2500 Kilometer, 40 000 Höhenmeter
Nicole Reist: gewinnt nach RAAM auch Race Across France
Von Kathrin Senn

| Foto: nicolereist.ch
24.08.2018 |
Nicole Reist hat das fast Unmögliche
tatsächlich
geschafft: Keine neun Wochen nach ihrem Sieg beim Race
Across America (RAAM, 5000 km, 50 000 hm) gewann die Winterthurerin gestern auch die Premiere des
Nonstop-Radrennens
Race Across France, über 2500
Kilometer und 40 000 Höhenmeter.
Gestern
Abend,
um 20:40
Uhr, fuhr Nicole nach 5
Tagen,
8
Stunden
und
23
Minuten sowie einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 19,39
km/h
als Siegerin
der Damen und als Zweitplatzierte der Gesamtwertung
ins Ziel in
Le Touquet-Paris-Plage
an der Nordküste
Frankreichs.
"Ich bin
extrem glücklich, dass ich
auch meine zweite Mission
diesen
Sommer
erfüllt und somit mein Ziel erreicht
habe", sagte
die sichtlich erschöpfte, aber zufriedene Nicole Reist nach der Zieleinfahrt: "Richtig realisiert habe
ich das alles aber noch nicht."
Das Race Across France, das zum ersten Mal stattfand,
findet Nicole sehr schön, aber auch sehr hart: "Dieses Rennen hat auf
jeden Fall Zukunft!
Es war eine
wunderbare Streckenführung, schön und sicher, mit vielen Highlights. Mit seinem Streckenprofil ist
das Rennen aber auch extrem hart, körperlich wie mental. Ich weiss momentan nicht, ob ich Amerika
oder
Frankreich als schwieriger bezeichnen würde»,
so "Berggeiß" Nicole Reist.
Obwohl sie auf über 2000 Kilometern die Gesamtführende
des Rennens war, und stets
einen Vorsprung von rund 30 bis 60 Kilometern auf ihren Verfolger
Marcello
Luca aus Italien behielt,
hatte dieser gegen Ende hin mehr Reserven: Er
überholte Nicole Reist
rund 500 Kilometer vor dem Ziel
und gewann
die Gesamtwertung
schliesslich mit einem Vorsprung von einer Stunde und sechs Minuten.
"Ich war mir sehr
lange gar nicht bewusst, dass ich an der
Spitze liege",
erzählte Nicole: "Marcello hatte ich
eigentlich nie gesehen. Ein Rennen mit einem solchen Streckenprofil fährt aber so oder so jeder
für sich. Mein Ziel war es, durchzukommen,
da ist eine Aufholjagd auf den letzten hundert
Kilometern nicht realistisch."
Nicole Reist fuhr auf den Drittplatzierten Jean-Luc Perez
dennoch einen Vorsprung
von über 250 Kilometern heraus und bewies sich damit einmal
mehr
in der Weltspitze der Männer. "Das zeigt, dass ich
mich vom Race Across America sehr gut erholt
habe",
so Reist weiter: "Ich habe mich im Rennen stets gut gefühlt, sowohl körperlich wie mental. Deshalb bin
ich mit meiner Leistung sehr zufrieden.»
Ein grosser Dank geht auch an ihr Begleit-Team: "Meine
Crew war extrem professionell und hat
mich perfekt unterstützt. Das war enorm wertvoll."
Das
Race Across France umfasst 2500 Kilometer, die in maximal sieben Tagen bewältigt werden müssen.
Nicole Reist machte in ihren fünf
Renntagen fünf
kurze Schlafpausen à je
knapp
40
Minuten.
Ihr Ultracycling-Palmares: Dreifache Weltmeisterin,
Europameisterin, zweifache Schweizermeisterin, viermal Sieg beim 1000-km-Rennen
TorTour rund um die Schweiz, zwei Siege beim Race Around Austria (2200 km), drei beim Glocknerman (1000 km), Overall-Sieg beim Race
Around Ireland (2150 km), zwei Siege beim
Race Across America - und nun
noch in der gleichen Saison das Race Across France.
Hat Nicole Reist, die Vollzeit als Hochbau-Technikerin
arbeitet, im Ultracycling nun alles erreicht,
was sie wollte
- und kann
jetzt
entspannt zurücktreten? "Nun, ich habe da schon noch die eine oder
andere Leistungssteigerung im Kopf...
Meine Ziele für 2019 und 2020
sind definiert, ich mache noch mindestens zwei Saisons weiter!"
Sagt’s, und
geht nun
erst
mal
schlafen
–
nicht nur 40 Minuten, sondern die ganze Nacht...