Trainer Heiko Salzwedel zum Entwicklungsprogramm

T-Mobile hofft auf neuen Ullrich

Von Matthias Seng

10.05.2005  |  Heiko Salzwedel ist im Rahmen des „Development Programs“ von T-Mobile für die Betreuung der jungen Talente zuständig, die das Mobilfunk-Unternehmen europaweit fördern möchte. Salzwedel machte sich zwischen 1990 und 1998 als Nationalcoach des australischen Radsport-Verbandes einen Namen. Der 47 Jahre alte Thüringer verhalf zahlreichen jungen Sportlern zu einer Karriere im Profisport und betreute unter anderem den australischen Weltklasse-Sprinter Robbie McEwen und den deutschen Spitzenfahrer Jens Voigt. Von 2002 bis 2004 war er National Team-Manager des britischen Radsport-Verbandes. Für den Radsport-Weltverband UCI führt Salzwedel Trainerausbildungen durch und ist zudem als Berater des dänischen und chinesischen Nationalteams tätig.

Welche Absicht verfolgt T-Mobile mit dem Development Programm (Entwicklungsprogramm) und was genau verbirgt sich hinter dem Begriff ?

Salzwedel: Das T-Mobile-Team möchte den Nachwuchs fördern, in ganz Europa, besonders aber in „Radsport-Entwicklungsländern“. Ich habe dieses Programm erstellt und leite es seit ungefähr drei Monaten. Unser Ziel ist es, talentierte Fahrer zu sichten, sie gezielt zu fördern und sie bei ihrer Trainingsplanung, -steuerung und -kontrolle zu unterstützen. Die Sportler sollen dabei in ihrem Umfeld, sprich in ihren Vereinen und Nationalteams bleiben. Darin unterscheidet sich unser Konzept von denen anderer Teams, wie etwa Rabobank oder in der Vergangenheit Mapei.

Wieviele Fahrer werden in den Genuss dieser Förderung kommen?

Salzwedel: Derzeit gehören dem T-Mobile Development Programm drei Briten, drei Österreicher und zwei Tschechen an. Geplant ist, die Gruppe nach und nach bis auf etwa 20 Fahrer aufzustocken.

Nach welchen Kriterien werden die Fahrer ausgewählt?

Salzwedel: Wir arbeiten eng mit den jeweiligen Nationalteams zusammen, in Großbritannien etwa mit dem Nationaltrainer Simon Jones, der uns talentierte Fahrer empfiehlt. In Österreich ist die Kooperation breiter gefächert: Da stehen wir in Kontakt mit dem Radsportverband, dem U-23-Team und dem Bahnradtrainer. Außerdem recherchieren wir natürlich auch selber.

Wie lange läuft das Programm?

Salzwedel: Es ist zunächst auf drei Jahre angelegt. Danach werden wir analysieren, wie effektiv es war, wobei wir keine betriebswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Analyse aufstellen wollen. Es geht zunächst einfach nur darum, jungen Fahrern die Chance zu geben, sich weiter zu entwickeln und ihnen den Sprung in ein Profiteam zu ermöglichen.

Aber T-Mobile fördert diese Fahrer sicher nicht nur aus Nächstenliebe. Man hofft auf einen neuen Erik Zabel oder Jan Ullrich?

Salzwedel: Natürlich gibt es grundsätzlich diese Hoffnung und es wäre schön, wenn wir die Loyalität dieser Fahrer in Richtung T-Mobile lenken könnten. Der grundsätzliche Gedanke aber bleibt davon unberührt, nämlich den Fahrern bei ihrer Karriereplanung zu helfen, ganz gleich, in welchem Profiteam sie dann landen werden.

Und welche Rolle haben Sie dabei?

Salzwedel: Vor allem die eines Mentors. Ich steuere beispielsweise das Training der Fahrer über das SRM-System (SRM - Schoberer Rad-Meßtechnik - ist ein an der Tretkurbel montiertes Leistungsmessgerät, das neben den üblichen Parametern wie Herzfrequenz, Geschwindigkeit, gefahrene Kilometer vor allem die physische Leistung in Watt misst; d.Red.) und organisiere Trainingslager. Ein Beispiel: Kürzlich bekam ich einen Hilferuf aus Tschechien: Wegen widriger Wetterbedingungen konnte der tschechische Nachwuchs nicht trainieren. Da habe ich kurzerhand ein Trainingslager auf Mallorca organisiert. Dann knüpfe ich auch Kontakte zu Sportlichen Leitern oder Nationaltrainern. Und natürlich fahre ich auch zu Rennen und beobachte die Fahrer unter Wettkampfbedingungen. Zur Tour of Mallorca habe ich aber auch ein eigenes Team aus jungen Fahrern verschiedener Mannschaften zusammengestellt.

T-Mobile stand in den letzten Monaten wiederholt in der Kritik: Die jungen Fahrer würden sich nicht weiterentwickeln, Fahrer wie David Kopp oder Stefan Schumacher hätten erst das Team wechseln müssen, um durch Erfolge auf sich aufmerksam machen zu können. Ist das „Development Program“ auch eine Reaktion auf dieses Kritik?

Salzwedel: Definitiv nicht. Die Idee der Nachwuchsförderung gibt es schon länger. Das Programm geht auch auf eine Anregung der UCI zurück, wonach die ProTour-Teams sich verstärkt um die Nachwuchsförderung kümmern sollten. Und zur Kritik an T-Mobile: In der Vergangenheit einige der jüngeren Fahrer bei T-Mobile ganz einfach dem Erwartungsdruck nicht gewachsen. Aber das ist auch ein Ziel unseres „Development Programms“: Wir wollen vermeiden, dass junge Sportler mit falschen Vorstellungen zu einem großen Team wie T-Mobile kommen.

Weitere Radsportnachrichten

05.07.2025Denk: “Das ist kein Weltuntergang“

(rsn) – Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) hat die 1. Etappe der 112. Tour de France über 184,9 Kilometer rund um Lille gewonnen und das Gelbe Trikot übernommen. Der Belgier ließ im Sprint

05.07.2025“Fantastische Team-Performance“: Philippsen sprintet ins Gelbe

(rsn) – Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) hat den Auftakt zur 112. Tour de France gewonnen und sich das erste Gelbe Trikot gesichert. Im Sprint einer rund 30-köpfigen Spitzengruppe war der

05.07.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 1. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 5. Juli im nordfranzzösischen Lille zur 112. Tour de France (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, drei Österreicher und fünf Schweizer. Hier listen

05.07.2025Ganna und Bissegger müssen am ersten Tag die Tour aufgeben

(rsn) – Ineos Grenadiers hat schon zum Auftakt der 112. Tour de France einen bitteren Verlust zu beklagen. Nachdem er schon nach 50 Kilometern gestürzt war, musste Filippo Ganna knapp 70 Kilometer

05.07.2025Astana: Vertrag mit Hauptsponsor XDS verlängert

(rsn) – Der chinesische Karbon-Hersteller XDS, seit dieser Saison Hauptsponsor des Astana-Teams, hat seine Partnerschaft mit dem kasachischen Rennstall um weitere drei Jahre verlängert. Das teilte

05.07.2025Zimmermann: “Im Seitenwind nicht ins Hintertreffen geraten“

(rsn) – Voller Vorfreude und im Trikot des Deutschen Meisters trat Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) am Samstagmittag in Lille zum Grand Départ an. "Es fühlt sich sehr gut an und gefällt

05.07.2025Schiffer feiert bei der Sibiu Tour seinen ersten Profisieg

(rsn) – Anton Schiffer (Bike Aid) hat auf der 3. Etappe der Sibiu Tour (2.1) seinen ersten Profisieg gefeiert. Einen Tag nach der Enttäuschung am Balea Lâc, als er um Platz vier sprintend stürzte

05.07.2025Ackermann selbstbewusst: “Platz 2 oder 3 wären irrelevant“

(rsn) – Nachdem er im vergangenen Jahr endlich sein Debüt bei der Tour de France geben durfte und mit starken Auftritten auch an windigen Tagen, sieben Top-10-Platzierungen und drei dritten Plätze

05.07.2025Zum Auftakt im Norden stehen die Zeichen auf Sprint Royal

(rsn / ProCycling) – Im Norden Frankreichs beginnt die Tour de France 2025. Knapp 185 Kilometer absolviert das Peloton in einer langen Schleife rund um Lille, das nach 1960 und 1995 bereits zum drit

05.07.2025Bauhaus will im ´Freestyle´ an die richtigen Hinterräder

(rsn) – Fünf Top-5-Platzierungen hat Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) bei seinen zwei Tour-de-France-Teilnahmen bislang ersprintet – drei 2023, zwei 2024. Im dritten Anlauf sollen noch ein paar

05.07.2025Lipowitz will die Tour genießen und Roglic “bestmöglich unterstützen“

(rsn) – Spätestens nach seinem dritten Platz beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) sind die Erwartungen an Florian Lipowitz nochmals gestiegen. Die Tour-Generalprobe hatte sein Team Red Bull – Bor

05.07.2025Im Schatten der Tour kämpfen Longo Borghini, Reusser & Co. um Rosa

(rsn) – Nur einem Tag nach dem Grand Départ der Tour de France der Männer starten die Frauen ihren Giro d’Italia. Ob bezüglich der medialen Aufmerksamkeit als “Konkurrenzprodukt“ zur Tour w

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de France (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)
  • Grand Prix Kahramanmaras (1.2, TUR)