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26.07.2010 | (rsn) – Der Grund, weshalb beim belgischen Omega Pharma-Lotto-Team niemand mehr dem zu BMC gewechselten zweimaligen Tour-Zweiten Cadel Evans nachtrauert, heißt Jurgen Van den Broeck. Der 27-Jährige zählte zu den großen Überraschungen der am Sonntag zu Ende gegangenen Großen Schleife. Van Den Broecks fünfter Platz im Gesamtklassement markiert das beste Abschneiden eines Belgiers bei der Tour seit 24 Jahren. Im Jahr 1986 wurde Claude Criquielion ebenfalls Fünfter.
Der neue Lotto-Kapitän hatte zwar vor dem Start der 97. Tour de France die besten Zehn des Gesamtklassements als sein Ziel ausgegeben. So richtig hatte ihn aber kaum einer der Experten auf der Rechnung. Van Den Broeck selber schien es bis zur letzten Etappe noch nicht wirklich glauben zu können, was ihm da gelungen war.
"Ich bin fast ein bisschen über das Pflaster (in Paris, d. Red.) geflogen – die letzten acht Runden waren ein wunderbarer Traum”, erklärte er nach dem Rennen. „Auf jeder Runde dachte ich: ‚Das kann nicht wahr sein.’ Als Kind habe ich mir die Tour angeschaut und gedacht: ‚Wow, die Top Fünf sind was für wirklich große Fahrer.’ Und jetzt bin ich selber dabei. Es ist schwer zu erklären und zu verstehen. Jetzt werde ich das genießen.”
Van Den Broeck zählte nicht zu den spektakulärsten, aber zu den konstantesten Fahrern. Er erlaubte sich keinen schlechten Tag und hielt auf fast allen Bergetappen bei den Besten mit. Im langen Zeitfahren der vorletzten Etappe handelte er sich zwar sieben Minuten Rückstand ein, aber da befand er sich in guter Gesellschaft, denn keiner aus den vorderen Rängen des Gesamtklassements konnte angesichts des starken Gegenwinds in den Kampf um den Tagessieg eingreifen.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Van Den Broeck als Ersatzkapitän für den damals schwächelnden Evans eine starke Leistung gezeigt und die Tour auf Platz 15 beendet. Diesmal lieferte er sein Meisterstück ab und erhielt dafür auch großes Lob vom Sponsor. "Jurgen hat seine Weltklasse bewiesen. Belgien ist stolz auf uns”, sagte Marc Coucke, Chef des Hauptsponsors Omega Pharma, dem TV-Sender Sporza. „Wir haben sieben Jahre auf dieses Ziel hingearbeitet. Evans war zwar einer der Topfahrer in unserer Mannschaft, aber er war halt kein Belgier. Das ist schon ein Unterschied.“
Seinen Teil zum fünften Platz von Van Den Broeck trug auch Sebastian Lang bei. Der Erfurter erfüllte als Helfer seine Aufgaben gewohnt zuverlässig und konnte sich in Paris genau wie sein Kapitän auch über eine gelungene Tour freuen: „Alle Erwartungen erfüllt. Klasse Team, top Atmosphäre, immer motiviert und auch nach den Etappen viel zu lachen an unserem Fahrertisch. Eine der schönsten, wenn nicht die schönste Frankreich-Rundfahrt“, bilanzierte Lang in seinem Tour-Blog.