RSNplusVorschau Straßen-DM der Frauen

Favoritinnen erwarten “brutal schweres Rennen“

Von Felix Mattis aus Winterberg

Foto zu dem Text "Favoritinnen erwarten “brutal schweres Rennen“"
Der Anstieg zum Kahlen Asten ist recht gemäßigt. | Foto: Felix Mattis

25.06.2022  |  (rsn) - Flache Straßen sind im Hochsauerlandkreis Mangelware. Und das werden am Sonntag bei den Deutschen Meisterschaften ganz besonders auch die Frauen zu spüren bekommen. Im Straßenrennen stehen 122 Kilometer für sie auf dem Programm und über 3.000 Höhenmeter sind dabei zu bewältigen. Wer ab Montag das Deutsche Meistertrikot tragen will, die muss vor allem eines können: klettern.

Doch auf dem Weg von Siedlinghausen zur Bergankunft am Kahlen Asten zählen trotzdem nicht nur Watt pro Kilogramm. Der 14 Kilometer lange Schlussanstieg nämlich ist nicht allzu steil, setzt immer wieder kurz ab.

___STEADY_PAYWALL___ Es scheint daher nicht unmöglich, dass eine kleine Gruppe bis zum Schlusskilometer beisammen bleibt – auch deshalb ist die Top-Favoritin auf den Titel die bergauf besonders sprintstarke und in dieser Saison bislang bestens aufgelegte Liane Lippert (Team DSM).

Clara Koppenburg und Liane Lippert kennen sich schon lange aus gemeinsamen Zeiten beim RSV Seerose Friedrichshafen und kämpfen nun am Sonntag beide um den DM-Titel im Sauerland. | Foto: Roth Foto

Fast in einem Atemzug mit der Friedrichshafenerin wird immer wieder deren alte Vereinskameradin Clara Koppenburg (Cofidis) genannt. Die Bergspezialistin ist ebenfalls gut drauf, was sowohl der siebte Rang bei der Tour de Suisse als auch Platz zwei bei der Mont Ventoux Challenge im Juni bewiesen.

"Der letzte Berg könnte ruhig etwas steiler sein"

"Ich finde die Strecke gut und anspruchsvoll. Der letzte Berg könnte für mich ruhig etwas steiler sein, das ist eher so ein langer Zieher. Aber ich denke, das Rennen wird auf die Dauer insgesamt hart genug", sagte die Lörracherin radsport-news.com am Samstag, nachdem sie den Kurs – wie fast alle Kontrahentinnen – am Vormittag mit dem Rad besichtigt hatte. Und Koppenburg ergänzte noch: "Es ist halt die Frage, wie man es taktisch angeht."

Genau darauf nämlich wird es am Sonntag ab 9:30 Uhr ankommen. Bevor das Frauen-Peloton nach 108 Rennkilometern die 14 Kilometer lange Steigung um Kahlen Asten in Angriff nimmt, geht es acht Mal über einen Rundkurs von Siedlingshausen nach Brunskappel und über Elpe sowie Altenfeld zurück nach Siedlingshausen. Diese 13,5-Kilometer-Schleife beinhaltet zwischen Brunskappel und Elpe eine 1,8 Kilometer lange Rampe mit durchschnittlich 8 Prozent (Strava-Segment: "kleiner Bernhard") und wird auch danach nie richtig flach. Über 300 Höhenmeter warten allein auf dieser Runde, fast so viele wie im Schlussanstieg zum Abschluss.

Die acht Mal zu fahrende Steigung aus Brunskappel hinaus hat es mit durchschnittlich 8 Prozent auf knapp zwei Kilometern in sich. | Foto: Felix Mattis

Die Rampe von Brunskappel könnte, weil sie steiler ist als jeder Abschnitt am Kahlen Asten, die Option für einen frühen Angriff der Klettererinnen auf Rouleurinnen wie Lisa Brennauer (Ceratizit – WNT) sein. Die frisch gebackene fünfmalige Zeitfahrmeisterin, die auch im Straßenrennen Titelverteidigerin ist, wird von ihren Kontrahentinnen nämlich durchaus zu den Favoritinnen gezählt.

"Lisa Brennauer darf man nie unterschätzen", sagte etwa Hannah Ludwig (Uno-X). Doch die Allgäuerin selbst wollte ihre Chancen am Freitag nach dem Zeitfahrsieg von Marsberg nicht zu hoch einschätzen: "Klar will ich mit meinem Team um den Titel kämpfen. Aber ich glaube die Leistungsdichte ist so hoch wie schon lange nicht mehr. Es gibt viele, die in Top-Form sind und hier um den Titel mitfahren können. Die Strecke ist brutal schwer."

Bauernfeind katapultierte sich am Freitag auf den Favoritinnen-Stuhl

Eine, die am Freitag noch einmal nachgewiesen hat, dass sie zu diesen Frauen gehört, die "in Top-Form sind und hier um den Titel mitfahren", ist Ricarda Bauernfeind (Canyon – SRAM Generation). Die Vorjahresdritte von Stuttgart hat in den letzten zwei Jahren eine riesige Entwicklung gemacht und war mit ihrer Fahrt zum erstmals vergebenen U23-Zeitfahrtitel am Freitag sogar schneller als Elite-Meisterin Brennauer.

Ricarda Bauernfeind (Canyon - SRAM Generation, Mitte) gewann am Freitag den U23-Titel im Einzelzeitfahren. Ihre Zeit hätte aber auch im Eliterennen für Gold gereicht. | Foto: Roth Foto

"Da können wir uns für Sonntag warm einpacken", zollte Brennauer der 22-Jährigen höchsten Respekt, und Ludwig meinte: "Liane Lippert ist superstark drauf. Aber mein Geheimtipp ist sogar Ricarda Bauernfeind."

Die hoch Gelobte klettert stark und überzeugte am Freitag eben gerade dadurch: Die steil ansteigenden ersten zwei Kilometer von Marsberg hinauf nach Obermarsberg flog sie förmlich hinauf. Die Favoritinnenrolle öffentlich annehmen wollte Bauernfeind aber natürlich nicht. "Natürlich will ich eine gute Platzierung holen. Aber ich mache mir nicht zu viel Druck, dass unbedingt noch eine Medaille her muss", sagte sie und erklärte konkret, dass sie in die Top 8 wolle.

"Nadine Gill ist nicht zu unterschätzen"

Lippert, Koppenburg und Bauernfeind: Diese drei Namen stehen auf der Favoritinnenliste auf den Titel der Deutschen Straßenmeisterin also ganz oben. Doch es gibt noch einige andere Fahrerinnen, denen man auf dem Weg zum Kahlen Asten nicht zu viel Freiraum gewähren sollte.

"Nadine Gill ist nicht zu unterschätzen, Corinna Lechner – und dazu auch Romy Kasper", meinte etwa Bauernfeind. Dazu bewegen sich einige Fahrerinnen auch noch völlig unter dem Radar, etwa die 26-jährige Aileen Schweikart (Bizkaia – Durango), die am Freitag sensationell auf Rang fünf der Zeitfahr-DM fuhr.

Aileen Schweikart fährt für das baskische Team Bizkaia Durango - genau wie Nadine Gill es letztes Jahr tat, die nun für Sopela in die Pedale tritt. Beide haben ihre radsportlichen Wurzeln im Team Stuttgart. | Foto: Roth Foto

Sie und Gill überzeugten beide bereits im Mai bei den spanischen WorldTour- und Pro-Rennen und fuhren beide einst für das deutsche Bundesliga-Team Stuttgart von Olaf Janson, das am Freitag die Bundesliga-Teamwertung im Zeitfahren gewann. Das Straßenrennen am Sonntag zählt nicht zur Bundesliga-Wertung, den Bundesliga-Fahrerinnen bedeutet es aber natürlich trotzdem viel.

Angesichts des brutal schweren Parcours und der von Brennauer angesprochenen großen Leistungsdichte an der Spitze des Feldes dürften sie hoffen, dass die taktischen Gedankenspiele von Koppenburg, Lippert, Bauernfeind und Co. am Samstagabend nicht ergeben, dass die Top-Favoritinnen extrem früh auf den Runden um Siedlingshausen schon die Vorentscheidung suchen wollen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.04.2025Le Court: “Wusste nicht, ob sie meine Hymne spielen können“

(rsn) – Knapp 1,25 Millionen Einwohner leben auf Mauritius, einer Insel in den Maskarenen im Indischen Ozean. Als Traumdestination für Strandurlauber bekannt, ist das afrikanische Land aber eher ei

28.04.2025Highlight-Video des 9. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) - Kimberley Le Court (AG Insurance - Soudal) ist die erste Siegerin eines Radsports-Monuments aus Mauritius. Die 29-Jährige setzte sich bei Lüttich-Bastogne-Lüttich nach 153 Kilometern im Sp

27.04.2025Vollering: “Heute waren die Hormone gegen mich“

(rsn) – Kimberley Le Court (AG Insurance – Soudal) fuhr bei der 9. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich Femmes (1.WWT) sensationell zum größten Sieg ihrer Karriere. Die 29-Jährige aus Mauriti

27.04.2025Le Court düpiert Pieterse und Vollering im Sprint

(rsn) – Kimberley Le Court (AG Insurance – Soudal) hat sich beim 9. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich Femmes (1.WWT) sensationell den Sieg gesichert. Die 29-Jährige aus Mauritius verwies üb

26.04.2025Lüttich-Bastogne-Lüttich Femmes im Rückblick: Die ersten 8 Jahre

(ran) - Seit 2017 kann auch Lüttich-Bastogne-Lüttich mit einem Frauenrennen aufwarten. Die damalige Premiere des schwersten der drei Ardennenklassiker entschied Anna van der Breggen für sich. Die

26.04.2025Die Aufgebote für das 9. Lüttich-Bastogne-Lüttich Femmes

(rsn) – Zum neunten Mal starten die Frauen zu ihrem Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.WWT). Der Startschuss fällt wieder in Bastogne, am Wendepunkt des Männerrennens. Von dort aus geht es über 152,9

25.04.2025Geht Kopeckys Plan bei La Doyenne auf?

(rsn) – Am Sonntag steht die 9. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich Femmes (1.WWT) auf dem Programm – und der fiebert vor allem eine Fahrerin schon seit langer Zeit entgegen: Lotte Kopecky (SD

23.04.2025Vollering wieder auf dem Podium, aber wieder nicht ganz oben

(rsn) – Sieben Mal stand Demi Vollering (FDJ - Suez) inzwischen beim Flèche Wallonne Féminine am Start und jedesmal landete sie am Ende in den Top 10. Fünf Podiumsplatzierungen und ein Sieg im Ja

23.04.2025Longo Borghini: “Es war ein Kampf bis aufs Blut“

(rsn) – Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) hat beim 28. Flèche Wallonne (1.WWT) ihren ersten Klassikererfolg gefeiert. Nach 141 Kilometern war sie an der Mur de Huy zwei Sekunden schneller als De

23.04.2025Pieterse an der Mur zu stark für Vollering, Lippert Fünfte

(rsn) – Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) hat in einem spannenden Duell an der Mur de Huy ihre Landsfrau Demi Vollering (FDJ – Suez) hinter sich gelassen und sich nach dem Tour-Etappensieg vom

22.04.2025Gipfeltreffen der Top-Puncherinnen an der Mur de Huy

(rsn) – “Sieben auf einen Streich“ – und den achten Erfolg fest im Visier. So oft wie die in diesem Jahr wieder ins Peloton zurückgekehrte Anna van der Breggen (SD Worx – Protime) hat noch

22.04.2025Flèche Wallonne Féminine im Rückblick: Die letzten 10 Jahre

(ran) - Der Flèche Wallonne Féminine (1.WWT) wurde erstmals 1998 ausgetragen und brachte mit Hanka Kupfernagel (1999) bis dato eine deutsche Siegerin hervor. Der kürzeste und topografisch leichtes

Weitere Radsportnachrichten

30.04.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

30.04.2025Vor der Alten Oper ein Sprintduell Matthews vs. Nys?

(rsn) – Sprint- gegen Klassikerspezialisten heißt es am 1. Mai wieder, wenn die 62. Auflage von Eschborn-Frankfurt (1.UWT) gestartet wird. Das hessische Traditionsrennen führt über die aus den be

30.04.2025Brennan wandelt in der Romandie auf Sagans Spuren

(rsn) – Matthew Brennan (Visma - Lease a Bike) hat die 1. Etappe der 78. Tour de Romandie (2.UWT) für sich entschieden und mit seinem vierten Sieg bei den Profis seinem Landsmann Samuel Watson (In

30.04.2025Eschborn-Frankfurt: Strecke der 62. Ausgabe fast unverändert

(rsn) – Zur 62. Auflage wechselt der 1.-Mai-Klassiker Eschborn-Frankfurt seinen Startplatz: Während Start und Ziel des Hobby-Events ADAC Velotour im Gewerbegebiet auf den großen Parkplatzflächen

30.04.2025Sprinter oder Ausreißer: Wer gewinnt Eschborn-Frankfurt?

(rsn) - 126 Profis aus 18 Teams stehen am 1. Mai beim Frühjahrsklassiker Eschborn-Frankfurt (1.UWT) am Start, einem Rennen, das wie kaum ein zweites ein Kampf zwischen Sprintern und Ausreißern ist.

30.04.2025Landa auch 2026 Edelhelfer von Evenepoel?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

30.04.2025“Ohne unnötiges Risiko“: Evenepoel Prolog-Achter

(rsn) – Remco Evenepoel (Soudal - Quick-Step) legte los wie die Feuerwehr, doch am Ende des 3,4 Kilometer langen Prologs der Tour de Romandie (2.UWT) musste sich der Zeitfahrweltmeister mit dem acht

30.04.2025Dorn bei der Türkei-Rundfahrt wieder im Bergtrikot unterwegs

(rsn) – Im vergangenen Jahr gewann Vinzent Dorn das Bergtrikot der Tour of Turkey (2.Pro). Bei der aktuellen Ausgabe der Rundfahrt ist der Fahrer von Bike Aid auf gutem Weg, diesen Coup zu wiederhol

29.04.2025Highlight-Video des Prologs zur Tour de Romandie

(rsn) – Fast zu schön, um wahr zu sein: Am Montag trainierte Samuel Watson noch in Andorra, als ihn ein Anruf seines Teams Ineos Grenadiers erreichte: Der Brite musste bei der Tour de Romandie eins

29.04.2025Watson schnappt Oliveira den Sieg um drei Zehntel noch weg

(rsn) – Ivo Oliveira (UAE Team Emirates – XRG), der zuletzt beim Giro d’Abruzzo gleich zweimal hatte jubeln können, schien den dritten Saisonsieg schon in der Tasche zu haben. Den aber schnappt

29.04.2025Pogacar im Frühjahr auch bei den Preisgeldern die Nummer eins

(rsn) – Wer viel gewinnt, kann sein Gehalt nochmals aufbessern. Auch hinsichtlich der Preisgelder war Weltmeister Tadej Pogacar (UAE Emirates – XRG) den Konkurrenten bei den Frühjahrsklassikern d

29.04.2025Evenepoel hat keine Lust auf Montmatre-Kopfsteinpflaster

(rsn) – Nachdem er seine verletzungsbedingt kurze Klassikerkampagne mit einem enttäuschenden 59. Platz bei Lüttich-Bastogne-Lüttich beenden musste, hat sich Remco Evenpoel (Soudal – Quick-Step)

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Eschborn-Frankfurt (1.UWT, GER)
  • Radrennen Männer

  • Tour du Bénin (2.2, 000)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Eschborn - Frankfurt U23 (1.2u, GER)
  • GP Vorarlberg p/b Radhaus (1.2, AUT)
  • Tintrio - Omloop van het (1.2, BEL)
  • Cuarta Vuelta Bantrab (2.2, GUA)
  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)