RSNplusKnapp verwählt: “Erster Startslot war schneller“

Walscheid hofft auf Top 10 und wird Fünfter im UAE-Zeitfahren

Von Felix Mattis

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Max Walscheid (Jayco - AlUla) auf dem Weg zu Platz 5 im UAE-Zeitfahren. | Foto: Cor Vos

18.02.2025  |  (rsn) – Max Walscheid (Jayco – AlUla) hat mit seinem fünften Platz im Einzelzeitfahren der UAE Tour (2.UWT) auf Al Hudayriyat Island am Rande der Hauptstadt Abu Dhabi seine eigenen Erwartungen übertroffen. Der 31-Jährige musste sich in dem flachen und windigen Kampf gegen die Uhr über 12,2 Kilometer nur Joshua Tarling (Ineos Grenadiers), Stefan Bissegger (Decathlon – AG2R), Tadej Pogacar und Jay Vine (beide UAE – Emirates – XRG) geschlagen geben und war in der zweiten Rennhälfte hinter Tagessieger Tarling sogar der Zweitschnellste.

"Ich bin super, super zufrieden", ließ Walscheid RSN anschließend wissen. "Vorher hatte ich mir die Top 10 als Ziel gesetzt, was ich bei dem Starterfeld hier schon als ehrgeizig empfunden habe. Insofern ist der fünfte Platz ein super Ergebnis."

Allerdings wäre nach Analyse der Daten mit einer anderen Startzeit vielleicht sogar noch mehr drin gewesen. Denn auf den langen Geraden auf dem Weg zur Zwischenzeit bei Kilometer 5,5 – in diesem Abschnitt herrschte im Verlauf des Tages zunehmender Gegenwind – verlor Walscheid mehr Zeit als die direkte Konkurrenz. Er lag beim Messpunkt auf Rang elf und alle zehn dort schnelleren Fahrer waren vor dem Heidelberger von der Startrampe gerollt. ___STEADY_PAYWALL___

"Wenn man teamintern die Daten vergleicht, war der erste Startslot auf jeden Fall der schnellere. Da ist ein bisschen Zeit liegen geblieben, das kann man, glaube ich, neutral und objektiv so sagen", meinte Walscheid auf Nachfrage von RSN. "Aber auf der anderen Seite ist es natürlich immer auch Lotterie. Zu dem Zeitpunkt, zu dem wir das entschieden haben, war das ein guter Plan und da will ich mich absolut nicht beschweren."

Teams durften Start-Slots ihrer Fahrer selbst wählen

Dazu muss man wissen, dass das Zeitfahren der UAE Tour nicht in umgekehrter Reihenfolge der Gesamtwertung nach Etappe 1 in Angriff genommen wurde, sondern dass die Teams die Reihenfolge ihrer Fahrer selbst bestimmen konnten. Das Peloton wurde in sieben Startgruppen aufgeteilt und in jeder Startgruppe kam ein Fahrer pro Team zum Zug – mit immer derselben Reihenfolge der 20 Mannschaften.

Max Walscheid (Jayco – AlUla) neben Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) während der 1. Etappe der UAE Tour. | Foto: Cor Vos

Grund hierfür ist, dass die Teams in den Emiraten keine eigenen Fahrzeuge dabei haben und sonst bei engerer Startabfolge zwischen zwei Startern eines Teams einige Fahrer ohne Begleitauto hätten unterwegs sein können. Deshalb wurde dieser Modus von vorneherein im Reglement festgeschrieben und die Rennställe vergaben ihre Startslots bereits vor Beginn der Rundfahrt. Ausschlaggebend war dabei natürlich die Wetter- beziehungsweise Windprognose.

"Dadurch, dass alle Teams den Wetterbericht hatten, konnten sie ihre Favoriten alle auch früh einteilen", betonte Walscheid, dass die Lösung fair war. Einzige Ausnahme: "Bis auf (Jonathan) Milan. Der wäre ja auch Mitfavorit gewesen im Zeitfahren, musste als Gesamtführender aber als Letzter starten." Dass dies einen drastischen Unterschied machte, zeigt das Ergebnis: Der Italiener, dem das Zeitfahren auf Al Hudayriyat Island sicher sehr gut gelegen hätte, kam mit 1:13 Minuten Rückstand nur auf den 49. Platz und musste sich vom Roten Führungstrikot wieder verabschieden.

"Ich hatte freie Wahl, was für mich am besten war"

Walscheid erklärte RSN, dass er sich seinen Startslot in der zweiten Gruppe selbst ausgesucht hatte. Sein Teamkollege Luke Durbridge war als erster Jayco-Fahrer 20 Minuten vor ihm ins Rennen gegangen und schloss die erste Gruppe ab, zu der auch Pogacar gehörte. "Ich hatte da freie Wahl, was für mich am besten ist. Im Nachhinein muss man sagen, dass der erste Slot der bessere gewesen wäre", sagte er, betonte aber auch, dass Etappensieger Tarling so oder so der Stärkste gewesen sei: "Er ist nur neun Minuten vor mir gestartet, war auch im zweiten Slot und hatte also sehr ähnliche Bedingungen." 

Bissegger war nochmal sechs Minuten vor Tarling und Vine zwei Minuten nach Tarling ins Rennen gegangen. "Im Kampf um die Top-Resultate war mehr oder weniger Chancengleichheit", bilanzierte Walscheid daher.

Max Walscheid (hier bei der AlUla Tour) ist bei der UAE Tour wichtiger Bestandteil des Jayco-Sprintzuges für Dylan Groenewegen. | Foto: Cor Vos

Nach dem starken Zeitfahr-Auftritt wartet auf Walscheid und seine fünf Teamkollegen bei der UAE Tour am Mittwoch ein ruhigerer Tag. Die Bergankunft am Jebel Jais ist für das Team "völlig uninteressant", wie Walscheid sagte, seit Chris Harper seinen Start am Montagmorgen krankheitsbedingt absagen musste. Jayco – AlUla konzentriert sich daher auf die drei Flachetappen am Donnerstag, Freitag und Samstag, die allesamt mit einem Massensprint enden dürften. Dafür hat man Dylan Groenewegen als Kapitän dabei und der Rest des Teams konzentriert sich voll auf ihn.

"Durch den Ausfall von Chris Harper wird es für uns einen Tick einfacher: Die, die jetzt übrig geblieben sind, sind alle für den Leadout da und können sich auch darauf voll konzentrieren. Gerade mit (Luka) Mezgec, (Elmar) Reinders und mir haben wir das A-Team für die Sprintvorbereitung für Dylan da. Deshalb bin ich optimistisch, dass wir auf jeden Fall Top-Resultate holen werden", sagte Walscheid dazu.

Kein Omloop, aber Kuurne – und dann Roubaix als Kapitän

Wenn die UAE Tour am Sonntag mit der zweiten Bergankunft auf dem Jebel Hafeet zu Ende geht, richtet sich der Blick für Walscheid schon aufs Openingsweekend in Belgien, das dann nur noch wenige Tage entfernt liegt. Dort allerdings wird er nur am Sonntag, dem 2. März, bei Kuurne-Brüssel-Kuurne am Start stehen, nicht schon am Samstag beim Omloop Het Nieuwsblad.

"Nieuwsblad ist einfach zu schwer für mich, aber bei Kuurne kann ich, wenn es optimal läuft, ins Finale mit eingreifen", meinte Walscheid, um dann aber vorsichtig anzufügen: "Dadurch, dass alle Rennen immer schwerer werden, muss man seine Chancen realistisch einschätzen und selbst Kuurne ist inzwischen sehr, sehr schwer. Davon, dass das ein Sprinter-Klassiker ist, ist auch nicht mehr so viel übrig geblieben."

Im weiteren Verlauf der Klassikerkampagne sowie bei Paris-Nizza warten auf Walscheid dann vor allem Helferdienste: Bei den schwerer profilierten Rennen für Michael Matthews, bei den flacheren wie Brügge-De Panne oder dem Schledeprijs für Groenewegen. Sein eigenes Highlight steht erst im April an, ist dafür aber ein ganz besonders großes und wichtiges: "Mein Hauptziel in diesem Frühjahr ist auf jeden Fall Paris-Roubaix, wo ich als Teamleader dann den vollen Support bekomme", kündigte der Achte der Ausgabe von 2023 an.

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