Tour de Suisse: Skjelmose holt sich Gelb zurück

Ayuso lässt mit furiosem Solo alle seine Konkurrenten stehen

Foto zu dem Text "Ayuso lässt mit furiosem Solo alle seine Konkurrenten stehen"
Juan Ayuso (UAE Team Emirates) hat die Königsetappe der 86. Tour de Suisse gewonnen. | Foto: Cor Vos

15.06.2023  |  (rsn) - Mit einem beeindruckenden Soloritt hat sich Juan Ayuso (UAE Team Emirates) auf der 5. Etappe der Tour de Suisse (2.UWT) seinen zweiten Saisonsieg gesichert. Zweiter mit 54 Sekunden Rückstand wurde nach 211 Kilometern von Fiesch nach La Punt der Däne Mattias Skjelmose (Trek – Segafredo), der sich das Gelbe Trikot von Felix Gall (AG2R – Citroën) zurückholte. Der Österreicher verlor auf den letzten Metern vier Sekunden auf seinen Konkurrenten. Das Tagespodium komplettierte zeitgleich mit Skjelmose Pello Bilbao (Bahrain Victorious) vor Rigoberto Uran (EF Education – EasyPost) und Romain Bardet (DSM).

Rund 15 Kilometer vor dem Ziel griff Ayuso am Albulapass aus der Favoritengruppe heraus an und zog unwiderstehlich davon. “Es war ein schwerer Tag, es musste viel geklettert werden, auch in der Höhe. Letztendlich fühlte ich mich aber immer besser, je schneller es wurde“, sagte der Sieger im Ziel-Interview. Am Mittwoch lief bei Ayuso wenig zusammen, doch auf der Königsetappe ließ der UAE-Profi alle Konkurrenten stehen.

“Manchmal ist das schwer zu erklären. Der Körper ist der Körper. Gestern hatte ich keine Beine. Ich habe gelitten. Heute ging es mir besser“, meinte das 20-jährige Toptalent. Zu Saisonbeginn noch hatte ihn sein Körper im Stich gelassen. In Folge von Knieproblemen ist die Tour de Suisse erst sein zweiter Saisoneinsatz. Sein Debüt gab Ayuso ebenfalls in der Schweiz. Bei der Tour de Romandie (2.UWT) gewann er das Zeitfahren und trug auch das Gelbe Trikot. “Schön, dass ich jeweils eine Etappe gewinnen konnte. Jetzt probiere ich auch die Gesamtwertung zu holen. Das wird schwer, aber es ist möglich“, sagte Ayuso.

Entscheidend dafür wird vor allem das Abschlusszeitfahren sein, in dem wohl Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) sein schärfster Gegner sein dürfte. “Remco liegt nicht weit zurück und wir wissen alle, wie stark er im Zeitfahren ist. Auch Mattias ist ein starker Athlet auf dem Zeitfahrrad. Und bei Felix weiß man es nicht. Er hat es noch nie gezeigt, aber er ist in großartiger Form. Es wird Sonntag auf jeden Fall knapp und bis dahin es gibt noch einige Etappen“, sagte er

Wie am Vortag hatte Evenepoel im Finale am Berg Probleme. Er fiel am Albulapass zurück und überquerte die Bergwertung mit Sichtkontakt zum Gelben Trikot. In der Abfahrt konnte der Belgier den Rückstand aber nicht wettmachen. Stattdessen büßte er 26 Sekunden auf die meisten Favoriten ein.

Als letzter Deutscher fiel Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) 18 Kilometer vor Schluss zurück. Er erreichte das Ziel als 22., behauptete im Klassement aber Rang 16. Besser lief es bei seinem Teamkollegen Cian Uijtdebroeks, der eine Sekunde nach dem Tageszehnten Evenepoel mit 1:21 Minuten Rückstand als Zwölfter über den Zielstrich rollte. Der ebenfalls erst 20 Jahre alte Belgier fiel in der Gesamtwertung vom achten auf den neunten Rang zurück. Sein Teamkollege Sergio Higuita präsentierte sich in verbesserter Form. Der dritte starke Bergfahrer der Raublinger zeigte in der Gruppe des Tages eine ansprechende Leistung.

Neben dem Gelben eroberte Skjelmose auch das Weiße Trikot des besten Jungprofis zurück. Erster in der Punktewertung bleibt Wout van Aert (Jumbo – Visma), der wie der neue Bergkönig Pascal Eenkhoorn (Lotto – Dstny) zur Gruppe des Tages gehörte.

So lief die 5. Etappe der Tour de Suisse:

Zu Beginn der Königsetappe ging es unübersichtlich zu. Zeitweise fuhren 35 Fahrer vor dem Feld, aus dieser großen Gruppe setzten sich nach 33 Kilometern neunzehn Profis ab. Bestplatzierter war mit 4:07 Minuten Rückstand auf Gall der Spanier Gorka Izagirre (Movistar). Mit van Aert, Higuita, Marco Haller (beide Bora – hansgrohe), dessen österreichischem Landsmann Michael Gogl (Alpecin – Deceuninck), Neilson Powless (EF Education – EasyPost), Rui Costa (Intermarché – Circus – Wanty), Quinn Simmons (Trek – Segafredo) und den drei Schweizern Stefan Küng (Groupama – FDJ), Marc Hirschi (UAE Team Emirates) und Yannis Voisard (Tudor) waren zahlreiche interessante Namen dabei.

Higuita holte sich am Furkapass (HC) die Maximalpunktzahl von 20 vor Eenkhoorn, der sich 15 Zähler sicherte und damit die virtuelle Führung im Bergklassement übernahm. Nach 71 Kilometern war der Niederländische Meister der Erste am Oberalppass (1.Kat.), wodurch er sein Konto um weitere 12 Punkte aufstockte. Higuita wurde dieses Mal Zweiter und schob sich virtuell auf Rang zwei in dieser Sonderwertung. AG2R – Citroën gewährte der Gruppe einen Maximalvorsprung von 3:30 Minuten, der über rund 100 Kilometer hin stabil blieb.

Das Profil der 5. Etappe der Tour de Suisse | Foto: Veranstalter

Nach einer Attacke von Küng, van Aert und Simmons teilte sich die Gruppe 41 Kilometer vor dem Ziel. Fünf Kilometer später waren die meisten Fahrer wieder zusammen. Lediglich sechs Profis, unter ihnen Izagirre, hatten den Anschluss verpasst. Durch dieses Intermezzo, bei dem van Aert den Zwischensprint gewann, war der Rückstand des Feldes kurz vor dem letzten Anstieg auf vier Minuten angestiegen.

Am Albulapass (HC) fiel die Spitzengruppe auseinander. Mit noch 22 zu fahrenden Kilometern attackierte Powless. Costa, Lazkano und Antonio Tiberi (Bahrain Victorious) gingen mit, der Spanier konnte dem vom Portugiesen angeschlagenen Tempo zwei Kilometer später aber nicht mehr folgen. Im Feld übernahm derweil Soudal – Quick-Step die Nachführarbeit und reduzierte den Rückstand auf 2:30 Minuten. Simmons schaffte kurz den Anschluss an die Spitze, musste nach einer Tempoverschärfung von Powless wie auch Higuita schnell wieder die Segel streichen. Im reduzierten Feld attackierte Gall rund 17 Kilometer vor dem Ziel. Kelderman, Ayuso, Bilbao und Bardet blieben dran, Evenepoel und Skjelmose dagegen fielen zurück. Das Quintett holte van Aert ein, der sofort das Tempo bestimmte und so eine große Lücke schuf.

Zwei Kilometer später zog Ayuso wie aus dem Nichts davon. Der junge Spanier raste regelrecht nach vorn, holte Powless, Tiberi und Costa ein und ließ sie sofort hinter sich. Ayuso holte sich den letzten Bergpreis des Tages eine halbe Minute vor seinen beiden Verfolgern. Die Verfolger um Gall lagen weitere 30 Sekunden zurück und befanden sich in Sichtweite der nächsten Gruppe um Evenepoel und Uijtdebroeks.

In der Abfahrt zum Ziel konnten Uran, Bardet und Skjelmose zu Gall, Kelderman und Bilbao auffahren. Evenepoel, Uijtdebroeks und Dylan Teuns (Israel - Premier Tech) hingegen blieben zurück. Ayuso erreichte ungefährdet das Ziel und musste fast eine Minute warten, bevor Skjelmose den Sprint der Verfolger vor Bilbao gewann und sich das Gelbe Trikot zurückholte. Gall dagegen hatte auf den letzten Metern der Abfahrt den Anschluss verloren und büßte vier Sekunden auf seine Konkurrenten ein.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

03.11.2023Staatsanwaltschaft stellt Verfahren um Mäders tödlichen Sturz ein

(rsn) - Die Staatsanwaltschaft Graubünden hat das nach dem tödlichen Unfall von Gino Mäder (Bahain Victorious) auf der Königsetappe der diesjährigen Tour de Suisse eingeleitete Strafverfahren ein

21.06.2023Italienische Meisterschaften ohne Titelverteidiger Zana

(rsn) – Filippo Zana (Jayco – AlUla) wird am Wochenende seinen Titel im Straßenrennen der Italienischen Meisterschaften nicht verteidigen können. Wie sein Team auf Twitter mitteilte, habe sich d

20.06.2023Reusser feiert souveränen Heimsieg bei der Tour de Suisse

(rsn) – Marlen Reusser (SD Worx) hat am letzten Tag der Tour de Suisse Women (2.UWT) souverän ihr Gelbes Trikot verteidigt und damit die 3. Ausgabe ihres Heimrennens für sich entschieden. Der Zei

20.06.2023Klimaschutzorganisation Justdiggit ehrt Gino Mäder

(rsn) – Die gemeinnützige Organisation Justdiggit, die mit Landsanierungssprojekten in Afrika die Folgen des Klimawandels bekämpft, wird zu Ehren des bei der Tour de Suisse tödlich verunglückten

19.06.2023Vollering fängt Zigart noch ab, doch Gasparrini jubelt

(rsn) – Bis zum Schlusskilometer der 3. Etappe der Tour de Suisse Women (2.WWT) durfte die Slowenin Urska Zigart (Jayco – AlUla) auf den bisher größten Sieg ihrer Karriere hoffen. Doch knapp 100

19.06.2023Van Aerts Bilanz “ernüchternd, aber nicht enttäuschend“

(rsn) – Im vergangenen Jahr dominierte Wout Van Aert mit seinem Team Jumbo – Visma die Tour-Generalprobe nach Belieben. Der Belgier gewann zwei Etappen und wurde zweimal Tageszweiter, sein Team g

19.06.2023Bora - hansgrohe freut sich über Uijtdebroeks und denkt an Mäder

(rsn) - Am letzten Tag der 86. Tour de Suisse (2.UWT) reichte es für Cian Uijtdebroeks (Bora – hansgrohe) nur noch zum 22. Platz. Mit 1:16 Minuten Rückstand auf den gleichaltrigen Etappengewinner

19.06.2023Vorschau auf die Rennen des Tages / 19. Juni

(rsn) – Welche Rennen gilt es heute zu beachten? Wie sehen die Streckenprofile und Startlisten jeweils aus und wer ist der Favorit oder die Favoritin? radsport-news.com stellt jeden Morgen die wi

18.06.2023Tour de Suisse: Highlight-Video des Abschlusszeitfahrens

(rsn) – Mattias Skjelmose (Trek – Segafredo) hat im abschließenden Einzelzeitfahren der Tour de Suisse sein Gelbes Trikot verteidigt und den größten Sieg seiner noch jungen Karriere gefeiert. D

18.06.2023Ayuso gewinnt Zeitfahren, aber Skjelmose die Tour de Suisse

(rsn) – Juan Ayuso (UAE Team Emirates) hat das Abschluss-Zeitfahren der 86. Tour de Suisse (2.UWT) in Abtwil gewonnen, den Gesamtsieg aber um neun Sekunden gegen den Dänen Mattias Skjelmose (Trek â

18.06.2023Gino Mäder – ein sportlicher Nachruf

(rsn) – Er hatte ein Lächeln, das dem Radsport fehlen wird. Gino Mäder hat den Kampf gegen die auf der 5. Etappe der Tour de Suisse erlittenen Sturzfolgen verloren und ist im Alter von nur 26 Jahr

18.06.2023Reusser setzt sich erst in letzter Abfahrt gegen Longo Borghini durch

(rsn) – Marlen Reusser (SD Worx) ist ihrer Favoritinnenrolle im Einzelzeitfahren der Tour de Suisse (2.WWT) gerecht geworden und hat den 25,7 Kilometer langen Kampf gegen die Uhr zwischen St. Gallen

Weitere Radsportnachrichten

03.12.2023UAE ärgert sich über “unakzeptables“ Verhalten von Groß

Für Felix Groß läuft es derzeit überhaupt nicht rund. Nicht nur, dass der 25-Jährige nach einem weiteren, ernüchternden Jahr beim UAE Team Emirates den bitteren Gang von der WorldTour in den Kon

02.12.2023Nieuwenhuis schlägt in Boom Mason bei dessen Heimspiel

(rsn) – Zwei Wochen nach seinem Triumph in der Schlammschlacht von Merksplas hat Joris Nieuwenhuis (Baloise – Trek Lions) auch den fünften Lauf der Superprestige-Serie für sich entschieden. In B

02.12.2023Van Empel lässt auch in Boom ihre Konkurrentinnen stehen

(rsn) – Kurz schien Fem van Empel (Jumbo – Visma) in Boom unter Druck zu geraten, doch dann übernahm die Weltmeisterin schnell das Kommando und gewann das fünfte Rennen der Superprestige mit de

02.12.2023Kargl: “Ohne unsere Arbeit kommt in der WorldTour nichts an“

(rsn) – Das neue Team MaxSolar Cycling ist bereit für seine erste Bundesligasaison. Der von den bisherigen KT-Fahrern Lauric Schwitzgebel und Claudius Wetzel (beide bisher Storck – Metropol) ang

02.12.2023Routinier Cimolai neunter Neuzugang bei Movistar

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

02.12.2023Van Aert: Beim Giro-Debüt ist das Klassement kein Thema

(rsn) - Wout van Aert (Jumbo – Visma) will bei seinem im kommenden Jahr anstehenden Debüt beim Giro d’Italia (2.UWT) nicht auf Gesamtwertung fahren, sondern stattdessen um Etappensiege kämpfen.

02.12.2023Alvarado fällt für das Cross-Wochenende aus

(rsn) - Aufgrund einer Erkrankung wird Ceylin del Carmen Alvarado (Alpecin – Deceuninck) auf beide Crossrennen des Wochenendes verzichten müssen. Das teilte ihr Team auf X (vormals Twitter) mit. Da

02.12.2023Die Radsport-News-Jahresrangliste 2023 im Überblick

..(rsn) – Auch in diesem Jahr haben wir wieder mit Hilfe eines eigens dafür erstellten Punkteschlüssels den besten Fahrer des deutschsprachigen Raums ermittelt. In unserer Rangliste finden Sie die

02.12.2023Ries: Intensives Jahr soll Entwicklung beschleunigen

(rsn) – Mit knapp 90 Renntagen und gleich zwei Grand-Tour-Teilnahmen hatte Michel Ries (Arkéa – Samsic) im Jahr 2023 einen vollbepackten Rennkalender. Bemerkenswert dabei: Nur zwei Mal musste er

01.12.2023Lippert auf Krücken im Schnee statt mit dem Rad in der Sonne

(rsn) – Liane Lippert (Movistar) hat eine Zwangspause in ihrer Saisonvorbereitung einlegen müssen. Wie sie im ARD-Podcast ´Radio Tour´ bekannt machte und anschließend auch auf Instagram teilte,

01.12.2023Eisenbarth: Nur Erkältung und taktische Fehler trübten die Bilanz

(rsn) – Auch wenn aus gesundheitlichen Gründen in der zweiten Saisonhälfte nicht mehr viel zusammenlief, kann Pirmin Eisenbarth (Bike Aid) ein durchweg positives Fazit von seiner ersten Straßensa

01.12.2023“Sind nicht verrückt“: Grand Départ 2025 ohne Kopfsteinpflaster

(rsn) – Nachdem die nordfranzösische Region Lille Mitte November als Austragungsort des Grand Départ 2025 benannt worden war, rechneten alle auch mit Passagen über Kopfsteinpflaster. Umso größe

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine