportunistisch", meint sie. Und Opportunitäten wird es sicher auch 2016 wieder geben.
Hier punktete Majerus 2015:
8. Omloop Het Nieuwsblad (5 Punkte)
11. Strade Bianche (5 Punkte)
3. Novilon Eurocup (12 Punkte)
5., 7., 2., 3., 7., 5. auf den Etappen der Energiewacht Tour (9 Punkte)
3. Gesamt Energiewacht Tour (13 Punkte)
8. Dwaars door de Westhoek (10 Punkte)
6. Prolog Festival Elsy Jacobs (2 Punkte)
5. Etappe 3 Festival Elsy Jacobs (3 Punkte)
6. Gesamt Festival Elsy Jacobs (14 Punkte)
3. GP Gatineau (24 Punkte)
11. Chrono Gatineau (5 Punkte)
4. Diamond Tour (20 Punkte)
3., 1., 4., 5. auf Etappen der Women's Tour (28 Punkte)
3. Gesamt Women's Tour (25 Punkte)
4. Punktewertung Women's Tour (2 Punkte)
Luxemburgische Meisterin EZF (4 Punkte)
Luxemburgische Meisterin Straße (4 Punkte)
2., 3., 4., 2. auf den Etappen der Tour de Bretagne (13 Punkte)
2. Gesamt Tour de Bretagne (18 Punkte)
2. Bergwertung Tour de Bretagne (3 Punkte)
1. Punktewertung Tour de Bretagne (4 Punkte)
10. La Course by Le Tour (6 Punkte)
6. Sparkassen Giro Bochum (28 Punkte)
6. Gesamt Ladies Tour of Norway (7 Punkte)
5. Punktewertung Ladies Tour of Norway (0,5 Punkte)
3. Weltcup-Mannschaftszeitfahren Vargarda (6 Punkte)
5., 3., 5., 5. auf Etappen der Boels Ladies Tour (15 Punkte)
3. Punktewertung Boels Ladies Tour (4 Punkte)
2. WM Mannschaftszeitfahren (13 Punkte)
15. WM Straße (6 Punkte)