Studie der Universität Kopenhagen

Hunderte von Chemikalien in Rad-Trinkflaschen - und die Lösung

Von David Stolzenberg

Foto zu dem Text "Hunderte von Chemikalien in Rad-Trinkflaschen - und die Lösung"
Selina Tisler vom Kopenhagener Institut für Pflanzen- und Umweltwissenschaften bei der Untersuchung der Trinkflaschen | Foto: Universität Kopenhagen

27.07.2023  |  Unsere Sinne haben sich im Lauf der Evolution zu wichtigen Überlebenswerkzeugen entwickelt, und sie täuschen uns daher nur selten. Ein schlechter Geruch oder Geschmack warnt unseren Körper, dass etwas nicht stimmt. Und welche/r Radsportler/in kennt nicht den irritierenden, leicht chemischen Geruch, den eine neue Rad-Trinkflasche aus Plastik hat. Wer dann einen Schluck aus der Flasche nimmt, ist nicht erfreut über das seltsam schmeckende Wasser.

Was ist die Ursache für den unangenehmen Geschmack? Jan H. Christensen, Professor für analytische Umwelt-Chemie am Institut für Pflanzen- und Umweltwissenschaften der Universität Kopenhagen und seine Kollegin, die Post-Doktorandin Selina Tisler sind dieser Frage nachgegangen - mit einem Ergebnis, das vieles erklärt, aber noch mehr Fragen aufwirft.

Wasser steht oft stundenlang in Platikflaschen
Doch der Reihe nach: Um ein realistisches Nutzungsverhalten zu simulieren, stellten die dänischen Wissenschaftler/innen in ihrem Experiment die Gewohnheiten vieler Menschen im Umgang mit Plastikflaschen nach. Vor allem bei Radflaschen wird das Wasser oft erst getrunken, nachdem es stundenlang in der Flasche gestanden hat.

Um das zu simulieren, füllten die Forscher neue und gebrauchte Fahrrad- und andere Mehrweg-Trinkflaschen mit normalem Leitungswasser und ließen sie 24 Stunden stehen. Sie testeten sowohl ungewaschene als auch in der Spülmaschine gereinigte Flaschen, zudem Flaschen, die nach der Reinigung in der Spülmaschine gründlich ausgespült wurden.

Nach 24 Stunden in der Flasche wurde das Wasser auf chemische Substanzen untersucht: Über 400 verschiedene Verbindungen konnten im Wasser identifiziert werden. Wenn die Flaschenaus dem Geschirrspüler kamen, waren es sogar rund 3500 chemische Verbindungen, von denen viele unbekannt sind. Dabei ist die Toxizität der nachgewiesenen Chemikalien bei mindestens 70 Prozent noch unbekannt.

Besonders besorgniserregend im untersuchten Wasser sind laut Studie sogenannte Photo-Initiatoren, die als hormonaktive und krebserregende Stoffe bekannt sind und potenziell schädliche Auswirkungen auf Organismen haben. Die Forscher fanden zudem eine Vielzahl von Weichmachern, Antioxidantien und Trennmitteln, die bei der Herstellung von Kunststoffen verwendet werden. Darüber hinaus identifizierten sie Diethyltoluamid (DEET), den Wirkstoff in vielen Mückensprays.

Giftigste Substanzen in Flaschen aus der Spülmaschine
Die Gründe dafür sind unterschiedlich: "Was nach dem Waschen in der Spülmaschine am meisten freigesetzt wird, sind Seifenstoffe auf der Oberfläche. Die meisten Chemikalien, die aus der Wasserflasche selbst stammen, bleiben nach dem Waschen auch in der Maschine zurück", so Prof. Christensen. 

"Die giftigsten Substanzen haben wir identifiziert, nachdem die Flasche in der Spülmaschine war - vermutlich, weil das Waschen den Kunststoff abnutzt und dadurch die Auslaugung erhöht", erklärt Selina Tisler.

Christensen und Tisler vermuten, dass nur wenige der gefundenen Substanzen von den Flaschenherstellern absichtlich zugesetzt werden. Die meisten Verunreinigungen gelangen wohl unbeabsichtigt während des Herstellungsprozesses oder beim Gebrauch in die Flaschen. Möglicherweise sind einige der Substanzen auch aus anderen Stoffen entstanden. Dabei stellten die Forscher die Hypothese auf, dass das DEET durch den Abbau von Kunststoff-Weichmachern entstanden sein könnte.

Noch keine abschließende Beurteilung
Die Forscher betonen allerdings, dass sie noch nicht abschließend beurteilen können, ob das Wasser aus Plastikflaschen gesundheitsschädlich ist, da die toxikologische Bewertung der gefundenen Stoffe  noch nicht abgeschlossen ist. 

"Nur weil diese Stoffe im Wasser enthalten sind, heißt das nicht, dass das Wasser giftig ist und uns Menschen beeinträchtigt", sagt Selina Tisler: "Aber das Problem ist, dass wir es einfach nicht wissen. Und im Prinzip ist es nicht so toll, Seifenreste oder andere Chemikalien mitzutrinken."

Prof. Jan H. Christensen geht noch weiter: "Wir sorgen uns sehr um niedrige Pestizid-Werte in unserem Trinkwasser. Aber wenn wir das Wasser dann in bestimmte Behälter füllen, um daraus zu trinken, fügen wir Hunderte oder Tausende von Stoffen zu. Obwohl wir noch nicht sagen können, ob diese Stoffe im Wasser aus Plastikflaschen unsere Gesundheit beeinträchtigen, werde ich in Zukunft Glas- oder Edelstahl-Flaschen verwenden."

Gibt es Alternativen?
Die Frage, die sich damit am Ende stellt: Gibt es Alternativen zu den bedenklichen, aber leichten und praktischen Mehrweg-Plastikflaschen? Christensen verweist auf Glas- und Edelstahl-Flaschen, bei denen durch gründliches Ausspülen nach der Spülmaschine die unerwünschten Stoffe fast vollständig entfernt werden können.

 
Die Keego-Trinkflasche hat eine Innenbeschichtung aus Titan. | Foto: Keego

Beim Sport und vor allem beim Radfahren sollte die Flasche aber einhändig zu bedienen und zusammendrückbar sein, um während der Fahrt leicht trinken zu können. Einen Lösung bietet unser Start-up Keego, dessen Gründer, der Wiener Lukas Angst schon vor Jahren auf die Plastik-Problematik aufmerksam wurde.

Also machte sich Angst auf die Suche nach einer sinnvollen Alternative - und entwickelte mit Keego die erste "elastische Trinkflasche aus Metall". Die Keego besteht aus mehreren Schichten und hat ein Inneres aus reinem Titan. Damit vereint sie die Vorteile der Plastikflasche mit denen einer Titan-Flasche: Das Wasser kommt in der Keego nie mit Kunststoff in Berührung und bleibt auch nach Stunden oder Tagen in der Flasche frisch im Geschmack und unbelastet von giftigen Chemikalien aus dem Kunststoff.

Die Studie der Universität Kopenhagen:
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0304389422001194

David Stolzenberg ist Kommunikations-Manager von Keego.

 
Weitere Informationen

Keego Technologies GmbH
Margaretenstrasse 106/ 4
1050 Wien
Österreich

Internet: keego.at/

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.04.2025Der Alleskönner – auch fürs Fahrrad

Klar gibt es zahllose spezielle Produkte zur Schmierung und Pflege von Fahrrädern – auch von Brunox, etwa in Form des Federgabel-Deos oder der Brunox-Carbonpflege. Doch auch mit dem Turbo-Spray kom

28.04.2025Vielseitiger Radcomputer im Smartphone-Format

Mit dem Elemnt Ace legt Wahoo seinen größten Radcomputer vor. Knapp zehn Zentimeter Bildschirmdiagonale plus Touchscreen bringen Smartphone-Funktionalität ans Fahrrad, wobei die klare und farbi

28.04.2025Schmierstoff ohne Klebstoff

Für die hauseigenen „KMC GO Waxed“-Ketten bietet der Spezialhersteller ein einfach anzuwendendes Flüssigwachs an. Damit werden die ab Werk gewachsten Ketten von KMC in regelmäßigen A

23.04.2025Schützen, schmieren und polieren

Vom Hersteller des legendären Allzwecköls kommen inzwischen auch spezialisiertere Produkte – etwa für die Fahrradpflege. So hat Ballistol eigens fürs E-Bike ein Kettenöl entwickelt, das

22.04.2025Drei für Sauberkeit und Leichtlauf

Ein sehr innovatives Schmiermittel bietet die Firma Variolube an. Ultralube, das bereits 1984 entwickelt wurde, ist ein Polyetherschmierstoff mit extrem niedriger Reibungszahl und besonders hoher Krie

25.03.2025Werkzeugsatz für Drehmoment und mehr...

Ohne Drehmomentschlüssel geht es am modernen Fahrrad nicht, und Wera bietet ein geeignetes Werkzeugset in hoher Qualität an, das mit großem Funktionsumfang glänzt. Mit 2-12 Nm lässt sich die Rats

25.03.2025Nightride mit Doppellinse

Spätestens seit es Gravelbikes gibt, ist man auch mit dem Rennlenker ab und zu mal bei Dunkelheit unterwegs. Und zwar nicht nur auf der Straße, sondern auch auf dem Trail, wo am Rad montierte Leucht

25.03.2025Der Biss der Reifenzange

Widerspenstigen Reifen kann man nun mit den bissigen Zangen des italienischen Zubehörherstellers zu Leibe rücken. Sie sollen Montage und Demontage vereinfachen, indem sie den Pneu aus dem Felgenbett

30.09.2024Uplock: Das integrierte Fahrradschloss jetzt direkt „ab Werk“

Das international patentierte Schloss-System Uplock wurde auf der EuroBike 2023 vorgestellt, es ist seit Frühjahr 2024 auf zwei Netzplattformen erhältlich. Seit vergangener Woche kann es nun endlich

01.04.2024Absolute Black GRAPHENlube Wax Lubricant: So schmieren Toursieger

Mit diesem Schmiermittel wurde 2020 und 2021 die Tour de France gewonnen – wenn das keine Referenz ist! Wenn Tadej Poga?ar persönlich ein Produkt empfiehlt, sollte man hellhörig werden, denn die A

01.04.2024Antidot Bike-Pflege: Fahrradputzen für Naturfreunde

Zu 100 % biologisch abbaubare Fahrradpflegeprodukte sind das Metier von Antidot. Der Hersteller betont Nachhaltigkeit auch bei Verpackung und Lieferkette und gibt seine Produkte daher für die Verwend

01.04.2024Ballistol Kettenpflege: Nie mehr schwarze Kette!

Der Spezialist für Schmier- und Pflegemittel bietet ein Kettenöl an, dessen Keramik-Additive eine besonders gute Wirkung haben soll. Ballistol bescheinigt dem Produkt Reibungsreduzierung, eine hohe

Weitere Radsport-Markt-Nachrichten

28.04.2025Der Alleskönner – auch fürs Fahrrad

Klar gibt es zahllose spezielle Produkte zur Schmierung und Pflege von Fahrrädern – auch von Brunox, etwa in Form des Federgabel-Deos oder der Brunox-Carbonpflege. Doch auch mit dem Turbo-Spray kom

28.04.2025Vielseitiger Radcomputer im Smartphone-Format

Mit dem Elemnt Ace legt Wahoo seinen größten Radcomputer vor. Knapp zehn Zentimeter Bildschirmdiagonale plus Touchscreen bringen Smartphone-Funktionalität ans Fahrrad, wobei die klare und farbi

28.04.2025Schmierstoff ohne Klebstoff

Für die hauseigenen „KMC GO Waxed“-Ketten bietet der Spezialhersteller ein einfach anzuwendendes Flüssigwachs an. Damit werden die ab Werk gewachsten Ketten von KMC in regelmäßigen A

28.04.2025Schnell und sauber ab Werk

In kürzester Zeit ist das Kettenwachsen von einer Geheimwissenschaft zum Radsport-Mainstream geworden. Kein Wunder, denn die ölfreie Schmierung hat nur Vorteile, während man manch anderem

23.04.2025Neues Gravelbike mit Top-Ausstattung

Corratec hat sein Carbon-Gravelbike deutlich umgestaltet und präsentiert unter dem bekannten Namen ein Modell, das nun stärker auf Bikepacking-Einsätze zugeschnitten ist. Das „alte“ Allroad

23.04.2025Schützen, schmieren und polieren

Vom Hersteller des legendären Allzwecköls kommen inzwischen auch spezialisiertere Produkte – etwa für die Fahrradpflege. So hat Ballistol eigens fürs E-Bike ein Kettenöl entwickelt, das

22.04.2025Extrem robuster Gravel-Radsatz

Intensive Offroad-Einsätze mit dem Gravelbike oder Bikepacking-Touren geplant? Dann ist dies hier der passende Radsatz. Der britische Hersteller Hope baut den RX24 um seine „Pro 5“-Naben

22.04.2025Neuer Gravel-Allrounder mit leichtem Lauf

Nach G-One R und G-One RS hat Schwalbe mit dem G-One RX Pro nun einen dritten Gravel-Pneu mit neuer Profilform auf den Markt gebracht. Die runden Noppen in unterschiedlichen Größen und Anordnungen g

22.04.2025Drei für Sauberkeit und Leichtlauf

Ein sehr innovatives Schmiermittel bietet die Firma Variolube an. Ultralube, das bereits 1984 entwickelt wurde, ist ein Polyetherschmierstoff mit extrem niedriger Reibungszahl und besonders hoher Krie

10.04.2025Update für Reaver, Rambler und weitere Modelle

Maxxis macht es spannend: Der Reifenhersteller aus Taiwan will im Laufe des Jahres sein Gravel-Portfolio runderneuern, wobei das neue HYPR-X-Compound den Rollwiderstand um 25 % senken soll – bei u

03.04.2025Bikepacking-Equipment für Abenteurer

Interessante Produkte mit praktischer Funktionalität stellt der Bikepacking-Spezialist aus Oregon vor. Mit dem FliP Cage gibt es ab sofort eine Gepäckhalterung mit Schnellverschluss – der Name bed

02.04.2025Traumhafter Leichtbau-Renner im Aero-Trimm

Material von der Stange gibt es bei Parapera nicht. Der Carbonspezialist hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Vorzüge des Fasermaterials wirklich zu nutzen, sodass so ziemlich alle Modelle beim G

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine