Viertes Zeitfahr-WM-Gold vor Sunweb und BMC

Quick-Step Floors dank Videostudium mit 110 Sachen zum Sieg

Von Eric Gutglück

Foto zu dem Text "Quick-Step Floors dank Videostudium mit 110 Sachen zum Sieg"
Quick-Step Floors bejubelt den Sieg im WM-Teamzeitfahren. | Foto: Cor Vos

23.09.2018  |  (rsn) – Gebannt starrten sechs Männer in Blau vom Hot Seat aus auf den Monitor, der das Renngeschehen übertrug. Als schließlich klar wurde, dass die Titelverteidiger von Team Sunweb nicht an die Bestzeit herankommen würden, brach es aus den Fahrern von Quick-Step Floors heraus. Zum insgesamt vierten Mal hatte die belgische Star-Equipe WM-Gold im Mannschaftszeitfahren errungen und ganz nebenbei den 69. Saisonsieg eingefahren.

Sunweb blieb nach 62,8 Kilometern vom Ötztal nach Innsbruck mit 19 Sekunden Rückstand auf die strahlenden Sieger schließlich nur die Silbermedaille vor dem zweimaligen Titelträger BMC (+0:20). Dahinter rundeten Team Sky (+0:45), Mitchelton-Scott (+0:57), Movistar (+1:32), Trek-Segafredo (+2:04), Bora-hansgrohe (+2:07), CCC Sprandi Polkowice (+2:37) sowie das Team Astana (+2:54) die Top Ten ab.

Im Trikot von Quick-Step Floors sicherte sich auch der Berliner Maximilian Schachmann seine erste Goldmedaille bei den Profis. Sein Teamkollege Niki Terpstra, bei allen vier WM-Titeln der Belgier Teil der Mannschaft, beschrieb das Rennen so: "Es war ein spezieller Parcours, häufig schnell und flach, doch dann kam dieser harte Anstieg gegen Rennmitte. Man kann ein Teamzeitfahren nie perfekt ausführen, aber heute waren wir nahe dran. Wir hatten im Training vor allem die Abfahrt vom Anstieg besichtigt und habe sie mir gestern 100 Mal auf meinem Smartphone nochmal angeschaut. So hatten wir keine Angst, auch nicht vor den Kurven“, so der 34-jährige Niederländer, dessen Team die besagte Abfahrt mit bis zu 110 Stundenkilometern hinuntergerauscht war.

Terpstra verlässt wie Schachmann auch den Rennstall zum Saisonende und konnte sich keinen besseren Abschied vorstellen: "Nach acht Jahren in diesem Team war es das beste Geschenk, dass ich bekommen und geben konnte", so der künftig für Direct Energie fahrende Flandern- und Roubaix-Sieger.

Teamkollege Yves Lampaert ergänzte: “Es ist ein unglaubliches Gefühl. Wir waren nicht die Top-Favoriten aber wir haben eine Menge junge, talentierte Fahrer. An der ersten Zwischenzeit lagen wir etwas zurück, aber am Anstieg konnten wir beschleunigen und in der Abfahrt sind wir absolut Vollgas gefahren. Es ist eine große Genugtuung, denn wir haben speziell für dieses Rennen hart trainiert.“

Michael Matthews, der Team Sunweb auf Rang zwei ins Ziel geführt hatte, suchte im Ziel nach Erklärungen für die letztlich doch deutlich verpasste Titelverteidigung: "Wir hatten die schnellste Zeit am Anstieg und waren dort superschnell. Vielleicht haben wir da etwas zu viel Kraft gelassen. Das müssen wir uns im Nachhinein anschauen mit unseren Powerdaten, was da genau passiert ist. Aber jeder hat sein Bestes gegeben und sich bis ins Ziel total leergefahren. Mehr kann man nicht verlangen", zeigte sich der Australier mit der Silbermedaille nicht unzufrieden.

Enttäuscht war man beim Team BMC, das nach starken Vorstellungen in dieser saison als Top-Favorit ins Rennen gegangen war. "Es war die letzte WM im Mannschaftszeitfahren und einer unserer letzten Auftritte als Team BMC, da hätten wir gern gewonnen. Die anderen waren heute aber besser. Das Leben geht weiter", nahm der Schweizer Stefan Küng die Niederlage in einer ersten Reaktion sportlich.

Nicht wie gewünscht lief es auch beim ambitioniert gestarteten Team Katusha-Alpecin. Nachdem die Männer in Rot an der ersten Zwischenzeit noch mit 27 Sekunden Rückstand auf Rang sechs gelistet wurden, waren es an der zweiten Zwischenzeit schon 1:06 Minuten und Rang sieben. Unmittelbar hinter der zweiten Zwischenzeit sprang jedoch Nils Politt die Kette ab. Da Katusha-Alpecin nur noch zu viert unterwegs war und der vierte Mann für die Zeitnahme entscheidend ist, mussten die Mannschaftskollegen auf den Hürther warten und verloren so viel Zeit. Am Ende reichte es für Tony Martin & Co. nur zu Rang elf.

"Ich hatte oben am Berg einen Defekt. Die Kette hatte sich zwischen Rahmen und Kettenblättern verfangen und ich musste das Rad wechseln", sagte Politt zu radsport-news.com. "Das hat wertvolle Zeit gekostet und die Moral war runter. Wir sind in den letzten Kilometern nicht mehr auf Speed gekommen." Das bestätigt auch Tony Martin gegenüber radsport-news.com: "Nach dem Defekt war das Rennen gelaufen. Wir haben die Motivation und auch die Konzentration verloren, weil wir wussten, dass wir keine Chance mehr auf eine gute Platzierung hatten."

Dagegen lief es für Quick-Step Floors nach Plan. Das Team lag an der ersten Zwischenzeit nach 22,8 Kilometern als Dritte noch gut 13 Sekunden hinter Mitchelton-Scott und deren fünf hinter BMC. Doch die Australier konnten das im flachen ersten Teil vorgelegte Tempo im 4,6 Kilometer langen und sieben Prozent steilen Anstieg von Kematen nach Axams nicht halten, wogegen Terpstra, Schachmann & Co. nicht nachließen.

Team Sunweb legte besonders im zweiten Drittel zu und fuhr am zweiten Messpunkt am Ende des Anstiegs nach 44,8 Kilometern in Axams von Rang fünf vor an die Spitze, allerdings nur eine Sekunde vor Quick-Step Floors und deren drei vor BMC. Doch in der Abfahrt machte sich das Videostudium der Belgier bemerkbar, so dass der Titel letztlich recht deutlich an Quick-Step Floors ging.

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.12.2018Sport-Business-Gold für Innsbruck 2018

(rsn) - In sechs Kategorien wurde am vergangenen Dienstag im Haus des Sports in Wien erstmals der VICTOR, der Sport Business Preis 2018 vergeben. Die Straßen-WM 2018 in Innsbruck-Tirol wurde dabei al

06.11.2018Valverdes Äußerungen sind eines Weltmeisters unwürdig

(rsn) – Als Alejandro Valverde in Innsbruck nach zwölf vergeblichen Anläufen die Ziellinie eines WM-Straßenrennens als Erster überquerte, habe ich im ersten Moment Freude verspürt. Es ist immer

27.10.2018Weltmeister Valverde gewinnt auch das “Goldene Rad“

(rsn) - Weltmeister Alejandro ist als dritter Spanier nach Miguel Indurain und Alberto Contador mit dem Vélo d´Or (Goldenes Rad) ausgezeichnet worden. Mit dem Preis belohnt die französische Fachzei

07.10.2018Straßen-WM 2022 findet in Australien statt

(rsn) - Die Straßen-Weltmeisterschaften 2022 werden in Australien ausgetragen. Wie der nationale Radsportverband bekanntgab, wird die Stadt Wollongong im Bundesstaat New South Wales die Welttitelkäm

04.10.2018Zu wenig Gehalt: Spaniens Nationalcoach droht mit Rücktritt

(rsn) - Nur wenige Tage nach Alejandro Valverdes WM-Triumph hat Spaniens Nationalcoach Javier Minguez mit seinem Rücktritt gedroht. Wie der 69-Jährige der Nachrichtenagentur Europa Press erklärte,

02.10.2018Valverde macht noch bis zu den Spielen von Tokio weiter

(rsn) - Alejandro Valverde ist mit dem Gewinn des Weltmeistertitels am Ziel seiner Träume. Ans Aufhören denkt der Spanier trotz seiner 38 Jahre aber noch nicht: Valverde will noch bis 2020 als Profi

02.10.2018Zeitfahrweltmeisterin van Vleuten erfolgreich am Knie operiert

(rsn) - Die im WM-Straßenrennen der Frauen gestürzte Annemiek van Vleuten ist am Montag erfolgreich an ihrem gebrochenen Schienbeinkopf (Tibia) operiert worden und wird mindestens vier Wochen eine S

02.10.2018Tritt Walscheid in Kittels und Degenkolbs Fußstapfen?

(rsn) - Immerhin schon vier Siege gelangen dem Team Sunweb beim Münsterland Giro. Die allerdings holten sich drei Deutsche, die längst nicht mehr für den Rennstall von Manager Iwan Spekenbrink fahr

02.10.2018Kennaugh: “Es war viel schwerer, als ich erwartet hatte“

(rsn) - Nicht die hoch gehandelten Zwillingsbrüder Adam und Simon Yates waren im WM-Straßenrennen von Innsbruck die britischen Trümpfe. Vielmehr war der etatmäßige Edelhelfer Peter Kennaugh für

01.10.2018Evenepoel war die Entdeckung der WM 2018

(rsn) - Alejandro Valverde hat mit sieben Medaillen in den letzten 15 Jahren WM-Geschichte geschrieben. Möglicherweise wird im großen Radsportbuch das Kapitel des 38-Jährigen mit dem ersehnten Gewi

01.10.2018Perfekt, aber auch nachhaltig?

(rsn) – Volksfeststimmung im österreichischen Radsport war es definitiv, die wir in den letzten neun Tagen in der Tiroler Landeshauptstadt erleben durften. Selbst als Österreicher, der viel bei na

01.10.2018WM-Podcast: Holzmedaille für den “Fahrer der Saison“

(rsn) - Im letzten Podcast zur Straßen-WM von Innsbruck wirft Lukas Kruse mit Felix Mattis und Peter Maurer einen Blick zurück auf die Straßenrennen der Frauen und Männer, die beide mit Favoritens

Weitere Radsportnachrichten

19.04.2024Im Chaos-Finale fahren Malmberg, Röber und Paluta in die Top 10

(rsn) - Auch im chaotischen Finale der 2. Etappe von Belgrade Banjaluka (2.2) waren die drei deutschen Kontinental-Teams vorne mit dabei. Während der Däne Matias Malmberg (Maloja Pushbikers) und Do

19.04.2024Lopez wehrt alle Angriffe ab und gewinnt Tour of the Alps

(rsn) – Juan Pedro Lopez (Lidl – Trek) kam am Schlusstag der 47. Tour of the Alps (2.Pro) nicht mehr in Schwierigkeiten. Der Spanier selbst hat auf dem schweren letzten Teilstück seine Kontrahent

19.04.2024Die Strecke des vierten Monuments: Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum 110. Mal findet am Sonntag Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) für die Männer statt – die Frauen bestreiten ´La Doyenne´ dagegen erst zum achten Mal. Die Strecke hat sich für beide

19.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

19.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

19.04.2024Kehrt der Intergiro bei der Italien-Rundfahrt zurück?

(rsn) - Auf einigen der von der RCS veröffentlichen Profilen der Italien-Rundfahrt taucht der Intergiro zum ersten Mal seit 2005 wieder auf. Der Intergiro ist eine Sonderwertung, bei dem die Zeit all

19.04.2024Skjelmose erklärt seine Unterkühlung beim Flèche Wallonne

(rsn) - "Skjelmose wird hier gerade vom Rad getragen und ist vollkommen am Zittern. Komplett kalt. Komplett im Arsch", hieß es nach einem Augenzeugenbericht unseres Mannes vor Ort am Mittwoch in unse

19.04.2024Querfeldeinstar Kuypers steigt auf und gibt Debüt in Lüttich

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

19.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

18.04.2024Steinhauser: Giro-Test mit Prädikat sehr gut

(rsn) – Den Feinschliff für sein Grand-Tour-Debüt holt sich Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) derzeit bei der 47. Tour of the Alps (2.Pro). In wenigen Wochen geht es für den Allgäue

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour of the Alps (2.Pro, ITA)
  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)