Turbulente 9. Etappe des 100. Giro d´Italia

Quintana gewinnt Rosa, Thomas verliert alle Chancen

Foto zu dem Text "Quintana gewinnt Rosa, Thomas verliert alle Chancen"
Nairo Quintana | Foto: Cor Vos

14.05.2017  |  (rsn) - Ein Massensturz einiger Favoriten und ein neuer Mann in Rosa! Die 9. Etappe von Montenero di Bisaccia zur Bergankunft auf dem Blockhaus (152 km) ist sicher einer der "Blockbuster" dieses 100. Giro d'Italia.

Als souveräner Triumphator eroberte Nairo Quintana (Movistar) den Tagessieg und das Rosa Trikot, während Mitfavorit Geraint Thomas (Sky) nach dem Zusammmenprall mit einem Polizeimotorrad wohl alle Chancen auf den Gesamtsieg verlor und Wilco Kelderman (Sunweb), dem einen Spitzenplatzierung zuzutrauen war, wegen eines dabei erlittenen Fingerbruchs das Rennen aufgeben musste (siehe Extrabericht hier).

"Wir wussten, dass diese Etappe uns gut passen könnte. Wir haben den ganzen Tag gearbeitet. Nachdem wir das Feld reduziert hatten, habe ich alles gegeben. Ich fühle mich gut. Noch ist viel vom Giro übrig. Wir werden sehen, was die nächsten Tage uns bringen", freute sich Nairo Quintana über seinen Erfolg.

Sein Sportdirektor Josse Luis Arrieta lobte: "Wir hielten uns nur an den Plan, den wir von Anfang an hatten. Wir wollten so viel Zeit rausholen wir möglich. Das Team hat gut gearbeitet." Für die Sturzopfer zeigte er in seinem Statement wenig Mitleid. Arrieta: "Sie haben wirklich Pech gehabt."

Der Zusammenprall ereignete sich 15 Kilometer vor dem Ziel just in dem Moment, als sich die Züge der Favoriten für die Bergankunft formierten. Während die Konkurrenten übereinander purzelten, kamen die Movistars und ihr Kapitän Nairo Quintana unbehelligt davon.

Bis sich Thomas, sein Co-Kapitän Mikel Landa und der ebenfalls betroffene Adam Yates (Orica-Scott) einigermaßen wieder gesammelt hatten, war die Spitzengruppe enteilt und trotz größter Anstrengungen nicht mehr einzuholen.

Im 13 Kilometer langen und bis zu 14 Prozent steilen Anstieg (im Schnitt 8 Prozent) auf den 1665 Meter hohen Berg der höchsten Kategorie wurde die Spitzengruppe durch das Tempodiktat von Quintanas Helfern Winner Anaconda und Andrey Amador immer kleiner. Auch der Mann in Rosa, Bob Jungels (Quick-Step Floors) musste hier abreißen lassen.

Movistar gab Gas, bis nur noch die sechs Topfahrer Quintana, Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida), Thibaut Pinot (FDJ), Tom Dumoulin (Sunweb), Bauke Mollema (Trek-Segafredo) und Domenico Pozzovivo (AG2R) übrigblieben waren.

6,7 Kilometer  vor dem Ziel setzte Quintana die erste Attacke, die aber unter Nibalis Führung egalisiert werden konnte. Dann attackierte Pinot und aus dem Sextett bildete sich ein Trio mit Quintana und Nibali. 5,8 km vor Schluss setzte Quintana den nächsten Angriff, dem Pinot locker, Nibali aber nur noch mit Mühe folgen konnte.

Wieder einen Kilometer später war es nach einem weietern Angriff Quintanas um Nibali geschehen. Nun konterte Pinot, der aber wieder von Quintana eingefangen wurde. Sehr stark nun Tom Dumoulin. Der Kapitän des deutschen Sunweb-Teams fuhr 3,2 km vor Schluss mit Mollema im Schlepptau zu Nibali auf, der nun einbrach.

Quintana schüttelte Pinot ab, der seinerseits 2,6 km vor dem Ziel von Dumoulin gestellt wurde. Als Pinot nicht führen wollte, gab's Ärger mit dem Niederländer. Daraufhin attackierte Pinot und Dumoulin fiel kurzzeitig zurück. Nachdem er wieder aufschließen konnte, war Mollema weg. Nun arbeiteten Dumoulin und Pinot besser zusammen. Trotzdem baute der Kolumbianer seinen Vorsprung immer weiter aus.

Bis zum letzten Meter zog Quintana durch, um sich eine gute Ausgangsposition für das Zeitfahren nach dem Ruhetag am Montag zu schaffen. Erst hinter der Ziellinie richtete er sich auf und zeigte mit dem rechten Zeigefinger auf sich: Seht her, ich habe gewonnen!

Nach einer starken Leistung Leistung rollte Dumoulin zeigleich hinter Pinot als Dritter über die Ziellinie. Doch glücklich war der Niederländer mit Platz drei im Ziel und in der Gesamtwertung nicht: "Ich fühle mich Scheiße, weil wir Wilco (Kelderman, d.Red.) verloren haben. Wilco fühlte sich sehr gut und er wäre eine große Unterstützung gewesen. Deshalb kann ich heute nicht glücklich sein, weil er in den kommende Woche so wichtig gewesen wäre. Meine eigene Vorstellung war gut, mit ihr kann ich zufrieden sein, aber Wilco Ausscheiden ist eine Schande."

Ebenso turbulent wie die 9. Etappe endete, hatte sie auch direkt nach dem Start mit einer neunköpfigen Ausreißergruppe um Luis León Sánchez (Astana) begonnen. Da Cannondale-Drapac die Gruppe verpasst hatte, machte sich Pierre Rolland mit zwei Begleitern auf die Verfolgung. Die Spitzengruppe wollte den starken Kletterer jedoch nicht aufschließen lassen, weshalb Sánchez seine Fluchtgefährten animierte, Tempo zu machen.

Daraufhin spannte sich die gesamte Cannondale-Mannschaft vor das Feld, um den Ausreißern zu signalisieren, dass die Gruppe entweder mit Rolland oder gar nicht wegkommen würde. So konnte Rolland schließlich mit seinen Begleitern aufschließen.

Neben Pierre Rolland (Cannondale-Drapac) und Luis Leon Sánchez (Astana) gehörten Mads Pedersen (Trek-Segafredo), Iljo Keisse (Quick-Step), Matteo Montaguti (Ag2R La Mondiale), Omar Fraile (Dimension Data), Marco Marcato und Sacha Modolo (UAE-Emirates), Thomas Marczynski (Lotto-Soudal), Alexey Tsatevich (Gazprom-Rusvelo), Jan Tratnik (CCC Sprandi Polkowice) und Matteo Busato (Wilier-Triestina) zu den Ausreißern, die vier Minuten Vorsprung herausfahren konnten, aber 22 Kilometer vor dem Ziel alle wieder eingeholt worden waren.

Danach rüsteten sich die Teams für den Schlussanstieg, bis das Polizeimotorrad viele Träume zunichte machte.

 

Mehr Informationen zu diesem Thema

02.12.2017Dumoulin will ein zweites “shit-gate“ vermeiden

(rsn) - Noch steht nicht fest, ob Tom Dumoulin im kommenden Jahr beim Giro d’Italia zur Titelverteidigung antreten wird. Sollte es dazu kommen, möchte der Niederländer auf jeden Fall Szenen wie be

01.06.2017Giro-Sieger Dumoulin in seiner Heimatstadt Maastricht geehrt

(rsn) - Tom Dumoulin ist am Mittwoch in Maastricht von Tausenden von Radsportfans gefeiert worden. Der Gewinner des diesjährigen Giro d’Italia präsentierte sein Rosa Trikot und die Trofeo Senza Fi

30.05.2017Gazetta: Nibali verzichtet zugunsten der Vuelta auf die Tour

(rsn) - Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) wird auf die Tour de France verzichten und stattdessen die Vuelta a España zu seinem nächsten große Ziel in diesem Jahr machen. Das meldete die Gazzetta de

30.05.2017Lastet auf dem Giro ein Triple-Fluch?

(rsn) - Nachdem Vincenzo Nibali am vergangenen Wochenende dabei gescheitert ist, seinen dritten Gesamtsieg beim Giro d’Italia einzufahren, drängt sich der Eindruck auf, dass ein Triple-Fluch auf de

29.05.2017Giro-Sieger Dumoulin rückt auf Rang drei der WorldTour-Rangliste vor

(rsn) - Mit seinem Gesamtsieg beim Giro d’Italia, wo er zudem noch zwei Etappenerfolge feiern konnte, hat sich Tom Dumoulin (Sunweb) vom 27. auf den dritten Platz der WorldTour-Einzelwertung verbess

29.05.2017Quintana bekam nicht das, was er wollte

(rsn) - "You can’t always get what you want“ lautet der Titel einer der berühmtesten Songs der Rockgeschichte. Das Stück von den Rolling Stones könnte Nairo Quintana - so er die "Stones" überh

29.05.2017Dumoulin: “Irgendwann will ich die Tour gewinnen“

Mailand (dpa) - Kaum war Tom Dumoulin in Mailand als erster niederländischer Sieger beim Giro d`Italia gekrönt, folgten auch schon die Fragen zur Tour de France. "Das Nächste sind ein Bier und Barb

29.05.2017Gaviria: "Diese Erfolge waren außerhalb meiner Fantasie"

(rsn) - Bereits beim letztjährigen Giro d´Italia lieferte die Quick-Step Floors-Mannschaft eine beeindruckende Vorstellung ab. Durch Marcel Kittel, Gianluca Brambilla und Matteo Trentin gewann das b

29.05.2017Van Emden brachte auch Dumoulins Übersetzung an ihre Grenze

(rsn) - Natürlich stand Tom Dumoulin (Sunweb) nach dem Giro-Abschlusszeitfahren in Mailand im Mittelpunkt der medialen Aufmerksamkeit. Schließlich hatte der 26-Jährige gerade seine erste Grand Tour

29.05.2017Nibali: "Ich habe mehr von mir selbst erwartet"

(rsn) - Zum großen Giro-Finale in Mailand konnte Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) die Hoffnungen der italienischen Fans auf seinen dritten Giro-Triumph nach 2013 und 2016 nicht erfüllen. Der 32-jäh

29.05.2017Viva il Giro d´Italia - so spannend war die Tour seit Jahren nicht

(rsn) - Vive le Tour de France - die Frankreich-Rundfahrt ist im Radsport das Maß der Dinge. Doch der Giro d´Italia hat mächtig aufgeholt und in Punkto Spannung der Frankreich-Rundfahrt wenigstens

28.05.2017Platz 16 beim Giro - Pömer sagt Konrad eine große Zukunft voraus

(rsn) - Mit einem weiteren Top-Ten-Ergebnis hat das deutsche Bora-hansgrohe-Team den 100. Giro d’Italia beendet. Jan Barta landete im abschließenden Zeitfahren von Monza nach Mailand auf dem sechst

Weitere Radsportnachrichten

29.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

28.04.2024Highlight-Video der 1. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Mit einer beeindruckenden Vorstellung hat Lidl – Trek das Teamzeitfahren zum Auftakt der 10. Vuelta Femenina (2.WWT) für sich entscheiden können. Das von der Italienerin Elisa Longo Borg

28.04.2024Dorn in der Türkei am Berg und beim Zwischensprint der Stärkste

(rsn) - Vor allem für die Teams Bike Aid und rad-net - Oßwald verlief die zurückliegende Woche erfolgreich. Santic - Wibatech, MYVELO und Rembe Sauerland konnten gegen WorldTour-Konkurrenz zuminde

28.04.2024Famenne Classic: De Lie feiert seinen ersten Saisonsieg

(rsn) - Arnaud De Lie (Lotto - Dstny) hat bei der Famenne Ardeche Classic (1.1) seinen ersten Saisonsieg eingefahren. Der Belgier setzte sich nach hügeligen 195 Kilometern rund um Marche-en-Famenne

28.04.2024Lidl - Trek gewinnt trotz Stürzen Auftakt der Vuelta Femenina

(rsn) – Trotz eines Sturzes in der letzten Kurve hat Lidl – Trek das Teamzeitfahren zum Auftakt der 10. Vuelta Femenina (2.WWT) für sich entscheiden können. Obwohl Ellen van Dijk und Eleanor Bac

28.04.2024Highlight-Video der 5. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat zum Abschluss der 77. Tour de Romandie (2.UWT) seinen zweiten Tagessieg eingefahren. Der Franzose entschied bei regnerischem Wetter die 5. E

28.04.2024Zangerle verpasst für sein Team nur knapp den Heimsieg

(rsn) –Lukas Kubis (Elkov – Kasper) hat in Österreich das 62. Kirschblütenrennen gewonnen, das erstmals als UCI-Rennen der Kategorie 1.2 ausgetragen wurde und zugleich der zweite Stopp der Road

28.04.2024Carlos Rodriguez feiert Gesamtsieg vor Vlasov und Lipowitz

(rsn) – Beinahe noch eine Spur deutlicher als auf der 1. Etappe ging es im Sprint der Schlussetappe der Tour de Romandie (2.UWT) zu. Der Sieger war dabei derselbe: Dorian Godon (Decathlon – AG2R L

28.04.2024Lechner lässt in Tschechien nichts mehr anbrennen

(rsn) – Am letzten Tag der Gracia-Rundfahrt (2.2) hat Corinna Lechner (Wheel Divas) nichts mehr anbrennen lassen und sich den Gesamtsieg der tschechischen Rundfahrt gesichert. Auf der 5. Etappe, di

28.04.2024Van den Broek gewinnt als erster Niederländer Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Wegen Regen und Wind musste die Schlussetappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) abgesagt werden. Frank van den Broeck (dsm-firmenich – PostNL) verteidigte so kampflos sein Führungstrikot

28.04.2024Lipowitz mit seiner Giro-Generalprobe mehr als happy

(rsn) – Auch wenn er im Vorjahr bei der Czech Tour die Gesamtwertung gewann, so ist die diesjährige Tour de Romandie als Durchbruch in der Karriere von Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) zu bewe

27.04.2024Reusser zurück im Feld und auf dem Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)