Müllers Tour de Banyuwangi-Tagebuch

Vormittags Rennen fahren und nachmittags Urlaub machen

Von Robert Müller

Foto zu dem Text "Vormittags Rennen fahren und nachmittags Urlaub machen"
Robert Müller und seine Teamkollegen bei der Teampräsentation der Tour de Banyuwangi Ijen | Foto: Robert Müller

25.09.2019  |  (rsn) - Hallo aus Banyuwangi, Java Timur, Indonesien! Beim Frühstück traf ich die Holländer von der Tour de Siak wieder und sie erzählten mir von ihrer zweitägigen Chaosreise mit unzähligen Stunden in Bussen, Taxis, Flugzeugen und Warterei an Flughäfen. Einmal mehr wusste ich nun zu schätzen, wie unglaublich reibungslos unsere Reise doch verlaufen war. Kurz vor Mitternacht waren sie dann doch endlich hier angekommen, aber bereits um sechs Uhr mussten sie beim Frühstück erscheinen, da um sieben Uhr Abfahrt des Konvois zum etwa eine Autostunde entfernten Start war.

Dort angekommen stellte einer von ihnen dann fest, dass er in der Eile Trikot und Hose vergessen hatte und machte sich bei anderen Teams auf die Suche nach Rennklamotten, die er ausleihen konnte. Fündig wurde er zum Glück bei den Australiern, trug deren Trikot allerdings auf links gedreht, um nicht verwechselt zu werden. Dass er dadurch keine brauchbaren Trikottaschen hatte, war ihm herzlich egal.

Im Startbereich herrschte buntes Treiben und es wurde ein großes Showprogramm von unzähligen Schülern aufgeführt. Wir mussten für viele Fotos posieren, wobei man manchmal von resoluten älteren Frauen einfach fest am Arm gepackt und vor die Handykamera gezerrt wurde. Gruppen von Schülerinnen kreischten hysterisch, wenn wir beim Warmfahren an ihnen vorbei fuhren und sie abklatschten. Die Leute hier sind einfach hellauf begeistert vom Rennen, was sich auch an der Strecke überall durch die vielen Zuschauer, die einen riesen Lärm machen, zeigt. Es gibt übrigens sogar eine Werbekarawane mit etwa 15 Motivwagen.

Die Etappe führte über 133 Kilometer mit drei Sprint- und zwei Bergwertungen und war als mittelschwer einzuschätzen. Ich rechnete fest damit, dass eine Gruppe durchkommen würde und in der wollte ich dabei sein. Also stellte ich mich in die erste Reihe der Startaufstellung, um nach der Neutralisation gleich mitmischen zu können. Nach einer neutralen Runde durch den Startort ging es wie erwartet voll zur Sache und ich war oft bei aussichtsreichen Attacken mit dabei. Als nach etwa 15 Kilometer allerdings die entscheidende Attacke ging, war ich gerade zu weit hinten und verpasste sie deshalb.

Recht schnell war mir klar, dass der Zug leider ohne mich abgefahren war und die zehn Fahrer große Gruppe durchkommen würde, denn im Feld kehrte Ruhe ein. Niemand fühlte sich verantwortlich für die Nachführarbeit und so stieg der Vorsprung schnell auf sechs Minuten. Erst dann machten sich zwei chinesische Teams an die Arbeit und ich landete irgendwie direkt hinter ihnen, hatte also die Position des Schließers inne, der, wie es so schön heißt "auf und zu“ macht. Das bedeutet, dass man die Fahrer, die von vorne aus der Führung zurück kommen, stets vor sich wieder in die Reihe schiebt, um nicht selbst an der Spitze im Wind zu landen.

An der ersten Bergwertung nach 80 Kilometern hatten sie den Vorsprung auf fünf Minuten reduziert, doch dabei blieb es dann auch. Im Finale wurde es dann nochmal schnell, denn es ging auf einer schmalen Straße zur zweiten Bergwertung hinauf und eng und kurvig wieder hinunter, wobei mindestens ein Sturz passierte. Im Sprint um Platz elfviereinhalb Minuten hinter dem mongolischen Sieger war dann niemand von uns vorne dabei. Im Ziel erfuhr ich, dass mein indonesischer Teamkollege Bagus gestürzt war, weil er von einem Begleitfahrzeug umgefahren wurde. Glücklicherweise konnte er weiter fahren und kam im Zeitlimit ins Ziel.

Für uns war es also kein erfolgreicher Tag, aber die Stimmung ist deswegen nicht schlecht, dafür ist es hier einfach viel zu schön. Am Nachmittag lag ich wieder am Pool, genoss den Blick aufs Meer und befand mich in Urlaubsstimmung. Dieses Konzept finde ich eigentlich ganz gut, vormittags Rennen fahren und nachmittags Urlaub machen.

Morgen wartet die längste Etappe über 150 Kilometer auf uns mit einer anspruchsvollen Bergwertung gegen Ende und einer schnellen Abfahrt ins Ziel. Ich werde erneut versuchen es in die Gruppe zu schaffen, genug Rückstand in der Gesamtwertung, damit sie mich fahren lassen, habe ich nun jedenfalls.

Morgen gleiche Stelle, gleiche Welle

Gez. Sportfreund Radbert

Weitere Radsportnachrichten

30.04.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

30.04.2025Vor der Alten Oper ein Sprintduell Matthews vs. Nys?

(rsn) – Sprint- gegen Klassikerspezialisten heißt es am 1. Mai wieder, wenn die 62. Auflage von Eschborn-Frankfurt (1.UWT) gestartet wird. Das hessische Traditionsrennen führt über die aus den be

30.04.2025Brennan wandelt in der Romandie auf Sagans Spuren

(rsn) – Matthew Brennan (Visma - Lease a Bike) hat die 1. Etappe der 78. Tour de Romandie (2.UWT) für sich entschieden und mit seinem vierten Sieg bei den Profis seinem Landsmann Samuel Watson (In

30.04.2025Eschborn-Frankfurt: Strecke der 62. Ausgabe fast unverändert

(rsn) – Zur 62. Auflage wechselt der 1.-Mai-Klassiker Eschborn-Frankfurt seinen Startplatz: Während Start und Ziel des Hobby-Events ADAC Velotour im Gewerbegebiet auf den großen Parkplatzflächen

30.04.2025Sprinter oder Ausreißer: Wer gewinnt Eschborn-Frankfurt?

(rsn) - 126 Profis aus 18 Teams stehen am 1. Mai beim Frühjahrsklassiker Eschborn-Frankfurt (1.UWT) am Start, einem Rennen, das wie kaum ein zweites ein Kampf zwischen Sprintern und Ausreißern ist.

30.04.2025Landa auch 2026 Edelhelfer von Evenepoel?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

30.04.2025“Ohne unnötiges Risiko“: Evenepoel Prolog-Achter

(rsn) – Remco Evenepoel (Soudal - Quick-Step) legte los wie die Feuerwehr, doch am Ende des 3,4 Kilometer langen Prologs der Tour de Romandie (2.UWT) musste sich der Zeitfahrweltmeister mit dem acht

30.04.2025Dorn bei der Türkei-Rundfahrt wieder im Bergtrikot unterwegs

(rsn) – Im vergangenen Jahr gewann Vinzent Dorn das Bergtrikot der Tour of Turkey (2.Pro). Bei der aktuellen Ausgabe der Rundfahrt ist der Fahrer von Bike Aid auf gutem Weg, diesen Coup zu wiederhol

29.04.2025Highlight-Video des Prologs zur Tour de Romandie

(rsn) – Fast zu schön, um wahr zu sein: Am Montag trainierte Samuel Watson noch in Andorra, als ihn ein Anruf seines Teams Ineos Grenadiers erreichte: Der Brite musste bei der Tour de Romandie eins

29.04.2025Watson schnappt Oliveira den Sieg um drei Zehntel noch weg

(rsn) – Ivo Oliveira (UAE Team Emirates – XRG), der zuletzt beim Giro d’Abruzzo gleich zweimal hatte jubeln können, schien den dritten Saisonsieg schon in der Tasche zu haben. Den aber schnappt

29.04.2025Pogacar im Frühjahr auch bei den Preisgeldern die Nummer eins

(rsn) – Wer viel gewinnt, kann sein Gehalt nochmals aufbessern. Auch hinsichtlich der Preisgelder war Weltmeister Tadej Pogacar (UAE Emirates – XRG) den Konkurrenten bei den Frühjahrsklassikern d

29.04.2025Evenepoel hat keine Lust auf Montmatre-Kopfsteinpflaster

(rsn) – Nachdem er seine verletzungsbedingt kurze Klassikerkampagne mit einem enttäuschenden 59. Platz bei Lüttich-Bastogne-Lüttich beenden musste, hat sich Remco Evenpoel (Soudal – Quick-Step)

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Eschborn-Frankfurt (1.UWT, GER)
  • Radrennen Männer

  • Tour du Bénin (2.2, 000)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Eschborn - Frankfurt U23 (1.2u, GER)
  • GP Vorarlberg p/b Radhaus (1.2, AUT)
  • Tintrio - Omloop van het (1.2, BEL)
  • Cuarta Vuelta Bantrab (2.2, GUA)
  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)