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19.08.2025 | (rsn) – Die Vuelta a Espana 2025 startet in ihrer 90-jährigen Geschichte erstmals in Italien. Für das Piemonte ist es aber bereits der dritte Grand-Tour-Start in zwei Jahren nach Tour de France und Giro d’Italia 2024.
Erstmals seit 2020 beginnt die Vuelta außerdem mit einer Massenstartetappe, die den Sprintern eine Chance auf das Rote Trikot bietet. Danach folgen früh die Berge. Das zweite Teilstück endet in Limone, auf Etappe 4 werden die Alpen überquert, bevor die Rundfahrt mit einem Mannschaftszeitfahren rund um Figueres nach Spanien zurückkehrt. Dann warten auch schon die Pyrenäen mit Bergankünften in Pal/Andorra und Cerler. In der zweiten Woche stehen zudem der schwere Angliru und auch die Bergankunft in Alto de Farrapona auf dem Programm.
In der Schlusswoche drei folgen weitere harte Bergetappen, darunter Alto de El Morredero und das einzige Einzelzeitfahren auf Etappe 18. Der letzte große Prüfstein für die Gesamtwertung ist die Bola del Mundo, bevor das Rennen in Madrid mit einer Sprintankunft endet. Insgesamt misst die Strecke 3.180 Kilometer und führt durch vier Länder.
Detaillierte Informationen zu jeder einzelnen Etappe gibt es per Klick auf die Überschriften.
Die Vuelta 2025 startet erstmals in Italien, genauer gesagt in Turin. Das Profil ist fast durchgehend flach, die Straßen sind breit und die wenigen Höhenmeter stellen keine ernsthafte Hürde dar. Eine Bergwertung der dritten Kategorie nach rund 70 km ist die einzige nennenswerte Schwierigkeit. Für die Sprinter bietet sich eine seltene Gelegenheit, das rote Trikot zu gewinnen. An der Zielgerade in Novara können sich die Zuschauer auf einen Massensprint freuen.
Bereits die 2. Etappe führt in die Berge. Nach einem weitgehend flachen Anfang endet die Strecke mit dem 10 Kilometer langen Anstieg nach Limone Piemonte, der aber durchschnittlich "nur" fünf Prozent steil ist. Das Feld dürfte sich hier allerdings allmählich verkleinern, sodass sowohl ein Sprint einer reduzierten Gruppe als auch späte Attacken möglich sind. Für die Gesamtwertungskandidaten ist es die erste Chance die Form in den Bergen zu testen. Limone ist eine der insgesamt zehn Bergankünfte der Vuelta. Sie ist zwar nicht die härteste, dennoch kann sie erste Schwächen offenbaren und wahrscheinlich das rote Trikot neu vergeben.
Am letzten Tag in Italien stehen hügelige 134,6 Kilometer auf dem Programm. Mehrere Anstiege, darunter ein Mittelteil-Anstieg der Kategorie 2, machen die Etappe ideal für Ausreißer. Das kurvige Terrain mit kurzen Abfahrten und der 2,6 Kilometer lange Schlussanstieg nach Ceres sollten für Spannung sorgen. Für die Gesamtwertungskandidaten geht es vor allem darum, sturzfrei durchzukommen und keine Zeit zu verlieren. Ceres war bereits 2023 Etappenziel beim Giro Donne, damals gewann Antonia Niedermaier (Canyon - SRAM - zondacrypto) nach einer spannenden Etappe als Ausreißerin.
Zwei Alpenpässe und ein Finale für Sprinter
Das vierte Teilstück der Vuelta 2025 startet erneut in Italien und überquert gleich zwei Alpenpässe, den Col de Montgenèvre (2.Kat.) und den Col du Lautaret (2.Kat.). Beide Anstiege sind lang, aber moderat, sodass kletterstarke Sprinter mithalten können. Danach folgen rund 130 Kilometer auf französischen, überwiegend flachen oder abfallenden Straßen bis ins Ziel in Voiron. Damit dürften es Ausreißer schwierig haben und ein Massensprint wahrscheinlicher sein.
Ein Kampf gegen die Zeit in der Stadt der schmelzenden Uhren.
Nach zweijähriger Grand-Tour-Pause steht auf der 5. Etappe der Vuelta wieder ein Mannschafszeitfahren an. Auf 24,1 sehr flachen Kilometern führt der Kurs rund um Figueres. Teams mit starken Zeitfahrern haben hier die Chance, nicht nur die Etappe zu gewinnen, sondern auch das rote Trikot zu übernehmen. Für die Klassementfahrer ist es ein Tag, an dem man nicht unbedingt die Vuelta gewinnen, aber sie durchaus verlieren kann.
Die erste Prüfung im Hochgebirge
Die Vuelta erreicht zum ersten Mal das Hochgebirge. Auf dem Weg von Olot nach Pal in Andorra warten fast 3500 Höhenmeter auf die Fahrer. Nach einem frühen Anstieg zum Collada de Sentigosa (3. Kat.) gibt es am langen Collada de Tosses (1. Kategorie) und am Alto de La Comella (2. Kat.) Bonussekunden. Das Finale führt zehn Kilometer bergauf nach Pal. Die Kombination aus Länge und Steigung verspricht erste Abstände unter den Gesamtwertungskandidaten und einen echten Test für die Favoriten.
90er Jahre Feeling am Anstieg nach Cerler“
Die Pyrenäen bestimmen erneut das Geschehen, dieses Mal im spanischen Teil. Nach dem Port del Cantó, der das Feld früh sortiert, warten noch drei weitere Berge. Das Finale führt nach Cerler, die erste Hälfte bietet teilweise sehr steile Rampen, im Schlussteil flacht der Anstieg etwas ab. Nach fast 190 Kilometern und über 4.000 Höhenmetern wird sich hier erneut zeigen, wer die Kandidaten für die Gesamtwertung der Rundfahrt sind.
Nach zwei schweren Tagen in den Pyrenäen geht es in die Ebenen Aragóns. Die Strecke von Monzón nach Zaragoza verläuft überwiegend flach und breit; ideal für die Sprinterteams und eher schlecht für die Ausreißer. Offene Landschaften und der Wind könnten deren Chancen aber dennoch erhöhen. Die Zielankunft in Saragossa führt über breite Boulevards, ein Sprint aus dem Hauptfeld ist das wahrscheinlichste Szenario, solange kein Ausreißer dem schnellen Mann ein Schnippchen schlägt.
Leichter Berg, große Chancen für die Flucht
Der 9. Tag hat das Profil einer klassischen Vuelta-Etappe. Nach rund 180 Kilometern auf flachen und welligen Straßen folgt ein Anstieg zur Skistation Valdezcaray. Mit durchschnittlich fünf Prozent Steigung ist das Finale moderat, für Klassementfahrer vielleicht zu leicht. Die lange Anfahrt bietet aber Ausreißern Chancen, früh zu attackieren. Entscheidend wird, ob die Favoriten ernst machen oder kontrolliert ins Ziel rollen. Valdezcaray ist ein Klassiker der Vuelta: 2012 gewann Simon Clark hier seine erste Etappe als Ausreißer, zwei Sekunden vor Tony Martin.
Nach dem ersten Ruhetag geht es von Navarra tief in die Pyrenäen. Die Strecke beginnt wellig, ehe im Mittelteil mehrere Anstiege für Bewegung sorgen könnten und Ausreißergruppen Chancen eröffnen. Das Finale führt über knapp zehn Kilometer hinauf nach El Ferial Larra Belagua an der französisch-spanischen Grenze. Mit rund sechs Prozent Steigung ist der Schlussanstieg nicht extrem schwer, doch die Kombination mit den vorherigen Bergen kann für Abstände sorgen. 2023 gewann Remco Evenepoel hier aus einer Fluchtgruppe, auch diesmal könnte die Etappe wieder den Angreifern gehören, sofern die Favoriten nicht selbst das Tempo hochhalten.
Für die 11. Etappe geht es ins Baskenland und das Profil erinnert stark an einen Frühjahrsklassiker. Rund um Bilbao reiht sich ein giftiger Anstieg an den nächsten; mit Rampen im zweistelligen Prozentbereich und technisch anspruchsvollen Abfahrten. Der Alto del Vivero wird zweimal erklommen, dazu kommt der Alto de Pike kurz vor dem Ziel, was ideal für späte Attacken ist. Puncheure und Klassikerjäger haben hier beste Karten, während die Klassementfahrer aufmerksam bleiben müssen. Mit engen Straßen, enthusiastischen Fans und spektakulärer Kulisse dürfte die Stimmung einem Eintagesrennen gleichen.
Die Etappe beginnt mit dem Puerto del Alisas (2. Kat.) und steuert im Finale auf den Collada de Brenes zu. Der Anstieg der 1. Kategorie bietet Rampen von bis zu 15 Prozent und liegt nur 23 Kilometer vor dem Ziel. Bonussekunden am Gipfel und die schnelle Abfahrt nach Los Corrales de Buelna eröffnen Chancen für Angriffe. Ob Ausreißer oder Klassementfahrer – hier ist beides möglich. Nach 25 Jahren Pause kehrt die Vuelta in den Zielort zurück, wo 1999 Laurent Brochard triumphierte.
Der Angliru krönt die Königsetappe
Die längste und schwerste Etappe der Vuelta 2025 führt über fast 4.000 Höhenmeter, die größtenteils in den letzten 60 Kilometern warten. Nach einer flachen ersten Hälfte stehen mit dem Alto de la Mozqueta und dem Alto del Cordal zwei Anstiege der 1. Kategorie im Weg, bevor der legendäre Angliru das Finale bildet. Der Schlussanstieg ist 12,5 Kilometer lang, im Schnitt über neun Prozent steil und mit Rampen bis zu 23 Prozent einer der brutalsten Berge im Radsport. Hier dürfte sich das Gesamtklassement sehr nachhaltig sortieren .
Ein weiteres Kletterspektakel in Asturien
Ein zweiter schwerer Tag in Asturien folgt direkt auf den Angliru. Nach rund 60 Kilometern beginnt die Kletterpartie mit dem L’Alto Tenebreo und dem Puertu de San Llaurienzu (1. Kat.), ehe die Abfahrt den Weg zum Schlussanstieg freigibt. Der Alto de la Farrapona ist 15 Kilometer lang, im Schnitt 5,9 Prozent steil und wird auf den letzten Kilometern richtig zäh. Nach der Königsetappe dürften die Beine schwer sein, was für eine spannende Etappe sorgen sollte.
In Galizien geht es gleich zu Beginn zur Sache. Der Anstieg zum Alto de Barbeitos (1. Kat.) beginnt direkt nach dem Start und bietet ideale Chancen für frühe Angriffe. Danach bleibt das Profil wellig und kurvig, was die Verfolgung erschwert und Ausreißern in die Karten spielt. Mit rund 3.300 Höhenmetern ist die Etappe für die Sprinter zu schwer und für Klassementfahrer eher zu leicht. 2021 siegte hier Magnus Cort aus einer Fluchtgruppe, ein ähnliches Szenario ist auch diesmal wahrscheinlich.
Nach dem zweiten Ruhetag geht es in Galizien hügelig weiter. Fast 3.500 Höhenmeter sind über viele kurze, steile Anstiege verteilt und die engen Straßen können das Rennen unruhig machen. Der Schlussanstieg nach Mos mit 8,2 Kilometern Länge und durchschnittlich 5 Prozent könnte das Gesamtklassement bewegen, auch wenn die Steigung moderat ist. Ob Ausreißer durchkommen, hängt davon ab, wie sehr die Favoritenteams eingreifen. Oscar Pereiro, Tour-Sieger 2006, der aus der Region stammt, hat die Streckenplanung mitgestaltet.
Ein letzter schwerer Tag in Galizien
Die Vuelta verabschiedet sich aus Galizien mit einem echten Paukenschlag. Nach einem welligen Mittelteil führt das Finale hinauf zum Alto de El Morredero: 8,9 Kilometer mit fast 10 Prozent im Schnitt, dazu Rampen, kurze Plateaus und sogar eine kleine Abfahrt versprechen einige Attacken. 2006 gewann hier Alejandro Valverde, seither war der Berg nicht mehr im Programm. Diesmal wird er als Gradmesser für die Favoriten. Ausreißerchancen bestehen, doch am Schlussanstieg dürfte das Klassement die Regie übernehmen.
Klassischer Kampf gegen die Uhr
Das einzige Einzelzeitfahren der Vuelta führt über 27,2 flache Kilometer durch Valladolid. Der Kurs ist technisch mit vielen Richtungswechseln und Kreisverkehren. Erst auf den letzten sieben Kilometern können die Fahrer richtig Tempo machen. Zeitfahrspezialisten bekommen hier ihre große Chance auf einen Etappensieg, doch auch für die Gesamtwertung wird es ein wichtiger Tag. Zeitverluste von bis zu anderthalb Minuten sind denkbar und ein spannender Faktor kurz vor den finalen Bergetappen.
Sprinterfest in der Schinkenstadt
Vor den letzten großen Bergen steht ein Tag für die Sprinter auf dem Programm. Die Strecke von Salamanca nach Guijuelo ist weitgehend flach, sodass die schnellen Männer ihrer vorletzte Chancen bekommen dürften. Allerdings kann der Wind auf der kastilischen Hochebene das Rennen prägen und für Nervosität im Feld sorgen. Guijuelo, berühmt für seinen Jamón Ibérico, könnte so entweder Schauplatz eines klassischen Massensprints oder einer cleveren Ausreißeraktion werden.
Letzter Akt im Kampf ums Rote Trikot
Die Vuelta steuert mit einer letzten schweren Bergetappe auf ihr Finale zu. Auf 165,6 Kilometern durchqueren die Fahrer die Sierra de Guadarrama und sammeln fast 4300 Höhenmeter. Zweimal geht es über den Puerto de Navacerrada, der zweite Aufstieg ist Teil des finalen Anstiegs zur Bola del Mundo. Auf 12,3 Kilometern klettert das Peloton durchschnittlich mit 8,6 Prozent, maximal werden bis zu 20 Prozent erreicht. Für die Gesamtfavoriten ist dies die letzte Chance, Zeit gutzumachen. Hier wird fast drei Wochen nach dem Start der neue Vuelta-Gesamtsieger gekrönt.
Die traditionelle Schlussetappe führt von Alalpardo nach Madrid und markiert den festlichen Abschluss der Vuelta. Nach drei intensiven Wochen steht der Tag vor allem im Zeichen der Sprinter. Für das rote Trikot ist die Etappe weitgehend zeremoniell, die Gesamtwertung ist entschieden. Die Route führt über die Madrider Vororte ins Zentrum, wo neun Runden absolviert werden.