Argos-Kapitän gewinnt 5. Giro-Etappe

„Sterbender" Degenkolb rettet sich ins Ziel

Foto zu dem Text "„Sterbender
John Degenkolb (Argos-Shimano) gewinnt die 5. Eappe des 96. Giro d´Italia. | Foto: ROTH

08.05.2013  |  (rsn) – Bis zur 5. Etappe Tag des 96. Giro d’Italia musste John Degenkolb warten, ehe es mit dem angepeilten Tagessieg klappte. Nach 203 Kilometer von Cosenza nach Matera setzte sich der 24 Jahre alte Frankfurter In einem spannenden und erneut von einem Sturz überschatteten Finale in einem langen Sprint vor dem Spanier Angel Vicioso (Katusha) und seinem Landsmann Paul Martens (Blanco) durch und feierte seinen ersten Sieg in diesem Jahr.

Als sein Anfahrer Luca Mezgec in der letzten Kurve rund 800 Meter vor dem Ziel auf nassem Untergrund zu Boden ging und mehrere andere Fahrer mit sich riss, konnte Degenkolb gerade so noch ausweichen und sich auf die Verfolgung des einteilten Marco Canola (Bardiani Valvole - CSF Inox) machen. 250 Meter vor dem Ziel war der WM-Vierte am Hinterrad des Italieners und zog von da gleich an Conaola vorbei.

Auf den letzten Metern verließen Degenkolb zwar die Kräfte und Vicioso und Martens kamen immer näher heran, doch mit rund zwei Radlängen Vorsprung konnte sich der Argos-Kapitän ins Ziel retten und seinen sechsten Erfolg bei einer der drei großen Rundfahrten feiern, nachdem er im vergangenen Herbst gleich fünf Vuelta-Etappen gewonnen hatte.

„Mein Anfahrer ist wie ein anderer Fahrer auch gestürzt. Vorne war noch ein Mann von Bardiani. Ich habe mich umgeschaut und hinter mir war nur Viviani. Dann habe ich Vollgas gegeben, um den Bardiani-Fahrer noch einzuholen“, beschrieb Degenkolb das führende, hektische Finale auf ansteigendem Terrain. „Am Ende war mir schwarz vor Augen, ich war so leer“, so der Frankfurter, der nach der Zieldurchfahrt völlig entkräftet zusammen brach.

„Mein Team hat einen tollen Job gemacht. Wir hatten das Selbstbewusstsein und haben Verantwortung übernommen“, lobte der Thüringer seine Helfer, die sich den ganzen Tag immer wieder an der Spitze des Feldes gezeigt hatten.

Vicioso und sein Katusha-Team mussten sich zwar mir Rang zwei begnügen, doch dafür verteidigte der Italiener Luca Paolini sein Rosa Trikot des Gesamtführenden ohne Probleme. Nicht nur an der Spitze, sondern auf den ersten zehn Plätzen der Gesamtwertung gab es keine Änderungen. „Gewinnen ist immer schöner als Zweiter werden, aber das Ergebnis von Vicioso war heute für uns nur Zugabe“, sagte Katushas Sportlicher Leiter Thorsten Schmidt zu Radsport News.

„Unser Augenmerk lag darauf, das Rosa Trikot von Paolini zu verteidigen. Dass es gelang und Vicioso noch Zweiter wurde, ist eine super Ausbeute. Degenkolb hatten wir heute auf der Rechnung, er hat verdient gewonnen“, lobte Schmidt seinen Landsmann.

„Ich bin kein Kamikaze und erst recht nicht im Regen, darum habe ich vor der letzten Kurve eher gebremst als die meisten Sprinter“, schilderte Martens gegenüber Radsport News das Finale. „Mein Gefühl sagte mir, dass sie stürzen würden. Ich bin auf dem Rad geblieben, hatte aber großen Rückstand auf die ersten Fahrer. Ich bin einfach einen extrem langen Sprint gefahren und kam dem ‚sterbenden’ Dege immer näher. Ich habe mich über meinen dritten Platz gefreut, aber vor allem über seinen Sieg. Heute durfte ich auf eigene Kappe fahren, ab morgen bin ich dann wieder Helfer“, fügte der 29-Jährige an.

Als sich das Feld der 206 Profis am späten Vormittag in Cosenza auf den Weg machte, wurde es auf seinem Weg entlang der Küste zunächst noch von der Sonne begleitet. Schon nach drei Kilometern machten sich der Brasilianer Rafael Andriato (Vini Fantini), die beiden Italiener Alan Marangoni (Cannondale) und Stefano Pirazzi (Bardiani Valvole – CSF Inox), der Portugiese Ricardo Mestre (Euskaltel-Euskadi), der Venezolaner Tomas Gil (Androni) und der Niederländer Brian Bulgac (Lotto Belisol) aus dem Staub und fuhren schnell einen komfortablen Vorsprung heraus, der maximal 9:10 Minuten betrug.

Pirazzi gewann zwar die erste von zwei Bergwertungen (4. Kat.) des Tages, verschwand aber nach einem technischen Defekt schnell wieder im Feld. Aus dem Rennen verschwand nach 36 Kilometern der Spanier Pablo Urtasun (Euskaltel-Euskadi), der bereits beim Auftakt in Neapel gestürzt war und sich dabei diverse Verletzungen zugezogen hatte.

Bei der Verfolgung der schließlich nur noch fünf Ausreißer beteiligten sich fast alle Sprintermannschaften, die sich auf den letzten 70 Kilometern ebenso wie die Spitzengruppe durch den nun einsetzende Regenschauer kämpfen musste, der in Zielnähe sintflutartige Ausmaße erreichte.

50 Kilometer vor dem Ziel hatte die vereinten Bemühungen im Feld dafür gesorgt, dass der Vorsprung des Quintetts auf unter fünf Minuten gesunken war. Ob Orica-GreenEdge, Omega Pharma-Quick-Step, Argos-Shimano oder Movistar – fast jedes Team mit einem schnellen Mann in seinen Reihen beteiligte sich an der Verfolgungsarbeit, was Paolinis Team in die bequeme Lage brachte, das Geschehen aus der zweiten Reihe zu beobachten.

Dagegen trug in der Anfahrt zum Montescaglioso (4. Kat.), dem zweiten und letzten kategorisierten Berg des Tages eindeutig Argos-Shimano die Hauptlast der Nachführarbeit, wogegen von Cavendishs Helfern nichts mehr zu sehen war. Der Rückstand war derweilen 30 Kilometer vor dem Ziel auf nur noch gut 1:30 Minuten zusammengeschrumpft.

Im 6,3 Prozent steilen Montescaglioso rund 22 Kilometer vor dem Ziel hatte das mittlerweile von Movistar angeführte Feld den Fluchtversuch des Quintetts beendet. Pirazzi attackierte im oberen Teil des drei Kilometer langen und bis zu 15 Prozent steilen Anstieg, sicherte sich auch den zweiten Bergpreis des Tages und verbesserte sich dadurch auf Platz zwei der Bergwertung.

In der folgenden Abfahrt ließ sich Pirazzi wieder ins Feld zurückfallen. Die neue Spitze bildeten nun der Luxemburger Ben Gastauer (Ag2R) und der Slowene Robert Vrecer (Euskaltel-Euskadi), die mit einem Sekundenvorsprung vor dem Feld fuhren, aus dem unter anderem Cavendish heraus gefallen war. Zurück fiel 14 Kilometer vor dem Ziel auch Uran, der nach einem Defekt das Rad wechseln musste. Es kostete den Olympia-Zweiten von London sieben Kilometer und viel Kraft, um wieder in das deutlich geschrumpfte Feld zurückzukommen – und zwar an der Seite von Thomas Danielson (Garmin-Sharp), der ebenfalls von einem technischen Problem gestoppt worden war.

Derweilen jagte das Feld die beiden Ausreißer, die Verstärkung durch den Dänen Lars Ytting Bak (Lotto Belisol) erhielten. Knapp acht Kilometer vor dem Ziel war das Trio wieder gestellt, kurz darauf versuchte es Hubert Dupond (Ag2R), doch der Franzose wurde an der Drei-Kilometer-Marke eingefangen.

Canola war in der letzten Kurve vorn, gefolgt von Mezgec, der wegrutschte – den Großteil der Etappe hatte es im Zielort teils wolkenbruchartig geregnet - und einige Fahrer mit sich zu Fall brachte oder blockierte. Degenkolb konnte noch bremsen, ging mit dem linken Fuß aus der Pedale und konnte gerade noch einen Sturz vermeiden. Auf den letzten, leicht ansteigenden Metern warf der Argos-Kapitän dann alles in die Waagschale und triumphierte.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.06.2013Majka: Riis hatte Recht mit seiner Prognose

(rsn) - Als vor zwei Jahren Bjarne Riis den jungen Polen Rafal Majka unter Vertrag nahm, wurde er nicht müde, von dem bis dahin eher unbekannten Talent zu schwärmen. "Rafal hat ein riesengroßes

31.05.2013Niemiec schrieb beim Giro polnische Radsportgeschichte

(rsn) – Mit seinem sechsten Gesamtplatz beim Giro d’Italia schrieb Przemyslaw Niemiec polnische Radsportgeschichte. Der 33-jährige Edelhelfer im Dienste der italienischen Mannschaft Lampre-Merida

27.05.2013Mezgec: Degenkolbs Anfahrer nutzt seine Chance

(rsn) – Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick-Step) war der überragende Sprinter des diesjährigen Giro d’Italia. Doch im Schatten des Seriensiegers von der Isle of Man, der alle fünf Massensprints

27.05.2013Evans: Tour-Vorbereitung auf Platz drei beendet

(rsn) – Cadel Evans (BMC) hat seiner Bilanz bei den großen Rundfahrten einen weiteren Podiumsplatz hinzugefügt. Nach seinem Sieg bei der Tour de France 2011, jeweils Rang in den Jahren 2007 und 2

27.05.2013Morabito fährt Giro mit gebrochenem Handgelenk zu Ende

(rsn) - Steve Morabito (BMC) hat sich bei einem Sturz auf der 16. Etappe des Giro d’Italia einen Knöchel im linken Handgelenk gebrochen. Trotzdem fuhr der Schweizer das Rennen zu Ende. „Ich hatte

27.05.2013Uran etabliert sich als Kapitän für die Rundfahrten

(rsn) – Auch ohne den nach der 12. Etappe mit einer Erkältung ausgestiegenen Kapitän Bradley Wiggins zählte das Sky-Team zu den Gewinnern des 96. Giro d’Italia. Zwei Etappensiege, Rang zwei im

27.05.2013Cavendish: „Schon als Kind siegeshungrig“

(rsn) – Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick-Step) hat seiner imposanten Bilanz beim diesjährigen Giro d’Italia weitere Erfolge hinzugefügt. Der Brite gewann nicht nur fünf Etappen, sondern siche

27.05.2013Nibali siegt mit maximaler Unterstützung und minimalem Stress

(rsn) – Bei seiner fünften Giro-Teilnahme hat Vincenzo Nibali (Astana) nicht nur die riesigen Erwartungen der Tifosi erfüllt, sondern seine Tendenz der vergangenen Jahre mit dem ersten Gesamtsieg

26.05.2013Nibali kämpft sich durch Hitze, Dauerregen und Schnee

Brescia (dpa) - Vincenzo Nibali (Astana) hat sich beim 96. Giro d`Italia durch große Hitze, Dauerregen und dichtes Schneetreiben zum größten Triumph seiner Karriere gekämpft. Der 28-jährige Itali

26.05.2013Cavendish beim Giro d´Italia unschlagbar

(rsn) - Mark Cavendish (Omega Pharma - Quick-Step) hat am Schlusstag des 96. Giro d’Italia in Brescia seinen fünften Etappensieg eingefahren und sich außerdem das Rote Trikot des Punktbesten ges

26.05.2013Cavendish und Nibali triumphieren in Brescia

(rsn) – Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick-Step) hat wie erwartet zum Abschluss des 96. Giro d’Italia nochmals zugeschlagen. Der Brite gewann die 21. und letzte Etappe über 197 Kilometern von Rie

26.05.2013Betancur holt sich mit Energieleistung das Weiße Trikot zurück

(rsn) – Vincenzo Nibali (Astana) wird voraussichtlich den 96. Giro d’Italia gewinnen – aber zu den großen Gewinnern dieser Italien-Rundfahrt zählen auch die Kolumbianer, die der Italien-Rundfa

Weitere Radsportnachrichten

02.05.2024Offiziell bestätigt: Red Bull wird zur Tour als Titelsponsor sichtbar

(rsn) – Das deutsche WorldTeam Bora – hansgrohe wird ab der kommenden Tour de France (29. Juni - 21. Juli) als Red Bull – Bora – hansgrohe unterwegs sein. Das gab Manager Ralph Denk am Donners

02.05.2024Vollering hängt an erster Bergankunft die Konkurrenz ab

(rsn) – An der ersten Bergankunft der 10. Vuelta Femenina hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) ihre Konkurrentinnen in Grund und Boden gefahren und mit ihrem ersten Saisonsieg auch das Rote Trik

02.05.2024Im dritten Anlauf klappt es für Bike Aid mit dem Gelben Trikot

(rsn) – Im dritten Anlauf hat es für Yoel Habteab (Bike Aid) mit dem Gelben Trikot bei der Tour du Bénin geklappt. Nachdem ihm die Jury an den ersten beiden Tagen das Führungstrikot jeweils nach

02.05.2024Buchmann zur Giro-Ausbootung: “Komische Begründung“

(rsn) - Bis Ende des Jahres steht Emanuel Buchmann noch bei Bora – hansgrohe unter Vertrag. Ob er verlängert wird, scheint zumindest in diesem Moment nicht sicher. Mit großer Verärgerung tritt de

02.05.2024Arkéa - B&B Hotels verlängert vorzeitig mit Costiou

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

02.05.2024Pogacar thront bei seiner Premiere über allen

(rsn) – Auf dem Papier scheint der 107. Giro d’Italia schon entschieden, noch bevor am Samstag in Venaria Reale nördlich von Turin der Startschuss fällt. Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) ist de

02.05.2024Zu Ehren des Sponsors: Intermarché in speziellem Giro-Trikot

(rsn) – Im dritten Jahr in Folge wird Intermarché - Wanty nicht in seinem Standard-Outfit zum Giro d´Italia antreten. Bei der am 4. Mai beginnenden 107. Ausgabe der Italien-Rundfahrt will das belg

02.05.2024Krieger und Mayrhofer sollen Dainese zum Hattrick pilotieren

(rsn) – Das Team Tudor startet am Samstag in seine erste Grand Tour. Zum 107. Giro d’Italia (4. – 26. Mai) tritt der Schweizer Zweitdivisionär aber mit einem relativ erfahrenen Aufgebot an. Nu

02.05.2024“Underdogs“ Bauhaus und Kanter hoffen auf Giro-Etappensiege

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike), Tim Merlier (Soudal – Quick-Step), Fabian Jakobsen (dsm-firmenich – PostNL), Jonathan Milan (Lidl – Trek), Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck),

02.05.2024Giro d`Italia: Die letzten zehn Jahre im Ãœberblick

(rsn) - Der Giro d`Italia ist traditionell die erste dreiwöchige Landesrundfahrt im Rennkalender, bei der sich immer wieder auch die Deutschen als Etappenjäger hervortaten. Im Jahr 2022 konnte das

02.05.2024Bénin: Jury nimmt Bike Aid das Gelbe Trikot wieder weg

(rsn) – Erneuter Tiefschlag für das Team Bike Aid bei der Tour du Bénin (2.2). Nachdem Yoel Habteab zum Auftakt seinen Etappensieg aberkannt bekommen hatte, weil er und seine Gruppe den Motorräd

02.05.2024Großes Vorschau-Paket: Die Strecke des Giro d´Italia 2024

(rsn) – Sechs Bergankünfte, zwei Einzelzeitfahren, toskanischer Schotter, der Mortirolo, der Stelvio und zum krönenden Abschluss zwei Mal der Monte Grappa – das ist der 107. Giro d´Italia (4. -

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine