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20.06.2017 | (rsn) - Wie viele andere Teams auch wird Bora-hansgrohe wohl im Lauf dieser Woche sein Aufgebot für die Tour de France bekanntgeben. Dabei dürfte die Sportliche Leitung die Qual der Wahl haben, aus dem vorläufigen 14-köpfigen Kader die neun Profis zu benennen, die am 1. Juli am Grand Départ in Düsseldorf am Start stehen sollen. In den vergangenen Wochen nämlich schwamm der Rennstall aus Raubling auf einer Erfolgswelle. Emanuel Buchmann gewann das Weiße Trikot des Critérium du Dauphiné, Peter Sagan ersprintete sich zwei Etappen und das Punktetrikot der Tour de Suisse, Rafal Majka schließlich sicherte sich mit dem Sieg auf der Königsetappe die Gesamtwertung der Slowenien-Rundfahrt.
Dennoch ist Sportdirektor Enrico Poitschke froh, dass sein Team bis zum Tour-Start noch einige Tage Zeit hat. "Wir sind sicherlich gut vorbereitet, dafür haben wir auch das ganze Jahr hart gearbeitet. Aber in der Tour ist das Niveau schon auch noch einmal höher, wir sind also über jeden Tag Vorbereitung sehr froh“, sagte er zu radsport-news.com. "Alle haben entweder eine letzte harte Rennphase oder ein Höhentraining hinter sich. Jetzt geht es darum, die Akkus aufzuladen, um in Düsseldorf voll da zu sein. Und es gibt einige intensiven Einheiten, um sich den letzten Schliff zu holen.“ Dazu sollen auch die jeweiligen nationalen Meisterschaften dienen, so Poitschke: "Es wäre natürlich toll, wenn einer unserer Fahrer das Meistertrikot bei der Tour präsentieren könnte.“
Gesetzt für die 104. Tour de France ist neben Sagan und Majka auch Buchmann , der in den Bergen so lang wie möglich an der Seite des Polnischen Meisters bleiben soll. Der Ravensburger scheint in Top-Form zu sein, wie er mit Rang sieben beim Critérium du Dauphiné bewies, wo er die Erwartungen seines Sportlichen Leiters übertraf. "Wir wussten, dass Emanuel sich erheblich weiterentwickelt hat, dass er aber in der Dauphiné ein so konstant hohes Niveau abliefern kann, das hat uns alle überrascht. Übrigens auch Emanuel selbst. Am letzten Tag, einer unglaublich harten und schnellen Etappe, hat er am Ende Froome, Valverde, Contador hinter sich gelassen, das ist schon bemerkenswert“, lobte Poitschke den 24-jährigen Buchmann.
Beste Chancen, neben den Kapitänen Sagan und Majka sowie Edelhelfer Buchmann mit zur Tour zu fahren haben wohl die beiden Routiniers Marcus Burghardt und Maciej Bodnar sowie der vielseitig einsetzbare Australier Jay McCarthy. Aber auch für Rüdiger Selig stehen die Aussichten gut. In den vergangenen Wochen wusste er sich mit Nachdruck für eine Rolle als Sagans Anfahrer bei der Tour zu empfehlen - auch wenn er zuletzt in Diensten von Sam Bennett stand. "Rüdiger hat beim Giro einen sehr guten Job als Anfahrer gemacht, und das auch in Slowenien wiederholt“, sagte Poitschke über den Berliner.
Von der Liste bereits gestrichen wurde dagegen Leopold König, der sein Comeback beim Critérium du Dauphiné vorzeitig abbrechen musste. "Wir mussten leider feststellen, dass er noch nicht so weit ist. Darum ist er auch aus dem vorläufigen Kader herausgefallen, und wurde durch Gregor Mühlberger ersetzt“, sagte Poitschke. Der 23-jährige Österreicher habe "mit seinem Sieg bei Rund um Köln, aber auch in Slowenien gezeigt, dass er den Giro gut verkraftet hat.“
Während Mühlberger sich also auf sein mögliches Tour-Debüt freuen darf, scheint es kaum vorstellbar, dass sein Landsmann Patrick Konrad nach dem Giro und dem Tour de Suisse auch noch die Tour fährt. "Bei der Tour de Suisse war er besonders die letzten beiden Tage dann schon ziemlich müde. Wir müssen mit den Trainern analysieren, wo er steht, und was für ihn der beste weitere Verlauf der Saison ist“, sagte Poitschke, der den drei weiteren Deutschen Christoph Pfingsten, Michael Schwarzmann und Andreas Schillinger Mut machte.
"Alle drei haben mit soliden Leistungen überzeugt. Und alle haben ihr Qualitäten, darum stehen sie auch auf unserer Long-List. Christoph ist ein sehr starker Allrounder, ihn kann man in unterschiedlichen Situationen einsetzten, das hat man auch bei der Vuelta im letzten Jahr gesehen. Andreas verfügt über sehr viel Routine, er ist ein tempofester Fahrer, der auch bei Windkanten ein wichtiger Helfer sein kann. Und Schwarzi ist bekanntlich ein schneller Mann, er kann sich im Feld durchsetzten und wäre sicher eine gute Alternative für Peter im Lead-out“, sagte der Sportdirektor.