RSNplusOhne Hindley muss Red Bull umdenken

6. Giro-Etappe: Neutralisiert, gestoppt und dann doch beendet

Foto zu dem Text "6. Giro-Etappe: Neutralisiert, gestoppt und dann doch beendet"
Das Feld steht still: Szene der 6. Giro-Etappe | Foto: Cor Vos

15.05.2025  |  (rsn) – Unter einem wirklich guten Stern stand die 6. Etappe des Giro d`Italia eigentlich schon im Voraus nicht. Als vor zwei Tagen Erdbeben die Region um Neapel erschütterten, machten einige Überlegungen die Runde, ob die Strecke nicht besser einen Bogen um das geplante Tagesziel machen sollte. Machte sie letztlich aber nicht. Und auch wenn keine erneuten Erdstöße für Unruhe sorgten, produzierte der Tag doch wieder unschöne Bilder.

Bilder, die doch stark an die Dauphiné-Rundfahrt aus dem Vorjahr erinnerten, als auf einer nassen, abschüssigen Straße durch einen Wald ein Großteil des Feldes wegrutschte und für ein vorzeitiges Ende der 5. Etappe sorgten, die komplett neutralisiert und ohne Wertungen beendet wurde.

___STEADY_PAYWALL___

Knapp ein Jahr später war es nicht Frankreich, sondern Italien. Und kein Wald, sondern eine Ortsdurchfahrt, in der zahlreiche Profis zu Fall kamen und teilweise auch das Rennen aufgeben mussten. Juri Hollmann (Alpecin – Deceuninck) und Jai Hindley (Red Bull – Bora – hansgrohe) zählten damals wie heute zu den Sturzopfern. Konnten sie die Dauphiné noch fortsetzen, war der Giro für sie jedoch beendet.

Erst neutralisiert und dann gestoppt: Szene der 6. Giro-Etappe, die dann doch noch beendet werden konnte. | Foto: Cor Vos

Alpecin befürchtete bei Hollmann, der in ein Krankenhaus in Neapel gebracht wurde, per erster Diagnose einen gebrochenen Arm. Hindley wirkte auf den TV-Bildern benommen, was Red-Bull-Sportdirektor Patxi Vila gegenüber Eurosport bestätigte. “Ich glaube, es ist nichts allzu Ernstes, nichts gebrochen. Aber er hat wohl etwas mit dem Kopf erwischt. Deshalb hat der Rennarzt entschieden, ihn in den Krankenwagen zu setzen und ich denke, das war das Richtige. Da verlassen wir uns auf die Profis vor Ort, und das sind die Ärzte."

Pedersen: “Sturz mit 70 km/h nie gut für den Körper“

Der Australier war nicht der einzige Red-Bull-Profi, der zu Boden ging. Auch Jan Tratnik, Giulio Pellizzari und Daniel Martinez waren verwickelt, konnten das Rennen jedoch mit einigen Schürfwunden fortsetzen. Nur wenige Stunden zuvor hatte das Team bereits bei der Ungarn-Rundfahrt drei Profis in einem Massensturz verloren, die letztlich aber doch glimpflich davonkamen.

“Heute war absolut nicht unser Tag“, sagte Christian Pömer, ebenfalls Red-Bull-Sportdirektor beim Giro, auf dem Instagram-Kanal des Teams. “Wir haben Jai verloren, was natürlich ein schwerer Schlag für unsere Strategie ist. Er sollte Primoz vor allem in der letzten Woche unterstützen.“

Mit Hüftschmerzen im Ziel: Giro-Leader Mads Pedersen (Lidl – Trek) | Foto: Cor Vos

Nun müsse über eine Anpassung der Taktik nachgedacht werden. “Wir müssen von Tag zu Tag schauen und hoffen, das Primoz morgen bei der ersten Bergankunft selbst gute Beine hat.“ Denn neben den Helferdiensten gehen Red Bull auch die taktischen Möglichkeiten aus. War Hindley im Gesamtklassement noch gut platziert und durchaus noch ein Joker, sollte Roglic Probleme bekommen, gilt das für den zweiten Edelhelfer Martinez nicht mehr, da der Giro-Zweite von 2024 am Vortag bereits mehr als sechs Minuten Zeit kassierte.

70 Kilometer waren es noch bis ins Ziel, als es zu den Stürzen kam, die möglicherweise durch einen Ölfleck auf der Straße ausgelöst wurden. Genauso wie Lorenzo Fortunato (XDS – Astana) im Bergtrikot und Paul Magnier (Soudal – Quick-Step), der stark mitgenommen wirkte, in Neapel aber noch um den Sieg mitsprintete und Dritter wurde, erwischte es auch Mads Pedersen (Lidl – Trek) im Rosa Trikot.

“Ich bin mit 70 km/h gestürzt, das ist nie gut für den Körper und ich spüre es auch deutlich“, sagte der Däne bei CyclingPro.net und sprach von Schmerzen in der rechten Hüfte. “Zuvor sah ich ein paar Leute vor mir wegrutschen. Ich konnte nirgendwohin. Ich bin auch weggerutscht. Innerhalb von einer Sekunde liegt man am Boden.“ So wie dem 29-Jährigen erging es noch vielen anderen Profis in jenem Moment, unter anderem auch Richard Carapaz (EF Education – EasyPost) und Adam Yates (UAE Team Emirates – XRG).

Roglic als Wortführer am Auto der Rennorganisation

Um weitere Stürze zu vermeiden, wurde das Rennen zunächst für zehn Kilometer neutralisiert. Und nachdem Roglic zum Direktionsauto gefahren war und einige Worte mit Sicherheitsmanager und Ex-Profi Marco Velo gewechselt hatte zwischenzeitlich auch ganz gestoppt, um die Situation zu analysieren und allen Sportlern und Teams die Chance zu geben, sich wieder zu sammeln.

Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) bespricht mit den Giro-Offiziellen die Situation nach den Stürzen auf der 6. Giro-Etappe. | Foto: Cor Vos

“Es war nicht der erste und der schlimmste Sturz, den es gab“, sagte Renndirektor Mauro Vegni später bei Eurosport. “Aber es war insgesamt eine schwierige Situation. Als wir gesehen haben, dass so viele Fahrer am Boden lagen und Schwierigkeiten hatten, wieder auf das Fahrrad zu steigen, haben wir uns entschlossen zu reagieren. Denn so eine Situation kann für das weitere Rennen kritisch werden.“

Vegni lobte dabei auch die gute Zusammenarbeit mit den Fahrern. “Wir haben mit ihnen über die Neutralisierung gesprochen und da gab es auch keine Kritik dazu. Das Wichtigste war die Sicherheit, die stand im Vordergrund.“ Das bestätigten im Ziel zahlreiche Profis so. Und anderem auch Red-Bull-Profi Gianni Moscon. “Es war sehr gefährlich. Man konnte das Rad kaum auf der Geraden ruhig halten. Ein Dank an die Organisation für diese Entscheidung.

“Natürlich gab es dann Gespräche, ob es Punkte geben soll“, so Vegni weiter. “Aber wir haben uns dann entschlossen, keine Punkte zu vergeben und alle Fahrer mit derselben Zeit zu werten, denn vorne mitzufahren birgt ein Risiko. So war es die beste Entscheidung.“ Vergeben wurde in Neapel dieses Mal also nur der Tagessieg. Um den wurde dann aber doch wieder hart gefightet, wie ein irregulärer Sprint von Matteo Moschetti (Q36.5) unter Beweis stellte. Ganz offensichtlich waren also doch nicht alle zufrieden damit, sicher nach Hause gekommen zu sein. Die Jury verbannte den Italiener dafür auf Rang 176 – den letzten aller Fahrer, die das Ziel erreichten.

Mehr Informationen zu diesem Thema

04.06.2025Kanter: “Das war mein bisher erfolgreichster Giro“

(rsn) – Nach seinem vierten Giro d’Italia gönnte sich Max Kanter noch einen Tag “Sightseeing“ in der “Ewigen Stadt“. Am Sonntag hatte der XDS-Astana-Sprinter in Rom auf der abschließende

03.06.2025Gee: “Toll, dass es noch viel Verbesserungspotential gibt“

(rsn) – Zwei Jahre nachdem er als Ausreißerkönig mit vier zweiten Etappenplätzen zum Shootingstar des Giro d´Italia 2023 geworden ist, hat Derek Gee (Israel – Premier Tech) bei seiner zweiten

03.06.2025Groves in Philipsens Leadout zur Tour de France?

(rsn) – Ein Etappensieg sowie zwei zweite und zwei fünfte Plätze: Die Ausbeute von Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) in den Massensprints des Giro d´Italia hätte natürlich noch besser sein

02.06.2025EF trauert dem entgangenen Maglia Rosa nicht hinterher

(rsn) – Zwei Etappensiege und ein dritter Platz in der Gesamtwertung: Der Giro d’Italia 2025 dürfte als eine der erfolgreichsten Grand Tours in die Geschichte von EF Education – EasyPost eingeh

02.06.2025Giro-Debütant van Aert mit Trofeo Bonacossa ausgezeichnet

(rsn) - Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) kann auf ein erfolgreiches Giro-Debüt zurückblicken. Nicht nur gewann der Belgier die Schotter-Etappe nach Siena und komplettierte damit seine Sammlung

02.06.2025Reef: “Wir haben in den letzten Wochen alles perfekt umgesetzt“

(rsn) – Der achte Gesamtsieg bei einer Grand Tour kam für Visma – Lease a Bike eher unerwartet. Zwar hatte Simon Yates bereits im Jahr 2018 die Vuelta a Espana für sich entscheiden können, dana

02.06.2025Das große Ziel verfehlt, Denz und Pellizzari retteten die Bilanz

(rsn) – Heinrich Haussler sprach von einer "emotionalen Achterbahnfahrt“. Der Sportliche Leiter von Red Bull – Bora – hansgrohe sprach im Ziel der 18. Etappe des Giro d’Italia über den Tage

02.06.2025Hollmann nach Giro-Sturz zum zweiten Mal operiert

(rsn) – Juri Hollmann ist seit seinem Ausscheiden auf der 6. Etappe des Giro d´Italia in Neapel bereits zwei Mal operiert worden. Das teilte sein Team Alpecin – Deceuninck mit und gab ein Update

01.06.2025Adam Yates zwischen den Stühlen – und doch zufrieden

(rsn) – Allzu oft kam es noch nicht vor, dass Simon und Adam Yates in ihren Karrieren, die sich näher an der Zielgeraden als an Kilometer 0 befinden, in Grand Tours gegeneinander antreten mussten.

01.06.2025Krieger kommt als Giro-Letzter in Rom an

(rsn) – Die Gemeinsamkeit zwischen Alexander Krieger (Tudor) und Giovanni Pinarello ist nicht unbedingt offensichtlich, aber es gibt sie. Den Sprintanfahrer und den Begründer der italienischen Edel

01.06.2025Yates: “Es ist noch nicht ganz bei mir angekommen“

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat seinem Team einen perfekten Abschluss des 108. Giro d´Italia beschert. Der Niederländer setzte sich auf der 21. Etappe nach 143 weitgehend ruhig ge

01.06.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 9. Mai im albanischen Durres zum 108. Giro d‘Italia (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, zwei Luxemburger sowie je ein Österreicher und Schweizer.

Weitere Jedermann-Nachrichten

18.06.2025Almeida fährt am Splügenpass allen davon

(rsn) – Joao Almeida (UAE – Emirates – XRG) hat die 4. Etappe der 88. Tour de Suisse von Heiden nach Piuro über 193 Kilometer mit einem Solo gewonnen. Der Portugiese setzte sich am Splügenpass

18.06.2025Dunwoody gewinnt “seine“ Etappe beim Giro Next Gen

(rsn) – Der Ire Seth Dunwoody (Bahrain Victorious Development) hat die 4. Etappe des Giro d’Italia Next Gen (2.2U) von Manerbio nach Salsomaggiore Terme über 134 Kilometer gewonnen. Er war der Sc

18.06.2025Ex-Bora-Profi Fabbro findet neue Mannschaft

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

18.06.2025Nys versus Ganna und Duell der belgischen Topsprinter

(rsn) – Wer die offiziellen Profile der 94. Belgien-Rundfahrt (2.Pro) betrachtet, sucht auf der mitgelieferten Startliste vermutlich vergeblich die Bergfahrer. Doch der Schein trügt, denn die Etapp

18.06.2025Werde Helfer*in bei der Deutschen Meisterschaft 2025

(rsn) – Die Deutschen Straßenrad-Meisterschaften finden in diesem Jahr vom 27. bis 29. Juni in der Pfalz im Landkreis Kaiserslautern statt: Die Einzelzeitfahren der U23 und Elite am Freitag in und

18.06.2025Kristoff nach Tour-Ausbootung: “Enttäuscht, aber ohne Groll“

(rsn) – Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) hat sich mit Enttäuschung, aber ohne Groll zu seiner Ausbootung aus dem Tour-de-France-Kader seiner norwegischen Mannschaft geäußert. Der 37-Jährige,

17.06.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

17.06.2025Highlight-Video der 3. Etappe der Tour de Suisse

(rsn) - Die 3. Etappe der Tour de Suisse von Aarau ins Appenzellerland und nach Heiden, mit Blick auf den Bodensee gelegen, ist zum Tag eines Ausreißers geworden. Quinn Simmons (Lidl - Trek) sicherte

17.06.2025Thomas stürzt und verliert 15 Minuten auf 3. Suisse-Etappe

(rsn) – Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) hat sich auf der 3. Etappe der Tour de Suisse (2.UWT) zwischen Aarau und Heiden endgültig von seinen Gesamtwertungs-Ambitionen verabschieden müssen. Nachd

17.06.2025Almeida: “Sechs Sekunden von drei Minuten - das ist nicht viel“

(rsn) - Eigentlich war für João Almeida (UAE - Emirates XRG) alles angerichtet. Der Portugiese blickt auf ein beeindruckendes Frühjahr zurück. Er gewann nicht nur die Baskenlandrundfahrt und die T

17.06.2025Simmons fliegt zum Solo-Sieg und widmet ihn Gino Mäder

(rsn) – Ausreißer der ersten Stunde, 20 Kilometer vor dem Ziel fast gestellt und dann doch noch entspannter Solo-Tagessieger: Die 3. Etappe der Tour de Suisse (2.UWT) hielt für Quinn Simmons (Lidl

17.06.2025Widar pokert mit Nordhagen als Lockvogel und holt Rosa

(rsn) – Jarno Widar (Lotto Development) hat am Passo del Maniva in 1.739 Metern Höhe die erste Bergetappe des Giro Next Gen (2.2U) für sich entschieden. Der Belgier konnte am Ende der langen Schlu

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine