ASO-Direktor Patrice Clerc

"Wir sind auf einem Siegeszug"

Von Pit Weber

Foto zu dem Text "
Foto: Pit Weber

18.07.2008  |  Nach dem Dopingfall Riccardo Ricco stellten sich ASO-Präsident Patrice Clerc und Tour-Direktor Christian Prudhomme den Medien. In der umfunktionierten Messehalle von Narbonne gaben beide zunächst teils pathetische Erklärungen ab (siehe auch das Video) und machten klar, dass sie um die Tour kämpfen wollen.

„Wir sind auf einem Siegeszug. Das ist unsere Botschaft. Wir sind in Führung gegangen. Würden wir glauben, dass wir keine Chance haben, dann würden wir’s machen wie viele andere Sportarten. Augen zu und durch - und hoffen, dass nichts passiert“, rief Clerc den versammelten Medien zu.

Zunächst schilderte der ASO-Chef die Vorgänge vor dem Start der 12. Etappe in Lavelanet. Clerc: „Gegen 12 Uhr passierte gleichzeitig, dass die Polizei am Saunier-Duval-Fahrzeug aufmarschierte und Pierre Bodry, der Präsident der AFLD (franz. Anti-Doping-Agentur) mich anrief und mir mitteilte, dass Riccardo Ricco positiv auf EPO sei. Ricco wurde von der Polizei verhaftet und zum Verhör nach Mirepoix gebracht. Wir besprachen uns mit Saunier Duval. Danach fällte das Team die Entscheidung, seine Fahrer zurückzuziehen.“

Christian Prudhomme ergänzte, wie es dazu kam, dass Saunier Duval nicht mehr antrat: „Wir haben danach mit den Verantwortlichen des Teams Saunier Duval gesprochen. Sie haben den Entschluss alleine gefasst, die Fahrer nicht mehr starten zu lassen. Man kann das als Schuldeingeständnis werten oder nicht. Die nahe Zukunft wird es zeigen (...).

Auf Nachfrage, ob das Team am Doping seines Kapitäns beteiligt sein könnte, ergänzte er: „Ihr Manager Mauro Gianetti ist ein Mann von schlechtem Ruf. Ich weiß nicht, ob sie es organisiert betrrieben haben. Man kann nicht alle Siege in Zweifel ziehen. Aber was ihre Fahrer auf dem letzten Anstieg nach Hautacam gezeigt haben, schien mir doch etwas zu eindrucksvoll zu sein."

Zur Frage, ob Saunier Duval nächstes Jahr wieder bei der Tour starten dürfe, antwortete der Tourdirektor: „Ich weiß es nicht. Sie werden sicher auch ein Problem mit ihrem Sponsor haben.“

Immer wieder betonten beide, wie ernst sie es mit der Säuberung des Radsports meinten. Clerc: „Wir haben gesagt, wir wollen den Kampf gegen Doping. Es wird ein langer und schwieriger Kampf. Die AFLD ist entschlossen, alle Mittel einzusetzen, die sie zur Verfügung hat. Wer reinigen will, muss den ganzen Schmutz wegräumen. Das tun wir gerade.“

Clerc machte auch deutlich, dass den Dopern harte Strafen bis hin zum Gefängnis drohen: „In Frankreich trat vor dem Start der Tour de France ein neues Gesetz in Kraft, dass den Besitz von Dopingmitteln unter Strafe stellt. Das erklärt die Präsenz der Polizei. Es beweist, dass das ganze Land und alle Akteure den Kampf gegen Doping wollen.“

Auch den Tour-Verantwortlichen ist nach dem dritten Dopingfall offenbar klar geworden, dass die „Einzelfall-Theorie" nicht mehr haltbar ist. Clerc: „Wir sehen, dass einige Dumme es immer noch ablehnen, sich an die Regeln zu halten. Das ist nicht wirklich überraschend. Dass wir die Fahrer ausgeschlossen haben, ist das positive Beispiel für unser Engagement gegen Doping. Wir nähern unser immer mehr einer akzeptablen Situation. Ich glaube, das ist eine gute Nachricht für alle sauberen Fahrer, von denen wir viele hier haben. Die große Mehrheit hat sich nichts vorzuwerfen. Wir sind auf einem Siegeszug und dabei den Krieg zu gewinnen, um die Grundlagen für den Wiederaufbau des professionellen Radsports zu schaffen. Auch wenn es noch genügend Sünder gibt, die entfernt werden müssen.“

Zum Schluss bekräftigte Prudhomme, dass die Tour nicht abgebrochen wird. „1904 gab es schon Dopingfälle“, sagte der ehemalige Journalist. „Damals wollte der Renndirektor die Tour absagen, aber daran denken wir heute nicht. Wir kämpfen weiter und werden gewinnen. Doping ist der Feind, nicht eine Sportart und nicht eine Veranstaltung. Die Tour ist ein Monument des Sports. Das geben wir nicht auf.“

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.12.2017Ricco will im Jahr 2023 ins Peloton zurückkehren

(rsn) - Riccardo Ricco will im Jahr 2023 zurück ins Peloton. Das erklärte der inzwischen 34-jährige Italiener, der bis dahin wegen Dopings gesperrt ist, der Gazzetta dello Sport in einem ausführli

18.12.2014Riccò: “Reform-Kommission ist ein Witz“

(rsn) – Riccardo Riccò hat sich abfällig über die Unabhängige Reform-Kommission (CIRC) geäußert, die im Auftrag des Weltverbandes UCI die Dopingproblematik im Radsport untersuchen soll. Der 2

26.06.2013UCI: Keine unterschlagenen Dopingproben bei der Tour 2008

Aigle (dpa) - Eine Unterschlagung von positiven Dopingproben bei der Tour de France 2008 hat es nach Angaben des Radsport-Weltverbandes nicht gegeben. Die UCI wies derartige Anschuldigungen des Italie

31.10.2012CAS verhandelt im Dezember über Riccò-Einspruch

(rsn) – Im Fall Riccardo Riccò wird am 11. Dezember vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS über die Klage des Italieners gegen die 12-jährige Sperre verhandelt, die das Italienische Anti-Do

26.06.2012Ricco klagt beim CAS gegen zwölfjährige Sperre

Lausanne (dapd) - Riccardo Ricco kämpft vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS gegen seinen Doping-Schuldspruch und die damit verbundene zwölfjährige Sperre an. Wie der CAS am Dienstag mittei

21.04.2012Riccó verzichtet wohl auf Einspruch gegen Sperre

Rom (SID) - Riccardo Riccó wird offenbar auf einen Einspruch gegen seine zwölfjährige Dopingsperre verzichten und will ein neues Leben beginnen. Auf Twitter erklärte der 28-

03.02.2012Extremes Winterwetter verhindert Riccò-Anhörung

(rsn) - Riccardo Riccòs Prozess vor dem Anti-Doping-Tribunal des Nationalen Olympischen Komitees von Italien CONI ist verschoben worden. Aufgrund des extremen Winterwetters konnten zwei Gutachter ni

24.01.2012Kroatischer Verband verweigert Riccò die Lizenz

(rsn) – Der kroatische Radsport-Verband hat Riccardo Riccò eine Lizenz verweigert. Das erklärte Enrico Carpani, Sprecher des Radsport-Weltverbandes UCI, gegenüber velonation.com. Carpani reagiert

23.11.2011Riccò: Französisches Gericht bestätigt Bewährungsstrafe

(rsn) – Riccardo Riccò hat in Frankreich eine weitere juristische Niederlage einstecken müssen. Ein Berufungsgericht hat am Dienstag eine zweimonatige Gefängnisstrafe auf Bewährung sowie eine Ge

12.10.2011CONI fordert 12 Jahre Sperre gegen Riccò

(rsn) – Das Nationale Olympische Komitee Italiens (CONI) fordert eine zwölfjährige Sperre gegen Riccardo Riccò. Der 28 Jahre alte Italiener steht unter Dopingverdacht, nachdem er im Februar mit N

12.10.2011Riccò will sich nur ein Eisenpräparat injiziert haben

Modena (dpa) - Der zum wiederholten Mal unter Dopingverdacht stehende Riccardo Riccò soll nach einem Bericht der La Gazzetta dello Sport lediglich eine Transfusion mit einem Eisenpräparat zugegeben

11.10.2011Ricco gibt Bluttransfusion zu

(rsn) – Nach monatelangem Leugnen hat Riccardo Ricco laut italienischen Medien nun doch zugegeben, an sich eine Bluttransfusion vergenommen zu haben. Der Italiener behauptet aber, das sei "nur auf Ã

Weitere Radsportnachrichten

30.04.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

30.04.2025Vor der Alten Oper ein Sprintduell Matthews vs. Nys?

(rsn) – Sprint- gegen Klassikerspezialisten heißt es am 1. Mai wieder, wenn die 62. Auflage von Eschborn-Frankfurt (1.UWT) gestartet wird. Das hessische Traditionsrennen führt über die aus den be

30.04.2025Brennan wandelt in der Romandie auf Sagans Spuren

(rsn) – Matthew Brennan (Visma - Lease a Bike) hat die 1. Etappe der 78. Tour de Romandie (2.UWT) für sich entschieden und mit seinem vierten Sieg bei den Profis seinem Landsmann Samuel Watson (In

30.04.2025Eschborn-Frankfurt: Strecke der 62. Ausgabe fast unverändert

(rsn) – Zur 62. Auflage wechselt der 1.-Mai-Klassiker Eschborn-Frankfurt seinen Startplatz: Während Start und Ziel des Hobby-Events ADAC Velotour im Gewerbegebiet auf den großen Parkplatzflächen

30.04.2025Sprinter oder Ausreißer: Wer gewinnt Eschborn-Frankfurt?

(rsn) - 126 Profis aus 18 Teams stehen am 1. Mai beim Frühjahrsklassiker Eschborn-Frankfurt (1.UWT) am Start, einem Rennen, das wie kaum ein zweites ein Kampf zwischen Sprintern und Ausreißern ist.

30.04.2025Landa auch 2026 Edelhelfer von Evenepoel?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

30.04.2025“Ohne unnötiges Risiko“: Evenepoel Prolog-Achter

(rsn) – Remco Evenepoel (Soudal - Quick-Step) legte los wie die Feuerwehr, doch am Ende des 3,4 Kilometer langen Prologs der Tour de Romandie (2.UWT) musste sich der Zeitfahrweltmeister mit dem acht

30.04.2025Dorn bei der Türkei-Rundfahrt wieder im Bergtrikot unterwegs

(rsn) – Im vergangenen Jahr gewann Vinzent Dorn das Bergtrikot der Tour of Turkey (2.Pro). Bei der aktuellen Ausgabe der Rundfahrt ist der Fahrer von Bike Aid auf gutem Weg, diesen Coup zu wiederhol

29.04.2025Highlight-Video des Prologs zur Tour de Romandie

(rsn) – Fast zu schön, um wahr zu sein: Am Montag trainierte Samuel Watson noch in Andorra, als ihn ein Anruf seines Teams Ineos Grenadiers erreichte: Der Brite musste bei der Tour de Romandie eins

29.04.2025Watson schnappt Oliveira den Sieg um drei Zehntel noch weg

(rsn) – Ivo Oliveira (UAE Team Emirates – XRG), der zuletzt beim Giro d’Abruzzo gleich zweimal hatte jubeln können, schien den dritten Saisonsieg schon in der Tasche zu haben. Den aber schnappt

29.04.2025Pogacar im Frühjahr auch bei den Preisgeldern die Nummer eins

(rsn) – Wer viel gewinnt, kann sein Gehalt nochmals aufbessern. Auch hinsichtlich der Preisgelder war Weltmeister Tadej Pogacar (UAE Emirates – XRG) den Konkurrenten bei den Frühjahrsklassikern d

29.04.2025Evenepoel hat keine Lust auf Montmatre-Kopfsteinpflaster

(rsn) – Nachdem er seine verletzungsbedingt kurze Klassikerkampagne mit einem enttäuschenden 59. Platz bei Lüttich-Bastogne-Lüttich beenden musste, hat sich Remco Evenpoel (Soudal – Quick-Step)

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Eschborn-Frankfurt (1.UWT, GER)
  • Radrennen Männer

  • Tour du Bénin (2.2, 000)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Eschborn - Frankfurt U23 (1.2u, GER)
  • GP Vorarlberg p/b Radhaus (1.2, AUT)
  • Tintrio - Omloop van het (1.2, BEL)
  • Cuarta Vuelta Bantrab (2.2, GUA)
  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)