Rolland siegt in Alpe d´Huez, Andy Schleck holt Gelb

Die tollen Tage bei der Tour gehen weiter

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22.07.2011  |  (rsn) – Andy Schleck (Leopard-Trek) hat auf der dramatischen 19. Etappe der 98. Tour de France das Gelbe Trikot erobert. Das nur 109,5 Kilometer lange Teilstück von Modane Valfréjus nach Alpe-d’Huez entschied sensationell der Franzose Pierre Rolland (Europcar) für sich und sorgte damit für einen weiteren Höhepunkt dieser an Spannungs- und Ãœberraschungsmomenten so reichen Frankreich-Rundfahrt.

Der 24-Jährige erreichte das Ziel in 1.800 Metern Höhe mit 14 Sekunden Vorsprung auf Olympiasieger Samuel Sanchez (Euskaltel) und Titelverteidiger Alberto Contador (Saxo Bank-SunGard/+0:23) und feierte den bisher größten Erfolg seiner Karriere. Rolland überraschte die beiden Spanier mit seinem Antritt knapp drei Kilometer vor dem Ziel und sicherte den Gastgebern den ersten Etappensieg bei dieser Tour.

Sein Landsmann Thomas Voeckler musste nach zehn Tagen und nochmaligem großen Kampf sein Gelbes Trikot abgeben. Im 13,8 Kilometer langen Schlussanstieg konnte der 32 Jahre alte Franzose bereits in den unteren Kehren nicht mehr mit den Favoriten mithalten und kassierte rund 3:20 Minuten Rückstand auf seinen Edelhelfer.

Contador hatte bereits im ersten Anstieg des Tages, dem Col du Télégraphe, attackiert, doch Andy Schleck nicht überraschen können. Nach hektischem Rennverlauf erreichte eine große Gruppe mit allen Favoriten den Fuß des 13,8 Kilometer langen Schlussanstiegs, wo Contador sofort wieder angriff. Gut eine Minute hatte der 28-Jährige auf seine ärgsten Verfolger um die Schleck-Brüder und den Australier Cadel Evans (BMC) herausfahren können, doch auf den letzten Kilometern konnten die den Rückstand auf den nachlassenden Spanier noch deutlich reduzieren.

Evans wurde 57 Sekunden hinter Rolland Fünfter, Andy Schleck zeitgleich hinter seinem Bruder Fränk Neunter.

Mit ebenfalls 57 Sekunden auf Andy Schleck nimmt Evans, der sich auch von einem Defekt am Télégraphe nicht irritieren ließ, am Samstag das entscheidende morgige Zeitfahren von Grenoble in Angriff. Nur vier Sekunden muss der 34-Jährige auf Fränk Schleck aufholen, der Platz zwei im Gesamtklassement belegt.

Voeckler folgt mit 2:10 Minuten Rückstand auf Andy Schleck als Vierter vier von dem besten Italiener, Damiano Cunego (Lampre-ISD/+3:31). Contador, der sich nach dem gestrigen Einbruch deutlich sichtbar rehabilitieren wollte, verdrängte Cunegos Landsmann Ivan Basso (Liquigas-Cannondale) auf Platz sieben, konnte sich sein große Ziel, den Etappensieg, nicht erfüllen.

Rolland ist nun auch neuer Träger des Weißen Trikots, Samuel Sanchez sicherte sich das Bergtrikot dieser Tour de France. Der Kampf um das Grüne Trikot bleibt spannend, da Mark Cavendish (HTC-Highroad) wieder mit dem großen Grupetto ins Ziel kam, das erneut das Zeitlimit überschritt. Doch wie am Donnerstag beließ es die Jury bei einem Punktabzug für die zu spät eingetroffenen Fahrer, so dass Cavendish weiter mit 15 Punkten Vorsprung auf den Spanier José Joaquin Rojas (Movistar) führt.

Vom Start weg setzte sich bei erneut guten äußeren Bedingungen eine 14 Fahrer große Gruppe ab, in der unter anderem der Portugiese Rui Costa (Movistar), der Franzose Christophe Riblon (Ag2R), Marcus Burghardt (BMC) und kurzzeitig sogar André Greipel (Omega Pharma-Lotto) dabei waren.

Doch kaum erreichte das Feld nach rund 15 Kilometern den Fuß des Col du Télégraphe, setzte Contador seine erste Attacke. Andy und Fränk Schleck, Evans und Voeckler ließen sich nicht überraschen, wobei das Gelbe Trikot erst mit Verzögerung aufschließen konnte. Contadors zweitem Angriff fielen Fränk Schleck und Barredo zum Opfer. Beide wurden kurz darauf wieder vom Feld geschluckt, in dem Liquigas-Cannondale für Tempo sorgte.

Mit einer weiteren Tempoverschärfung rund fünf Kilometer vor dem Gipfel schüttelte Contador auch Voeckler und Evans ab. Der Australier hatte allerdings technische Probleme, musste mehrmals vom Rad steigen und schließlich seine Maschine wechseln. Auf den letzten Kilometern des Télégraphe schlossen Contador und Schleck zur Spitze auf. Der dreifache Toursieger übernahm ohne Zögern die Führung. Am 1.566 Meter hohen Gipfelsicherte sich allerdings Sanchez’ Teamkollege Gorka Izagirre die Maximalpunktzahl aus der neunköpfigen Gruppe heraus.

. Gut 30 Sekunden dahinter folgten Voeckler und sein Landsmann Jerome Pineau (Quick Step), die eine französische Allianz gebildet hatten. 1:30 hinter der Spitze jagte das Feld inklusive Evans über die Bergwertung.

Nach der kurzen Abfahrt nahm die Spitze die 16,7 Kilometer lange Steigung zum Galibier in Angriff, im Gegensatz zur gestrigen Etappe ging es diesmal allerdings über die schwerere Nordseite. Auch hier fuhr Contador unverdrossen von vorn und verkleinerte die Gruppe auf fünf Fahrer. Neben ihm und Schleck blieben nur noch Izagirre, Rui Costa und Riblon übrig.

Kurzzeitig bildeten Voeckler, Pineau, der Spanier Juan Antonio Flecha (Sky) und der Slowene Kristian Koren (Liquigas-Cannodnale) eine weitere Verfolgergruppe. Dem Gelben Trikot war das Tempo seiner Begleiter allerdings zu niedrig, so dass Voeckler auf eigene Faust probierte, nach vorn zu fahren. Dort beteiligte sich Andy Schleck nach anfänglichem Zögern doch an der Tempoarbeit an der Spitze. Im Feld hatte Liquigas mittlerweile Verstärkung duirch BMC erhalten.

Knapp fünf Kilometer vor dem Gipfel fiel Voeckler in die Evans-Gruppe zurück, die mittlerweile auf rund 20 Fahrer geschrumpft war. Einer Attacke von Samuel Sanchez und der folgenden Tempoverschärfung durch Evans hatte der Elsässer nichts mehr entgegenzusetzen, auch wenn er wutentbrannt auf seine beiden Helfer Anthony Charteau und Vincent Jerome einschrie und am Gipfel eine Trinkfalsche auf den Apshalt knallte.

Doch an der Bergwertung in 2.556 Metern Höhe waren die Abstände zwischen den verschiedenen Gruppen überraschend gering. Vorneweg fuhren Contador,Schleck, Riblon und Rui Costa, wenige Sekunden dahinter folgte Sanchez, der in der 46 Kilometer langen Abfahrt ebenso zur Spitze aufschloss wie die Gruppe um Evans, die mit 30 Sekunden Rückstand in den Tunnel hineingefahren war. Es folgte eine Gruppe um Basso (+1:20) und weitere 40 Sekunden dahinter die Voeckler-Gruppe.

Kurz vor dem Schlussanstieg war alles wieder zu einem großenFfeld zusammen gelaufen, das allerdings nur kurzzeitig Bestand hatte. Rolland initiierte mit seinem Antritt eine neue kleine Spitzengruppe, bevor Contador 12,5 Kilometer vor dem Ziel seinen zweiten großen Angriff startete. Vor erneut Hunderttausenden von begeisterten Fans nahm der dreifache Toursieger die 21 Spitzkehren des legendrären Anstiegs als Solist in Angriff, konnte sich aber nie mehr als gut eine Minute an Vorsprung auf die Verfolger um die Schlecks und Evans herausfahren.

Dazwischen hielt sich hartnäckig Rolland, zu dem im oberen Teil Sanchez aufschloss. Kurz darauf stellte das Duo Contador, der nichts mehr zuzusetzen hatte. Nach einigen Plänkeleien setzte Rolland 2,8 Kilometer vor dem Ziel die entscheidende Attacke und ließ die beiden ausgepumpten Spanier hinter sich und kam unter dem tosenden Jubel der französischen Fans ins Ziel.

Contador und Sanchez verloren auch noch weitere Zeit auf die Schleck/Evans-Gruppe, vor allem, da der BMC-Kapitän auf den letzten beiden Kilometern nochmals zur Attacke geblasen hatte. Nur 37 Sekunden hinter Contador sicherte sich dann der Slowake Peter Velits (HTC-Highroad) mit seinem besten Auftritt bei dieser Tour Platz vier vor Evans, dem Belgier Thomas de Gendt (Vacansoleil-DCM), Cunego und den beiden Schlecks.

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