RSNplus19 Sekunden scheller als Ayuso

Roglic meldet sich beim Giro trotz erneutem Sturz wieder zurück

Von Tom Mustroph aus Pisa

Foto zu dem Text "Roglic meldet sich beim Giro trotz erneutem Sturz wieder zurück"
Primoz Roglic (Red BUll - Bora - hansgrohe) riskierte im Zeitfahren des Giro in Pisa auf regennassen Straßen viel und wurde belohnt. | Foto: Cor Vos

20.05.2025  |  (rsn) - Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) hat sich beim 108. Giro d’Italia wieder stark zurückgemeldet. Im verregneten Zeitfahren von Lucca nach Pisa rückte er vom zehnten auf den fünften Platz der Gesamtwertung vor. Sein Rückstand aufs Podium beträgt nur noch 17 Sekunden und 1:18 Minuten auf den Mann in Rosa, den Mexikaner Isaac Del Toro (UAE Team Emirates - XRG). Auf seinen vermeintlichen Hauptkonkurrenten, den zweitplatzierten Juan Ayuso (UAE – Emirates – XRG), machte der Slowene 19 Sekunden gut.

Große Champions verstehen es, Rückschläge zu verdauen. Roglic verlor bereits seinen wichtigsten Berghelfer Jai Hindley nach einem Sturz. Sein nominell zweitwichtigster Helfer Dani Martinez, im letzten Jahr immerhin Gesamtzweiter beim Giro, ist diesmal nur ein Schatten seiner selbst. Dann stürzte Roglic auch noch auf der Schotteretappe am Sonntag und fiel im Klassement übe zwei Minuten zurück. Auf der Piazza del Campoi in Siena sah man ihn am Sonntag aber recht aufgeräumt. Er umarmte seine Helfer, bedankte sich bei ihnen und verbreitete gute Laune.

___STEADY_PAYWALL___ Das war nach dem nächsten Rückschlag auch nicht anders. Bei der Streckenerkundung des Zeitfahrens stürzte der 35-Jährige am Morgen auf Regen nasser Straße. "Nichts Schlimmes, nicht einmal ein Kratzer“, verbreitete sein Team schnell Optimismus.

Immer im Bild: Primoz Roglic | Foto: Cor Vos

In einer Art ausgleichender Gerechtigkeit durfte Roglic sich im Zeitfahren dann einer teilweise weniger nassen Strecke erfreuen, während seine etwas später gestarteten direkten Konkurrenten vom Regen mehr behindert wurden. "Sicherlich verlor Ayuso insgesamt 40 Sekunden wegen des Regens auf Roglic“, mutmaßte Italiens früherer Nationaltrainer Davide Cassani in der RAI. Das verblüffte, selbst wenn Ayuso vor dem Giro-Start große Fortschritte im Zeitfahren angekündigt hatte. Aber bei der zweiten Zwischenzeit war Ayuso zwölf Sekunden schneller als Roglic gewesen, doch im Ziel lag er 19 zurück. Die Zeit hatte er im strömenden Regen bis ins Ziel liegen gelassen.

Auf alle anderen Rivalen machte Roglic noch mehr Zeit gut. Del Toro, dem überraschenden Gesamtführenden aus dem Pogacar- und Ayuso-Rennstall UAE Team Emirates XRG, nahm er mehr als eine Minute ab. Gleiches galt im Fall von Adam Yates, einem weiteren starken UAE-Fahrer. Italiens Hoffnung Antonio Tiberi (Bahrain Victorious) wurde um 38 Sekunden distanziert. Natürlich versprach man sich im Lager von Red Bull – Bora – hansgrohe bei der Vorstellung des Parcours noch mehr. Auch Landsmann Jan Tratnik meinte zu RSN: "Auf dem Papier liegt der Kurs Primoz sicher und er könnte viel Boden gut machen.“

Auf dem Papier ist aber nicht dasselbe wie bei einer Grand Tour, wenn Stürze nicht nur den Körper, sondern auch das Selbstbewusstsein in Mitleidenschaft ziehen. Umso bemerkenswerter Roglics Performance nur wenige Stunden nach dem Trainingssturz. Er dosierte Vorsicht und Aggressivität gut, stellte eine Balance her, die ihn sicher und trotzdem recht schnell ins Ziel brachte.

Juan Ayuso wurde nach der zweiten Zwischenzeit vom Regen behindert. | Foto: Cor Vos

Daher war auch bei seinem Team der Optimismus weiterhin recht groß. "Ich sehe, dass Primoz ruhig und gelassen ist. Insgesamt hätte es kaum schlimmer kommen können. Aber am Sonntag haben wir die Schäden in Grenzen gehalten. Hier beim Zeitfahren kann er etwas reparieren. Und dann dauert der Giro ja noch eine ganze Weile. Eigentlich hat er gerade jetzt erst begonnen“, meinte Teamkollege Gianni Moscon zu RSN. Der Italiener bewunderte sogar ein wenig die Ruhe, die Roglic ausstrahlt. "Er ist ein Champion, ein großer Profi. Er lässt sich von einem schlechten Tag nicht runterziehen. Er weiß, wie man große Rundfahrten gewinnt.“

Auch Roglics Landsmann Jan Tratnik sah keinen Anlass zur Verzweiflung, freilich wählte er die sarkastisch-pragmatische Variante. "Natürlich sind wir guter Stimmung, Was sollten wir auch anderes tun? Wir sind ein gutes Team, sind gut in Form. Und die Koffer packen und abreisen werden wir sicher nicht. Es liegt jetzt an uns, das Ganze weiterhin positiv anzugehen. Ich denke, wir können noch viel gewinnen. Und der härteste Teil des Giro kommt erst noch", sagte der Red-Bull-Neuzugang im Ziel zu RSN

Am wenigsten gut unter den Favoriten kam Spitzenreiter Isaac del Toro mit den glatten Straßen zu recht. | Foto: Cor Vos

Für diesen härtesten Teil wirkt allerdings Hauptrivale Ayuso am besten gerüstet. Sein Zeitfahren in Pisa war ein Meisterstück in Sachen Risikoabwägung und Schnelligkeit. Er ließ sich auch von einem wegrutschenden Rad gleich zu Beginn des Zeitfahrens nicht aus dem Konzept bringen. Der 22-Jährige scheint momentan in einer Verfassung, die auch die beste Version von Roglic ins Grübeln bringen könnte. Zudem hat der UAE-Kapitän das am besten besetzte Team an seiner Seite.

Roglic muss die nächsten Tage ohne weitere Rückschläge über die Bühne bringen und sich dann für die dritte Woche ein paar Überraschungen einfallen lassen. Ihm kommt entgegen, dass er sich als Persönlichkeit weiterentwickelt hat. Vom Quereinsteiger aus dem Skispringen, der anfangs bei Fehlern leicht nervös wurde, hat er sich zu einem elastischen Altmeister entwickelt. Bei diesem Giro ist es definitiv zu früh, ihn abzuschreiben.

Mehr Informationen zu diesem Thema

04.06.2025Kanter: “Das war mein bisher erfolgreichster Giro“

(rsn) – Nach seinem vierten Giro d’Italia gönnte sich Max Kanter noch einen Tag “Sightseeing“ in der “Ewigen Stadt“. Am Sonntag hatte der XDS-Astana-Sprinter in Rom auf der abschließende

03.06.2025Gee: “Toll, dass es noch viel Verbesserungspotential gibt“

(rsn) – Zwei Jahre nachdem er als Ausreißerkönig mit vier zweiten Etappenplätzen zum Shootingstar des Giro d´Italia 2023 geworden ist, hat Derek Gee (Israel – Premier Tech) bei seiner zweiten

03.06.2025Groves in Philipsens Leadout zur Tour de France?

(rsn) – Ein Etappensieg sowie zwei zweite und zwei fünfte Plätze: Die Ausbeute von Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) in den Massensprints des Giro d´Italia hätte natürlich noch besser sein

02.06.2025EF trauert dem entgangenen Maglia Rosa nicht hinterher

(rsn) – Zwei Etappensiege und ein dritter Platz in der Gesamtwertung: Der Giro d’Italia 2025 dürfte als eine der erfolgreichsten Grand Tours in die Geschichte von EF Education – EasyPost eingeh

02.06.2025Giro-Debütant van Aert mit Trofeo Bonacossa ausgezeichnet

(rsn) - Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) kann auf ein erfolgreiches Giro-Debüt zurückblicken. Nicht nur gewann der Belgier die Schotter-Etappe nach Siena und komplettierte damit seine Sammlung

02.06.2025Reef: “Wir haben in den letzten Wochen alles perfekt umgesetzt“

(rsn) – Der achte Gesamtsieg bei einer Grand Tour kam für Visma – Lease a Bike eher unerwartet. Zwar hatte Simon Yates bereits im Jahr 2018 die Vuelta a Espana für sich entscheiden können, dana

02.06.2025Das große Ziel verfehlt, Denz und Pellizzari retteten die Bilanz

(rsn) – Heinrich Haussler sprach von einer "emotionalen Achterbahnfahrt“. Der Sportliche Leiter von Red Bull – Bora – hansgrohe sprach im Ziel der 18. Etappe des Giro d’Italia über den Tage

02.06.2025Hollmann nach Giro-Sturz zum zweiten Mal operiert

(rsn) – Juri Hollmann ist seit seinem Ausscheiden auf der 6. Etappe des Giro d´Italia in Neapel bereits zwei Mal operiert worden. Das teilte sein Team Alpecin – Deceuninck mit und gab ein Update

01.06.2025Adam Yates zwischen den Stühlen – und doch zufrieden

(rsn) – Allzu oft kam es noch nicht vor, dass Simon und Adam Yates in ihren Karrieren, die sich näher an der Zielgeraden als an Kilometer 0 befinden, in Grand Tours gegeneinander antreten mussten.

01.06.2025Krieger kommt als Giro-Letzter in Rom an

(rsn) – Die Gemeinsamkeit zwischen Alexander Krieger (Tudor) und Giovanni Pinarello ist nicht unbedingt offensichtlich, aber es gibt sie. Den Sprintanfahrer und den Begründer der italienischen Edel

01.06.2025Yates: “Es ist noch nicht ganz bei mir angekommen“

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat seinem Team einen perfekten Abschluss des 108. Giro d´Italia beschert. Der Niederländer setzte sich auf der 21. Etappe nach 143 weitgehend ruhig ge

01.06.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 9. Mai im albanischen Durres zum 108. Giro d‘Italia (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, zwei Luxemburger sowie je ein Österreicher und Schweizer.

Weitere Jedermann-Nachrichten

14.06.2025Angriff aufs Double: Almeida in der Schweiz der, den es zu schlagen gilt

(rsn) – Während Tadej Pogacar beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) gegen Jonas Vingegaard, Remco Evenepoel, Florian Lipowitz und Co. kämpft, ist sein wohl stärkster Berghelfer für die Tour de Fr

14.06.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

14.06.2025Lipowitz ist bereit für die Tour - aber für welche Rolle?

(rsn) – Das Critérium du Dauphiné (2.UWT) zementierte nach den ersten beiden schweren Bergetappen die Machtverhältnisse im Radsport – jedenfalls bei Rundfahrten. Die besten Drei waren sowohl i

14.06.2025Pogacar: “Meine Attacke war eine Art Verteidigung“

(rsn) – Mit einer weiteren Machtdemonstration hat Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) auf der 7. Etappe des Critérium du Dauphiné (2.UWT) seine Gesamtführung ausgebaut und seinen dritten Tag

14.06.2025Tour de Suisse im Rückblick: Die letzten 10 Jahre

(rsn) - Neben dem Critérium du Dauphiné ist die Tour de Suisse die zweite wichtige Vorbereitungsrundfahrt auf die Tour de France. Waren die Topfahrer zumeist in Frankreich unterwegs, bot sich in de

14.06.2025Carstensen schlägt in Kamerun zum dritten Mal zu

(rsn) – Auf der 9. Etappe der Tour du Cameroun hat Lucas Carstensen zum dritten Mal zugeschlagen und damit den Siege-Zähler seiner Mannschaft Storck – Metropol bei der afrikanischen Rundfahrt auf

14.06.2025Magnier bezwingt Alpecin-Übermacht im Hageland

(rsn) - Paul Magnier (Soudal – Quick-Step) hat bei Dwars door het Hageland (1.Pro) seinen dritten Saisonsieg gefeiert. An der Zitadelle von Diest war er nach 180 Kilometern und 19 klassifizierten ne

14.06.2025Balsamo schlägt Bredewold nach Zielfotoentscheid

(rsn) – Elisa Balsamo (Lidl – Trek) hat die 3. Etappe der Tour de Suisse Women (2.WWT) im Massensprint gewonnen. Bevor sie feiern konnte, musste sie aber die Auswertung des Zielfotos abwarten, den

14.06.2025Highlight-Video der 7. Etappe des Critérium du Dauphiné

(rsn) – Am Schlussanstieg nach Valmeinier 1800 konnte ihm aber erneut keiner folgen, aber dieses Mal ging Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) für seine entscheidende Attacke immerhin aus dem S

14.06.2025Pogacar gewinnt 7. Etappe vor Vingegaard, Lipowitz Dritter

(rsn) - Mit seinem dritten Etappensieg beim 77. Critérium du Dauphiné hat Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) einmal mehr nicht nur seine Ausnahmestellung bei dieser Fernfahrt, sondern im gesam

14.06.2025Ein Hund beendet Bergetappe auf Platz 13

(rsn) – Erschöpft aber glücklich – so könnte man den Zustand eines Hundes im Ziel der 2. Etappe der Vuelta a Colombia Femenina (2.2) beschreiben. Der fröhliche Vierbeiner hatte laut Le Gruppet

14.06.2025Christen verlängert mit Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine