Tirreno: Windiger Tag in Abruzzen sorgt für Spektakel

Kooij hakt Siegchancen mehrmals ab und jubelt trotzdem

Von Felix Mattis

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Olav Kooij (Visma - Lease a Bike) hat die 4. Etappe von Tirreno-Adriatico gewonnen. | Foto: Cor Vos

13.03.2025  |  (rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat den Glauben an seine Siegchancen im Verlauf der 4. Etappe bei Tirreno-Adriatico (2.UWT) gleich mehrmals begraben, am Ende aber in Trasacco nach 190 Kilometern dann doch gejubelt. Der Niederländer setzte sich nach einem sehr schweren Tag in den Abruzzen mit mehreren Windkanten-Situationen, bei denen er auch selbst ins Hintertreffen gekommen war, im Sprint eines reduzierten Hauptfeldes vor seinen Landsmännern Rick Pluimers (Tudor) und Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) durch.

"Dafür mussten wir heute wirklich kämpfen! Ich dachte, wir haben es geschafft, als wir über den Berg kamen. Denn wir haben dort auch das Tempo gemacht, um die Spitzengruppe nicht zu weit weg zu lassen. Aber dann wurden wir auf der Hochebene von Windstaffeln überrascht. Dadurch kamen wir ins Hintertreffen und ab da dachte ich manchmal, wir kommen zurück und manchmal habe ich auch nicht mehr dran geglaubt", erzählte Kooij, der nach zwei Etappensiegen bei der Tour of Oman (2.Pro), dem krankheitsbedingten Aus bei der UAE Tour im Februar sowie Rang zwei bei Kuurne-Brüssel-Kuurne (1.Pro) am 2. März seinen bislang größten Saisonerfolg feierte.

"Natürlich war die UAE Tour ein kleiner Rückschlag. Aber dann ist mir bei Kuurne ein guter Re-Start gelungen und ich habe mich gut gefühlt. Deshalb habe ich mich auf hier gefreut, denn ich war schon mal bei Tirreno-Adriatico, wollte jetzt aber auch wirklich eine Etappe gewinnen. Umso glücklicher bin ich, dass ich die jetzt nach einem solchen Kampf geholt habe", strahlte er.

Während die ersten drei Plätze an Niederländer gingen, wurde der Franzose Paul Magnier (Soudal – Quick-Step) in Trasacco Vierter vor dem Italiener Mirco Maestri (Polti – VisitMalta), der als letzter verbliebener Ausreißer aus der Spitzengruppe des Tages erst 500 Meter vor dem Zielstrich gestellt worden war und dann noch einen langen Sprint fuhr.

Auf den Plätzen sechs und sieben landeten Vortagessieger Andrea Vendrame (Decathlon – AG2R) und der Gesamtführende Filippo Ganna (Ineos Grenadiers), der sein Blaues Führungstrikot damit souverän verteidigte. Der Italiener liegt weiterhin 22 Sekunden vor dem Spanier Juan Ayuso (UAE – Emirates – XRG) und 29 Sekunden vor seinem Landsmann Antonio Tiberi (Bahrain Victorious) sowie 34 Sekunden vor dem Kanadier Derek Gee (Israel – Premier Tech), der im Etappenverlauf lange abgehängt war.

Ineos sorgt für Windstaffeln, Rutsch in der Spitzengruppe

Gannas Mannschaft hatte den Tag zu dem gemacht, was er war. Denn die Ineos Grenadiers sorgten sowohl auf einer Hochebene in den Abruzzen zu Etappenmitte als auch schließlich knapp 50 Kilometer vor dem Ziel im Tal vor Trasacco jeweils für mehrere Risse im Peloton. So veränderte sich mehrmals die Rennsituation auch unter den Klassementfahrern und erst 15 Kilometer vor dem Ziel fand jenes rund 60-köpfige Feld zusammen, das schließlich um den Sieg kämpfte.

Dem Tag seinen Stempel aufdrücken konnte neben dem Ineos-Team sowie Etappensieger Kooij aus deutscher Sicht vor allem Jonas Rutsch (Intermarché – Wanty). Er fuhr lange in der Ausreißergruppe des Tages um Maestri, bis er sich aus dieser 26 Kilometer vor Schluss wegen eines Sturzes verabschieden musste.

So lief die 4. Etappe bei Tirreno-Adriatico:

Das 190 Kilometer lange Teilstück durch die Abruzzen begann sehr hart: Gleich nach dem Start ging es hinauf zum ersten Bergpreis in über 1.200 Metern Höhe und es hagelte Attacken. Immer wieder bildeten sich kleine Grüppchen mit starken Kletterern, aber bis zum Bergpreis nach 14 Kilometern konnte sich niemand entscheidend lösen. Dort an der Forca della Civita holte sich Roger Adrià (Red Bull – Bora – hansgrohe) die fünf Bergpunkte, doch Ruhe kehrte längst noch keine ein und die ersten Sprinter wie Jonathan Milan (Lidl – Trek) und Dylan Groenewegen (Jayco – AlUla) mussten bereits früh abreißen lassen und ihre Hoffnungen auf den Tagessieg begraben.

An seiner Spitze aber blieb das Feld bis nach etwa 45 Kilometern beisammen, bis sich dann endlich ein Ausreißer-Quintett um Rutsch lösen konnte. Die fünf Ausreißer fuhren in der Folge bis zu sechs Minuten Vorsprung heraus, von denen am höchsten Punkt des Tages nach gut 100 Kilometern an der Valico La Crocetta noch 3:20 Minuten übrig waren.

Dort in rund 1.500 Metern Höhe zerriss im Wind auf der Hochebene das Hauptfeld in mehrere Gruppen, nachdem Bahrain Victorious und Ineos Grenadiers aufs Tempo gedrückt hatten. Dabei gerieten unter anderem der Gesamtvierte Gee und der Spanier Mikel Landa (Soudal – Quick-Step) ins Hintertreffen und lagen bis zu 45 Sekunden zurück.

Das Streckenprofil der 4. Etappe. | Grafik: RCS Sport

In der langen Abfahrt zurück ins Tal rollte das zweite Feld um Gee und Landa zwar wieder ans erste Feld heran, dann aber entstand sofort wieder ein neuer Riss und beide fielen wieder zurück. Unten im Tal angekommen, ließen Ineos und UAE das Peloton weiter explodieren und es löste sich 44 Kilometer vor dem Ziel eine nur sechsköpfige erste Windstaffel mit Ganna, dessen Teamkollege Laurens De Plus sowie dem UAE-Trio Ayuso, Isaac Del Toro und Felix Großschartner und auch Quentin Pacher (Groupama – FDJ).

Zu sechst fuhren sie bis auf 20 Sekunden an die fünf Spitzenreiter heran und holten rund 20 Sekunden Vorsprung auf das Verfolgerfeld heraus, doch knapp zehn Kilometer später ließen sie sich wieder einholen.

Rutsch stürzt aus der Spitzengruppe heraus

Nach der ersten Zielpassage standen noch zwei je 15 Kilometer lange Schlussrunden an, die für Rutsch sehr ärgerlich begannen: 26 Kilometer vor dem Ziel nämlich rutschte er in einer 90-Grad-Rechtskurve auf nass-schmutzigem Untergrund weg und musste sich aus der Spitzengruppe verabschieden. Seine vier Begleiter fuhren allein weiter und erreichten die letzte Runde noch mit 25 Sekunden Vorsprung auf das dort nun wieder angewachsene Hauptfeld.

Denn nachdem Landa 25 Kilometer vor dem Ziel nach einem Hinterraddefekt zurück im zweiten Feld war, spannte sich sein Soudal-Team konsequent vor die große Gruppe und machte intensiv Jagd auf das da noch 45 Sekunden davor liegende erste Feld. Genau 15 Kilometer vor Schluss gelang der Zusammenschluss.

Van der Poel und Healy mit späten Attacken

Die vier Spitzenreiter aber behaupteten sich noch bis zu einem kurzen steilen Stich eingangs des Zielorts. Dort löste sich, nachdem van der Poel es zuerst probiert hatte und nicht weg kam, Ben Healy (EF Education – EasyPost) aus dem Hauptfeld, fuhr zu den letzten zwei verbliebenen Ausreißern Blume und Maestri vor und zog sie dann dem Ziel entgegen. Das Trio erreichte die letzten zwei Kilometer noch mit acht Sekunden Vorsprung, wurde dann aber 500 Meter vor Schluss doch noch gestellt.

Maestri lancierte dort einen langen Sprint, war dadurch aber quasi ein Leadout-Mann für Magnier, van der Poel und Kooij, die schließlich nebeneinander um den Sieg sprinteten – mit den letzten Kraftreserven, die sie nach einem extrem schweren Windkanten-Tag noch hatten. Die waren bei Kooij am größten und so siegte er deutlich – auch wenn Pluimers aus dem Windschatten auf den letzten Metern noch mit der höchsten Geschwindigkeit auf Rang zwei vorschoss.

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