Tour: Alaphilippe behauptet Gelb

Roglic lässt in Orcières-Merlette die Muskeln spielen

Von Curdt Blumenthal

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Primoz Roglic (Jumbo - Visma) hat die 4. Etappe der Tour de France gewonnen. | Foto: Cor Vos

01.09.2020  |  (rsn) - Primoz Roglic (Jumbo - Visma) hat auf der 4. Etappe der Tour de France in Orcières-Merlette die Muskeln spielen lassen. Bei der ersten Bergankunft setzte sich der Slowene im Zielsprint deutlich gegen seinen Landsmann Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) und den Franzosen Guillaume Martin (Cofidis) durch. Dessen Landsmann Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) wurde Fünfter und bleibt im Gelben Trikot.

“Es war ein sehr schneller Tag und wirklich hart. Die Jungs haben einen super Job abgeliefert. Ich war immer in einer guten Position und so konnte ich noch einen tollen Sprint am Schluss abliefern. Ich bin sehr glücklich“, berichtete Roglic nach dem vierten Tour-Tageserfolg seiner Karriere. An die Blessuren seines schweren Sturzes bei der diesjährigen Dauphiné-Rundfahrt erinnert nur noch ein Verband am linken Ellbogen. “Ich kann Rennen fahren und es geht mir von Tag zu Tag besser. Ich habe schon am zweiten Tag gezeigt, dass ich bereit bin“, betonte der 30-jährige.

Der drittplatzierte Martin hatte seinen Sprint etwas zu früh gestartet und konnte froh sein, dass er am Ende in einer Zentimeter-Entscheidung noch vor Nairo Quintana (Arkéa - Samsic) und Alaphilippe gewertet wurde. Mit dem Podestplatz zeigte sich der Cofidis-Neuzugang sehr zufrieden: “Bei der ersten Bergankunft ganz vorne mitgemischt zu haben, das gibt mir viel Selbstvertrauen“, sagte Martin.

Das Grüne Trikot bleibt bei Peter Sagan, der zwar von Sam Bennett (Deceuninck - Quick-Step) in der Punktwertung eingeholt wurde, allerdings im Gesamtklassement vor dem Irischen Meister liegt, was den Ausschlag für den dreimaligen Weltmeister gab. Sagan war klar, dass er mit einem blauen Auge davongekommen war. “Der Tag war für mich nicht einfach. Ich habe beim Zwischensprint gekämpft, aber Punkte verloren. Das Trikot trage ich aber noch. Alles ist okay und jetzt muss ich schauen, was wir morgen machen können. Ich kenne das Finale, aber es kommt ein wenig darauf an, wie die Etappe laufen wird“, blickte Sagan bereits auf den Mittwoch.

Während in der Bergwertung mit Benoit Cosnefroy (AG2R) an der Spitze alles beim Alten bleibt, gibt es in der Jungprofi-Wertung einen neuen Mann im Weißen Trikot: Pogacar übernahm die Führung von Marc Hirschi (Team Sunweb).

Buchmann büßt neun Sekunden ein

Spitzenreiter Alaphilippe verpasste das Podest nur knapp, behauptete aber das maillot jaune und zeigte sich zufrieden. “Das Hauptziel war, es das Rennen zu kontrollieren und das Gelbe Trikot zu verteidigen. Die Jungs haben einen unglaublichen Job gemacht, ich bin stolz auf sie. Am Ende hätte ich natürlich gerne gewonnen, aber das Tempo war sehr hoch und ich auch am Limit. Ich bin nicht enttäuscht. Die anderen waren einfach stärker“, sagte der 28-Jährige.

Dagegen büßte Emanuel Buchmann (Bora - hansgrohe) auf den letzten Metern neun Sekunden ein und wird im Gesamtklassement mit 26 Sekunden Rückstand gegenüber Alaphilippe auf Rang 17 geführt. “Viel verloren habe ich heute nicht, es hält sich in Grenzen“, sagte der 27-Jährige und fügte an: “Es ist noch ein langer Weg nach Paris, mit vielen Bergetappen.“

Im Gesamtklassement liegt Alaphilippe weiter vier Sekunden vor dem Briten Adam Yates (Mitchelton - Scott) und sieben vor Roglic. Am morgigen Tag sollte der Franzose nur wenige Probleme haben, das Trikot zu verteidigen. Auf der 183 Kilometer langen Strecke von Gap nach Privas erwarten die Fahrer keine ernst zu nehmenden Anstiege. Allerdings ist das Finale hügelig und dürfte Alaphilippe entgegenkommen.

So lief das Rennen:

Wie am gestrigen Tag ließen sich die Ausreißer nicht lange bitten: Kaum gab Tour-Chef Christian Prudhomme die Etappe frei, machten sich Nils Politt, Krists Neilands (beide Israel Start-Up Nation), Tiesj Benoot (Sunweb), Alexis Vuillermoz (AG2R), Quentin Pacher (B&B Hotels - Vital Concept) und Mathieu Burgaudeau (Total Direct Energie) auf und davon. Vuillermoz war dabei mit einem Rückstand von knapp vier Minuten der gefährlichste Fahrer für den Gesamtführenden Alaphilippe.

Bis zum Zwischensprint in Veynes bei Kilometer 51 konnte die Ausreißergruppe ihren Vorsprung auf bis zu vier Minuten ausbauen. Die Maximalpunktzahl (20) ersprintete sich hier Politt. Aus dem Peloton heraus setzte sich Sam Bennett vor Michael Morkov (beide Deceuninck - Quick - Step) und Matteo Trentin (CCC) durch und zog dadurch in der Punktewertung mit Sagan gleich, der aber aufgrund der besseren Platzierung im Gesamtklassement Grün verteidigte.

In der anschließenden Bergwertung am Col du Festre (3. Kat.) holte sich Pacher zwei Punkte, einen Zähler ergatterte Politt, dem dies offensichtlich nicht reichte: Der Hürther setzte sich wenig später ab und brachte zwischen sich und seine Verfolger auf den darauffolgenden Kilometern bis zu 20 Sekunden Abstand. Stolze 20 Kilometer zeigte sich der Klassikerspezialist dabei allein im Wind, bis er wieder von seinen fünf Verfolgern eingeholt wurde. An der Côte de Corps (4. Kat.) schnappte sich Pacher den einzigen Bergpunkt. Pacher (2) vor Politt (1) hieß es kurze Zeit später wieder an der Côte de l'Aullagnier (3. Kat.).

Politt unermüdlich angriffslustig

Am vorletzten Berg, der Côte de Saint-Léger-les-Mélèzes, versuchte es Politt mit einem zweiten Solo, das er allerdings nur wenige Kilometer durchhielt. Kurz darauf brach die Ausreißergruppe am Anstieg der Bergwertung der 3. Kategorie auseinander. Politts Teamkollege Neilands holte sich diesen Bergpreis vor Pacher. Neilands behauptete sich auch am längsten an der Spitze, wurde aber sieben Kilometer vor dem Ziel im unteren Teil des Schlussanstiegs vom Feld gestellt, in dem bis auf die letzten zehn Kilometer Alaphilippes Teamkollegen das Tempo vorgaben, ehe sie von Jumbo - Visma abgelöst wurden.

Es war der Franzose Pierre Rolland (B&B Hotels), der gut vier Kilometer vor dem Ziel als erstes aus dem Sattel ging. Sein Versuch wurde aber schnell vereitelt. Danach setzte sich Wout Van Aert (Jumbo - Visma) an die Spitze des schrumpfenden Feldes und gab ein so hohes Tempo vor, dass es zu keinen weiteren Attacken mehr kam. Als der Mailand-Sanremo-Sieger 1,5 Kilometer vor dem Ziel ausscherte, übernahm der US-Amerikaner Sepp Kuss und spannte sich vor seinen Kapitän Roglic.

550 Meter vor dem Ziel eröffnete Guillaume Martin (Cofidis) den Kampf um den Tagessieg. Doch Roglic, Alaphilippe und Pogacar waren 300 Meter vor dem Ziel wieder am Hinterrad des Franzosen, ehe kurz darauf Roglic seinen beeindruckenden Zielsprint begann, dem niemand etwas entgegenzusetzen hatte.

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