RSNplusRSN-Rangliste, Platz 13: Emanuel Buchmann

Krankheit folgte auf Krankheit: Das dritte Seuchenjahr

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Krankheit folgte auf Krankheit: Das dritte Seuchenjahr"
Emanuel Buchmann (Bora - hansgrohe) | Foto: Cor Vos

07.12.2022  |  (rsn) – Einige Tage früher als seine Mannschaftskameraden ist Emanuel Buchmann am Sonntag in Richtung Süden geflogen: Bevor am Freitag das erste große Team-Trainingslager von Bora – hansgrohe mit Blick auf 2023 auf Mallorca beginnt, verschaffte sich der 30-Jährige gemeinsam mit einem guten Freund schon mal etwas Vorsprung.

___STEADY_PAYWALL___

Buchmann ist hochmotiviert, sich bestmöglich auf das neue Jahr vorzubereiten. Denn eins will er ganz sicher nicht: Noch ein viertes Seuchenjahr anhängen. Nach 2020 und 2021 lief es für den gebürtigen Ravensburger, der inzwischen in Österreich am Pfänder wohnt, nämlich auch 2022 alles andere als rund.

"Das war wieder nix. Wie die letzten zwei ist es wieder ein Jahr gewesen, mit dem ich absolut unzufrieden war – oder: Es lief eigentlich gar nichts zusammen. Am Ende wurde es noch schlechter", zog Buchmann knallhart Bilanz und gab im Gespräch mit radsport-news.com auch offen zu, dass seine Pechsträhne der letzten Jahre mental hart sei.

Die Misere fordert ihren Tribut

"Es ist langsam gar nicht mehr so einfach. Es war wirklich schon das dritte Jahr, in dem es nicht lief. Die Jahre davor waren es Stürze, jetzt war ich immer wieder krank", so Buchmann. "Deshalb habe ich nun auch eine längere Saisonpause gemacht und fünf Wochen überhaupt nicht trainiert. So hoffe ich, dass ich wieder erholt in die Saison gehen kann." Mit seiner Partnerin Claudia Eder war Buchmann zunächst in Kalifornien und hat dort auch den Windtunnel von Rad-Sponsor Specialized besucht, bevor es in den Urlaub nach Hawaii ging.

Emanuel Buchmann (Bora - hansgrohe) im Ziel des Giro d'Italia in Verona.

Dort gewann er Abstand von einer Saison, die gemessen an den nackten Zahlen auf den ersten Blick gar nicht so schlecht war, wie Buchmann sie beschreibt. Immerhin: Bei seinem zu Jahresbeginn ausgegebenen Saisonhöhepunkt, dem Giro d'Italia, wurde er Gesamtsiebter, während Teamkollege Jai Hindley gewann. Doch der Kletterer sieht das deutlich kritischer.

"Wenn man nur die Platzierung anschaut, sieht es gar nicht so schlecht aus. Aber die Leistung war einfach nicht da. In der letzten Woche habe ich nur noch gelitten oder versucht, Jai ein bisschen zu helfen", erklärte er. "Dass wir den Giro gewonnen haben, war natürlich ein Riesenerlebnis. Aber ich persönlich? Wenn ich sehe, was für Werte ich dort gefahren bin und was ich eigentlich fahren kann, dann hat da einfach verdammt viel gefehlt."

Corona-Auswirkungen noch nach Monaten?

Immerhin weiß Buchmann, woran es lag: Warfen ihn 2020 und 2021 zwei Stürze beim Critérium du Dauphiné beziehungsweise dem Giro d'Italia aus der Bahn und verhagelten so seine geplanten Saisonhöhepunkte, so war es diesmal eine Grippe, die Mitte April einen Strich durch Buchmanns Giro-Rechnung machte.

"Nach der Baskenland-Rundfahrt war ich eine Woche komplett raus und dann auch nicht in Top-Form beim Giro – oder so fit, wie ich sein wollte", so Buchmann. Doch diese Krankheit war nicht das erste Problem, dass seine Saison 2022 torpedierte. Im Winter spürte er lange Zeit noch die Nachwirkungen seiner Corona-Infektion von nach den Olympischen Spielen 2021.

Die DM in Winterberg beendete Buchmann als Vierter.

"Selbst gegen Jahresanfang hatte ich noch nicht das Gefühl, dass ich so richtig in Form komme. Ich weiß nicht, ob das noch damit zusammenhing, aber es ging nicht so, wie in den Jahren zuvor. Normalerweise trainiere ich und werde besser. Aber dieses Jahr war es so, dass ich trainiert habe, aber die Fortschritte nicht so kamen, wie gedacht", erinnerte er sich nun an den Jahreswechsel 2021/2022. Erst im Frühjahr sei es langsam besser gegangen und zur Baskenland-Rundfahrt habe er die Form langsam kommen gespürt. Dann aber kam die Grippe und bremste Buchmann aus.

Die zweite Saisonhälfte: Harnwegsinfekt, Erkältung, Gürtelrose

"Erst die Woche vor dem Giro habe ich mich körperlich wieder fit gefühlt. Trotzdem war aber noch Hoffnung da. Und dann war der Start auch gar nicht schlecht, eigentlich besser als ich gedacht hätte", so Buchmann mit Blick auf das Zeitfahren in Budapest am zweiten Giro-Tag, bei dem er trotz eines Sturzes nur 56 Sekunden auf Sieger Simon Yates (BikeExchange - Jayco) eingebüßt hatte. "Dann hofft man natürlich, dass man während der Rundfahrt noch besser wird. Aber gerade in der letzten Woche habe ich eher abgebaut, weil einfach die Substanz gefehlt hat."

Nach dem Giro wollte er sich auf die Vuelta a Espana vorbereiten, wurde auf dem Weg dorthin Vierter bei den Deutschen Meisterschaften im Sauerland und bestritt die Klasikoa in San Sebastian (1.UWT) sowie den Circuito de Getxo (1.1) im Baskenland und die Burgos-Rundfahrt (2.Pro). Doch dann stellte sich das nächste gesundheitliche Hindernis in den Weg: Eine Harnwegsinfektion bedeutete seine Absage des Vuelta-Starts in Utrecht.

Bei der Bergankunft am Schauinsland konnte Buchmann als 18. nicht überzeugen.

Stattdessen stand Buchmann fünf Tage später am Start der Deutschland Tour, doch fit war er auch dort noch nicht. "Wenn man als bester Fahrer von Bora - hansgrohe 16. wird bei der Deutschland Tour, dann ist das nicht optimal. Aber ich hatte die Vuelta eben nicht ausgelassen, weil ich ganz besonders fit war…", ordnete Buchmann mit seinem gewohnt trockenen Humor ein. "Danach habe ich mich dann nochmal erkältet und am Saisonende hatte ich noch eine Gürtelrose. Es kam einfach eins nach dem anderen."

2023 zurück zur Tour de France

Jetzt auf Mallorca aber ist das langsam vergessen. Der Blick von Buchmann geht wieder voraus: 2023 will der Tour de France-Vierte von 2019 wieder zur Frankreich-Rundfahrt zurückkehren. Der genaue Rennplan werde zwar erst im Trainingslager in der kommenden Woche festgezurrt, doch das sei die Richtung, in die es wohl gehe.

"Bei mir wird es wohl eher die Tour. Die Strecke sieht ja doch sehr gut aus, mit nur einem Zeitfahren. Da würde ich schon gerne wieder am Start stehen", erklärte er, räumte aber auch ein, dass er in der Nahrungskette bei Bora – hansgrohe in Sachen Kapitänsrolle für die Gesamtwertung inzwischen nicht mehr ganz oben stehe:

"Nach drei schlechten Jahren kann ich nicht zu viele Ansprüche stellen. Wir haben mit Jai den amtierenden Giro-Sieger, und für den ist die Strecke auch gut. Aber prinzipiell ist das Ziel schon, auf die Tour zuzuarbeiten und so gut wie möglich am Start zu stehen."

Mehr Informationen zu diesem Thema

27.12.2022Fahrer des Jahres 2022: Küng freut sich über Strassacker-Trophäe

(rsn) – Eine Woche hatte Stefan Küng zuhause, bevor sich der Schweizer von Frauenfeld wieder verabschieden musste, um am heutigen Dienstag die nächste Trainingslager-Reise in Angriff zu nehmen.

19.12.2022Die Radsport-News-Jahresrangliste 2022 im Überblick

(rsn) – Auch in diesem Jahr hat Radsport News wieder mit Hilfe eines eigens dafür erstellten Punkteschlüssels den besten Fahrer des deutschsprachigen Raumes ermittelt. In unserer Rangliste 2022 fi

19.12.2022Ein Super-Jahr trotz zwei schmerzhafter Niederlagen

(rsn) – 2022 war das Jahr des Stefan Küng (Groupama - FDJ). Im Juni feierte der Schweizer die Geburt seines ersten Sohnes Noé und sportlich lief es über die gesamte Saison hinweg glänzend. Küng

18.12.2022Eine Hüft-OP ebnete den Weg zurück auf die Siegerstraße

(rsn) – Ein ganz großer Sieg wie beim Flèche Wallonne oder der Tour-Etappe in Sarran im Jahr 2020 sprang in dieser Saison zwar nicht für ihn heraus, doch mit insgesamt vier ersten Plätzen bei kl

17.12.2022Vom ersten bis zum letzten Rennen Leistung abgerufen

(rsn) – In seinem zweiten Profijahr gelang Mauro Schmid zwar kein Coup wie 2021, als er eine Etappe des Giro d‘Italia gewann. Doch bei seinem neuen Team Quick-Step Alpha Vinyl machte der Schweizer

16.12.2022Bester Deutscher trotz zwei Mal Corona und Nahtoderlebnis

(rsn) – Trotz zweier Coronaerkrankungen und eines schweren Trainingssturzes, der ihn mehrere Wochen außer Gefecht setzte, konnte Max Walscheid (Cofidis) 2022 so viele Punkte für die Jahresranglist

15.12.2022In der Romandie geglänzt, bei der Tour tragischer Held

(rsn) – Er war der tragische Held der Tour de France – nicht nur aus deutscher Sicht, sondern auch für die internationalen Fans: Simon Geschke (Cofidis) kämpfte bis zur letzten Bergetappe wacker

14.12.2022Zunächst konstant stark, dann von Corona ausgeknockt

(rsn) - Auch wenn ihm in der Saison 2022 deutlich weniger Siege gelangen als noch im vergangenen Jahr, so wusste Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) mit einer deutlichen Leistungssteigerung zu beeindru

13.12.2022Nach den Klassikern aus dem Loch herausgearbeitet

(rsn) – Auch wenn er im Frühjahr wegen Krankheiten nicht die gewünschten Ergebnisse einfahren konnte und im Sommer bei der Tour de France leer ausging, fällt Nils Politts Saisonbilanz positiv aus

12.12.2022Nach langem Leidensweg Befreiungsschlag in der Schweiz

(rsn) – Es war eine der beeindruckendsten Triumphfahrten der gesamten Saison 2022: Als Bob Jungels (AG2R Citroën) am 10. Juli durch die Schweiz rauschte und in Chatel am Rande des Skigebiets Les Po

11.12.2022Immer wenn er fit war, kam etwas dazwischen

(rsn) – Nach fünf Jahren bei Bora – hansgrohe und der großen Enttäuschung über die verpasste Tour de France 2021 entschied sich Pascal Ackermann für einen Tapetenwechsel und heuerte bei UAE

10.12.2022Die Beständigkeit in Person

(rsn) – Der Wechsel von DSM zu Movistar hat sich für Max Kanter gelohnt. Der 25-Jährige muss zwar weiter auf seinen ersten Sieg warten, doch mit 29 Top-Ten-Resultaten war er der beständigste Erge

Weitere Radsportnachrichten

28.03.2024Märkl will auch bei der Ronde “vor das Radrennen“

(rsn) – Wie schon beim E3 Saxo Classic schaffte Niklas Märkl (DSM Firmenich – PostNL) auch bei Dwars door Vlaanderen den Sprung unter die Ausreißer des Tages. Doch während sein Fluchtbegleiter

28.03.2024Trotz Sturz: Pedersen ist für Ronde-Start zuversichtlich

(rsn) – Ausgerechnet kurz vor der Flandern-Rundfahrt, dem Höhepunkt der flämischen Klassikersaison, wurde Lidl – Trek mächtig gebeutelt. Bei Dwars door Vlaanderen waren mit Gent-Wevelgem-Sieger

27.03.2024Nach Van-Aert-Crash: Kanarieberg hat bei Klassikern wohl ausgedient

(rsn) – Positionskampf bei Höchstgeschwindigkeiten, auf breiter Straße abschüssig in Richtung Ronse: Das waren die Bilder, die die flämischen Klassiker auf der N48 in der Anfahrt zum engen Recht

27.03.2024Teamchef Stam bestätigt: Vollering verlässt SD Worx

(rsn) – Demi Vollering wird SD Worx – Protime nach der Saison 2024 verlassen. Das bestätigte Sportdirektor Danny Stam am Mittwochmittag gegenüber GCN. "Ja, das ist definitiv sicher", sagte der N

27.03.2024Rennarzt-Wagen baut Unfall mit Soudal-Teamfahrzeug

(rsn) – Der Unfall zweier wichtiger Begleitfahrzeuge im Männerrennen von Dwars door Vlaanderen hat am Mittwoch für eine halbstündige Unterbrechung des Frauenrennens gesorgt. Da die Frauen hinter

27.03.2024Van Aert erleidet beim Dwars-Crash multiple Brüche

(rsn) – Die Ronde van Vlaanderen wird am Sonntag ohne ihren großen Lokalmatador Wout Van Aert (Visma – Lease a Bike) über die Bühne gehen. Der 29-jährige Belgier war am Mittwoch bei Dwars doo

27.03.2024Politt entgeht mit Glück van Aerts Sturz bei Dwars door Vlaanderen

(rsn) – Zweimal landete Nils Politt (UAE Team Emirates) schon in den Top Ten bei Dwars door Vlaanderen, diesmal schrammte er mit dem zwölften Rang knapp vorbei. Angesichts des schweren Sturzes gut

27.03.2024Küng: “Mehr als Platz zwei wäre nicht möglich gewesen“

(rsn) – Immer gut dabei war Stefan Küng (Groupama – FDJ) bei seinen Renneinsätzen in diesem Frühling, aber ein richtig zählbares Ergebnis fehlte dem Schweizer bislang noch. Doch mit seinem dr

27.03.2024Vos gewinnt Dwars door Vlaanderen und feiert 250. Sieg

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat die siebte Austragung von Dwars door Vlaanderen (1.Pro) gewonnen. Nach Platz 3 im Vorjahr setzte sie sich im Zweiersprint gegen Shirin van Anrooij (

27.03.2024Visma feiert mit Jorgenson, muss aber Van-Aert-Aus verschmerzen

(rsn) – Obwohl Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike) die 78. Ausgabe von Dwars door Vlaanderen als Solist gewonnen hat, verlebte seine Mannschaft einen schwarzen Tag. Wout van Aert (Visma – Le

27.03.2024Van Aert und Stuyven nach Sturz bei Dwars door raus

(rsn) – Ein Sturz an der Spitze des Hauptfeldes hat für ein großes Favoritensterben bei Dwars door Vlaanderen (1.UWT) gesorgt. 67 Kilometer vor dem Ziel erwischte es auf breiter Straße bei trocke

27.03.2024Steimle vor Dwars door Vlaanderen: “Sonst wären Zweifel aufgekommen“

(rsn) – Ganz verarbeitet hatte Jannik Steimle die Enttäuschung seines letzten Rennens auch am Start von Dwars door Vlaanderen noch nicht. “Mit meiner Leistung war ich sehr zufrieden“, sagte der

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine