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18.11.2008 | (rsn) - Die auch im kommenden Jahr unverändert weiter laufende Förderung des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) mit Steuergeldern hält der Radsportjournalist und Dopingexperte Ralf Meutgens "in dieser Form für nicht richtig." Im Interview mit Radsport News wirft Meutgens dem BDR vor, "die über Jahre hinaus gewachsene Dopingmentalität nicht zu hinterfragen", kritisiert Personalenscheidungen nach "Gutsherrenart" und fordert "absolute Transparenz hinsichtlich der finanziellen und personellen Entscheidungen."
Halten Sie die Entscheidung des Sportausschusses des Bundestages für richtig, dem BDR auch 2009 Fördergelder zukommen zu lassen?
Meutgens: In dieser Form halte ich die Förderung für nicht richtig. Es ist richtig, dass die Radprofis die wenigsten öffentlichen Mittel in Anspruch nehmen, aber die meisten positiven Dopingproben produzieren. Aber man muss die Historie einer über Jahre gewachsenen Dopingmentalität hinterfragen, die nach Aussagen vieler Radsportler früh und schleichend beginnt. Es gibt zudem Dopingfälle im Amateur- und Seniorenbereich. Darüber hinaus gehe ich persönlich davon aus, dass es zahlreiche Funktionäre im organisierten Radsport gibt, die eine eigene Doping“karriere“ hinter sich haben.Und genau da muss angesetzt werden: In der Aufarbeitung, in der Aufklärung und in der nur dadurch möglichen Änderung des momentanen Zustands. Dazu muss der Bund Deutscher Radfahrer durch zweckgebundene Mittel zur Aufarbeitung gezwungen werden. Und das geht offenbar nur über das Geld. Ein Druckmittel, dem sich nahezu jeder beugt. Diese Chance ist nun vertan. Und damit auch die vielleicht letzte Chance auf eine durchgreifende Änderung zumindest im deutschen Radsport. Mir drängt sich der Eindruck auf, dass Teile der Sportpolitik auch Teil des Dopingproblems sind.
Wären mit einer Streichung der Fördergelder nicht die Falschen getroffen worden, also vor allem die Freizeit- und Nachwuchssportler?
Meutgens: Nein, denn die absolute Mehrzahl der Bundesmittel fließt in den Spitzensport im Amateurbereich. Zudem sind in diesem Jahr rund 800.000 Euro an öffentlichen Mitteln für die Olympischen Spiele und die Weltmeisterschaften ausgegeben worden, weitere rund 800.000 Euro für das Leistungssportpersonal. Die darin enthaltenen Ausgaben für den leistungssportlichen Nachwuchs sind nicht gesondert aufgeführt. Nach meinem Kenntnisstand ist die Traineraus- und –fortbildung kein Teil der öffentlichen Förderung.
Die Offiziellen des BDR sehen sich in ihrer Anti-Dopingpolitik in einer Vorreiterrolle. Sehen Sie das auch so?
Meutgens: Alles, was bislang im Radsport zum Thema Doping an die Öffentlichkeit gelangte, ist nach meiner festen Überzeugung nicht viel mehr als die Spitze eines Eisberges. Aber wer sollte aus diesem geschlossenen System auch ein ehrliches Interesse daran haben, dies zu ändern? Das kann man den Betreffenden auch nicht vorwerfen. Zum einen sind sie in einer ganz bestimmten Weise sozialisiert, zum anderen bestraft sich niemand selbst. Wenn die Öffentlichkeit wüsste, wie normal Doping im Radsport war und ist und wie es von allen Umfeldakteuren geduldet und unterstützt wurde und wird, sie würde sich angewidert abwenden. Die Ansätze in der Dopingbekämpfung entspringen meiner Meinung nach der Erkenntnis, dass es noch unangenehmere Folgen hätte, jetzt nicht zu reagieren. Ein Agieren und damit eine Vorreiterrolle vermag ich nicht zu erkennen.
Geht der BDR im Vergleich zu anderen Sportverbänden Ihrer Einschätzung nach besser mit dem Dopingproblem um?
Meutgens: Unbestritten sind die nackten Zahlen im Zusammenhang mit Kontrollen gestiegen. Ob damit auch die Qualität der Dopingbekämpfung gestiegen ist, glaube ich nicht. Nach wie vor sind viele positive Proben höchstwahrscheinlich Zufallsfunde. Andere Verbände haben schon in der Vergangenheit mehr Trainingskontrollen durchgeführt oder haben, wie zum Beispiel projektbezogen im Triathlon, beim Gewichtheben oder im Motorsport auch die Wettkampfkontrollen in die Hände der nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) gegeben. Die Repression ist unverzichtbar, aber nahezu wirkungslos, wie uns die Doping-Historie im Radsport eindrucksvoll beweist.
Die stark vermehrten Dopingkontrollen, die Einrichtung der Runden Tische, die Einbindung der Doping-Prävention in der Ausbildung der BDR-Trainer - sind das nicht ermutigende Zeichen?
Meutgens: Dass jetzt die Doping-Prävention Eingang in die Trainerausbildung findet, ist unbestritten gut. Aber auch das wurde von Außenstehenden initiiert. Und es wird offenbar nicht durchgreifend begrüßt und als Alibi missbraucht. Nach der letzten A-Trainer-Fortbildung in Leipzig ist mein ganz persönlicher Eindruck, dass sich die Mehrheit der dort Anwesenden nicht vorbehaltlos dieser neuen Richtung unterwirft. Ich kann das nur zu gut verstehen, denn ich würde mich auch nicht für das Gegenteil dessen einsetzen, was ich über Jahre und Jahrzehnte gelernt habe und was offensichtlich auch nie infrage gestellt wurde. Alles andere, Runde Tische oder Kommissionen, die aufklären sollten, sind meines Erachtens zahnlose Papiertiger. Das war vermutlich im Vorfeld auch so kalkuliert; blinder Aktionismus zur Augenwischerei. Und man profitiert von einem Umstand, der immer wieder zu beobachten ist: Vieles ist schnell vergessen.
Was hat der BDR in den vergangenen beiden Jahren richtig gemacht, was falsch?
Meutgens: Aus seiner Sicht hat er das Personalrecycling in richtiger Weise weiter fortgesetzt. Frühere Radsportler finden sich nach ihrer Karriere in anderen Positionen wieder. Und das ist in der zu beobachtenden Art und Weise meiner Meinung nach falsch. Eine Änderung dieser Maxime, auf die das gesamte System aufgebaut ist, kann logischer Weise nicht von innen heraus erfolgen, da sie das System in seinen Grundfesten erschüttern würde. Die nachprüfbaren Fakten zu ehemals tätigen Verbandsmedizinern oder –trainern und die Dopinggeständnisse und Informationen von Kaderathleten sind niemals konsequent aufgearbeitet worden. Trainer und Ärzte, wie Peter Weibel oder Georg Huber, der Doping gestanden hat, werden arbeitsrechtlich nahezu nicht belangt, ein Kronzeuge wie Patrik Sinkewitz dagegen wird vom BDR mit der Zahlung von 40.000 Euro bestraft.
Was müsste der BDR Ihrer Meinung nach unternehmen, um vom schlechten Image, das der Radsport in Deutschland mittlerweile hat, wegzukommen?
Meutgens: Zu allererst müsste absolute Transparenz herrschen. Auch hinsichtlich der finanziellen und personellen Entscheidungen. Letztere dürften nicht länger nach Gutsherrenart getroffen werden. Der Vertrag des Sportdirektors Herrn Bremer ist offenkundig auf Betreiben von Herrn Scharping durch das Präsdium im Handumdrehen für vier Jahre verlängert worden. Über die Notwendigkeit einer Alternative ist anscheinend nie beraten worden. Ehemalige Radprofis werden Bundestrainer, ohne dass die Öffentlichkeit irgend einen Einblick in ein Auswahlverfahren erhält. Wenn hierfür öffentliche Mittel ausgegeben werden, also Mittel der Steuerzahler, dürfen die auch Transparenz und eine Art der Bestenauslese verlangen. Neues Wissen, neue Leute und ein neues Gedankengut müssten Zugang finden. Das schlechte Image besitzt nicht der Radsport an sich, sondern diejenigen, die den Radsport ausmachen. Hier muss angesetzt werden. Ich befürchte, dass man dazu die überwiegende Mehrheit der handelnden Personen absetzen müsste.
Sie argumentieren, dass sich im Antidopingkampf die Strukturen im Radsport ändern müssten. Sehen Sie da Fortschritte?
Meutgens: Nein!
Die Fragen an Ralf Meutgens stellte Matthias Seng.
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