Vorgestellt: die 18 WorldTour-Mannschaften

Lotto Soudal: Neue Zeitrechnung mit alten Zielen

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Lotto Soudal: Neue Zeitrechnung mit alten Zielen"
Lotto Soudal | Foto: Cor Vos

19.01.2019  |  (rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.

Teil 5: Lotto Soudal

Rückblick 2018: Als ein Höhepunkt blieben die Auftritte von Tiesj Benoot in Erinnerung. Der 24-Jährige legte Anfang März einen beeindruckenden Solosieg bei der Strade Bianche hin und ließ Top-Ten-Platzierungen beim E3-Harelbeke (5.), der Flandern-Rundfahrt (8.) und in der Gesamtwertung von Tirreno-Adriatico (4.) folgen. Auch Tim Wellens lieferte wieder konstant seine Resultate, gewann eine Etappe beim Giro d’Italia und war mit sieben Siegen zweiterfolgreichster Fahrer im Team.

Weitere Etappensiege auf der WorldTour feierten Thomas De Gendt (Katalonien-Rundfahrt, Tour de Romandie), der außerdem das Bergtrikot der Vuelta a Espana gewann, und Jelle Wallays, der bei der Vuelta einen Tagesabschnitt für sich entschied. Das interne Erfolgsranking führte mit acht Siegen einmal mehr Sprinter André Greipel an – allerdings blieb der 36-Jährige erstmals seit 2009 ohne Etappensieg bei einer dreiwöchigen Landesrundfahrt. Doch zur Saisonanalyse gehört auch, dass sich 18 der 25 Siege auf nur vier Fahrer verteilten. Davon gelangen nur sieben auf WorldTour-Niveau, das war die schwächste Bilanz seit 2013.

Die wichtigsten Zu- und Abgänge: Bei Lotto Soudal beginnt ab 2019 eine neue Zeitrechnung: Greipel, seit 2011 Gesicht und Erfolgsgarant der Mannschaft, wechselte zum französischen Zweitdivisionär Arkea-Samsic – sein damaliger Teamchef Paul De Geyter hatte ihm in den Vertragsverhandlungen nur wenige Argumente für einen Verbleib geliefert.

De Geyter, ehemaliger Fahrerberater, hatte erst im Januar 2018 die Position Generalmanagers übernommen, anstatt neuer Impulse zu liefern, sorgte der Belgier mit seinem Führungsstil aber zunehmend für Unmut im Team. Neben der Causa Greipel fiel De Geyter schlussendlich auch der gescheiterte Wechsel des Cross-Weltmeisters Wout Van Aert auf die Füße – zum Saisonende musste er gehen. Die Geschickte des Teams leitet mittlerweile John Lelangue, früherer Generalmanager bei BMC. Mit Greipels Kumpel und langjährigem Anfahrer Marcel Sieberg (Bahrain-Merida), Lars-Ytting Bak (Dimension Data), Moreno Hofland (EF Education First) und Jens Debusschere (Katusha - Alpecin) verließ ein Großteil des Sprintzuges die belgische Equipe.

Der Transfer von Caleb Ewan (Mitchelton-Scott) als neuem Sprintkapitän geht indes noch auf De Geyter zurück. Der Australier gilt als einer der kommenden großen Namen, gewann bereits Etappen beim Giro d’Italia und der Vuelta a Espana, durchlebte 2018 allerdings eine eher dürftige Saison und wartet noch auf den ganz großen Durchbruch. Als Unterstützung kam sein Anfahrer, der Eisenhüttenstädter Roger Kluge, von Mitchelton - Scott gleich mit, auch die Verpflichtung von Adam Blythe (Aqua Blue Sport) darf als wichtiger Baustein für den neuen Sprintzug angesehen werden. Daneben bekam der Norweger Carl Fredrik Hagen (Joker Icopal) mit 27 Jahren die Chance bei den Profis. Die drei Belgier Stan Dewulf (21 Jahre), Brent Van Moer (20) und Gerben Thijssen (20) sorgten mit guten Resultaten bei U23-Rennen für Aufsehen, werden ihren Platz bei den Profis aber erst noch finden müssen.

Im Fokus: In den vergangenen Jahren erwarb sich Victor Campenaerts die Reputation eines der besten Zeitfahrer im Peloton. 2018 wurde er Belgischer Meister und Europameister in dieser Disziplin, gewann Zeitfahr-Bronze bei der WM in Innsbruck und verpasste beim Giro d’Italia und der Vuelta a Espana als jeweiliger Dritter im Auftaktzeitfahren nur knapp seinen ersten Grand-Tour-Etappensieg. 2019 zählt Campenaerts erneut zu den aussichtsreichsten Protagonisten in dieser Disziplin, ganz oben auf seiner Prioritätenliste steht aber zunächst eine andere Herausforderung: der Stundenweltrekord. Seit Bradley Wiggins im Juni 2015 mit einem 54,526 km/h eine Fabelzeit fuhr, wagt sich Campenaerts als erster wieder an den Rekord heran. Austragungsort soll ein Velodrom in der mexikanischen Höhe sein, der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest. In der Saisonvorbereitung zog sich Campenaerts zwar eine Knieverletzung zu – seine Vorbereitung sei dadurch aber nicht ernsthaft gefährdet, versicherte er.

Aufgepasst auf Bjorg Lambrecht. Das Eigengewächs aus dem Nachwuchsteam startete mit üppigen Vorschusslorbeeren in seine erste Profisaison, gewann 2017 die U23-Austragung von Lüttich-Bastogne-Lüttich und beendete diverse wichtige Nachwuchs-Rundfahrten vorne im Klassement. Bei den Profis zeigte der 21-Jährige nur wenig Eingewöhnungszeit und feierte auf der 3. Etappe der Tour of Fjords im Sprint gegen die Routiniers Michael Albasini (Mitchelton - Scott) und Edvald Boasson Hagen (Dimension Data) seinen ersten Profisieg. Mit der Vuelta absolvierte Lambrecht ebenfalls auf Anhieb seine erste dreiwöchige Landesrundfahrt, die er zwar nicht beendete, bei der er aber immerhin aus einer Fluchtgruppe bei der schweren Bergankunft in La Camperona einen vierten Etappenplatz erreichte. Lambrecht weist vielfältige Anlagen auf und könnte in Zukunft sowohl ein Kandidat bei den Ardennen-Klassikern als auch ein potenzieller Protagonist für das Klassement einwöchiger- und dreiwöchiger Landesrundfahrten sein.

Ausblick 2019: Lotto Soudal wechselte zwar sein Sprint-Personal, in seiner Ausrichtung hat sich das Team aber nicht verändert. Eintagesrennen und Tagessiege bei Etappenrennen bleiben die Domäne des belgischen Teams, in Sachen Klassement der Grand-Tours zeigt die Equipe dagegen weiterhin keinerlei Ambitionen. Mit Wellens verlängerte die Teamleitung bis Ende 2020, der Belgier entwickelt sich langsam zum prägenden Gesicht der Mannschaft. Siege liefert Wellens kontinuierlich, was noch fehlt, ist der ganz große Karriereerfolg – dabei liegen Siege bei Rennen wie Paris-Nizza, den Ardennen-Klassiker oder auf einer Etappe der Tour de France für ihn 2019 in Reichweite.

Aufmerksamkeit – und den einen oder anderen Tagessieg – garantieren außerdem die Auftritte von De Gendt, der als einer der profiliertesten Fluchtspezialisten gilt und 2019 alle drei großen Landesrundfahrten bestreiten wird. In den Klassikern setzt das Team seine Hoffnungen auf Benoot, der jederzeit auf dem Kopfsteinpflaster oder auch in den Ardennen zu den Podiumskandidaten zählt.

Ebenfalls als Optionen für die Klassiker und Etappensiege gelten Jens Keukeleire, Jelle Wallays, Sander Armée, Tomasz Marczynski und Jelle Vanendert – gerade von Fahrern aus der zweiten Reihe ist Lotto Soudal 2019 auf mehr Siege angewiesen. Ob die Saison letztendlich ein Erfolg wird, hängt ferner nicht unwesentlich von Ewan ab und davon, wie er sich in neuer Umgebung zurechtfindet. Vom 24-jährigen Australier werden bei der im Sommer wohl anstehenden Tour-Premiere nicht weniger als mindestens ein Etappensieg sowie eine zweistellige Anzahl von Saisonerfolgen erwartet.

Eckdaten:
Land: Belgien
Hauptsponsor: Lotto, Soudal
Branche: Nationallotterie, Klebstoffe
Teamchef: Marc Sergeant
Radausrüster: Ridley
WorldTour-Platzierung 2018: 15
Fahrer im Aufgebot: 29

Mehr Informationen zu diesem Thema

29.01.2019Team Sky: Branchenprimus vor der Abschiedstour?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 18:

28.01.2019Team Jumbo - Visma: Die neuen Überflieger?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 17:

28.01.2019Bora - hansgrohe: Durchbruch bei den Grand Tours?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 16:

27.01.2019Mitchelton - Scott: Bereit zu weiteren Großtaten

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 15:

26.01.2019Deceuninck – Quick-Step: Belgischer Klassenstreber

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 14:

25.01.2019EF Education First: Sehnsucht nach Siegen

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 13:

24.01.2019Trek - Segafredo: Raus aus dem Mittelmaß

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 12:

24.01.2019Team Sunweb: Mit Dumoulin diesmal ganz nach oben?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 11:

23.01.2019Movistar Team: Ein wegweisendes Jahr?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 10:

22.01.2019Groupama - FDJ: Démare, Pinot und die Schweizergarde

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote. Teil 9:

22.01.2019UAE Emirates: Nach weiterer Transferoffensive unter Erfolgsdruck

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote. Teil 8

21.01.2019Dimension Data: Mehr Erfolge nach dem Kaderumbruch?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote. Teil 7

Weitere Radsportnachrichten

25.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

25.04.2024Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

25.04.2024Teutenberg jubelt zum Auftakt der Tour de Bretagne

(rsn) - Nachdem er in seinen ersten drei U23-Jahren vergeblich einem UCI-Sieg hinterhergejagt war, eilt Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) in dieser Saison von Erfolg zu Erfolg. Nach sei

25.04.2024Lechner sorgt für den ersten UCI-Saisonsieg einer Deutschen

(rsn) – Corinna Lechner vom Bundesliga-Team Wheel Divas aus Berlin hat für den ersten Saisonsieg einer deutschen Frau auf UCI-Niveau gesorgt. Die 29-Jährige, die am 14. April bereits Dritte beim e

25.04.2024Romandie-Prologsieger Zijlaard bricht sich Ellenbogen

(rsn) – Nur zwei Tage nach seinem Triumph im Prolog der Tour de Romandie (2.UWT) hat Maikel Zijlaard (Tudor) einen heftigen Rückschlag hinnehmen müssen. Wie der 24-jährige Niederländer gegenüb

25.04.2024Bike-Aid: Dorn hat in der Türkei das Bergtrikot “ziemlich save“

(rsn) – Das deutsche Kontinental-Team Bike Aid ist weiterhin der Aktivposten der Türkei-Rundfahrt (2.Pro). Am fünften Tag in Folge war die saarländische Equipe in der Ausreißergruppe vertreten

25.04.2024Nys krönt ersten Ausreißversuch der Karriere, Lipowitz Vierter

(rsn) – Ein 21-Jähriger Crossspezialist aus Belgien hat bei der Tour de Romandie (2.UWT) für die nächste Überraschung gesorgt. Thibau Nys (Lidl - Trek) entschied auf der 2. Etappe die erste Berg

25.04.2024Jakobsen gibt Andresen Grünes Licht für den zweiten Etappensieg

(rsn) – Tobias Lund Andresen (dsm-firmenich – PostNL) hat mit dem zweiten Tagessieg in Folge seine Führung in der Gesamtwertung der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) ausgebaut. Der 21-jährige Däne

25.04.2024Drei Bergankünfte, Sprints, Windkantengefahr & Teamzeitfahren

(rsn) – Nachdem die Spanien-Rundfahrt im vergangenen Jahr von Torrevieja an der Costa Blanca vorbei an Madrid in den Norden nach Asturien an den Atlantik und zur abschließenden Bergankunft an den L

25.04.2024Zwölf deutsche Profis auf vorläufiger Startliste des Giro d´Italia

(rsn) – Insgesamt zwölf deutsche Profis werden nach aktuellem Stand am 4. Mai den 107. Giro d’Italia in Angriff nehmen, wie aus der vom Veranstalter RCS Sport veröffentlichten vorläufigen Start

25.04.202422 Teams am Start der 3. Tour de France Femmes

(rsn) – Mit insgesamt 22 Teams wird am 12. August im niederländischen Rotterdam die 3. Tour de France Femmes (2.WWT) gestartet. Beim Grand Départ dabei sein werden auch die beiden deutschen Frauen

24.04.2024Highlight-Video der 1. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Der Franzose Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat sich die 1. Etappe der Tour de Romandie gesichert. Nach 165,7 Kilometern vom Château-d´Oex nach Fribourg, wobei sechs Bergwer

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)
  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)