Das Geheimnis seiner Stärke

Schachmann: “Zuhause ist es hart, im Rennen habe ich Spaß“

Von Joachim Logisch

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Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe) gewann zuletzt die 5. Etappe der Katalonien-Rundfahrt. | Foto: Cor Vos

03.04.2019  |  (rsn) - Bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Katalonien-Rundfahrt lieferte Maximilian Schachmann im Team Bora – hansgrohe mit den Etappenplätzen 1, 2, 3 und 4 eine starke Vorstellung ab. Schon bei Quick-Step brillierte der Berliner in der Saison 2018 unter anderem mit Etappensiegen bei der Katalonien-Rundfahrt, dem Giro d'Italia sowie der Deutschland Tour. Im Interview mit Radsport News spricht Schachmann über seine jüngsten Erfolge in Katalonien, die Arbeit mit seinem Trainer und über seine Ziel bei den Ardennenklassikern.

Herr Schachmann, warum der Wechsel zu Bora - hansgrohe? 
Maximilian Schachmann: Quick-Step war ein Team, das stark aufgestellt war und es immer noch ist. Man muss sich dort in die Situation eines Sportlichen Leiters versetzen, die die Taktik machen. Wenn er auf der einen Seite einen Schachmann hat, auf der anderen einen Alaphilippe, der schon 20 große Rennen gewonnen hat und beide fahren gleich schnell. Was wird er machen?  Er würde sich natürlich immer für Alaphilippe entscheiden. Da hat er viel weniger Druck. Selbst wenn Alaphilippe nicht abliefert, braucht sich der Sportliche Leiter nicht zu rechtfertigen. Wenn er aber auf Schachmann setzt und der fährt nicht schnell, fragen ihn alle, warum hast du auf ihn gesetzt? Das macht es einem nicht leicht, herauszustechen. Ich habe mir Bora – hansgrohe angeschaut und dort für mich einen guten Platz gesehen. Das hat sich bis jetzt bestätigt.

Sie haben gesagt, Radfahren muss Spaß machen...
Schachmann: Ja, schnell fahren und gut fahren. Das macht Spaß. Dafür muss man im Vorfeld viel opfern. Das ist eine harte Arbeit. Es ist wichtig, dass man als Fahrer erkennt, zuhause ist die harte Zeit, im Rennen hat man Spaß. Manche sehen das andersrum.

Weil es Spaß macht, sind Sie in Katalonien ständig vorausgefahren?
Schachmann: Ja! Zum Beispiel bei der 1. Etappe. Thomas De Gendt war vorne, da bin ich einfach losgefahren. Ich dachte, wenn jetzt keiner fährt, probiere ich es und nehme die Zeiten mit. Wer weiß, wie es in den Bergen laufen wird (Schachmann wurde Zweiter, d. Red.). Da wusste noch keiner, dass die Kolumbianer so aufs Gas drücken werden (lacht). Im Laufe der 4. Etappe befand ich mich in den Bergen in der Spitzengruppe. Erst lief es gut fürs Team. Ich glaube aber, da wir hätten mehr rausholen können. Deshalb war ich am Abend unzufrieden (er belegte Platz 23). Da dachte ich, viele Chancen kommen nicht mehr, fährst am nächsten Tag einfach mal los. Viele waren schon platt, das hat man ihnen angesehen. Das Rennen war unglaublich schwer. Das habe ich mir zunutze gemacht (Schachmann gewann die 5. Etappe). Allerdings hatte ich diese Leistung von mir auch nicht erwartet.

Sagt Ihnen Ihr Instinkt, wann sie losfahren sollen?
Schachmann: Man spricht sich natürlich mit der Sportlichen Leitung ab. Aber es ist auch instinktabhängig, was man macht.

Sie sagen, Ihre Form sei einiges besser als im vergangenen Jahr?
Schachmann: Seit ich fahre, geht es jedes Jahr ein Stückchen bergauf. Dazu kommt, dass ich bei Bora – hansgrohe mit Dan Lorang einen super Trainer gefunden habe. Er hat so gute Ansätze, ist so motiviert und arbeitet so hart. Das Zusammenspiel funktioniert super. Ich analysiere mich selbst, gebe mein subjektives Feedback ab. Er sieht den Sportler in Zahlen und gibt ein objektives Feedbeck. So kommen wir zu einem guten Ergebnis und können es sehr gut steuern.

Sie bereiten sich immer langfristig auf die Rennen vor. Wir langfristig haben sie sich auf die Ardennenklassiker vorbereitet?
Schachmann: Das Amstel Gold Race bin ich erst einmal gefahren. Ich habe natürlich die Bilder des letzten Jahres im Kopf, wie der Däne Michael Valgren gewann. In dieser Konstellation im Finale traue ich mir das auch zu. Es kann natürlich in diesem Jahr ganz anders aussehen. Aber es zeigt mir, dass es die Strecke hergibt. Wie ich mit der Länge klar komme, wird sich zeigen.

Sie haben sich bei Quick-Step nicht wirklich wertgeschätzt gefühlt, jetzt sind sie beim Rennstall von Peter Sagan, der gefühlt jedes Rennen gewinnen kann. Fürchten Sie nicht, dass er ihnen alle Siegchancen wegschnappen wird?
Schachmann: Nein, überhaupt nicht! Peter ist erstmal auch ein etwas anderer Fahrertyp. Er konzentriert sich auf die Kopfsteinpflaster-Klassiker. Die fahre ich nicht. Peter ist eher eine Chance für das Team. Denn jeder schaut auf ihn. Er ist für die Augen der anderen wie ein Magnet. Das kann ein Vorteil für die restliche Mannschaft sein, wenn wir uns schlau anstellen und fahren wie Quick-Step, die im Finale immer noch ein paar Profis dabeihaben. Dann können wir die Karten legen und eine wenig spielen. Es kann eine optimale Konstellation sein: mit dem endschnellen Peter Sagan, der immer in der Gruppe der Besten bleibt, während seine Teamkollegen angreifen. Was machen dann die anderen? Fahren sie uns hinterher, sprintet sie Peter im Ziel nieder, oder sie lassen uns gehen. Das ist Teamwork.

Ihr nächstes Ziel ist das Amstel Gold Race. Lüttich-Bastogne-Lüttich steht erst mal hintenan?
Schachmann: Nein, das würde ich nicht so sehen. Gerade Katalonien hat mir gezeigt, dass ich auf unterschiedlichem Terrain und unterschiedlichen Rennsituationen die Möglichkeit habe, zu reagieren und mitzufahren. Ich hoffe, dass die Form nicht zu früh da ist und bis dahin schon wieder abflacht. Ich hoffe, dass mir alle drei Klassikern liegen und ich bei allen eine Chance habe. Wobei ich sagen muss, dass der Schlussanstieg beim Flèche Wallonne auf Julian Alaphilippe zugeschnitten ist. Da macht es wenig Sinn, mit ihm in einer 1:1-Situation die Mur hochzufahren. Da muss man schon vorher eine Rennentscheidung erzwingen. Lüttich ist definitiv der schwerste Klassiker. Die Länge, die zahlreichen schweren Anstiege mit vielen Höhenmetern, die zu bewältigen sind. In diesem Jahr gibt es aber eine neue Strecke, der Schlussanstieg fällt weg, weil es ins Zentrum reingeht. Da ist viel möglich, auch weil keiner die Strecke kennt.

Schauen Sie sich das Finale noch an?
Schachmann: Im Training ja. Wir schauen uns die Strecken der Klassiker alle detailliert im Training an. Wir reisen ein paar Tage früher an. Auch, um noch mal lang jenseits der 100 Kilometer auf der Strecke zu trainieren.

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