Erste Lehren aus den Klassikern

Engelhardt: “Totgesagte leben länger“

Von Tom Mustroph

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Felix Engelhardt (Jayco – AlUla) | Foto: Cor Vos

05.03.2023  |  (rsn) - Felix Engelhardt (Jayco – AlUla), U23-Europameister und eines der zahlreichen jungen deutschen Talente, sammelte bei seinen Klassikerdebüts bei Strade Bianche (1.UWT), Omloop Het Nieuwsblad (1.UWT) und Kuurne-Brüssel-Kuurne (1.Pro) wertvolle Überlebenserfahrungen als Berufsradfahrer.

Mit einem Lächeln stand Engelhardt auf der Piazza del Campo in Siena. Der Sand der Schotterstraßen der Toskana klebte noch fest in seinem Gesicht. Die Augen blickten aber recht munter daraus hervor. “Ja Wahnsinn, die Atmosphäre ist wirklich toll hier. Auch mit dem Wetter haben wir Glück gehabt. Das ist definitiv eines meiner Lieblingsrennen“, sagte er zu radsport-news.com. “Bis jetzt mehr vom Zuschauen her“, schränkte er noch lachend ein. Aber auch nach der  Selberfahrung könnte es sich zu einem solchen entwickeln, blickte der 22jährige Neo-Profi in die Zukunft.

“Prinzipiell, vom Typ her liegt mir das schon. Ich habe jetzt einen etwas ruhigeren Saisonstart gehabt. Es ist nicht ganz die Form da, um hier irgendwie weiter vorne was zu machen, geschweige denn, um den Sieg mitzukämpfen. Aber es ist natürlich von den Erfahrungswerten her wichtig, dabeigewesen zu sein. Gerade bei Klassikern, die so schwierig sind, wo man durch Streckenkenntnis viel Unterschied machen kann, stellt das eine wertvolle Erfahrung dar, hier gefahren zu sein“, meinte er.

“Totgesagte leben länger“

Seine wichtigste Lernerfahrung an diesem ersten Samstag im März? “Immer weiterkämpfen. Bei den Klassikern ist es wirklich extrem, wie oft man zurückkommen kann, dem Team vielleicht noch einmal helfen kann, um nochmal kleine Aufgaben zu erledigen.“ Das war seine Erfahrung schon beim Omloop Het Nieuwsblad - den er im Hauptfeld neben Cracks wie den Ex-Weltmeistern Peter Sagan (TotalEnergies) und Michal Kwiatkowski (Ineos Grenadiers) erreichte - nach Kuurne-Brüssel-Kuurne - wo er früh ausstieg - und nach eben Strade Bianche - die er beendete, allerdings drei Minuten nach dem Zeitlimit. Das Gefühl, durch die engen Straßen der Renaissancestadt Siena zu fahren, angefeuert durch das in dichten Reihen stehende Publikum und schließlich die Piazza del Campo zu erreichenn, deren charakteristisches Pflaster schon im 16 Jahrhundert angelegt wurde, hatte er sich aber nicht nehmen lassen.

Und so hatte er auch den Lohn für seine bislang wichtigste Klassikererfahrung erhalten. “Im Deutschen heißt es ja ‘Totgesagte leben länger.‘ Und das ist das Wichtigste, was ich in den Klassikern gelernt habe. Da kann man 30 Mal wieder zurückkommen. Man darf einfach nicht aufgeben.“ In das neue Habitat WorldTour hat Engelhardt sich offenbar prima eingelebt. “Es ist natürlich ein bisschen was anderes, wenn das Hobby plötzlich zum Beruf wird. Aber bisher macht es mir super Spaß und das Team hat eine mega Atmosphäre. Man fühlt sich sofort wohl und es macht einfach Spaß. Die australische Mentalität hilft da sicher. Und ja, es ist ein Traum, das alles zu erleben“, schildert er seine Eindrücke.

Entwicklungshilfe

Und auch seine saudi-arabischen Erfahrungen hebt er hervor. Das Team hat mit AlUla einen saudi-arabischen Co-Sponsor, der einen gewichtigen Teil zum Etat beisteuert. “Wir versuchen den saudischen Radsportverband so gut es geht zu unterstützen und langfristig auch Entwicklungsmöglichkeiten zu geben.“ Das gelte sowohl für männliche wie für weibliche Sportler, betonte er. Sowohl bei den Männern, als auch bei den Frauen. “Die haben in Saudi-Arabien im Sport einen sehr schwierigen Stand. Und da versuchen wir eben als Team Verbindungen zu schaffen und denen die Chance zu geben, ihren Sport auch in Europa auszuüben, weil es im Lande ja auch nicht so gern gesehen und nicht üblich ist.“

In Siena wartete auf Engelhardt noch eine weitere Herausforderung. Von der Piazza führt ein recht steiler gepflasterter Weg hinauf zu der Stelle im Schatten der alten Festung, an der die Teambusse warteten. Unter großem Hallo der Umstehenden ging Engelhardt die kleine Rampe mit Schwung an. Dann saß er aber fest im Pulk der die Piazza verlassenden Zuschauerströme und musste schieben.

Die nächsten Tage halten für ihn zunächst ein Trainingslager bereit, bevor wieder Rennen in Italien anstehen: das Eintagesrennen Sempre Alfredo (1.1) und die Settimana Coppa e Bartali (2.1). Weitere Gelegenheiten, sich in der Disziplin des Immer-Wieder-Zurückkommens zu schulen.

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