76. Paris - Nizza: Boras Österreicher wieder stark

Simon Yates katapultiert sich auf der Königsetappe ins Gelbe

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Simon Yates (Mitchelton-Scott) hat die Königsetappe von Paris - Nizza gewonnen und das Gelbe Trikot erobert. | Foto: Cor Vos

10.03.2018  |  (rsn) - Die Königsetappe von Paris - Nizza hat das Gesamtklassement der Fernfahrt kräftig durchgeschüttelt. Nach schweren 175 Kilometern von Nizza nach Valdeblore La Colmiane an der dortigen Bergankunft in 1.500 Metern Höhe behauptete nur ein Fahrer der ersten 20 seine Position. Mit seinem ersten Saisonsieg, den er sich nach zwei Attacken im oberen Teil des 16 Kilometer langen Schlussanstiegs souverän holte, katapultierte sich Simon Yates (Mitchelton-Scott) vom siebten Platz an die Spitze der Gesamtwertung.

Dagegen musste der bisherige Spitzenreiter Luis Leon Sanchez (Astana) sein Gelbes Trikot nach vier Tagen abgeben. Der Gesamtsieger von 2009 fiel bei nasskaltem Wetter rund sechs Kilometer vor dem Ziel aus der Favoritengruppe heraus und handelte sich im Finale 4:22 Minuten gegenüber Yates ein, der mit einem trockenen Antritt knapp zwei Kilometer vor dem Ziel seinen letzten Begleiter Ion Izagirre (Bahrain-Merida) abschüttelte und sich letztlich mit acht Sekunden Vorsprung auf Dylan Teuns (BMC) durchsetzte. Der Belgier hatte spät noch zum jüngeren der Izagirre-Brüder aufgeschlossen und im Sprint auf Rang drei verwiesen.

"Ich denke, das ist sicherlich einer meiner größten Siege. Es ist mein erster an einer richtigen Bergankunft und darauf bin ich sehr stolz. Ich habe hart gearbeitet, um dahin zu kommen, wo ich jetzt bin, und die harte Arbeit hat sich jetzt ausgezahlt“, sagte Yates, der sich auf die Vorarbeit des Tschechen Roman Kreuziger verlassen konnte, der seine Attacken mit einer Tempoverschärfung im Schlussanstieg vorbereitete. "Am Fuß des Berges ist Astana ein gutes Tempo gefahren. Wir mussten geduldig sein. Dann haben Roman und ich entschieden, dass es der richtige Moment sei, um das Rennen auf den Kopf zu stellen. Dann habe ich angegriffen und gemerkt, dass ich gute Beine hatte.“

Zu den Gewinnern des Tages zählte auch Patrick Konrad. Der österreichische Kapitän des deutschen Bora-hansgrohe-Teams ließ sich erst kurz vor dem Ziel abschütteln und konnte seine Leistung 20 Sekunden hinter dem Etappensieger mit einem sechsten Platz krönen, knapp hinter Gorka Izagirre (Bahrain-Merida) und dem Belgier Tim Wellens (Lotto Soudal), die mit je 13 Sekunden Rückstand die Plätze vier und fünf belegten.

"Meine Beine waren gut, und ich wusste, es ist heute einiges möglich. Am Ende war ein brutal Kampf Mann gegen Mann. Zuerst konnte ich mit Teuns noch mitgehen, aber 500 Meter vor dem Ziel war ich total am Limit. Es liegt immer noch ein harter Tag vor uns, es ist noch nichts gewonnen. Aber mit der heutigen Leistung können wir sehr zufrieden sein", sagte Konrad nach der extrem schweren Etappe.

Im Gesamtklassement verbesserten sich die Izagirre-Brüder elf bzw. zwölf Sekunden hinter Yates auf die Positionen zwei (Ion) und drei (Gorka) Hinter Wellens (+0:13), der als Vierter auch noch gute Chancen auf den Gesamtsieg hat, Teuns (+0:27) und dem Spanier Marc Soler (Movistar/+0:37) folgt Konrad mit 39 Sekunden Rückstand nun auf Rang sieben, noch vor Titelverteidiger Sergio Henao (Sky), der Platz acht behauptete, allerdings ohne große Aussichten auf eine Wiederholung seines Vorjahrescoups.

In Südfrankreich machte sich der Belgier Thomas De Gendt (Lotto Soudal) bei Regen und Kälte kurz nach dem Start in der Anfahrt zum ersten Berg des Tages in Begleitung von Rory Sutherland (UAE Team Emirates), Tony Gallopin (AG2R), Alessandro de Marchi, Nicolas Roche (beide BMC), Jarlinson Pantano (Trek-Segafredo), Amael Moinard (Fortuneo-Samsic ) und Jesus Herrada (Cofidis) auf und davon. Die außergewöhnlich stark besetzte Gruppe wurde vom Feld allerdings an der kurze Leine gehalten - kein Wunder, denn De Marchi als im Klassement bestplatzierter der Ausreißer wies nur 2:36 Minuten Rückstand gegenüber dem Gelben Trikot auf.

Viel mehr als drei Minuten gestanden die Verfolger deshalb der Gruppe des Tages auf dem Weg zur in 1.500 Metern Höhe gelegenen Bergankunft auch nicht zu. De Gendt holte sich vier der fünf Bergwertungen des Tages und übernahm damit mit 60 Punkten das Gepunktete Trikot des besten Kletterers.

Der Spanische Meister Herrada fiel nach gut 100 gefahrenen Kilometern als erster aus der Spitzengruppe zurück. Nach der dritten Bergwertung teilte sich das Feld rund 50 Kilometer vor dem Ziel kurzzeitig, wobei Sanchez im vorderen Teil blieb, wogegen etwa Wellens sich in der abgehängten Gruppe wiederfand. Bahrain-Merida und Mitchelton-Scott wollten die Situation ausnutzen und machten deshalb ordentlich Tempo im Feld. Und obwohl sich auch Astana daran beteiligte, gelang dem zweiten Feld rund 30 Kilometer vor dem Ziel wieder der Anschluss.

Kurz darauf verkleinerte sich die Spitzengruppe, aus der mittlerweile auch Sutherland herausgefallen war, als De Marchi in einer Abfahrt auf nasser Straße ebenso wie Pantano stürzte und über die Streckenbegrenzung die Böschung hinabfiel. Nach einigen Minuten konnte der Italiener aber scheinbar ohne größere Blessuren selber wieder den Hang hinaufsteigen. Noch vor dem Schlussanstieg nahm auch De Gendt die Beine hoch, so dass nur noch Gallopin, Moinard und Roche die Spitze des Rennens bildeten.

Den 16,3 Kilometer langen und im Schnitt 6,2 Prozent steilen Schlussanstieg nahm das Trio dann allerdings nur noch mit rund 30 Sekunden Vorsprung auf das von Astana angeführte Feld in Angriff. Bereits auf den ersten Metern schüttelte Gallopin seine Begleiter ab, wurde aber an der gleichmäßigen Steigung bereits 13 Kilometer vor dem Ziel als letzter der Ausreißer eingefangen. Danach dominierten Sanchez‘ Helfer mit gleichmäßigem Tempo das Geschehen an der Spitze des Feldes.

Yates‘ Edelhelfer Roman Kreuziger spannte sich sechs Kilometer vor dem Ziel vor die zu diesem Zeitpunkt nur noch rund 30 Fahrer starke Spitzengruppe, aus der prompt Sanchez ebenso überraschend wie schnell zurückfiel. Auf den letzten vier Kilometern trat Yates ein erstes Mal an und zog Ion Izagirre mit sich. Dahinter versuchte die immer kleiner werdende Verfolgergruppe vergeblich, das neue Spitzenduo wieder zu stellen. Der Tempoverschärfung fielen kurz darauf auch der bisherige Gesamtzweite Julian Alaphilippe (Quick-Step Floors) und der -dritte Soler zum Opfer.

1,3 Kilometer vor dem Ziel schließlich ließ Yates auch seinen letzten Begleiter stehen und feierte einen ungefährdeten Solosieg, der ihm zudem das Gelbe Trikot einbrachte. Ion Izagirre musste sich im Sprinter der ersten Verfolger Teuns geschlagen geben, der auf den letzten Metern noch zum Spanier aufgeschlossen hatte. Dahinter war die Verfolgergruppe in ihre Bestandteile zerfallen. Gorka Izagirre sicherte sich Rang vier vor Wellens, Konrad kam als Sechster noch deutlich vor Henao und Soler ins Ziel und machte weiteren Boden im Gesamtklassement gut.

Fast ebenso stark präsentierte sich sein Landsmann und Teamkollege Felix Großschartner, der mit 1:04 Minuten Rückstand Dreizehnter wurde, vier Positionen vor Alaphilippe (+2:01), der im Gesamtklassement als bester Franzose auf Rang neun zurückfiel und angesichts von 1:48 Minuten Rückstand keine Chance mehr auf das Gelbe Trikot hat. Gleiches gilt für Luis Leon Sanchez. Der 34-jährige Spanier rutschte vom ersten auf den 17. Platz ab, noch hinter seinen Edelhelfer Jakob Fuglsang. Dagegen machte Großschartner gleich sechs Positionen gut und verbesserte sich auf Rang zwölf.

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