Zwei Tage für Attacken auf Eiking und Roglic

Vuelta-Highnoon an einem alten und einem neuen Anstieg

Von Tom Mustroph

Foto zu dem Text "Vuelta-Highnoon an einem alten und einem neuen Anstieg"
Primoz Roglic (Jumbo - Visma) und die anderen Vuelta-Klassementaspiranten | Foto: Cor Vos

01.09.2021  |  (rsn) - Die Entscheidung bei der Vuelta a Espana naht. Das wissen alle. Der Mann in Rot, Odd Christian Eiking (Intermarché - Wanty Gobert) etwa. "Bei den Etappen, die am Mittwoch und Donnerstag folgen, kann ich leicht zehn Minuten verlieren“, sagte er. "Für mich ist die Situation perfekt. Ich habe nichts zu verlieren und kann voll auf Angriff fahren“, meinte im Kontrast dazu Egan Bernal (Ineos Grenadiers). 

Der Kolumbianer startet am heutigen Mittwoch als Gesamtsiebter mit 4:21 Minuten Rückstand auf den Norweger. Vor allem aber liegt er fast drei Minuten auf Primoz Roglic (Jumbo - Visma) zurück, den Titelverteidiger und Top-Favoriten. Ähnlich geht es seinem kolumbianischen Landsmann Miguel Angel Lopez (Movistar). Der liegt zwar nur anderthalb Minuten hinter Roglic, und deren drei hinter Eiking. Er sagte aber auch: "Wenn wir die Vuelta noch gewinnen wollen, müssen wir am letzten Tag beim Zeitfahren mit ausreichend Vorsprung auf Roglic ins Rennen gehen. Alles, was uns bleibt, ist, es Mittwoch und Donnerstag zu versuchen.“ Mit einem Griff in die Phrasenkiste der Western-Filme fügte er hinzu. "Wir müssen es versuchen, und sei es, dass wir dabei in den Stiefeln sterben.“ Attackieren bis zum Umfallen, bis gar nichts mehr geht, bedeutet das. 

Movistar im Attackemodus 

Lopez und sein Movistar-Teamkollege Enric Mas haben das bereits in Ansätzen demonstriert bei dieser Vuelta. Mas löste sich am Picon Blanco, der ersten echten Rampe der Vuelta, von Roglic. Lopez zog am Pico Villuercas davon, am Ende der 14. Etappe, die der Ausreißer Romain Bardet (DSM) gewann. 

Die Erlöse waren zwar nur gering. Vier Sekunden auf Roglic fuhr Lopez heraus, nur drei Sekunden Mas bei seiner Beschleunigung. Das Movistar-Duo hat aber Selbstvertrauen daraus geschöpft. "Wir wissen jetzt, wie es gehen kann, Roglic unter Druck zu setzen. Wir müssen nur schlau sein und gut als Team agieren“, meinte Mas. Zwischen ihm und Lopez scheint das Verhältnis zu stimmen. Beide attackieren gut abgestimmt. 

In früheren Jahren fuhren die Movistar-Co-Leader sich gern selbst aus den Schuhen. Auch wegen taktischer Divergenzen suchten Männer wie Nairo Quintana, Mikel Landa und Richard Carapaz schließlich das Weite. In diesem Jahr wollen die Movistar-Mannen aber nicht nur in den Füßlingen bleiben, sondern sogar – wie Lopez ja meinte – heroisch in ihnen kämpfen. 

Zwei Dreierkombinationen mit Covadonga und Gamoniteiro 

Das Areal dafür weist schon einmal Western-Charakteristika auf. Die asturische Berglandschaft ist grandios anzusehen. Sie bietet auch Gelegenheiten für zahlreiche Hinterhalte. Gleich zwei Mal muss am heutigen Mittwoch die tückische Collada Llomena bezwungen werden, mit Steigungen bis zu 14%, bevor dann der Aufstieg zum Lagos de Covadonga bevorsteht. Bis zu 20% Steigung weist der auf. "Der doppelte Anstieg zur Collada Llomena ist dabei der Schlüsselmoment. Hier müssen Movistar mit Lopez und Mas und Ineos mit Yates und Bernal gut arbeiten“, analysierte Alberto Contador im spanischen Fernsehen. 

Diese Dreierkombination aus zwei Mal Collada Llomena und einmal Lagos de Covadonga löst jetzt schon bei Eiking Respekt aus. Er kennt immerhin den finalen Gipfel. "Bei meiner ersten Grand Tour 2016 fuhr ich ihn bereits hoch. Ich erinnere mich an ihn als sehr hart“, meinte der Norweger. Er immerhin kennt ihn, wie Mas und Lopez auch. Sie fuhren ihn bei der Vuelta 2018, kamen damals mit 28 und 32 Sekunden Rückstand auf Tagessieger Thibaut Pinot an. Einzeln, maximal zu zweit kletterten damals die Top 20 des Tages den Gipfel hoch. Das ist auch jetzt zu erwarten. 

Ob dabei die Minutenabstände herauskommen, die Lopez sich erhofft, ist allerdings fraglich. Roglic immerhin, und auch Bernal, kennen den Covadonga bisher nicht. Bernal verzichtete sogar auf Videostudium. "Mir bringt das nichts. Ich fahre lieber den Berg, war bisher aber noch nie in Asturien“, sagte er. Den Alto d’El Gamoniteiro, der am Donnerstag die Etappe krönt, hat bisher noch gar kein Profi im Wettkampf bestritten. Unter asturischen Radamateuren gilt er als Geheimtipp, nicht ganz so steil wie der Angliru, dafür aber länger. 

Vuelta-Direktor Javier Guillen hat ihn selbst ins Programm geholt, ganz in der Hoffnung, dass der 14,6 km lange Gigant mit durchschnittlich 9,8% Steigung und maximal 17% ein neuer ikonischer Radsportberg ganz auf der Höhe von Angliru, Zoncolan und Tourmalet werden möge. Zuvor sind zwei weitere Berge der 1. Kategorie sowie einer der 2. zu bewältigen. Auch das bietet genug Zermürbungsgelegenheit. 

Roglic und Eiking im Bremsmodus 

Für Roglic und sein Jumbo – Visma-Team kommt es darauf an, gut durchzukommen und das Tempo gleichmäßig zu halten. Zumindest so lange, wie der aktuell Führende Eiking durchhält, kann der Slowene auf gemeinsame Interessen mit dessen Team Intermarché Wanty Gobert hoffen. Das erwies sich in der vergangenen Woche als verblüffend kompakt, wenn es um den Schutz des Überraschungsleaders aus Norwegen ging. Fragezeichen hängen zudem über den Attackefähigkeiten des Ineos-Duos Adam Yates und Bernal. Der Wille zum Angriff ist offenbar da, die Beine waren es bei dieser Vuelta aber nicht immer. Feuerkraft für die Offensive steckt daher vor allem in der Movistar-Truppe. Jumbo - Visma steht in dem Dilemma, einerseits dieses Feuer gut zu löschen, andererseits aber die Attacken nicht in dem Maße zu ersticken, dass Eiking noch weit vorn bleibt. 

Dass ein Zeitfahren am Ende einer Grand Tour noch schief gehen kann für Roglic, ist seit der Tour 2020 bekannt. Viele Variablen also für zwei spannende Tage in der Westernlandschaft Asturiens.

Mehr Informationen zu diesem Thema

22.10.2021Lopez: “Movistar schafft bestimmte Dinge nicht gut“

(rsn) - Erstmals seit seinem vorzeitigen Weggang von Movistar hat sich Miguel Angel Lopez öffentlich gegenüber spanischsprachigen Medien zu den Umständen der Trennung geäußert. Movistar und Lopez

18.09.2021Bestätigt: Lopez verlässt Movistar nach Vuelta-Eklat

(rsn) – Nun ist offiziell, was sich in den vergangenen zwei Wochen seit dem Ende der Vuelta a Espana immer mehr andeutete: Miguel Angel Lopez wird das spanische Team Movistar verlassen. Wie sein Arb

07.09.2021Roglic ist der erste, der Romingers Serie einstellen konnte

(rsn - Bis zu Primoz Roglic‘ drittem Vuelta-Gesamtsieg in Folge war der Schweizer Tony Rominger alleiniger Rekordsieger der Spanienrundfahrt. Zwar hatte Roberto Heras das Rennen in den Jahren 2000,

06.09.2021Lopez war rücksichtslos gegenüber seinen Teamkollegen

(rsn) - Der Fall Miguel Angel Lopez (Movistar) hat für heftige Diskussion in der Szene gesorgt. Wie ist es zu bewerten, dass der 27-jährige Kolumbianer aus Trotz während der vorletzten Etappe der V

06.09.2021Mäder: “Das Ergebnis ist vielleicht etwas zu gut ausgefallen“

(rsn) - Für die Vuelta a Espana hatte sich das Team Bahrain Victorious große Ziele gesteckt. Mikel Landa sollte nach seinem sturzbedingten Ausscheiden beim Giro d`Italia nun in seiner spanischen He

06.09.2021Lopez-Aus: Unzue kritisiert scharf, zeigt aber auch Verständnis

(rsn) – Movistar-Teamchef Eusebio Unzué hat sich im spanischen Radio am Sonntag erstmals öffentlich zum Ausstieg seines Schützlings Miguel Angel Lopez bei der Spanien-Rundfahrt am Samstag geäuß

06.09.2021Roglic: körperlich, mental und taktisch in neuen Dimensionen

(rsn) - Primoz Roglic (Jumbo – Visma) war bei dieser Vuelta ein viel beschäftigter Mann. Im Rennen, aber auch noch nach dem Rennen. Während auf dem Platz vor der Kathedrale von Santiago de Compost

06.09.2021Großschartner: “Man gewinnt oder man lernt daraus“

Nach drei Wochen bei der Vuelta a Espana wollte Felix Großschartner im Bus zufrieden mit seiner Leistung sein. Das gab der Österreicher im Trikot von Bora – hansgrohe vor dem Auftakt der Rundfahrt

06.09.2021Video-Highlights zur 21. Etappe der Vuelta a Espana

(rsn) – Mit dem erwarteten Zeitfahr-Triumph von Gesamtsieger Primoz Roglic (Jumbo – Visma) ist die 76. Vuelta a Espana am Sonntag in Santiago de Compostela zu Ende gegangen. Beeindrucken konnte ab

05.09.2021Roglic kannte bei seinem 3. Vuelta-Triumph keine Gnade mit Mas

(rsn) – Sein Sieg kam nur wenig überraschend; Primoz Roglic (Jumbo – Visma), der Goldmedaillengewinner von Tokio im Zeitfahren, hat mit seinem Triumph im Kampf gegen die Uhr in Santiago de Compos

05.09.2021Roglic gewinnt Zeitfahren und feiert 3. Gesamtsieg in Folge

(rsn) - Primoz Roglic (Jumbo – Visma) hat auch im abschließenden Zeitfahren der Vuelta a Espana seine Überlegenheit mit einem deutlichen Sieg demonstriert. Der Slowene überholte kurz vor dem Ziel

05.09.2021Palzer: “Ich habe noch nie so viel leiden müssen“

(rsn) - Es war ein völlig neues Kapitel seiner Karriere, dass Anton Palzer vor drei Wochen in Burgos aufschlug und nun in Santiago de Compostela erfolgreich abschloss. Der 28-Jährige, der im April a

Weitere Radsportnachrichten

25.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

25.04.2024Die Aufgebot für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

25.04.2024Teutenberg jubelt zum Auftakt der Tour de Bretagne

(rsn) - Nachdem er in seinen ersten drei U23-Jahren vergeblich einem UCI-Sieg hinterhergejagt war, eilt Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) in dieser Saison von Erfolg zu Erfolg. Nach sei

25.04.2024Romandie-Prologsieger Zijlaard bricht sich Ellenbogen

(rsn) – Nur zwei Tage nach seinem Triumph im Prolog der Tour de Romandie (2.UWT) hat Maikel Zijlaard (Tudor) einen heftigen Rückschlag hinnehmen müssen. Wie der 24-jährige Niederländer gegenüb

25.04.2024Bike-Aid: Dorn hat in der Türkei das Bergtrikot “ziemlich save“

(rsn) – Das deutsche Kontinental-Team Bike Aid ist weiterhin der Aktivposten der Türkei-Rundfahrt (2.Pro). Am fünften Tag in Folge war die saarländische Equipe in der Ausreißergruppe vertreten

25.04.2024Nys krönt ersten Ausreißversuch der Karriere, Lipowitz Vierter

(rsn) – Ein 21-Jähriger Crossspezialist aus Belgien hat bei der Tour de Romandie (2.UWT) für die nächste Überraschung gesorgt. Thibau Nys (Lidl - Trek) entschied auf der 2. Etappe die erste Berg

25.04.2024Jakobsen gibt Andresen Grünes Licht für den zweiten Etappensieg

(rsn) – Tobias Lund Andresen (dsm-firmenich – PostNL) hat mit dem zweiten Tagessieg in Folge seine Führung in der Gesamtwertung der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) ausgebaut. Der 21-jährige Däne

25.04.2024Drei Bergankünfte, Sprints, Windkantengefahr & Teamzeitfahren

(rsn) – Nachdem die Spanien-Rundfahrt im vergangenen Jahr von Torrevieja an der Costa Blanca vorbei an Madrid in den Norden nach Asturien an den Atlantik und zur abschließenden Bergankunft an den L

25.04.2024Zwölf deutsche Profis auf vorläufiger Startliste des Giro d´Italia

(rsn) – Insgesamt zwölf deutsche Profis werden nach aktuellem Stand am 4. Mai den 107. Giro d’Italia in Angriff nehmen, wie aus der vom Veranstalter RCS Sport veröffentlichten vorläufigen Start

25.04.202422 Teams am Start der 3. Tour de France Femmes

(rsn) – Mit insgesamt 22 Teams wird am 12. August im niederländischen Rotterdam die 3. Tour de France Femmes (2.WWT) gestartet. Beim Grand Départ dabei sein werden auch die beiden deutschen Frauen

24.04.2024Highlight-Video der 1. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Der Franzose Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat sich die 1. Etappe der Tour de Romandie gesichert. Nach 165,7 Kilometern vom Château-d´Oex nach Fribourg, wobei sechs Bergwer

24.04.2024“Unglaublich“: Dorn fährt auf Ansage ins Bergtrikot

(rsn) – Das Team Bike Aid, allen voran Vinzent Dorn, zeigt sich bei der Tour of Turkiye (2.Pro) weiterhin von der allerbesten Seite. Dorn schaffte es auf der 4. Etappe, die über 138 Kilometer von

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)
  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)