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23.11.2018 | (rsn) - Mit einem Schritt zurück hofft Moreno Moser wieder nach vorne zu kommen. Der Neffe der Radsportlegende Francesco Moser wechselt vom WorldTour-Team Astana zum Zweitligisten Nippo Fantini Faizané, um die zuletzt so frustrierenden Jahre vergessen zu machen.
"Wie könnte ich es sein?", beantwortete er die Frage, ob er mit den letzten Jahren zufrieden gewesen sei in einem Interview mit der italienischen Website Tuttobici.
Moser: "Egal, wie viel Leidenschaft du beim Radfahren hast, wenn du in jedem Rennen fallen gelassen wirst, ist das kein schönes Gefühl. Ich trainiere sehr gerne und akzeptiere die Opfer, die dieser Job erfordert. Wenn die Ergebnisse der Arbeit aber nicht wertgeschätzt werden, werden die Rennen zu einem Alptraum."
Ihm fehlte die Unterstützung
Der 27-jährige Italiener fühlte sich von seinen Teams nicht unterstützt. "Ich arbeite an mir und versuche, äußere Einflüsse auszublenden. Wenn du talentiert und nicht erfolgreich bist, bedeutet das automatisch, dass du nicht hart genug trainierst oder nicht diszipliniert bist", schilderte er in dem Interview die Vorurteile, die vielerorts herrschen sollen. Dagegen, so beteuerte Moser, sei er immer sehr professionell gewesen. Doch die Unterstellungen hätten ihn zermürbt: "Die Kritik hatte mich beinahe überzeugt, dass ich etwas falsch gemacht habe. Mit einem großen Vertrag in der WorldTour kann man die Meinung anderer nicht ignorieren."
Dabei hatte seine Karriere sehr vielversprechend begonnen. 2012 wurde Moser bei Liquigas Profi und gewann sofort fünf Rennen, darunter die Polen-Rundfahrt. Im Jahr darauf besiegte Moser bei der Strade Bianche sogar seinen damaligen Cannondale-Teamkollegen Peter Sagan, was natürlich in Italien für große Schlagzeilen sorgte.
"Nach meinem erfolgreichen Debüt gab es viele Erwartungen. Die Leute sagten, ich sei stärker als Sagan oder besser als mein Onkel. Aber Sport ist nicht mathematisch. Es gibt tausend Faktoren, die die menschliche Leistungsfähigkeit beeinflussen können. Ich habe versucht, zu ergründen, was ich falsch gemacht habe. Die Leute sagen, es sei mein Kopf. Aber so einfach ist es nicht", fügte er an.
Moser beschloss, die Umstände zu ändern
War es der Druck, Italiens nächster "Francesco Moser" zu sein, der ihn lähmte? Moser rutschte immer mehr aus der Star- in die Helferrolle. Zuerst bei Cannondale und zuletzt bei Astana. Er gewann nach seinem Erfolg bei Strade Bianche nur noch eine Etappe der Österreich-Rundfahrt und in diesem Jahr die Trofeo Laigueglia. "Nach dem Sieg bei der Trofeo Laigueglia war ich auf einem Hoch, aber dann ließ mich mein Körper im Stich."
Statt an sich zu zweifeln, beschloss er, nicht sich, sondern die Umstände zu ändern. Moser: "Ich möchte einfach nur für mich selbst Rennen fahren. Ich möchte versuchen, mich über meine Arbeit zu freuen, ohne an irgendetwas anderes zu denken." Deshalb schloss er sich nun dem ProContinental Team an.
"Ich freue mich sehr auf dieses neue Abenteuer. Der Wechsel von Teams ist sehr motivierend. Ich habe es wirklich gebraucht", sagte Moser, der nun an eine bessere Zukunft glaubt: "Ich muss mit meiner Arbeitsbelastung vorsichtiger umgehen als je zuvor. Ich muss mich darauf konzentrieren, das zu tun, was ich brauche und was ich fühle. Ich kann nicht 300 Tage im Jahr erfolgreich sein. Ich brauche nur zehn gute Tage. Und wenn ich in diesen 10 Tagen dreimal gewinnen kann, dann ist es eine großartige Saison für mich und das Team!"