Bittere Niederlage bei Dwars door Vlaanderen

Grandios verzockt: Visma scheitert an eigener Taktik

Von Christoph Matt

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Wout van Aert (Visma - Lease a Bike) kann es nicht fassen: Der Belgier hat im Sprint von Dwars door Vlaanderen eine bittere Niederlage einstecken müssen. | Foto: Cor Vos

02.04.2025  |  (rsn) - Visma - Lease a Bike konnte zum ersten Mal in dieser Klassikersaison einem Rennen seinen Stempel aufdrücken. Mit gleich vier Mann attackierte das Team 71 Kilometer vor dem Ziel und wenig später schloss ein Trio des niederländischen Teams mit Wout van Aert, Vorjahressieger Matteo Jorgenson und Tiesj Benoot zur Spitzengruppe auf. Es sah nach einem perfekten Rennen für die Gelb-Schwarzen aus, da mit Neilson Powless (EF Education - EasyPost) nur ein einziger Kontrahent mithalten konnte.

Das Team entschied sich, voll auf van Aerts Sprint zu setzen, anstatt Powless mit Attacken unter Druck zu setzen. Natürlich wäre ein Sieg des Belgiers, bei jenem Rennen, wo er im Vorjahr seine Ambitionen auf die Flandern-Rundfahrt und den Giro nach einem Sturz streichen musste, mehr als perfekt gewesen. Doch rein auf die Karte van Aert zu setzen, erwies sich als großer Fehler, denn nach 184,2 Kilometern hatte der US-Amerikaner mehr Power als der Belgier, der von Benoots Hinterrad aus früh angetreten war und Powless auf den letzten Metern noch passieren lassen musste.

“Wir haben ihn unterschätzt“, gab Jorgenson später unumwunden zu. “Es ist aber keine große Überraschung, ich kenne Neilson und weiß, wie explosiv er ist. Wir hätten offensiver fahren müssen.“

"Es ist sehr klar, was wir falsch gemacht haben"

Auch Benoot nannte die falsche Taktik als Hauptgrund für die überraschende Niederlage: “Wir hätten ihn in den letzten fünf Kilometern attackieren und das Rennen so beenden müssen. Es ist sehr klar, was wir falsch gemacht haben. Wir wollten gewinnen und wir hätten gewinnen sollen. Wir alle wollten, dass Wout gewinnt, nach dem, was letztes Jahr hier passiert ist.“

Van Aert räumte im Ziel ein, dass er seinen Kritikern mit einem Sieg antworten wollte und zeigte sich selbstkritisch: “Ich wollte diesen Sieg unbedingt, aber ich war zu eigensinnig und hatte Angst, dass es zu einer Situation kommt, in der ich nicht um den Sieg fahren kann. Das war ein Fehler, wir hätten es als Team angehen sollen.“ Doch der Plan ging nicht auf, auch weil van Aert im Sprint Krämpfe bekam: “Das habe nicht erwartet. Aber es war ein super hartes Rennen, besonders in der letzten Stunde.“

Auf den letzten Kilometern hielten Jorgenson und Benoot im Gegenwind das Tempo hoch. Es gab aber keinen Versuch, Powless, der im Windschatten Kräfte sparen konnte, vorzeitig loszuwerden. “Wir fühlten uns mit dem Abstand nach hinten nicht super sicher, also sind Tiesj und ich gefahren. Es war aber die falsche Entscheidung“, erklärte Jorgenson und meinte damit, dass Visma bis zur Ziellinie auf Angriffe verzichtete.

Die niederländische Equipe wollte van Aert auch deshalb den Sieg ermöglichen, um ihm Selbstbewusstsein für die Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix zu geben. Doch trotz der Niederlage kann der Kapitän am Sonntag mit einer gewissen Zuversicht in Brügge antreten – schließlich lief bis auf die Zielgerade in Waregem alles nach Plan. Jorgenson zog dann auch ein kleines positives Fazit: “Es war ein schönes Rennen – bis zehn Kilometer vor Schluss.“

Vor dem Finale beeindruckte Visma durchaus

Für die Konkurrenz schien weniger das missratene Finale als die vorherige kollektive Leistung der entscheidende Punkt der Ronde-Generalprobe gewesen zu sein. John Degenkolb (Picnic - PostNL) etwa, auf Platz 30 bester deutscher Fahrer, zollte Visma - Lease a Bike ein dickes Lob.

"Was heute Visma auf den Tisch gelegt hat, das war schon unglaublich. Vor Berg Ten Houte bin ich 550 Watt gefahren und habe geschaut, dass ich irgendwie dranbleibe. Aber schon bevor der Anstieg begann, musste ich auf der Windkante reißen lassen“, berichtete der 36-jährige Oberurseler, noch immer ein Klassikerspezialist von Weltklasseformat, im Ziel gegenüber RSN von der beeindruckenden Visma-Attacke weit vor dem Ziel, der keiner der Gegner etwas entgegenzusetzen hatte.

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