Interview mit Robert Förster

"Es wird für uns ein Jahr der Entscheidung"

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Robert Förster 8Milram)

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11.01.2010  |  (rsn) – Robert Förster soll bei der Tour Down Under für einen frühen Saisonsieg seines Milram-Rennstalls sorgen. Im Interview mit Radsport News berichtet der 31-jährige Sprinter über Veränderungen in der Saisonvorbereitung, den gestärkten Zusammenhalt im Team und die Ambitionen seines Teams, in den Sprintentscheidungen dem Columbia-Zug um Mark Cavendish und André Greipel Paroli zu bieten.

Bei Team Milram gibt es nicht nur einige personelle Neuerungen, sondern auch in der Art der Vorbereitung auf die neue Saison. Hat sich bei Ihnen persönlich auch etwas geändert?

Förster: Ja, auf jeden Fall. Wir hatten in den vergangenen Jahren eigentlich immer freie Hand gehabt und das ist uns dieses Jahr sozusagen entzogen worden. Ich bin aus dem Urlaub gekommen, hatte dann zehn Tage Zeit, mich daheim vorzubereiten, um dann mit der „Australien-Gruppe“ nach Mallorca ins Trainingslager zu fliegen dort rund zwei Wochen hart zu trainieren. Nach einer Woche Aufenthalt daheim ging es schon zum gemeinsamen Trainingslager nach Mallorca. Da war es schwierig, noch Platz für individuelle Dinge zu finden.

Wäre es Ihnen lieber gewesen, mehr Zeit für individuelles Training zu haben?

Förster: Ja und Nein. Sicherlich ist die Zeit vom Saisonende bis zum ersten Rennen in Australien unheimlich kurz. Früher hat man Mitte Februar angefangen oder Mitte März, bzw. selbst so ein Rennen wie das in Katar war früh im Kalender. Jetzt fliegen wir schon Anfang Januar nach Australien. Da fehlen einem im Vergleich zu früher drei, vier Wochen in der Vorbereitung Und das merkt man natürlich. Wir sind auf Mallorca viele Kilometer gefahren. Mein Krafttraining zuhause hat etwas darunter gelitten, aber ich gehe die Saison zuversichtlich an.

In welcher Form und mit welchen Ambitionen werden Sie in Australien bei der Tour Down Under antreten?

Förster: Wir haben in Australien fit zu sein. Das ist die klare Vorgabe des Teams und wir wollen dort schon die ersten Highlights setzen. Wir haben ein super Vorbereitungsprogramm auf Mallorca gefahren. Mit Markus Fothen, Luke Roberts und mit Wim Stroetinga haben wir starke Leute dabei, die bereits im Trainingslager in einer super Form waren. Ich glaube nicht, dass die über Weihnachten verschwunden ist. Man kann, denke ich, schon viel erhoffen.

Die Tour Down Under gilt als Sprinter-Rundfahrt. Rechnen Sie sich auch Chancen aus?

Förster: Sicher. Unser Ziel ist es, eine Etappe zu gewinnen. Wir haben mit Roberts einen sehr guten Anfahrer, dann mit Stroetinga und mir zwei schnelle Leute. Wer für wen fährt ist formabhängig, wenn ich schneller bin, wird für mich gefahren und wenn Wim schneller ist, fahren wir für ihn. Es wird keine Machtkämpfe geben, unser Ziel ist ganz klar, in Australien für’s Team eine Etappe zu gewinnen. Wir wissen ja alle, dass es für uns ein Jahr der Entscheidung wird und da ist wenig Spielraum für Macht- oder Zweikämpfe. Wir müssen jetzt versuchen, alle an einem Strang zu ziehen. Ich habe kein Problem damit.

Wie wird Ihr weiteres Rennprogramm aussehen?

Förster: Nach Australien fahre ich die Mallorca Challenge. Mein erster Höhepunkt wird der Giro d’Italia sein. Ich werde nicht so viele Rennen wie in den vergangenen Jahren fahren. Ich werde stattdessen versuchen, zwischendurch mehr Ruhe- und Trainingsphasen einzulegen, um einfach frischer zu den Radrennen zu kommen.

War die fehlende Frische auch ein Grund, warum es 2009 nicht so gelaufen ist, wie Sie sich das vorgestellt haben?

Förster: Man kann da viel spekulieren. Immerhin hat es im vergangenen Jahr ja bei fast keinem von uns funktioniert. Man muss es dann auf jeden Einzelnen runterbrechen. Bei mir war es sicherlich erstmal die Umstellung von Gerolsteiner auf Milram. Zum zweiten habe ich auch das erste halbe Jahr nicht das optimale Gefühl auf dem Rad gehabt, warum auch immer. Ich hatte relativ viele Probleme in den Rennen, habe mich nicht so frisch gefühlt. Woran das genau lag, haben wir nie rausgefunden. Aber es ist dann gegen Ende der Saison wieder besser geworden. Und jetzt schaue ich nach vorn.

Ihr Teamchef Gerry van Gerwen hat wieder die Zahl 25 genannt – so viele Siege fordert er vom Team. Ist das für Sie eine realistische Vorgabe?

Förster: Sicherlich ist es für jeden Sportler Ansporn, zu Siegen beizutragen. Die 25 ist zunächst mal nur eine Zahl, die kann man überbieten, die kann man – wie 2009 geschehen – aber auch unterbieten. Auf alle Fälle muss das Team funktionieren. Gerade bei uns Sprintern muss das Anfahren für Gerald und auch für mich besser klappen als im letzten Jahr. Bei Bergetappen etwa muss besser zusammengearbeitet werden. Das sind alles Dinge, die dazu beitragen, ob man einen Sieg einfährt oder nicht. Manchmal fehlen drei, vier oder fünf Prozent. Das scheint nicht viel zu sein, aber die Leistungsdichte im Feld ist so hoch, dass fünf Prozent unheimlich viel sein können. Wenn wir jetzt mehr zusammenarbeiten, dann kann es auch sein, dass wir statt 15 sogar 30 Siege holen. Der Grat ist schmal. Wir alle sind gute Rennfahrer, was wir in den vergangenen Jahren schon bewiesen haben.

Haben Sie und Ihre Teamkollegen schon speziell Sprintfinals trainiert?

Förster: Wir haben den Zug auf Mallorca im Trainingslager geübt. Die Jungs sind heiß, was man auch daran gemerkt hat, dass Markus Fothen und Luke Roberts derart durchgezogen haben, dass Wim und ich aus der Reihe ausschwenken mussten, weil es zu schnell war. Aber wir müssen die Leistungen eben auch im Wettkampf umsetzen – wenn es eng und richtig schnell wird, ist es unheimlich wichtig sich zu finden. Da hat bei uns einfach die mannschaftliche Geschlossenheit auf den letzten Kilometern gefehlt. Und natürlich muss jeder noch so viel drauf haben, dass man im Finale einen Zug initiieren kann. Man hat das früher bei Cipollini gesehen, man sieht es jetzt bei Cavendish und Columbia, wie perfekt es funktionieren kann, wenn man die Rennfahrer dazu hat. Und wir haben jetzt das Potenzial dazu – auch dank der Neuzugänge wie Roger Kluge und Luke Roberts. Wir müssen es halt umsetzen.

Beim ersten Trainingslager der Australien-Gruppe auf Mallorca waren Sie auf sich selbst angewiesen, mussten sich auch selbst versorgen. Hat diese Teambuidling-Maßnahme dazu beigetragen, den Zusammenhalt zu fördern?

Förster: Am Anfang habe ich gedacht, dass wir als Profis so oder so an einem Strang ziehen müssen. Aber die Erfahrung mit dem Teambuilding auf Mallorca hat mir gezeigt, dass so etwas zusammenschweißt. Man merkt, dass jeder ein Teil einer Kette ist. Der eine geht einkaufen, der andere muss abwaschen, der nächstes muss kochen, der vierte macht sauber. Wir waren wie Zahnräder, die ineinander greifen müssen. Jeder musste selbständig etwas machen, seine Aufgabe erfüllen, damit das ganze funktioniert. Sobald aber einer etwas nicht macht, gibt es Stunk und schlechte Stimmung. Zum Glück hat es gut funktioniert. Und da ist uns bewusst geworden, dass man das, was wir im Trainingslager versucht haben, auf die Rennen anwenden kann. Denn wenn einer im Zug nicht funktioniert, ist der komplette Zug nichts wert.

Mit Robert Förster sprach Matthias Seng.

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