De Panne: D´Hoore siegt, ohne es zu wissen

Krögers Flucht endet erst 800 Meter vor dem Ziel

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Krögers Flucht endet erst 800 Meter vor dem Ziel"
Jolien D´Hoore (Mitchelton-Scott, li.) hat die Premiere der Driedaagse Brugge - De Panne gewonnen. | Foto: Cor Vos

22.03.2018  |  (rsn) - Ein richtiges Siegerfoto wird es von der Erstaustragung des Driedaagse Brugge - De Panne für Frauen nicht geben. Denn Jolien D'Hoore (Mitchelton-Scott) lächelte zwar beim Überqueren des Zielstrichs, richtete sich aber nicht zum Jubeln auf, sondern wischte lediglich ihre Nase ab. Die Belgierin gewann den Sprint des Hauptfeldes nach 151 Kilometern zwar deutlich vor Chloe Hosking (Alé Cipollini) aus Australien und der Luxemburgerin Christine Majerus (Boels-Dolmans), dachte aber, dass noch Ausreißerinnen vor ihnen liegen und sie nur um eine Position sprinten würde.

"Ich habe mich auf der Schlussrunde nur auf meinen Sprint konzentriert und wusste nicht, wen wir von den Ausreißerinnen schon eingeholt hatten", erklärte D'Hoore im ersten Interview nach ihrem ersten Sieg für ihr neues Team Mitchelton-Scott.

Tatsächlich war es knapp für Mieke Kröger (Virtu Cycling), die letzte Verbliebene einer ursprünglich 15-köpfigen Spitzengruppe. Die ehemalige Deutsche Meisterin schnupperte auf den letzten Kilometern schon an ihrem ersten WorldTour-Sieg, wurde vom heranrauschenden Feld in den Sprintvorbereitungen auf enger Straße aber 800 Meter vor dem Ziel doch noch gestellt - kurz bevor es um eine enge letzte 90-Grad-Kurve über einen Straßenbahnübergang ging.

"Die letzte Kurve war mit der Straßenbahnschiene sehr gefährlich. Ich wusste, dass ich da unter den ersten fünf durchkommen musste", sagte D'Hoore. Hoskings Teamkollegin Marta Bastianelli führte das Feld durch die Gefahrenstelle, mit ihrer Kapitänin am Hinterrad und D'Hoore vor Majerus an dritter Stelle.

Gut 350 Meter vor dem Ziel beschleunigte aus etwa sechster Position Lisa Brennauer (Wiggle-High5) und schob sich an die Spitze. Hosking wechselte von Bastianellis an Brennauers Hinterrad und D'Hoore wartete im Windschatten der Australierin, bis die 200 Meter vor dem Ziel links an Brennauer vorbeisprintete. D'Hoore scherte rechts aus und zog souverän zum Sieg durch. Hinter der Belgischen Meisterin und Hosking sowie Majerus spurtete die erst 19-jährige Niederländerin Lorena Wiebes (Parkhotel Valkenburg) auf Rang vier, Brennauer wurde Fünfte.

Das erstmals für Frauen ausgetragene Eintagesrennen mit dem fehlleitenden Namen "Drei Tage von De Panne" wurde von Beginn an durch Regenwetter und Wind geprägt und kurz nach dem Start durch einen Bahnübergang gestoppt. Als sich die Schranken wieder öffneten, ging es aber sofort richtig los.

Seitenwind und ein erster Kopfsteinpflastersektor zerlegten das Hauptfeld in drei Gruppen, wobei sich eine 15-köpfige Spitzengruppe um das deutsche Trio Romy Kasper (Alé Cipollini), Lisa Klein (Canyon-SRAM) und Kröger bildete. Die Gruppe fuhr schnell anderthalb Minuten Vorsprung heraus, obwohl dahinter keine Ruhe einkehrte.

Erst nach mehr als 80 Kilometern schlossen sich zwei große Verfolgergruppen zu einem Hauptfeld zusammen - noch immer 1:30 Minuten hinter den Spitzenreiterinnen. Unterschiedliche Teams beteiligten sich an der Nachführarbeit, am meisten waren aber die weißen Trikots der Sunweb-Mannschaft mit Julia Soek und Ellen van Dijk an der Spitze zu sehen.

Knapp 50 Kilometer vor dem Ziel kam es im Hauptfeld zu einem schweren Sturz, der die Norwegerin Thea Thorsen (Hitec Products) sowie Polona Batagelj (BTC City Ljubljana) zur Aufgabe zwang und auch Alexis Ryan (Canyon-SRAM) sowie Lauren Kitchen (FDJ) lange aufhielt. Letztere kamen erst gut zehn Kilometer später wieder ins Hauptfeld zurück, mussten dann aber direkt vor sich im Seitenwind wieder eine Lücke aufgehen sehen und wurden erneut abgehängt.

Zu diesem Zeitpunkt betrug der Vorsrprung der - nach Defekten von Jeanne Korevaar (WaowDeals) und Christine Majerus (Boels-Dolmans) - nur noch 13 Spitzenreiterinnen noch 1:19 Minuten. Doch durch die Windkantenjagd bei den Verfolgerinnen schmolz er bis zur ersten Passage der Ziellinie vor den zwei jeweils 13,5 Kilometer langen Schlussrunden um De Panne auf 20 Sekunden zusammen.

In De Panne zerlegte es die Spitzengruppe dann auf Straßenbahnschienen, die für mehrere 100 Meter in Fahrtrichtung verliefen: Moniek Tenniglo (FDJ) rutschte darauf weg, Klein stürzte über die Niederländerin, und auch Sara Penton (Virtu Cycling) ging wenig später auf den Schienen zu Boden. Kurz darauf verloren auch Abigail van Twisk (Trek-Drops) und Jelena Eric (Cylance Pro Cycling) den Kontakt zu ihren Begleiterinnen, die nur noch zu acht die letzten 24 Kilometer in Angriff nahmen - dafür aber wieder mit einer Minute Vorsprung.

Eingangs der Schlussrunde schrumpfte der Vorsprung wieder auf 20 Sekunden, und gut zehn Kilometer vor dem Ziel warf Kröger ihren Begleiterinnen den Fehdehandschuh hin. Sie riss schnell eine Lücke und schaltete dann in den Zeitfahrmodus um, während hinter ihr die nötige Einigkeit für eine Verfolgungsjagd fehlte. 7,5 Kilometer vor dem Ziel attackierte Gracie Elvin (Mitchelton-Scott) bei den Verfolgerinnen und machte allein Jagd auf Kröger.

Die Australierin kam fünf Kilometer vor dem Ziel auf zehn Sekunden an die Deutsche heran, während das Hauptfeld nun sogar wieder 35 Sekunden zurücklag und bald alle anderen Ausreißerinnen schluckte. Doch zwei Kilometer vor dem Ziel musste auch Elvin ihre Segel streichen und wurde eingeholt. Einzig Kröger kämpfte weiter um ihren größten Sieg, erreichte die Flamme Rouge noch als Solistin, konnte den Atem der Sprinterinnen da aber schon fast spüren.

 

Mehr Informationen zu diesem Thema

15.05.2024Eine Wienerin beim Debüt im Bergtrikot: Valentina Cavallar

(rsn) - Um gerade einmal drei Punkte verpasste Valentina Cavallar (Arkea – B&B Hotels) am vergangenen Wochenende den Gewinn der Bergwertung bei der Itzulia Women (2.WWT) im Baskenland, da Demi Volle

14.05.2024Kerbaol lässt Muzic und Co. bergab stehen und siegt in Durango

(rsn) – Das deutsche Women´s WorldTeam Ceratizit – WNT hat mit der Französin Cédrine Kerbaol seinen fünften Saisonsieg eingefahren. Die 22-jährige Bretonin gewann am Dienstag das baskische Ei

12.05.2024Vollering stürmt mit 30-km-Solo am letzten Tag ins Gelbe Trikot

(rsn) – Mit einem Solo über gut 30 Kilometer hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) am letzten Tag der 3. Itzulia Women (2.WWT) ihrer Teamkollegin Mischa Bredewold das Gelbe Trikot noch abgenomme

11.05.2024Bredewold verteidigt Gelb mit Stil und holt zweiten Itzulia-Sieg

(rsn) – Mischa Bredewold (SD Worx – Protime) hat ihr auf der 1. Etappe erobertes Führungstrikot am zweiten Tag der Itzulia Women (2.WWT) nicht nur verteidigt, sondern sich nach 104 Kilometern vor

10.05.2024Bredewold baut makellose Itzulia-Serie von SD Worx aus

(rsn) – Mischa Bredewold hat ihrem Team SD Worx – Protime einen grandiosen Auftakt zur 3. Itzulia Women (2.WWT) beschert. Die Europameisterin aus den Niederländerin entschied die 1. Etappe über

09.05.2024Ludwig: “Dachte so oft, dass ich nie einen Profisieg hole“

(rsn) – Hannah Ludwig hat geschafft, woran sie selbst nicht geglaubt hat. Die 24-Jährige aus Traben-Trarbach machte am Mittwoch den Tag für ihr Team Cofidis perfekt. Nachdem kurz zuvor Benjamin Th

08.05.202424,5-Kilometer-Solo! Ludwig feiert ersten Profisieg

(rsn) – Je länger die Wartezeit, desto explosiver die Freude am großen Jubeltag: Fast zeitgleich mit dem Sieg von Teamkollege Benjamin Thomas auf der 5. Etappe des Giro d´Italia in Lucca, dem ers

07.05.2024Ab 2025 auch ein Frauenrennen Mailand-Sanremo?

(rsn) - Nach der Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix und Lüttich-Bastogne-Lüttich wird mit Mailand-Sanremo auch das vierte der fünfte Monumente künftig wohl auch mit einem Frauenrennen aufwarten kö

06.05.2024Bauernfeind beendet Vuelta besser als erwartet

(rsn) – Wer weiß, was alles möglich gewesen wäre. Wenn Ricarda Bauernfeind nicht zu Beginn der Vuelta Feminina (2.WWT) etwas gekränkelt hätte. Und wenn sie von Beginn an als Kapitänin von Cany

05.05.2024Vollering nutzt Rückenwind-Passage zum Vuelta-Triumph

(rsn) – Mit einem weiteren überragenden Auftritt hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) die 10. Vuelta Femenina (2.UWT) souverän für sich entschieden. Die 27-jährige Niederländerin schüttelt

04.05.2024Rund 260.000 Euro fehlen: Tour of Scandinavia abgesagt

(rsn) – Die Women´s WorldTour-Rundfahrt Tour of Scandinavia wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Das gaben die Veranstalter des für 27. August bis 1. September geplanten Rennens am Freitag via P

04.05.2024Alfonsina Strada: Die erste Frau beim Giro

(rsn) – Wenn am Samstag in Venaria Reale der 107. Giro d´Italia der Männer beginnt, ist das auch für den Frauen-Radsport ein wichtiger Termin. Denn noch bevor im Juli der nächste Giro der Frauen

Weitere Radsportnachrichten

15.05.2024Jakobsens verkorkster Giro erreicht an der Adria neuen Tiefpunkt

(rsn) – Für Fabio Jakobsen (dsm-firmenich – PostNL) ist der Giro d´Italia 2024 bislang einer zum Vergessen. Der 27-jährige Sprinter hat bei seinem Debüt bei der Italien-Rundfahrt bislang keine

15.05.2024Umbrailpass zu Beginn, steile Rampe zum Schluss

(rsn / ProCycling) – Nachdem sich die Teilnehmer des Giro am Vortag etwas Ruhe gönnen konnten, geht es auf der 16. Etappe mit aller Härte weiter. Die Fahrer werden mit gnadenloser Berggewalt konf

15.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

15.05.2024Hellas: Ritzinger verpasst knapp Zeitfahrpodium und Bergtrikot

(rsn) - Beim zweitgeteilten Auftakt der Tour of Hellas (2.1) konnte das deutsche Team Bike Aid keine Spitzenplatzierung einfahren. Dafür freute sich die Konkurrenz aus Österreich, das Team Felt - F

15.05.2024Sarnowski lässt sich von “radikaler Fahrweise“ nicht beirren

(rsn) - Viel hat dem Team Embrace The World zum zweiten Etappensieg in Serie bei der Algerien-Rundfahrt (2.2) nicht gefehlt. Nachdem am Vortag Meo Amann als Ausreißer gejubelt hatte, fuhr sein Teamk

15.05.2024Dünkirchen: Ackermann zu ungeduldig

(rsn) – Pascal Ackermann hat sein erstes Top-5-Resultat nach seiner zweimonatigen Verletzungspause eingefahren. Der Sprinter in Diensten des Teams Israel – Premier Tech wurde auf der 2. Etappe der

15.05.2024Groves: “Das richtige Timing war heute extrem wichtig“

(rsn) – Die drei Ausreißer der 11. Etappe des Giro d’Italia hatten keine Chance. So endete der Tag in Francavilla al Mare mit einem Massensprint, den Jonathan Milan (Lidl – Trek) für sich ents

15.05.2024Highlight-Video der 11. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Die 11. Etappe des Giro d’Italia endete wie erwartet in einem Massensprint. Jonathan Milan (Lidl-Trek) feierte seinen zweiten Tagessieg bei dieser Rundfahrt und fuhr vor Tim Merlier (Souda

15.05.2024Milan feiert zweiten Etappensieg beim Giro d´Italia

(rsn) - Die 11. Etappe des Giro d’Italia entlang der Adriaküste war für die Sprinter konzipiert. Die erwartete Massenankunft nach 207 Kilometer zwischen Foiano di Val Fortore und Francavilla al Ma

15.05.2024Kretschy verpasst im Bergauffinale knapp die Top Ten

(rsn) – Die Deutsche U23-Nationalmannschaft hat zum Auftakt des fünftägigen Orlen Nations GP (2.NC) knapp einen Top-Ten-Platz verpasst. Während der Däne Kristian Egholm das 135 Kilometer lange

15.05.2024Entschieden: Van der Poel fährt die Tour und Olympia auf der Straße

(rsn) – Mathieu van der Poel hat sich für die Tour de France und das Olympische Straßenrennen entschieden – und gegen den Wechsel aufs Mountainbike. Das teilte sein Team Alpecin – Deceuninck

15.05.2024Vismas Pechsträhne beim Giro begann bereits im März

(rsn) – Der krankheitsbedingte Ausfall von Cian Uijtdebroeks ist der zwischenzeitliche Höhepunkt der Pechsträhne, die das Team Visma – Lease a Bike beim diesjährigen Giro d’Italia begleitet

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • 4 Jours de Dunkerque / Grand (2.Pro, FRA)
  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)