Franzose trotz Gelb nicht in der Vorjahresform

Alaphilippe: “Ich will das Team nicht ruinieren“

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Alaphilippe: “Ich will das Team nicht ruinieren“"
Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) | Foto: Cor Vos

01.09.2020  |  (rsn) - Eigentlich hätte ihm der Sprint zum Zielstrich im 1.800 Meter hoch gelegenen Ski-Ort Orcières-Merlette liegen sollen. Explosivität ist die Stärke von Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step). Doch nach der beeindruckenden Tempojagd, die das Team Jumbo - Visma hinauf zur ersten Bergankunft dieser 107. Tour de France angeschlagen hatte, konnte der Franzose dem Antritt des Jumbo-Kapitäns Primoz Roglic nichts mehr entgegensetzen.

"Natürlich hätte ich gerne gewonnen, aber das Tempo war sehr hoch und ich war am Limit", gab Alaphilippe daher unumwunden zu. "Ich bin nicht enttäuscht. Die Anderen waren einfach stärker."

Als ihm klar wurde, dass er Roglic nicht schlagen würde, setzte er sich zurück in den Sattel und gab den Kampf um den Sieg auf. Dann, als sei ihm ein Gedanke an die Bonifikationen für die Top 3 und sein Gelbes Trikot durch den Kopf geschossen, ging Alaphilippe nochmal aus dem Sattel, um um Rang zwei zu kämpfen.

Doch als auch Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) ihn geschlagen hatte, rollte der 28-Jährige nur noch aus - und musste dabei auf den letzten fünf Metern noch seinen Landsmann Guillaume Martin (Cofidis) sowie den Kolumbianer Nairo Quintana (Arkéa - Samsic) vorbeihuschen lassen. So ging Alaphilippe ganz ohne Bonifikationen aus, verteidigte das Gelbe Trikot aber vier Sekunden vor Adam Yates (Mitchelton - Scott) und sieben vor Roglic.

"Das Gelbe Trikot wird an unserem Plan nichts ändern"

"Tag für Tag macht es mich glücklich, das Gelbe Trikot zu tragen. Ich hoffe, dass mein Lauf weitergeht", sagte Alaphilippe deshalb. Doch auch wenn Roglic ihn auf der Pressekonferenz respektvoll zum Kontrahenten im Kampf um das Gelbe Trikot machte, wurde in Orcières-Merlette bereits deutlich, dass Alaphilippe nicht ganz die Form zu haben scheint, die ihn im Vorjahr bis zur 19. Etappe das maillot jaune verteidigen ließ. Unterwegs gewann er sogar das Einzelzeitfahren von Pau.

Doch mit dieser Erkenntnis beleidigt man ihn nicht. Denn Alaphilippe hat den Tour-Sieg 2020 gar nicht im Sinn, wie er immer wieder betont. "Wie schon gesagt: Mein Ziel ist es nicht, die Tour de France zu gewinnen, sondern Etappensiege zu jagen. Ich bin sehr stolz, Gelb zu tragen, aber an unserem Plan wird sich nichts ändern", sagte er auch am Dienstag wieder, und Deceuninck - Quick-Steps Sportlicher Leiter Tom Steels bekräftigte: "Ich sage nicht, dass es unmöglich ist, dass er eine GrandTour gewinnt. Aber wir werden mit Sicherheit nicht diese Tour gewinnen."

"Wir sind nicht hier, um das Rennen zu kontrollieren"

Der Plan der Belgier ist, nicht nur mit Alaphilippe erfolgreich zu sein, sondern auch mit Sam Bennett in den Sprints zu glänzen und eventuell sogar mit dem einen oder anderen weiteren Fahrer noch eine Etappe zu gewinnen - kurz: Deceuninck - Quick-Step will offensiv fahren, anstatt drei Wochen lang das Gelbe Trikot zu verteidigen und so viel Energie zu verschwenden, um dann in der dritten Tour-Woche wieder vom Thron gestoßen zu werden.

"Ich will das Team nicht ruinieren. Wir sind nicht hier, um das Rennen für drei Wochen zu kontrollieren", sagte Alaphilippe schließlich selbst. Mit Sicherheit wird er noch einige Tage um Gelb kämpfen und das ehrwürdige maillot jaune nicht herschenken. Doch wenn er es am Donnerstag am Mont Aigoual oder am Wochenende in den Pyrenäen verlieren sollte, wird man in seinem Team weniger trauern, als vielmehr fröhlich ins Horn blasen, um mit allen acht Mann wieder auf Angriff umzuschalten.

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.06.2021Madiot: “Wir hätten Pinot früher aus der Tour nehmen sollen“

(rsn) - Sein bisher letztes Rennen bestritt Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) vor mittlerweile zwei Monaten, als er die Tour of the Alps unter ferner liefen auf Rang 60 beendete. Danach entschied der Fra

23.12.2020Bernal wieder schmerzfrei auf dem Rad

(rsn) - Egan Bernals Genesung macht offensichtlich deutliche Fortschritte. Wie der Tour-de-France-Sieger von 2019 gegenüber dem Internetportal primertiempo.co sagte, könne er wieder schmerzfrei trai

11.12.2020Dumoulin zuversichtlich: “Mir fehlt nur noch ein Prozent“

(rsn) - 2020 war für Tom Dumoulin ein Jahr mit vielen Tiefen und nur wenigen Hochs. Nach dem mit großen Hoffnungen verbundenen Wechsel von Sunweb zu Jumbo - Visma warf zunächst ein bakterieller Dar

15.11.2020Pogacar lobt Roglic als slowenischen Vorreiter

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) hätte seinem Landsmann Primoz Roglic (Jumbo - Visma) den Tour-de-France-Sieg gegönnt. Das sagte der 22-jährige Slowene im Gespräch mit der spanischen Sp

27.10.2020Bernals Genesung dauert länger als gedacht

(rsn) - Egan Bernals Rückenprobleme, die ihn zum Ausstieg bei der Tour de France und zum vorzeitigen Saisonende zwangen, sind offensichtlich ernsthafter als bisher angenommen. Wie der Kolumbianer geg

10.10.2020Bernal: “Ich hatte eine schwierige Zeit“

(rsn) - Der bei der Tour de France vorzeitig ausgestiegene Egan Bernal (Ineos Grenadiers) wird in diesem Jahr keine Rennen mehr bestreiten. Das kündigte der Kolumbianer auf Instagram an und bestätig

03.10.2020War der Toursieg für Roglic im Zeitfahren unmöglich?

(rsn) - Radsportjournalist Thijs Zonneveld von der niederländischen Zeitung AD hat nach eigenen Angaben Einblick in die Leistungswerte des Tour-Zeitfahrens von Primoz Roglic (Jumbo – Visma) erhalte

24.09.2020Pogacar: “Die Saison ist noch lange nicht vorbei“

(rsn) - Nach seinem Tour-de-France-Triumph hat Tadej Pogacar (UEA - Team Emirates) schon die nächsten großen Ziel im Blick. "Ich muss konzentriert und fit bleiben für die Weltmeisterschaft und die

23.09.2020Viviani: Beim Giro zurück in die Erfolgsspur?

(rsn) - Im letzten Jahr gewann Elia Viviani im Trikot von Deceuninck - Quick-Step  bei der Tour de France eine Etappe und fuhr auf drei weiteren Teilstücken aufs Podium. Die 107. Austragung lief fÃ

22.09.2020UAE Emirates streicht das mit Abstand meiste Preisgeld ein

(rsn) - Kein Wunder: Durch den Gesamtsieg von Tadej Pogacar, der auch das Weiße Trikot als bester Jungprofi sowie die Bergwertung und drei Etappen gewann, sowie den Etappensieg von Alexander Kristoff

21.09.2020Phänomen Pogacar - zu schnell, um wahr zu sein?

(rsn) - Tadej Pogacar hat mit seinem Toursieg nicht nur Rekorde gebrochen, sondern damit auch Fragen aufgeworfen. Ist der Slowene einfach ein Jahrhunderttalent, für den die üblichen Maßstäbe nicht

21.09.2020Die Tour-Bubbles werden aufgelöst

(rsn) - Die Tour de France ist beendet. Die Bubbles werden aufgelöst. Neue werden errichtet, für die WM, die BinckBank Tour, den Giro d´Italia und die großen Klassiker. Primoz Roglic kann jetzt Tr

Weitere Radsportnachrichten

02.05.2024Arkéa - B&B Hotels verlängert vorzeitig mit Costiou

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

02.05.2024Pogacar thront bei seiner Premiere über allen

(rsn) – Auf dem Papier scheint der 107. Giro d’Italia schon entschieden, noch bevor am Samstag in Venaria Reale nördlich von Turin der Startschuss fällt. Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) ist de

02.05.2024Zu Ehren des Sponsors: Intermarché in speziellem Giro-Trikot

(rsn) – Im dritten Jahr in Folge wird Intermarché - Wanty nicht in seinem Standard-Outfit zum Giro d´Italia antreten. Bei der am 4. Mai beginnenden 107. Ausgabe der Italien-Rundfahrt will das belg

02.05.2024Krieger und Mayrhofer sollen Dainese zum Hattrick pilotieren

(rsn) – Das Team Tudor startet am Samstag in seine erste Grand Tour. Zum 107. Giro d’Italia (4. – 26. Mai) tritt der Schweizer Zweitdivisionär aber mit einem relativ erfahrenen Aufgebot an. Nu

02.05.2024Giro d`Italia: Die letzten zehn Jahre im Ãœberblick

(rsn) - Der Giro d`Italia ist traditionell die erste dreiwöchige Landesrundfahrt im Rennkalender, bei der sich immer wieder auch die Deutschen als Etappenjäger hervortaten. Im Jahr 2022 konnte das

02.05.2024“Underdogs“ Bauhaus und Kanter hoffen auf Giro-Etappensiege

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike), Tim Merlier (Soudal – Quick-Step), Fabian Jakobsen (dsm-firmenich – PostNL), Jonathan Milan (Lidl – Trek), Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck),

02.05.2024Bénin: Jury nimmt Bike Aid das Gelbe Trikot wieder weg

(rsn) – Erneuter Tiefschlag für das Team Bike Aid bei der Tour du Bénin (2.2). Nachdem Yoel Habteab zum Auftakt seinen Etappensieg aberkannt bekommen hatte, weil er und seine Gruppe den Motorräd

02.05.2024Großes Vorschau-Paket: Die Strecke des Giro d´Italia 2024

(rsn) – Sechs Bergankünfte, zwei Einzelzeitfahren, toskanischer Schotter, der Mortirolo, der Stelvio und zum krönenden Abschluss zwei Mal der Monte Grappa – das ist der 107. Giro d´Italia (4. -

02.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

01.05.2024Highlight-Video des 61. Eschborn-Frankfurt

(rsn) – Maxim Van Gils (Lotto – Dstny) hat die 61. Ausgabe von Eschborn – Frankfurt (1.UWT) gewonnen. Der 24-jährige Belgier setzte sich über 203,8 Kilometer von Eschborn nach Frankfurt im Spr

01.05.2024Bergkönig Degenkolb feiert in Frankfurt erst nach tiefem Frust

(rsn) - Neben Sieger Maxim Van Gils (Lotto Dstny) war John Degenkolb (dsm–firmenich - PostNL) der Mann des 61. Eschborn - Frankfurt. Der Lokalmatador war 150 Kilometer als Ausreißer unterwegs und k

01.05.2024In der Übersicht: Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine