Das Vuelta-Podium durcheinandergewirbelt

Dem Ruhetag folgte der Contador-Sturm

Foto zu dem Text "Dem Ruhetag folgte der Contador-Sturm"

Alberto Contador ließ seiner Freude freien Lauf Foto: ROTH

05.09.2012  |  (rsn) - Nach dem zweiten Ruhetag ist ein Contador-Sturm über die Vuelta hinweggezogen, der das Podium komplett durcheinanderwirbelte. Auf der 17. Etappe - wohl die einfachste der vielen Bergankünften - holte Alberto Contador (Saxo Bank - Tinkoff Bank) zum frühen Schlag aus, attackierte bereits 50 Kilometer vor dem Ziel, distanzierte den Gesamtführenden Joaquin Rodriguez (Katusha) und übernahm nach seinem beeindruckenden Solo-Sieg das Rote Trikot. Auch Alejandro Valverde (Movistar) konnte in der Gesamtwertung noch an Rodriguez vorbeiziehen.

Das Augenmerk der Klassementfahrer war nach dem zweiten Ruhetag eigentlich bereits auf den Samstag gerichtet, wo die letzte schwere Bergankunft, der Bola del Mundo, ansteht. Doch so lange wollte Contador nicht warten. Deshalb stürmte er bereits nach 135 von 189 Kilometern am Collada de Hoz (Kat. 2) los. Er schüttelte nach und nach seine Begleiter der Ausreißergruppe ab und siegte letztlich als Solist an der Bergankunft Fuente Dé (Kat. 2). Während Contador im Ziel bereits jubelte, befand sich der überraschte und ausgelaugt wirkende Rodriguez noch auf der Strecke und kam als Zehnter erst 2:38 Minuten hinter dem Tagessieger ins Ziel.

"Das habe ich heute instinktiv gemacht. Ich glaube, der Tag hat einige geschockt. Ich bin wie Kamikaze gefahren, dabei hatte ich nicht mal meinen besten Tag", so Contador.

Rodriguez fiel in der Gesamtwertung nicht nur hinter Contador sondern auch hinter Valverde zurück, der mit sechs Sekunden Rückstand die erste Verfolgergruppe ins Ziel führte. Die Plätze drei und vier belegten zeitgleich der Kolumbianer Sergio Henao (Sky) und der Spanier Gorka Verdugo (Euskaltel). Fünfter wurde der Italiener Rinaldo Nocentini (Ag2r/ +0:19). Contador geht mit 1:52 Minuten Vorsprung auf Valverde in die 18. Etappe. Rodriguez hat bereits 2:28 Minuten Rückstand. Dahinter blieb alles beim Alten. Chris Froome (Sky) behält Platz vier ebenso wie Dani Moreno (Katusha), Robert Gesink und Laurens ten Tam (beide Rabobank) die Plätze fünf bis sieben.

Dass sich auf der in Santander gestarteten Etappe einiges tun würde, war schon früh klar. Von Beginn an wurde ein extrem hohes Tempo angeschlagen, fast 49 km/h in der ersten Stunde. Gruppen wurden zunächst nicht ziehen gelassen, so dass auch eine Formation um Tony Martin (Omega Pharma - Quickstep) schnell wieder gestellt wurde. Nach etwa 55 Kilometern folgte die erste Schrecksekunde für Rodriguez, denn eine Gruppe um Contador und Valverde hatte sich abgesetzt. Das konnte der Katalane mit Hilfe seiner Katusha-Mannschaft noch neutralisieren.

Als sich dann eine zehn Fahrer starke Gruppe um den Italiener Alessandro Ballan (BMC) und die Niederländer Lars Boom (Rabobank) und Niki Terpstra (Omega Pharma Quickstep) vom Feld absetzte und schnell zwei Minuten Vorsprung herausfahren konnte, schien alles seinen gewohnten Gang zu nehmen. Doch dem war nicht so.

Bereits im Collada de Hoz (Kat. 2) nach 135 Kilometern war die Ausreißergruppe wieder in greifbarer Nähe. Sie wuchs nach weiteren Attacken aus dem Feld auf knapp 30 Mann an.

In dieser undurchsichtigen Phase setzte Contador seine Attacke und fuhr in die Spitzengruppe, in der auch drei seiner Teamkollegen waren, vor. Zunächst konnten Rodriguez, Valverde und Co. ihren Rückstand bei 15 Sekunden halten. Als Contador dann in einer gut besetzten Gruppe, bestehend aus etwa 15 Fahrern, seinen Platz gefunden und mit Valverde einer der Klassementfahrer in der Verfolgergruppe auch noch Defekt hatte, wuchs der Vorsprung rapide an.

Nach 160 Kilometern lag bereits über eine Minuten zwischen der Contador- und der Rodriguez-Gruppe, in der nur noch Alberto Losada als Helfer des Gesamtführenden vertreten war. Zu Beginn des knapp 20 Kilometer langen und im Schnitt 3,6 Prozent steilen Schlussanstiegs waren es sogar zwei Minuten. Zu diesem Zeitpunkt war nur noch der Italiener Paolo Tiralongo (Astana) an Contadors Seite und kurz darauf schüttelte der Madrilene auch noch seinen italienischen Freund und Ex-Teamkollegen ab.

In der Verfolgung schwächelte Rodriguez immer mehr, so dass er auch noch von Valverde attackiert und abgehängt wurde. Mit der Hilfe seiner Teamkollegen Benat Intxausti und Nairo Quintana, die ursprünglich zur Spitzengruppe gezählt hatten und sich dann zu ihrem Kapitän zurückfallen ließen, kam Valverde immer näher an den Solisten Contador heran. Letztgenannter konnte aber - 20 Minuten vor dem schnellsten errechneten Schnitt - doch noch sechs Sekunden ins Ziel retten und den Vuelta-Doppelcoup perfekt machen.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

14.09.2012Martin: "Ich glaube nicht an den Fluch des Regenbogentrikots"

Leipzig/Valkenburg (dapd) - Mit der Zielsetzung von zwei Medaillengewinnen geht Tony Martin (Omega Pharma-QuickStep)in die am Sonntag beginnende Straßen-WM. Im dapd-Interview erklärt der Zeitfahrwel

12.09.2012Argos-Shimano mit Gretsch und Kluge im WM-Teamzeitfahren

(rsn) – Mit den beiden Deutschen Patrick Gretsch und Roger Kluge tritt der niederländische Zweitdivisionär Argos-Shimano am Sonntag im 53,2 Kilometer langen WM-Teamzeitfahren von Sittard/Geleen na

11.09.2012Contador kommt auf sieben Grand Tour-Siege

(rsn) – Offiziell hat Alberto Contador (Saxo Bank – Tinkoff Bank) in seiner Karriere bisher fünf große Rundfahrten gewonnen. Als der 29 Jahre alte Spanier am Sonntag in Madrid die Ziellinie übe

10.09.2012Contador fulminant, aber nicht immer in Bestform

(rsn) – Beim Giro d’Italia war es Ryder Hesjedal (Garmin-Sharp), der Joaquim Rodriquez (Katusha) im abschließenden Zeitfahren der Rundfahrt noch vom Siegessockel herunterstieß. Bei der Vuelta a

10.09.2012Degenkolb: Der fünfte Coup war Kopfsache

(rsn) – Mit seinem fünften Etappensieg hat John Degenkolb (Argos-Shimano) am Sonntag einen neuen Vuelta-Rekord aufgestellt. Kein Deutscher war bisher im Verlauf einer Spanien-Rundfahrt erfolgreiche

09.09.2012Contador: "So emotional wie Comeback nach Gehirn-OP"

Düsseldorf/Madrid (dapd/rsn) - Alberto Contador (Saxo Bank-Tinkoff Bank), Alejandro Valverde (Movistar) und Joaquim Rodriguez (Katusha) haben die 67. Vuelta a Espana zu einer rein spanischen Angeleg

09.09.2012Degenkolb mit langem Sprint zum fünften Coup

(rsn) – Es war noch mal eine echte Energieleistung, die John Degenkolb (Argos-Shimano) zum Abschluss der 67. Vuelta a Espana zeigte. Mit einem langen Sprint ließ der Erfurter nach 115 Kilometern be

09.09.2012Musste diese Quälerei sein?

So abgekämpft, müde und am Ende ihrer Kräfte hat man Rad-Profis selten gesehen. Ohne die Hilfe ihrer Betreuer wären einige am Samstag nach  Überquerung der Ziellinie auf dem Bola del Mundo (2247

09.09.2012Tony Martin: Vuelta-Ausstieg aus Erholungsgründen

Madrid (dapd). Der deutsche Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin hat seinen Ausstieg bei der 67. Spanien-Rundfahrt mit der Vorbereitung auf die am 16. September beginnende Straßenrad-WM in Valkenburg beg

09.09.2012Contador: "Ich hatte immer Vertrauen zu mir"

(rsn) – Ob mit Alberto Contador (Saxo Bank – Tinkoff Bank) auch der stärkste Fahrer die 67. Vuelta a Espana gewonnen hat, darf diskutiert werden. Letztlich sicherte sich der Madrilene dank eines

09.09.2012Simon Clarke: Jede Gelegenheit genutzt

(rsn) - Simon Clarke (Orica-GreenEdge) hat Radsportgeschichte geschrieben. Als zweiter Australier sicherte sich der 26-Jährige das Bergtrikot einer der drei großen Grand-Tours. Das schaffte vorher n

08.09.2012Contador taumelt zum Vuelta-Sieg

(rsn) - Alberto Contador (Saxo Bank - Tinkoff Bank) geriet auf den letzten beiden steilen Kilometern der Bergankunft am Bola del Mundo mächtig ins Wanken. Weder dem Angriff von Joaquim Rodriguez (Kat

Weitere Radsportnachrichten

27.03.2024Nach Van-Aert-Crash: Kanarieberg hat bei Klassikern wohl ausgedient

(rsn) – Positionskampf bei Höchstgeschwindigkeiten, auf breiter Straße abschüssig in Richtung Ronse: Das waren die Bilder, die die flämischen Klassiker auf der N48 in der Anfahrt zum engen Recht

27.03.2024Teamchef Stam bestätigt: Vollering verlässt SD Worx

(rsn) – Demi Vollering wird SD Worx – Protime nach der Saison 2024 verlassen. Das bestätigte Sportdirektor Danny Stam am Mittwochmittag gegenüber GCN. "Ja, das ist definitiv sicher", sagte der N

27.03.2024Rennarzt-Wagen baut Unfall mit Soudal-Teamfahrzeug

(rsn) – Der Unfall zweier wichtiger Begleitfahrzeuge im Männerrennen von Dwars door Vlaanderen hat am Mittwoch für eine halbstündige Unterbrechung des Frauenrennens gesorgt. Da die Frauen hinter

27.03.2024Van Aert erleidet beim Dwars-door-Vlaanderen-Crash multiple Brüche

(rsn) – Die Ronde van Vlaanderen wird am Sonntag ohne ihren großen Lokalmatador Wout Van Aert (Visma – Lease a Bike) über die Bühne gehen. Der 29-jährige Belgier war am Mittwoch bei Dwars doo

27.03.2024Politt entgeht mit Glück van Aerts Sturz bei Dwars door Vlaanderen

(rsn) – Zweimal landete Nils Politt (UAE Team Emirates) schon in den Top Ten bei Dwars door Vlaanderen, diesmal schrammte er mit dem zwölften Rang knapp vorbei. Angesichts des schweren Sturzes gut

27.03.2024Küng: “Mehr als Platz zwei wäre nicht möglich gewesen“

(rsn) – Immer gut dabei war Stefan Küng (Groupama – FDJ) bei seinen Renneinsätzen in diesem Frühling, aber ein richtig zählbares Ergebnis fehlte dem Schweizer bislang noch. Doch mit seinem dr

27.03.2024Vos gewinnt Dwars door Vlaanderen und feiert 250. Sieg

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat die siebte Austragung von Dwars door Vlaanderen (1.Pro) gewonnen. Nach Platz 3 im Vorjahr setzte sie sich im Zweiersprint gegen Shirin van Anrooij (

27.03.2024Visma feiert mit Jorgenson, muss aber Van-Aert-Aus verschmerzen

(rsn) – Obwohl Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike) die 78. Ausgabe von Dwars door Vlaanderen als Solist gewonnen hat, verlebte seine Mannschaft einen schwarzen Tag. Wout van Aert (Visma – Le

27.03.2024Van Aert und Stuyven nach Sturz bei Dwars door raus

(rsn) – Ein Sturz an der Spitze des Hauptfeldes hat für ein großes Favoritensterben bei Dwars door Vlaanderen (1.UWT) gesorgt. 67 Kilometer vor dem Ziel erwischte es auf breiter Straße bei trocke

27.03.2024Steimle vor Dwars door Vlaanderen: “Sonst wären Zweifel aufgekommen“

(rsn) – Ganz verarbeitet hatte Jannik Steimle die Enttäuschung seines letzten Rennens auch am Start von Dwars door Vlaanderen noch nicht. “Mit meiner Leistung war ich sehr zufrieden“, sagte der

27.03.2024Degenkolb: “Von Anfang bis Ende durchgeraced“

(rsn) – Vor dem Start von Dwars door Vlaanderen (1.UWT), dem letzten Härtetest vor der Flandern-Rundfahrt, hat RSN mit einigen Profis aus dem Feld gesprochen. Zu den Bedingungen, Taktiken, Favorite

27.03.2024Decathlon – AG2R entlässt Bonnamour nach “Anomalien“

(rsn) – Franck Bonnamour ist seit dem 25. März arbeitslos. Zunächst hatte der Franzose über die sozialen Netzwerke selbst mitgeteilt, dass er von Decathlon – AG2R La Mondiale “mit sofortiger

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine