Red-Bull-Rookie Finn Zweiter bei erster Bergankunft

Widar pokert mit Nordhagen als Lockvogel und holt Rosa

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Widar pokert mit Nordhagen als Lockvogel und holt Rosa"
Jarno Widar (Lotto Development) feiert seinen Sieg auf der 3. Etappe des Giro Next Gen 2025. | Foto: La Presse / Giro d´Italia Next Gen

17.06.2025  |  (rsn) – Jarno Widar (Lotto Development) hat am Passo del Maniva in 1.739 Metern Höhe die erste Bergetappe des Giro Next Gen (2.2U) für sich entschieden. Der Belgier konnte am Ende der langen Schlusssteigung zum höchsten Punkt der achttägigen U23-Rundfahrt im Sprintduell den 18-jährigen Junioren-Weltmeister Lorenzo Finn von den Red Bull – Bora – hansgrohe Rookies auf Rang zwei verweisen und sich damit auch die Gesamtführung sichern. Der Titelverteidiger kam sieben Sekunden vor dem Italiener über den Zielstrich, nachdem er Finn knapp 300 Meter vor dem Zielstrich mit einem starken Antritt hatte stehen lassen.

"Es fühlt sich großartig an. Denn letztes Jahr war Jorgen Nordhagen krank, als ich gewonnen habe. Aber heute hat er mir gesagt, dass er sich gut fühlt, und es ist schön, es auch so zu schaffen", freute sich Widar, der auch 2024 bereits die erste Bergankunft auf Etappe 3 in Pian della Mussa gewonnen hatte und anschließend das Rosa Trikot bis zum Rundfahrtende verteidigte.

Nordhagen, der vor Rundfahrtbeginn als größter Herausforderer für den 19-jährigen Belgier bei dessen 'Mission Titelverteidigung' galt, hatte im Schlussanstieg 5,5 Kilometer vor Schluss attackiert, wurde aber drei Kilometer vor dem Ziel wieder eingeholt und kam schließlich 36 Sekunden nach Widar als Achter ins Ziel.

"Wir haben zusammen einen Plan gemacht, weil wir beide harte Rennen mögen", erzählte Widar von einer Kooperation der beiden Top-Favoriten, die bis zu Nordhagens Attacke die Führungsarbeit einer auf zehn Mann geschmolzenen Favoritengruppe zu zweit geschultert hatten. "Niemand hat mit uns gearbeitet, also habe ihn wegfahren lassen", so Widar, der Nordhagen ermutigend zunickte, bevor der antrat und so die Konkurrenz in die Verfolgung zwang. "Dann kam Red Bull, ist ein wirklich starkes Tempo gefahren und ich habe mich an den Hinterrädern weiter gut gefühlt. Ich musste nur folgen und am Ende Vollgas geben."

Das Pokerspiel ging auf: Finn attackierte nach Vorarbeit von Teamkollege Luke Tuckwell 2,4 Kilometer vor dem Ziel, Widar folgte dem ein Jahr jüngeren Italiener und arbeitete anschließend mit ihm zusammen, bis er ihm knapp 300 Meter vor dem Ziel davonsprintete. "Für einen erstjährigen U23-Fahrer ist er (Finn) wirklich stark. Auf dem Schlusskilometer hat er dann etwas das Tempo rausgenommen – ich wusste nicht, ob er am Sterben war oder nur Spielchen gespielt hat. Deshalb war ich etwas nervös. Aber glücklicherweise konnte ich es zu Ende bringen", so der Mann im Rosa Trikot.

Dritter wurde der Spanier Adria Pericas (UAE Team Emirates Gen Z / + 0:24) vor dem zweiten Red Bull Rookie, Tuckwell (+ 0:24) aus Australien. Der Tscheche Pavel Novak (MBH Bank Ballan CSB / + 0:30) fuhr als Vierter über den Zielstrich, zwei Sekunden vor Jakob Omrzel (Bahrain Victorious Development), der Anfang Juni bereits Vierter der Tour of Slovenia (2.Pro) bei den Profis geworden war.

Albert Withen Philipsen (Lidl – Trek Future Racing / + 0:36) und Jorgen Nordhagen (Visma – Lease a Bike Development / + 0:36) sowie Filippo Turconi (VF Group – Bardiani CSF – Faizanè / + 0:45) blieben noch in Reichweite, während Callum Thornley (Red Bull – Bora – hansgrohe Rookies) als Zehnter bereits 1:21 Minuten Rückstand mit ins Ziel brachte. Pau Martí (Israel – Premier Tech Academy), im Vorjahr Gesamtdritter des Giro Next Gen, kam mit 3:44 Minuten Rückstand als 28. am Passo del Maniva an.

In der Gesamtwertung führt Widar nun mit sieben Sekunden vor Finn und 27 Sekunden vor Tuckwell. Pericas (+ 0:30) ist Vierter, Philipsen (+ 0:33) Fünfter und Nordhagen (+ 0:34) Sechster. Omrzel (+ 1:02), Novak (+ 1:07), Turconi (+ 1:14) und Thornley (+ 1:15) komplettieren die Top Ten.

Widar führt neben der Gesamt- auch in der Bergwertung, während Finn sowohl das Trikot des besten Italieners als auch das Weiße Jersey des besten Nachwuchsfahrers überstreifen durfte. Für letzteres qualifizieren sich beim Giro Next Gen nur jene Fahrer, die in ihrem ersten U23-Jahr sind. Die Punktewertung führt weiterhin Jonathan Vervenne (Soudal - Quick-Step Devo) an, der als Solo-Sieger der 2. Etappe noch im Rosa Trikot ins dritte Teilstück gestartet war, dort aber früh am Berg zurückfiel.

So lief die 3. Etappe des Giro Next Gen:

Nach dem Start lösten sich zunächst fünf Mann, aus denen bald eine dreiköpfige Spitzengruppe wurde: Lars Vanden Heede (Soudal – Quick-Step Devo), Matteo Cettolin (General Store – Essegibi – F.Lli Curia) und Alexandre Kess (Lotto – Kern-Haus – PSD Bank). Das Trio erreichte den ersten Anstieg zum Passo die Tre Termini nach knapp 90 Kilometern mit 1:15 Minuten Vorsprung, wude in dieser Steigung aber bereits wieder gestellt, weil Visma und Lotto aufs Tempo drückten.

Der bisherige Gesamtführende Jonathan Vervenne (Soudal – Quick-Step Devo) verlor dort, 50 Kilometer vor dem Ziel, bereits den Anschluss und ähnlich ging es vielen weiteren Flachland-Spezialisten. Als letzter Ausreißer kam Kess knapp einen Kilometer vor dem Bergpreis zurück ins Feld, und von da an bestimmte Visma das Rennen bis in den Schlussanstieg hinein.

Das Streckenprofil der 3. Etappe beim Giro Next Gen. | Grafik: Veranstalter

Schon in der knapp 30 Kilometer langen, ansteigenden Anfahrt zum offiziellen Anstieg, der erst 13 Kilometer vor dem Ziel offiziell begann und ab da mit durchschnittlich 6,9 Prozent anstieg, schrumpfte das Feld unter dem Tempodiktat der Männer in Gelb auf nur noch rund 50 Mann zusammen, und als es dann steiler wurde, verloren immer mehr Fahrer den Anschluss.

Matisse Van Kerckhove und anschließend Tim Rex schlugen ein Höllentempo an, das schon neun Kilometer vor dem Ziel auch Aubin Sparfel (Decathlon – AG2R Development) in Probleme brachte. Nur 20 Mann waren noch beisammen, als Nordhagen 7,4 Kilometer vor dem Ziel attackierte und das Rennen eröffnete.

Nordhagen attackiert nach Zeichen von Widar

Widar und Finn sprangen sofort ans Hinterrad des Norwegers, der 300 Meter später gleich nochmal beschleunigte und die Gruppe verkleinerte sich auf zehn Mann. Widar und Nordhagen wechselten sich anschließend in der Führungsarbeit ab, Finn und Philipsen saßen dahinter souverän in dritter und vierter Position und der Rest der Gruppe schien froh zu sein, noch mithalten zu können.

5,5 Kilometer vor Schluss beschleunigte Nordhagen erneut, schaute sich um und Widar gab mit einer Kopfbewegung zu verstehen: 'Los, fahr weg!' Es schien, als wolle der Belgier die anderen Mitglieder der Gruppe zwingen, die Verfolgung zu übernehmen.

Finn setzt die entscheidende Attacke, nur Widar stärker

Das machte dann Tuckwell, da die Red Bull Rookies als einziges Team noch doppelt vertreten waren, und hielt den Abstand zu Nordhagen konstant bei unter zehn Sekunden. Kurz nach der 3.000-Meter-Marke wurde Nordhagen wieder gestellt und reihte sich hinter Tuckwell, Finn und Widar sowie vor Philipsen, Omrzel, Pericas und Novak an vierter Stelle wieder in der Gruppe ein.

Finn lancierte seine Attacke dann 2,4 Kilometer vor Schluss und nur Widar konnte dem Junioren-Weltmeister sofort folgen. Pericas folgte mit einigen Metern Respektabstand und kam nicht mehr heran, dahinter aber ging die Lücke noch weiter auf.

Widar und Finn arbeiteten bis 300 Meter vor dem Ziel zusammen, dann ließ Widar ein Sprinterloch und attackierte hart von hinten, um mit seiner Beschleunigung sofort ein Loch zu reißen und das Rennen für sich zu entscheiden. Finn fuhr sein Tempo bis ins Ziel und wurde Zweiter.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

23.06.2025Schiffer überzeugt - Lotto Kern-Haus sammelt Erfahrungen

Anton Schiffer vom Team BikeAid hat in der vergangenen Woche erneut seine Klasse als einer der stärksten KT-Kletterer unter Beweis gestellt. Bei der Route d’Occitanie (2.1) im Süden Frankreichs

23.06.2025Sieg verpasst – aber die Red Bull Rookies imponieren

(rsn) – Platz zwei und sechs in der Gesamtwertung, der Gewinn von Berg- und der Mannschaftswertung, dazu ein weiterer Platz unter den ersten Zehn im Endklassement – das ist die starke Bilanz der

22.06.2025Omrzel schnappt Tuckwell am letzten Tag das Rosa Trikot weg

(rsn) – Luke Tuckwell (Red Bull - Bora - hansgrohe Rookies) hat nach einem spannenden Kampf beim 48. Giro Next Gen (2.2U) am letzten Tag das Rosa Trikot doch noch abgeben müssen. Der 21-jährige Au

22.06.2025Finale des Giro Next Gen ohne Titelverteidiger Widar

(rsn) - Jarno Widar (Lotto Development) wird nach seinem Sturz auf der gestrigen Königsetappe des Giro Next Gen nicht mehr zum finalen Teilstück der U23-Italien-Rundfahrt antreten können. Wie sein

21.06.2025Tuckwell verteidigt an seinem Geburtstag knapp das Rosa Trikot

(rsn) – Luke Tuckwell (Red Bull - Bora - hansgrohe Rookies) hat an seinem 21. Geburtstag bis zur Ziellinie hart kämpfen müssen, um sein Rosa Trikot zu verteidigen. Der Australier kam auf der Köni

20.06.2025Giro Next Gen: Filippo Agostinacchio sorgt für ersten Heimsieg

(rsn) - Filippo Agostinacchio (Biesse – Carrera – Premac) hat beim Giro Next Gen (2.2U) für den ersten Sieg eines heimischen Fahrers gesorgt. Der 22-jährige Italiener triumphierte auf der durch

19.06.2025Giro Next Gen: Red-Bull-Rookie Tuckwell stürmt ins Rosa Trikot

(rsn) – Auf der 5. Etappe des Giro Next Gen hat Luke Tuckwell von den Red Bull – Bora - hansgrohe Rookies das Rosa Trikot erobert. Der 20-jährige Australier war mit dabei, als sich in der Abfahr

16.06.2025Vervenne siegt als Solist und übernimmt Rosa Trikot

(rsn) – Der Belgier Jonathan Vervenne (Soudal – Quick-Step Devo) hat die 2. Etappe des Giro Next Gen (2.2U) als Solist gewonnen und das Rosa Trikot von Vortagessieger Matthias Schwarzbacher (UAE

15.06.2025Schwarzbacher gewinnt Auftakt beim Giro Next Gen

(rsn) – Matthias Schwarzbacher (UAE Team Emirates Gen Z) hat in Rho das 8,4 Kilometer lange Auftaktzeitfahren des Giro d´Italia Next Gen (2.2U) gewonnen. Der 19-jährige Slowake war in 9:17 Minuten

13.06.2025RB Rookies greifen mit 18-jährigem Finn beim Giro Next Gen an

(rsn) – Während Florian Lipowitz beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) ganz vorne mitmischt und sich auf sein Debüt bei der Tour de France vorbereitet, steht auch für das nächste Rundfahrt-Talent

Weitere Jedermann-Nachrichten

09.07.2025Vingegaard: “Die stärkste Minutenleistung meines Lebens“

(rsn) – Der Etappensieg ging an Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und unterm Strich hat Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) durch die Bonifikationen nach den zwei Sekunden von Etappe 2

09.07.2025Die Startzeiten aller 181 Fahrer für das Einzelzeitfahren in Caen

(rsn) - 181 Fahrer sind nach vier Tagen bei der 112. Tour de France noch im Rennen und werden am Mittwoch in Caen zur 5. Etappe antreten. Das Einzelzeitfahren in Caen ist 33 Kilometer lang und weitgeh

09.07.2025In Caen ein klassischer Kampf gegen die Uhr

(rsn) – Im 1000. Jahr seines Bestehens ist Caen Schauplatz der 5. Etappe der 112. Tour de France. Nach 19-jähriger Abwesenheit kehrt die Hauptstadt des Département Calvados mit einem klassischen

09.07.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

08.07.2025Polizei schießt in Rouen bewaffneten Mann nieder

(rsn) - Die französische Polizei hat rund zwei Stunden vor dem Ende der 4. Etappe der Tour de France in Rouen einen Mann niedergeschossen, der zuvor mehrere Menschen mit einem Messer bedroht und auf

08.07.2025Buchmann kassiert Rückstand und lässt Zeitfahr-Effort offen

(rsn) – Umsonst war es nicht, dass sich Emanuel Buchmann auf der 2. Etappe mit Ziel in Boulogne-sur-Mer im Finale mit mehreren steilen Hügeln ohne Zeitverlust schadlos hielt, obwohl das so gar nich

08.07.2025Onley und Vauquelin: Ihr großer Gegner ist Evenepoel

(rsn) – Komplett unrealistisch, wenngleich aber auch nicht unbedingt wahrscheinlich, war der Gedanke nicht, den Kevin Vauquelin (Arkéa – B&B Hotels) nach dem dritten Teilstück der Tour geäußer

08.07.2025UAE fuhr van der Poel müde und Pogacar vollendete

(rsn) – Im Regenbogentrikot zum 100. Sieg der Profikarriere gestürmt – besser hätte sich selbst der sonst schon überwältigende Wunscherfüller Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) diese 4.

08.07.2025Müll weggeworfen: Evenepoel verliert 25 Weltranglistenpunkte

(rsn) - Sportlich ist der vierte Tag der Tour de France 2025 der bislang beste für Remco Evenepoel (Soudal - Quick-Step) gewesen. Zwar konnte der Doppel-Olympiasieger dem Angriff von Tadej Pogacar (U

08.07.2025Pech für Roglic! Der Umwerfer streikte im schweren Finale

(rsn) - Träumen durfte man vor den Start der Tour de France 2025, dass das deutsche Team Red Bull – Bora – hansgrohe mit Kapitän Primoz Roglic und Florian Lipowitz zu den Kandidaten im Kampf um

08.07.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 4. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 5. Juli im nordfranzzösischen Lille zur 112. Tour de France (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, drei Österreicher und fünf Schweizer. Hier listen

08.07.2025Van der Poel: “Sie haben mir die Beine bergauf abgeschnitten“

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) hat die 4. Etappe der Tour de France 2025 gewonnen. Der Slowene schlug über 174 Kilometer von Amiens nach Rouen  und fünf Bergwertungen der 3. ode

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine