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26.08.2023 | (rsn) – Mit gleich sechs Kletterern tritt Bora – hansgrohe zur 78. Vuelta a Espana (2.UWT) an. Kapitän Aleksandr Vlasov zur Seite stehen sollen vor allem in den Bergen der Kolumbianer Sergio Higuita, der Belgier Cian Uijtdebroeks und die Deutschen Emanuel Buchmann, Lennard Kämna und Ben Zwiehoff stehen. Ihre Landsleute Jonas Koch und Nico Denz komplettieren das starke Aufgebot. Die Zielsetzung ist dabei deutlich. Vlasov will in Madrid unter den besten Drei landen und seine Teamkollegen nahmen beim Pressegespräch auffällig oft das Wort “Etappensieg“ in den Mund.
Der Russe reagierte auf die Frage nach seinem Vuelta-Ziel ebenso einsilbig wie unmissverständlich: “Podium!“, antwortete der Tour-Fünfte des Vorjahres. Auch die Namen der Favoriten fasste er kurz und bündig zusammen: “Jonas, Primoz Roglic, Remco und Thomas.“ Damit sorgte der 27-Jährige für keine Überraschung, denn Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma), sein Teamkollege Roglic, Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) und Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) gelten mit Vlasov sowie dem UAE-Duo Joao Almeida und Juan Ayuso als die aussichtsreichsten Kandidaten auf die Top Drei der letzten Grand Tour des Jahres.
Schon beim Giro setzte Bora auf Vlasov, der in Italien allerdings mit einer Corona-Infketion auf der 10. Etappe aussteigen musste. Nach zweieinhalb Monaten Pause kehrte er Ende Juli als Dritter der Donostia San Sebastian (1.UWT) erfolgreich ins Feld zurück. Auch bei der Burgos-Rundfahrt (2.Pro) konnte er als Zweiter überzeugen.”Ich habe keinen Druck. Ich habe viel in der Höhe trainiert. In Burgos und San Sebastian hatte ich gute Beine”, blickte Vlasov zurück, bevor er sich der vor ihm liegenden Aufgabe zuwandte.
Bei der Vuelta gibt es vor allem einen Berg, über den schon jetzt viel gesprochen wird: “Der Angliru ist ein sehr schwerer Anstieg. Ich bin da schon einmal hoch und das war schrecklich. Das wird sicher eine der Schlüsseletappen. Es gibt aber auch andere wichtige Teilstücke. Die Angliru-Etappe wird sicherlich extrem schwer, aber wahrscheinlich nicht entscheidend“, prognostizierte der Bora-Profi. Ob auf diesem 17. Teilstück etwas für Vlasov zu holen sein wird, bleibt abzuwarten.
Auch sein Teamkollege Buchmann nimmt die schweren Tagesabschnitte ins Visier. Dabei hat er allerdings Zweifel an seiner Form. “Nach der Frankreich-Rundfahrt habe ich mir etwas Ruhe gegönnt, die letzten zwei Wochen habe ich mich dann konkret auf die Vuelta vorbereitet. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, wie die Form ist - aber vermutlich ist sie nicht fantastisch. Vielleicht habe ich die Chance in eine Gruppe zu gehen. Es wäre toll eine Etappe zu gewinnen“, so der Tour-Vierte von 2019.
Erstmals in seiner Karriere startet der 30-Jährige im Meistertrikot in eine Spanien-Rundfahrt. “Es ist toll, die Vuelta als Deutscher Meister zu absolvieren. Die Tour in diesem Trikot war eine tolle Erfahrung“, erzählte Buchmann, der sich nicht in der Höhe auf die Vuelta vorbereitet hat.
Ganz im Gegensatz zu Uijtdebroeks, der vor seiner ersten dreiwöchigen Rundfahrt drei Wochen im Öztal verbrachte. Der 20-jährige Belgier gilt als Toptalent und bekommt gleich bei seiner Vuelta-Premiere Chancen, eigene Ambitionen zu verfolgen. “Alles ist neu. Darum ist es schwer vorherzusagen, wie es laufen wird. Ich starte in einer freien Rolle und gucke auch ein bisschen aufs Klassement. Ich gehe es Woche für Woche an und sehe dann, wie es läuft. In drei Wochen kann viel passieren. Aber ich hoffe, dass alles gut läuft und dass wir drei Wochen so fahren könne, wie es in einwöchigen Rundfahrten getan haben“, meinte Uijtdebroeks.
Bei fünf Rundfahrten ist er dieses Jahr gestartet, bei der Tour of the Alps (2.Pro) trat er nicht mehr zur 2. Etappe an, die anderen vier Rennen - drei davon gehörten zur WorldTour - beendete er jeweils unter den besten Zehn. Seine Unerfahrenheit hofft Uijtdebroeks mit Hilfe seiner Teamkollegen kompensieren zu können: “Ich könnte hier in keinem besseren Team sein. Aleks, Sergio, Emu und all die anderen Fahrer haben sehr viel Erfahrung in den Grand Tours. Ich habe null Erfahrung. Es ist perfekt, dass ich hier von ihnen lernen kann. Mit ihnen zu sprechen hält den Stress auf Abstand.“
Gelernt hat er in seinen ersten eineinhalb Jahren als Berufsradfahrer bei Bora schon eine Menge. “Ich war immer sehr nervös und wollte immer schon vor allen anderen in der richtigen Position sein. Mittlerweile fahre ich später nach vorn, das kommt durch die Erfahrung, die ich gesammelt habe“, erklärte der Flame, der auch – unbeabsichtigte - Unterstützung von einem Landsmann und Gegner erhält. “Für mich ist es gut, dass Remco im Rennen ist, das nimmt den Druck von mir. Alle Augen sind auf ihn und ich kann in seinem Schatten agieren. Er ist auch ein angriffslustiger Fahrer, der die Rennen schwer macht. Das ist auch gut für uns“, freute sich Uijtdebroeks über die Teilnahme des Vorjahressiegers.