Interview mit dem Fatbike-Tourer Walter Lauter

Fett unterwegs: Das Fatbike als Ganzjahres-Rad

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| Foto: fatbikecamp.com

27.12.2015  |  Seit der Eurobike 2014 ist das Fatbike zweifellos das Trend-Rad unter den Mountainbikes. Jetzt im Winter gibt es der alten Radlerfrage „Einmotten oder Weiterfahren?“ eine neue Wendung. Ein Interview mit dem umtriebigen Fatbike-Tourer Walter Lauter.

[pd-f/ GuF] Der pressedienst-fahrrad hat mit Walter Lauter, einer der Leitfiguren der Deutschen Fatbike-Touren-Szene, über den Einsatz des Fatbikes als ganzjähriges Reiserad gesprochen.

pd-f: Ist das Fatbike nun eigentlich ein Winter-Fahrrad - oder doch ein Ganzjahres-Rad?

Walter Lauter: Die Wurzeln des Fatbikes liegen in Alaska, und bis vor ein paar Jahren wurden sie als „Snowbikes“ bezeichnet. So habe ich es mir am Anfang eigentlich auch vorgestellt: Ein zusätzliches Rad, mit dem ich ein bisschen Spaß im Gelände habe. Aber mittlerweile ist es für mich eigentlich mein wichtigstes Fahrrad, weil ich damit die letzten Jahre schon sehr viele Touren gemacht habe – auf Matsch, auf Sand, im Schnee, und wo auch immer.

Wie kam's?
Also, für mich ist das Fatbike ein Fahrrad, mit dem man eigentlich alles machen kann, und in jedem Gelände zurechtkommt. Oft ist man natürlich einen Tick langsamer als mit einem leichteren Mountainbike. Aber mit dem Fatbike hat man die Gewissheit, jederzeit in jedem Gelände fahren zu können: Sei es über Wurzelpfade, über Wiesen, über Schotterpisten und sonstige Untergünde, in denen man mit einem normalen Mountainbike einsackt - Matsch etwa, und natürlich im Schnee.

Ok - aber warum als Reiserad?
Kein anderer Fahrradtyp lässt sich so universell auf unterschiedlichstem Terrain fahren. Daher ist das Fatbike für mich das ideale Reiserad: Schließlich weiß man oft nicht, welche Beschaffenheit die Route noch annimmt. Und selbst bei Wetterumbrüchen ist man mit dem Fatbike bestens gerüstet.

Im Herbst 2014 warst Du auf einem alten Pilgerweg unterwegs. Warum mit einem Fatbike?

Im Oktober habe ich mit einem guten Freund den portugiesischen Jakobsweg gemacht - witzigerweise mit dem Modell Pilger von Velotraum, das mir für zwei Monate zur Verfügung gestellt wurde. Ich war total begeistert von dem Rad, und da ich mit einem Fatbike schon andere längere Sommer-Touren gemacht hatte, war für mich der Pilger die erste Wahl für die einwöchige Tour über den rund 700 Kilometer langen portugiesischen Jakobsweg.

Wie war die Tour mit dem Fatbike?
Wir wussten im Vorfeld, dass unsere Route sehr vielfältig sein würde: Sand- und Strand-Passagen an der Atlantik-Küste, steile Waldwege in den Bergen, verblockte Singletrails entlang der Flussläufe, jede Menge Treppen und Brücken, aber auch Asphalt-Passagen. so war für mich klar: Das Fatbike ist auf jeden Fall die richtige Wahl.

Lässt sich ein Fatbike denn ausreichend beladen?
Ja, ein Fatbike nimmt sehr viel Gepäck auf, und man kann es optimal positionieren. Fürs Fahren auch in kniffligen Situationen ist nach meinen Erfahrungen folgende Verteilung ideal: Rahmentasche, Lenkertasche und Satteltasche. So ergibt sich ein optimales Reiserad - für jede Situation, und für jede Art von Untergrund.

Keinen Gepäckträger?
Fährt man weniger Singletrails und muss von wenigen Schiebe-Passagen ausgehen, dann kann man das Pilger auch mit einem speziell für Fatbikes konzipierten Gepäckträger wie dem breiten und extrem steifen CroMo-Modell Fat von Tubus ausstatten.

Wie war die Beschaffenheit des Pilgerwegs dann wirklich?

Wir sind in Lissabon gestartet. Ich wusste, es gibt zwei Pilgerwege von Lissabon nach Santiago de Compostela. Einen, der etwa zehn bis dreißig Kilometer im Landesinneren liegt, und einen direkt an der Atlantik-Küste entlang. Wir haben letztlich beide kombiniert, und sind ein paar Tage dem inländischen und ein paar Tage dem Jakobsweg direkt an der Atlantikküste lang gefolgt.

Und?
Das Geläuf war sehr vielfältig. Natürlich Asphalt, Kopfsteinpflaster, Schotterwege, Waldwege, Singletrails. Dadurch, dass es da auch ein paar Tage lang geregnet hat, waren manche Trails und Feldwege sehr matschig, teils sogar geflutet. An der Küste radelten wir viele Kilometer im weichen, und auch im nassen Sand. Über alles gesehen, war der Pilger mit seinen 4,8 Zoll breiten Reifen ideal.

Dein Resümé eurer Tour?
Mit dem Pilger würde ich mir grundsätzlich jede Tour zutrauen. Diese europäische Interpretation des Themas Fatbike lässt sich übrigens nicht nur am Pilger zeigen. Auch die Jumbo-Jim-Reifen von Schwalbe sind so gedacht: Es sind keine Winterreifen, die man ganzjährig fahren kann, sondern Ganzjahres-Reifen für jeden Untergrund, die auch im Winter gut laufen. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu den bisherigen Fatbikes und deren Komponenten. Ich denke, in den nächsten Jahren wird das Fatbike noch europäischer werden.

Was unterscheidet den Pilger von anderen Fatbikes?
Der Pilger ist genau genommen das erste europäisch interpretierte Fatbike, das auf den Markt kam. Seine Wurzeln hat es nicht in den schneereichen Wintern Alaskas, sondern in hiesigen Gefilden. Dieses Rad will kein Wintersport-Mountainbike sein, sondern ein universelles Reiserad.

Der Hersteller Velotraum spricht von einem „Omniterra-Nutzspielzeug”...
Das trifft es echt gut. Vom Fahrverhalten war ich sehr angetan. Die Geometrie ist tourenorientiert. Man sitzt recht entspannt darauf, was dem ganzen Körper, dem Rücken und den Handgelenken zugutekommt. Dann ist auf dem Pilger ja auch hinten einen Gepäckträger montiert, auf dem man sehr gut Packtaschen befestigen kann. Die 4,8 Zoll breiten Reifen sind optimal, weil man damit wirklich eine sehr gute Traktion in jedem Gelände hat.

Deine Garage ist voller Fahrräder. Wenn es nur ein Rad sein dürfte, welches würdest Du wählen?
Dadurch, dass ich berufstätig bin, fahre ich oft abends ein paar Stunden, mache am Wochenende mal einen Overnighter, oder auch kürzere Touren. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, mittlere Touren, die von ein paar Tagen bis zu zwei oder drei Wochen gehen.

Ok - mit welchem Rad nun?
In meiner momentanen Situation ist ein Fatbike wie der Pilger das optimale Fahrrad, weil ich damit wirklich alles machen kann – zu jeder Jahreszeit und in jedem Geläuf. Damit bin ich einfach in der Natur gut unterwegs.

Mehr zum Packen eines Fatbikes, und zum Konzept "Pilger-Tour" in Teil zwei des Interviews mit...

Walter Lauter,
Jahrgang 1957, arbeitet als IT-Spezialist in der Auto-Zuliefer-Industrie, und wohnt in Bad Kissingen. Der zweifache Vater ist Gründungsmitglied eines Survival-Vereins und passionierter Radfahrer. Jährlich legt er über 15 000 Kilometer auf seinen zwölf Rädern zurück.

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