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02.08.2025 | (rsn) – Pauline Ferrand-Prévot (Visma – Lease a Bike) hat mit einem denkwürdigen Auftritt die Königsetappe der 4. Tour de France Femmes (2.WWT) über 111,9 Kilometer von Chambéry zum 2.000 Meter hohen Col de la Madeleine gewonnen und damit für den dritten französischen Tagessieg in Folge gesorgt. Zudem eroberte die 33-Jährige das Gelbe Trikot der Gesamtführenden und hat nun beste Aussichten, als erste Französin die 2022 wieder belebte Frankreich-Rundfahrt für sich zu entscheiden.
Ferrand-Prévot hatte mit einem entschlossenen Antritt im Schlussanstieg die Australierin Sarah Gigante (AG Insurance – Soudal) 8,5 Kilometer vor dem Ziel abgeschüttelt war kurz darauf zu den beiden letzten Ausreißerinnen vorgefahren. Zunächst konnte Yara Katellijn (Fenix – Deceuninck) dem Tempo nicht mehr folgen und eingangs der letzten fünf Kilometer musste auch Niamh Fisher-Black (Lidl – Trek) reißen lassen.
Hinter der 24-jährigen Gigante (+1:33), die sie auch noch passieren lassen musste, wurde die Neuseeländerin (+2:15) schließlich Tagesdritte vor der Niederländerin Demi Vollering (FDJ – Suez / +3:03), die sich kurz vor dem Ziel noch aus der Gruppe der Verfolgerinnen lösen konnte und im Bergaufsprint ihre Landsfrau Kastelijn im Kampf um Rang vier bezwang. Rang sechs belegte die Französin Cédrine Kerbaol (EF Education – Oatly / +3:18) vor der starken Polin Domenika Wlodarczyk (UAE – ADQ / +3:22) und deren Landsfrau Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM – zondacrypto / +3:26), die damit kaum noch Chancen auf die Titelverteidigung haben dürfte.
“Die letzten Kilometer haben unheimlich wehgetan, aber ich wollte meinen Vorsprung für morgen so weit wie möglich ausbauen. Ich wollte es auch genießen, aber es war erst an der Ziellinie vorbei und ich musste bis dahin alles geben. Ich bin sehr glücklich, dass wir es als Team geschafft haben. Ich möchte meinen Teamkolleginnen danken, denn sie waren die ganze Woche fantastisch. Hoffentlich können wir es morgen vollenden“, kommentierte Ferrand-Prévot ihren Coup, mit dem sie ihrem Traum vom Tour-Gesamtsieg ein riesiges Stück näher kam.
Dem Tour-Podium ein gutes Stück näher gekommen ist Kletterspezialistin Gigante, die wieder ihre Probleme in den Abfahrten hatte. “Ich hatte davon geträumt die Etappe zu gewinnen. Mein Team hat enorm hart für mich gearbeitet, aber Pauline war einfach stärker. Ich möchte mich bei meiner Mannschaft bedanken, sie haben heute einen Traumjob gemacht“, sagte die zweimalige Giro-Etappensiegerin zu Eurosport. “Andere Mannschaften haben uns in den Abfahrten unter Druck gesetzt, dank meiner Teamkollegen bin ich aber jedes Mal ziemlich frisch im Tal angekommen. Dass sich das Gelbe Trikot für mich aufgeopfert hat, ist einfach Next Level. Solche Sachen sorgen für Gänsehaut. Das war Kims (Le Courts) eigene Entscheidung.“
Vor der morgigen Schlussetappe, die nochmals über einen Berg der Ehrenkategorie und zwei der 1.Kategorie führen wird, liegt Ferrand-Prévot nun 2:37 Minuten vor Gigante, die vom achten auf den zweiten Rang vorrückte. Vollering machte zwar eine Position gut, hat als Dritte aber bereits 3:18 Minuten Rückstand. Niewiadoma (+3:40) fiel vom dritten auf den vierten Platz zurück.
Kerbaol (+4:11) ist neue Fünfte, gefolgt von der Niederländerin Pauliena Rooijakkers (Fenix – Deceuninck / +4:26) und Wlodarczyk (+5:02). Eine der großen Verlierinnen war die Niederländerin Anna van der Breggen (SD Worx – Protime), die früh im Schlussanstieg den Anschluss verlor und im Gesamtklassement vom fünften auf den zwölften Platz (+9:25) abstürzte
Ihre Landsfrau und Teamkollegin Lorena Wiebes verteidigte das Grüne Trikot der punktbesten Fahrerin, die Schweizerin Elise Chabbey (FDJ – Suez) baute ihre Führung in der Punktewertung aus, die Niederländerin Nienke Vinke (Picnic - PostNL) behauptete das Weiße Trikot der besten Nachwuchsfahrerin.
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— Le Tour de France Femmes avec Zwift (@LeTourFemmes) August 2, 2025
Gleich nach dem Start der Königsetappe ging es in den 13,2 Kilometer langen und im Schnitt 6,3 Prozent steilen Col du Plainpalais (1. Kat.) hinein. Nach einem Defekt in der Neutralisation nahm Titelverteidigerin Niewiadoma das Rennen vom Ende des Feldes aus in Angriff. Schon kurz nach dem Start folgte Attacke auf Attacke, ehe sich gegen Mitte des Anstiegs 14 Fahrerinnen lösen konnte.
Mit dabei waren Riejanne Markus und Fisher-Black (beide Lidl – Trek), die beiden Deutschen Franziska Koch (Picnic – PostNL) und Hannah Ludwig (Cofidis), Justine Ghekiere (AG Insurance – Soudal), sowie Bergkönigin Chabbey und ihre Teamkollegin Evita Muzic, mit 1:35 Minuten Rückstand auf das Gelbe Trikot die im Klassement bestplatzierte Fahrerin. 2,5 Kilometer vor dem Gipfel schaffte die zweimalige Etappengewinnerin Maeva Squiban (UAE – ADQ) noch den Anschluss an die Gruppe, die 25 Sekunden vor dem von AG Insurance angeführten Feld die Bergwertung erreichte.
Den Bergpreis und damit zehn Punkte holte sich Chabbey vor Squiban, die sich acht Punkte gutschreiben lassen konnte. In der Abfahrt fiel Ludwig in das Feld zurück, in dem nun SD Worx und EF Education – Oatly das Tempo bestimmten, aber nicht verhindern konnten, dass der Abstand auf mehr als dreieinhalb Minuten anwuchs, wodurch Muzic im virtuellen Gelben Trikot unterwegs war.
Das Streckenprofil der 8. Etappe der Tour de France Femmes | Foto: Veranstalter
Koch ging es gut 70 Kilometer vor dem Ziel an der Spitze nicht schnell genug. Die Deutsche Meisterin setzte sich mit der Belgierin Lotte Claes (Arkéa - B&B Hotels) und Squiban ab. Die Französin erhöhte in einer ansteigenden Passage sofort das Tempo, so dass Claes schnell wieder zurückfiel. Kurz darauf führte Chabbey die Verfolgerinnen aber wieder an das Duo heran.
An der Spitze des Feldes versteuerte sich Le Court in einer Kurve der der Abfahrt und rutschte über den Straßenrand hinaus. Die 29-Jährige schwang sich schnell wieder auf ihr Rad und machte sich auf die Jagd nach dem Feld, in dem Wiebes und Vollering für Tempo sorgten. Kurz bevor das Gelbe Trikot den Anschluss geschafft hatte, legten FDJ, Visma und SD Worx nochmals nach und sorgten so für eine Teilung des Feldes. Leidtragende war Le Court, deren Rückstand zur Gruppe der Favoritinnen bis zum Zwischensprint auf rund eine Minute anwuchs.
In Châteaufort holte sich 56 Kilometer vor dem Ziel Koch 25 Sprintpunkte vor Squiban, die Gruppe um Vollering und Niewiadoma folgte 2:30 Minuten später. In der Ebene schafften dann aber immer mehr abgehängte Fahrerinnen wieder den Anschluss, darunter eingangs der letzten 50 Kilometer auch Le Court.
Das Rennen hatte sich auf dem Weg zur Côte de Saint-Georges-d'Hurtiéres (2. Kat.) weiter beruhigt. Chabbey und Markus sorgten in der Spitzengruppe für Tempo. Am Bergpreis nahm Chabbey vor Squiban weitere fünf Punkte mit und fixierte das Gepunktete Trikot auch für den letzten Tag. Der Abstand zum Peloton betrug vier Minuten. In der folgenden Abfahrt teilte sich das Peloton erneut, Ferrand-Prévot und Le Court verloren den Kontakt zum ersten Teil, kamen aber nach einigen Kilometern wieder zurück. Das Peloton, das zu diesem Zeitpunkt nur noch rund 30 Fahrerinnen umfasste, verkürzte bis zum Fuße des finalen Anstiegs den Rückstand auf die Spitze auf unter zwei Minuten.
Im unteren Teil des Madeleine entwickelten sich zwei Ausscheidungsrennen. Die Spitzengruppe wurde durch das Tempo von Markus immer kleiner, Gleiches geschah im Peloton durch Chloe Dygert (Canyon – SRAM – zondacrypto) und Christina Schweinberger (Fenix – Deceuninck). 13 Kilometer vor dem Ziel bestand die Spitze nur noch aus Fisher-Black und Kastelijn Der Abstand zum immer kleiner werdenden Peloton blieb aber weiterhin bei zwei Minuten. Dort hatte Le Court die Führungsarbeit übernommen. Die Führende in der Gesamtwertung bereitete damit die Attacke ihrer Teamkollegin Gigante vor. 11,5 Kilometer vor dem Ende verschärfte die Australierin das Tempo und sprengte damit die Gruppe der Favoritinnen. Nur Ferrand-Prévot und Rooijakkers konnten ihr folgen, wobei die Niederländerin kurz danach auch nicht mehr mitkam und mit Niewiadoma ein Verfolgerinnenduo bildete. Vollering lag in einer Gruppe noch etwas weiter zurück.
8,5 Kilometer vor dem Gipfel konnte Ferrand-Prévot auch Gigante abschütteln und war von da an nicht mehr aufzuhalten. Sie fuhr an die Ausreißerinnen Fisher-Black und Kastelijn ran und ließ beide kurze Zeit später stehen, um einem souveränen Solosieg entgegenzufahren. Hinter ihr sicherte sich Gigante Rang zwei, während Vollering im Finale die zweite Luft bekam und auf den letzten zwei Kilometern ihren Konkurrentinnen davonfuhr, um noch Rang vier vor Kastellijn zu belegen.
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