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20.05.2021 | (rsn) - Ziemlich gelöst betrat Emanuel Buchmann am Mittag die Piazza del Campo in Siena, kurz vor dem Start der 12. Etappe des Giro d'Italia. Er kennt den Platz schon von den Strade Bianche, dort ist er das Ziel. Auf den Schotterpassagen schlug sich Buchmann auch bei diesem Giro gut. Er wischte mit seiner Performance auf der 11. Etappe auch die aufkommenden Zweifel an seiner Form hinweg.
“Ja, gestern war ein richtig guter Tag für mich, da habe ich mich auf Schotter auch sehr gut gefühlt. Das Radrennen hat Spaß gemacht“, erzählte er radsport-news.com. Buchmann hatte sich als Protagonist gezeigt und auf dem letzten der vier Schotterabschnitte attackiert. Er hatte Bernal auf den Zahn gefühlt. Der Kolumbianer ließ ihn erst ziehen, schloss dann auf und war im Sprint auch schneller als Buchmann. Aber der Rest der Favoriten war abgehängt.
“Das war ein wichtiger Tag gestern, an dem einige Favoriten Zeit verloren haben. Und ich habe auf alle, bis auf Bernal, Zeit aufgeholt. Im Gesamtklassement sieht es schon deutlich besser aus. Und man hat auch gesehen, dass ich da vorn dabei bin“, bilanzierte Buchmann zufrieden.
Vergessen sind die weniger guten Vorstellungen der ersten Tage
Es hat sich ausgezahlt, dass der Ravensburger im Frühjahr bereits Bekanntschaft mit dem Schotter der Strade Bianche machte. Wird dieser faszinierende Neoklassiker nun gar zu einem Lieblingsrennen des Bergfahrers?
Da blitzte ein Lächeln auf, das sich auch deutlich durch die Maske bemerkbar machte. “Ich glaube, da gibt es immer noch Fahrer, die das besser können als ich. Da muss man schon etwas explosiver sein“, gab Buchmann ehrlich zu. Aber der Stolz auf das Erreichte war unverkennbar. “Ich denke, ich habe mich gestern gut geschlagen“, fügte er hinzu. Das hat er sicherlich. Und er schöpfte viel Bestätigung aus der Vorstellung. “Also, so wie ich gestern gefahren bin, da muss ich eine gute Form haben“, meinte der 28-Jährige.
Vergessen sind die weniger guten Vorstellungen von der 4. Etappe, als Buchmann 34 Sekunden auf Bernal & Co. verlor, und der 6., auf der 28 Sekunden dazu kamen. Am neunten Giro-Tag, bei der Bergankunft an der einst von Papst Johannes Paul II. oftmals im Urlaub genutzten Skistation von Campo Felice, war Buchmann dann bereits mitten drin im Favoritenfeld.
Am Tag nach dem Ruhetag streckte er dann erstmals selbst die Nase heraus und richtete nach dieser positiven Erfahrung seinen Blick nun erwartungsvoll in die nahe Zukunft. "Jetzt kommen erst die schweren Anstiege, die mir liegen“, sagte er.
Der Zoncolan macht auf Buchmann wenig Eindruck
Konzentriert er sich schon auf Bernal, den derzeit auf jedem Geläuf überlegenen Mann in Rosa? Oder will er erst die Rivalen, die zwischen ihm und dem Kolumbianer liegen, distanzieren? Keines von beidem. “Ich konzentriere mich erst einmal auf mich selber und schaue, dass ich bestmöglich regeneriere und jeden Tag gut fahre. Dann schauen wir einfach, wo ich in ein paar Tagen stehe“, meinte Buchmann.
Am Samstag ruft der Monte Zoncolan, der bei vielen Fahrern Furcht auslösende steile Gigant. Auf Buchmann macht der Zoncolan allerdings wenig Eindruck. “Nein, nicht allzuviel, muss ich sagen. Klar, es ist ein Berg, und am Ende ist er richtig steil, aber auch das muss jeder hoch“, meinte er trocken.
Buchmann wirkt angriffslustig und ist sich seiner Mittel sicher. Nur Bernal ist derzeit wesentlich stärker. Aber mit dem Rest der Konkurrenz kann der Giro-Debütant es aufnehmen: Buchmann ist wieder in der richtigen Spur.