Zeitfahrkurs wohl zu schwer für Martin

Kommt Degenkolb noch rechtzeitig in WM-Form?

Foto zu dem Text "Kommt Degenkolb noch rechtzeitig in WM-Form?"
John Degenkolb (Trek-Segafredo) bereitet sich derzeit bei der Dänemark-Rundfahrt auf die Straßen-WM in Bergen vor. | Foto: Cor Vos

13.09.2017  |  (rsn) - Mit zwei Gold- und drei Silbermedaillen kehrten die deutschen Teilnehmer 2016 von den Straßen-Weltmeisterschaften in Doha/Katar zurück. Diese glänzende Bilanz bei den am Samstag im norwegischen Bergen beginnenden 84. Welttitelkämpfen zu übertreffen oder auch nur zu erreichen, dürfte dem Aufgebot des Bundes Deutscher Radfahrer BDR schwer fallen, auch wenn BDR-Vize Udo Sprenger betonte: "Wir gehen mit einigen Medaillenchancen in diese Weltmeisterschaft."

Nach aktuellem Stand ist fraglich, ob dazu auch John Degenkolb im Straßenrennen der Profis zu zählen sein wird. Der Oberurseler konnte bisher erst einen Saisonsieg einfahren und musste die zur WM-Generalprobe auserkorene Vuelta a Espana wegen einer Bronchitis schon früh verlassen.

Derzeit versucht sich Degenkolb, bei der Dänemark-Rundfahrt - wo er zum gestrigen Auftakt Zehnter wurde - in Weltmeisterschaftsform zu bringen. Obwohl die bisherige Vorbereitung nicht nach Plan verlief, vertraut die Teamleitung uneingeschränkt auf den sprintstarken Klassikerspezialisten. "Degenkolb ist in den letzten Wochen ein gutes Alternativprogramm gefahren und er hat einen starken Willen. Ich bin überzeugt, dass er eine Rolle im Kampf um die Medaillen spielen kann“, sagte Andreas Klier, in Norwegen einer der Sportlichen Leiter der deutschen Mannschaft.

An mangelnder Unterstützung sollte das Unternehmen nicht scheitern, denn mit Marcus Burghardt, Nikias Arndt, Tony Martin, Simon Geschke oder Jasha Sütterlin wurden tempofeste Fahrer für das neunköpfige Aufgebot nominiert, die mit dem anspruchsvollen, aber wohl nicht zu schweren WM-Kurs - der mit dem Salmon Hill auch einen 7,5 Kilometer langen Anstieg parat hält - bestens zurecht kommen sollten. Dazu kommen Paul Martens, Nils Politt und Rick Zabel, der ebenso wie Arndt in einem möglichen Sprintfinale Degenkolb zur Seite stehen könnte. "Ich bin hoch motiviert“, zeigte sich Degenkolb, der in seiner U23-Zeit bereits zwei WM-Medaillen gewinnen konnte und bei den Profis 2012 schon einmal Vierter wurde, vor dem letzten Höhepunkt der Saison zuversichtlich.

Allerdings wird es das deutsche Team in Skandinavien bei möglicherweise widrigen äußeren Bedingungen mit starker Konkurrenz zu tun bekommen. Nicht nur Titelverteidiger Peter Sagan zeigt sich wieder in Top-Form und könnte als erster Fahrer überhaupt zum dritten Mal in Folge das Regenbogentrikot gewinnen. Zu den Top-Favoriten zählen auch die Norweger Alexander Kristoff und Edvald Boasson Hagen, der Australier Michael Matthews oder die Belgier Greg van Avermaet und Philippe Gilbert.

Im Zeitfahren dürfte es Vorjahressieger Tony Martin vor allem wegen des schweren Kurses, der nur 31 Kilometer lang ist, dafür aber mit einem 3,4 Kilometer langen Schlussanstieg aufwartet, schwer fallen, seinen insgesamt fünften WM-Titel in seiner Spezialdisziplin einzufahren. Das sieht der Titelverteidiger auch selber so.

"Ich bin motiviert, und freue mich auf die WM, vor allem, weil sie in Norwegen stattfindet, und ich schöne Kindheitserinnerungen mit diesem Land verbinde, aber mein Kurs ist das nicht,“ sagte Martin ein, der ähnlich wie Degenkolb in dieser Saison hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Erste Kandidaten auf die Goldmedaille im Kampf gegen die Uhr sind vielmehr Giro-Sieger Tom Dumoulin sowie Tour- und Vuelta-Gewinner Chris Froome.

Bessere Chancen gibt sich der 32-Jährige im Mannschaftszeitfahren am Sonntag, in dem er erstmals mit seinem neuen Team Katusha-Alpecin startet. In den vergangenen fünf Jahren war der Zeitfahrspezialist mit Quick-Step Floors außergewöhnlich erfolgreich gewesen und hatte neben drei Goldmedaillen je eine Silber- und Bronzemedaille geholt. Doch auch wenn Martin seinen Fokus diesmal auf das Mannschaftszeitfahren richtet, so sieht er Katusha-Alpecin noch nicht so weit, um den Titel kämpfen zu können. "Es soll auch eine Generalprobe für 2018 sein, wo wir mit unseren Neuzugängen ganz vorn mitfahren möchten“, kündigte er an.

Bei den Frauen setzt der BDR zwar wieder auf bewährte Kräfte wie Lisa Brennauer, Trixi Worrack oder Charlotte Becker. Doch mit der Deutschen Meisterin Lisa Klein wurde das derzeit wohl größte Talent nominiert. Die 21-Jährige könnte im Straßenrennen bei einem möglichen Sprint zum Zug kommen. Im Zeitfahren starten Brennauer und Worrack, wobei die 36-jährige Worrack bei ihrer 20. WM-Teilnahme in Folge noch einmal eine Medaille im Kampf gegen die Uhr holen möchte.

Im U23-Straßenrennen wird Lennard Kämna das deutsche Aufgebot anführen. Der 20-Jährige wusste zuletzt als Achter des Vuelta-Zeitfahrens zu überzeugen und hat seine Knieprobleme überwunden, die ihn zum vorzeitigen Ausstieg bei der Spanien-Rundfahrt zwangen. Da Kämna von seinem Sunweb-Rennstall auch für das Teamzeitfahren am Sonntag berufen wurde, ist er für das einen Tag später stattfindende U23-Einzelzeitfahren nur als Ersatzfahrer vorgesehen. Die deutschen Farben im Zeitfahren werden Patrick Haller und Julian Braun vertreten.

 

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.10.2017Straßen-WM in Bergen war ein finanzielles Fiasko

Bergen (dpa) - Eine Woche nach dem Finale der Straßen-WM von Bergen zeichnet sich ein finanzielles Fiasko ab. "Wir kommen definitiv in den Roten Bereich", sagte der zuständige Event-Manager H

30.09.2017Nibali lobt Ex-Teamkollegen: "Sagan bestmöglicher Weltmeister"

(rsn) - Peter Sagans dritter WM-Sieg in Folge hat unter den nicht mehr aktiven Stars wie Mario Cipollini oder Oscar Freire Diskussionen über das allgemeine Niveau im Feld ausgelöst. Vincenzo Nibali

29.09.2017Norwegische Bevölkerung hilft WM-Veranstaltern mit Spenden

(rsn) - Norwegen hat die Straßen-Weltmeisterschaften in Bergen gefeiert. Vor Ort wurde das Event zum Volksfest und das norwegische Fernsehen hat mit Studio-Sendungen bis in die Abendstunden berichte

29.09.2017"Sagans Ãœberlegenheit zeigt, dass das Level nicht hoch ist"

(rsn) - Peter Sagan dominiert den Straßen-Radsport und hat am vergangenen Sonntag zum dritten Mal in Folge das Regenbogentrikot des Weltmeisters erobert. Dafür feiern ihn viele, doch ein Ex-Kollege

28.09.2017Cavendish: "Frauenrennen war das aufregendste der WM"

(rsn) - Mark Cavendish hat die Weltmeisterschaften von Bergen von Zuhause verfolgen müssen. Doch anstatt dem Event, bei dem er gerne selbst gestartet wäre, aus dem Weg zu gehen, schaute sich der Bri

26.09.2017Doumoulin: "Ich habe zu früh attackiert"

(rsn) - Nach zwei Goldmedaillen in den beiden Zeitfahren träumte Tom Dumoulin mit Blick auf das WM-Straßenrennen von Bergen von einem dritten Regenbogentrikot. Nach schweren 267,5 Kilometern kam der

26.09.2017Weltmeister Sagan fährt 2017 keine Rennen mehr

(rsn) - Peter Sagan (Bora-hansgrohe), der am Sonntag im norwegischen Bergen seinen dritten Weltmeistertitel in Folge einfuhr und damit Radsportgeschichte schrieb, wird dieser Saison keine Rennen mehr

25.09.2017"Ich war nicht der Stärkste, weil ich nicht gewonnen habe"

(rsn) - Für Cyril Guimard war die Angelegenheit klar: Julian Alaphilippe hätte seiner Meinung nach im WM-Straßenrennen von Bergen die Goldmedaille verdient und nicht Titelverteidiger Peter Sagan. F

25.09.2017Cassani: "Ich habe Moscon ins Schlepptau genommen"

(rsn) - Davide Cassani hat die Verantwortung für die Disqualifikation von Gianni Moscon nach dem WM-Straßenrennen von Bergen auf sich genommen. Der Italienische Zeitfahrmeister war auf der vorletzte

25.09.2017Das "fehlende" Finale des WM-Straßenrennens im Video

(rsn) - Die letzten vier Kilometer des WM-Straßenrennens, die gestern wegen eines Übertragunsproblems im TV nicht zu sehen waren, aus der Helikopterperspektive: Erst 500 Meter vor dem Ziel stellt di

25.09.2017Matthews: Am Salmon Hill zuviel Energie verschwendet

(rsn) - Vor sieben Jahren wurde Michael Matthews bei der Heim-WM in Geelong U23-Weltmeister. Gestern nun holte sich der Australier im Straßenrennen von Bergen seine bereits zweite Einzelmedaille bei

25.09.2017Kwiatkowski: "Habe bis zuletzt an das Regenbogentrikot geglaubt"

Als einer der Mitfavoriten auf den Straßenweltmeistertitel gestartet, musste sich Michal Kwiatkowski im norwegischen Bergen letztendlich mit Platz elf zufrieden geben. Die Enttäuschung ließ sich im

Weitere Radsportnachrichten

30.04.2024Kämna soll diese Woche nach Hause reisen können

(rsn) – Lennard Kämna ist noch immer auf Teneriffa im Krankenhaus, soll aber noch in dieser Woche nach Hause reisen dürfen. Das berichtet die BILD, nach einem Gespräch mit der medizinischen Abtei

30.04.2024In der Übersicht: Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

30.04.2024Völlig offenes Rennen mit kaum mehr Chancen für die Sprinter

(rsn) – Der 1. Mai: Während der Großteil der deutschen und österreichischen Bevölkerung den ´Tag der Arbeit´ feiert und wahlweise zu politischen Kundgebungen oder Frühlings-Wanderungen aufbri

29.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

29.04.2024Highlight-Video der 2. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) - Alison Jackson (EF Education – Cannondale) hat in einem chaotischen Finale in Moncófar die 2. Etappe der Vuelta Espana Femenina gewonnen. Die Kanadische Meisterin setzte sich im Sprint auf

29.04.2024Selig kurzfristig aus Astana-Aufgebot für den Giro gestrichen

(rsn) - Für Rüdiger Selig (Astana Qazaqstan) war der Giro d`Italia fest eingeplant. Mit seinem Sprintkapitän Max Kanter wollte er bei der ersten Grand Tour des Jahres um Etappensiege kämpfen. Doch

29.04.2024Jackson siegt nach Sturz-Chaos um Vollering, Vos und Lippert

(rsn) – Alison Jackson (EF Education – Cannondale) hat in einem chaotischen Finale in Moncófar die 2. Etappe der Vuelta Espana Femenina gewonnen. Die Kanadische Meisterin setzte sich im Sprint au

29.04.2024Zimmermann verlängert bei Intermarché - Wanty

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

29.04.2024Buchmann macht Frust über Giro-Ausbootung Luft

(rsn) – Drei Deutsche haben es ins Aufgebot von Bora – hansgrohe für den 107. Giro d´Italia (2.UWT) geschafft. Einer, mit dem die deutschen Fans für die Italien-Rundfahrt fest gerechnet hatten,

29.04.2024Bora mit drei Deutschen und einem Österreicher zum Giro

(rsn) – Mit dem deutschen Trio Jonas Koch, Florian Lipowitz und Maximilian Schachmann wird Bora – hansgrohe beim am 4. Mai in Venaria Reale beginnenden 107. Giro d’Italia (2.UWT) antreten. Ange

29.04.2024Sparkassen Giro führt am 3. Oktober 2024 durchs West-Münsterland

(rsn) – Der Sparkassen Münsterland Giro ist eines jener Eintagesrennen, die nahezu bei jeder Austragung mit einer neuen Strecke aufwarten. Nachdem der Herbstklassiker am Tag der deutschen Einheit i

29.04.2024Eschborn - Frankfurt: Die letzten zehn Jahre im Rückblick

(rsn) – Über Jahrzehnte hin als Rund um den Henninger Turm ausgetragen, wurde der hessische Frühjahrsklassiker nach dem Rückzug des Sponsors zum 1. Mai 2009 zunächst in Eschborn Frankfurt City L

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)