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11.06.2022 | (rsn) – Ein Topstar ist Remco Evenepoel (Quick-Step Alpha Vinyl) nicht erst seit seinem Sieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich im April diesen Jahres. Schon bei den Junioren sorgten seine noch nie dagewesenen Leistungen für Aufsehen. Doch auf einem Gebiet hat der 22-Jährige in seinen drei Jahren als Profi noch nicht zu hundert Prozent überzeugen können: Schwere Rundfahrten. Bei der 85. Tour de Suisse vom 12. Juni bis zum 19. Juni kann er dies ändern!
Neben zwei Pässen in über 2000 Metern Höhe stellen sich dem Belgier dabei vor allem drei Fahrer in den Weg: Adam Yates, Daniel Felipe Martinez (beide Ineos Grenadiers) und Aleksandr Vlasov (Bora – hansgrohe). Im Gegensatz zu seinen drei Hauptkonkurrenten betrachtet Evenepoel die Tour de Suisse nicht als Vorbereitung auf die Tour die France, an der er nicht teilnimmt. Deswegen hatte er als einziger des Favoritenquartetts zuletzt auch einen Formnachweis, als er die Tour of Norway (2.Pro) mit drei Etappen als Bonus souverän für sich entschied.
Martinez feierte seinen Durchbruch vor zwei Jahren in der Vorbereitungsphase zu Tour. Damals gewann er überraschend das Critérium du Dauphiné – und später auch eine Etappe bei der Grande Boucle. Seitdem hat er sich zum äußerst stabilen Klassementfahrer entwickelt. Letztes Jahr wurde er als Helfer Fünfter im Giro, dieses beendete er mit der Algarve-Rundfahrt, Paris-Nizza und der Baskenland-Rundfahrt, die er gewann, seine drei Mehretappenfahrten auf dem Podium. Auch beim Flèche Wallonne und in Lüttich kam er unter die besten Fünf. Der Kolumbianer ist ein ernstzunehmender Herausforderer Evenepoels.
Sein Teamkollege Yates steht dem nur in wenig nach. Er wurde in diesem Jahr Zweiter der UAE Tour und Vierter bei Paris-Nizza. Der Brite hat nur 21 Renntage absolviert, sein Saisonhöhepunkt steht unmittelbar bevor. Sein Problem ist das lange Zeitfahren am letzten Tag der Schweiz-Rundfahrt, denn im Gegensatz zu seinem Zwillingsbruder Simon hat er noch nicht nachgewiesen im Kampf gegen die Uhr mit den Besten mithalten zu können.
Genau in dieser Disziplin hat Vlasov dieses Jahr enorme Fortschritte verbucht. So entschied er zuletzt das Bergzeitfahren der Tour de Romandie – und damit auch die Gesamtwertung – für sich. Bei der Valencia-Rundfahrt (2.Pro) war der Russe Anfang Februar der erste Fahrer seit 2019, der Evenepoel in der Gesamtwertung einer Rundfahrt eine Niederlage zufügen konnte. Damals knackte er den Belgier im schweren Anstieg zum Alto de las Antenas del Maigmo Tibi.
Bei den wenigen Sprintankünften zählen Michael Matthews (BikeExchange - Jayco), Bryan Coquard (Cofidis), Matteo Trentin (UAE Team Emirates), Alexander Kristoff (Intermarché - Wanty Gobert) und Cees Bol (DSM) zu den Favoriten.
Die deutschsprachigen Fahrer:
Mit Maximilian Schachmann, Anton Palzer (beide Bora – hansgrohe), Nikias Arndt, Nico Denz (beide DSM), Jonas Rutsch (EF Education – EasyPost) und Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty – Gobert) stehen nur sechs Deutsche am Start in Küsnacht. Schachmann und Zimmermann wiesen zuletzt beim GP des Kantons Aargau (1.1) mit Top-5-Platzierungen gute Form nach. Auf den mittelschweren Etappen könnten sie als Ausreißer zum Zuge kommen. Arndt ist einer der schnelleren Fahrer im Feld, er könnte auf den Sprint eines dezimierten Feldes spekulieren.
Rosiger sieht es bei den Schweizer aus. 18 Fahrer bringen sie bei ihrer Heimrundfahrt an den Start. Gino Mäder (Bahrain Victorious) gilt dabei als einer der größten Herausforderer der Großen Vier. Sébastien Reichenbach und Matteo Badilatti (beide Groupama – FDJ) können in ihrem Team auf die nötigen Freiheiten zählen, um entweder im Klassement oder auf Etappen anzugreifen. Aargau-Sieger Marc Hirschi (UAE Team Emirates) ist ein heißer Kandidat für Etappensiege auf den mittelschweren Etappen. Außerdem tritt wie in den letzten Jahren wieder eine Nationalmannschaft der Eidgenossen an.
Von den vier Österreichern können sich Hermann Pernsteiner (Bahrain Victorious) und Felix Großschartner (Bora – hansgrohe) etwas im Klassement ausrechnen. Marco Haller (Bora – hansgrohe) wird wie Arndt auf Sprints hoffen.
Die Strecke:
Sonntag, 12. Juni, 1. Etappe: Küsnacht - Küsnacht, 177,6km
Schon gleich zu Beginn der Tour müssen die Favoriten hellwach sein. Gleich zum Auftakt geht es über den altehrwürdigen Parcours der Züri Metzgete. Vier Mal werden der Pfannenstiel (3.Kat.) und der Küsnachter Berg (3.Kat.) überfahren. Die Spitze des letzten, steilen Anstiegs in Küsnacht liegt nur 4,5 flache Kilometer vor dem Ziel. Hier wird es vermutlich direkt Zeitabstände unter den Klassementfahrern geben.
Montag, 13. Juni, 2. Etappe: Küsnacht - Aesch, 198km
Auch das zweite Teilstück von Küsnacht nach Aesch hat es in sich. Sieben Hügel, von denen drei als Bergwertung fungieren, liegen auf dem Parcurs. 15 Kilometer vor dem Ziel muss der 6,3 Kilometer lange und im Schnitt 6,2% steile Challpass (2.Kat.) überquert werden. Von dort aus geht es ins Ziel fast nur noch bergab.
Die Profile der 1. und 2. Etappe. Foto: TDS
Dienstag, 14. Juni, 3. Etappe: Aesch - Grenchen, 176,9km
Obwohl auch einen Tag später sieben Hügel - von denen nur vier klassifiziert sind - absolviert werden, können die Sprinter hier wegen der eher flachen letzten 40 Kilometer auf ihre erste Chance hoffen. Nach 82 Kilometern steht mit der Côte au Bouvier die erste Bergwertung der 1. Kategorie dieser Tour de Suisse an.
Mittwoch, 15. Juni, 4. Etappe: Grenchen - Brunnen, 190,8km
Die 4. Etappe präsentiert sich mit einem fast umgekehrten Profil. Nach einer weitestgehend flachen Etappe liegt 16 Kilometer vor dem Ziel in Brunnen die Spitze des Sattels (2.Kat.). Vom 3,8 Kilometer langen und im Schnitt 7,6% steilen Anstieg geht es dann nur noch bergab ins Ziel, wo eine größere Gruppe den Sieg unter sich ausmachen wird.
Die Profile der 3. und 4. Etappe. Foto: TDS
Donnerstag, 16. Juni, 5. Etappe: Ambri - Novazzano, 190,1km
Extrem gefährlich wird es am fünften Tag, der durch den Tessin führt. Denn auf den letzten 75 Kilometern vor Novazzano gleicht das Profil der Strecke dem einer Fuchsschwanzsäge. Zwölf nennenswerte und steile Hügel befinden sich auf diesem Abschnitt.Auch zum Ziel nach Novazzano geht es nochmals bergauf.
Freitag, 17. Juni, 6. Etappe: Locarno - Moosalp, 177,5km
Am nächsten Tag geht es dann ins Hochgebirge. Erst muss der Nufenenpass (HC) auf 2478 Meter Höhe absolviert werden. Nach dieser Aufwärmübung, der Abfahrt und einem rund 55 Kilometer langen Flachstück endet die Etappe auf der 2048 Meter hoch gelegenen Moosalp (HC). Der Schlussanstieg ist 17,7 Kilometer lang und im Schnitt 7,6% steil. Dabei gibt es immer wieder Rampen von bis zu 10%.
Die Profile der 5. und 6. Etappe. Foto: TDS
Samstag, 18. Juni, 7. Etappe: Ambri - Malbun, 194,6km
Das siebte Teilstück wartet ebenfalls mit zwei großen Anstiegen auf. Der Lukmanierpass (1.Kat.) verfehlt die 2000-Meter-Grenze nur um 24 Meter. Der Zielort in Malbun (HC) liegt zwar deutlich tiefer, der Anstieg hat es mit 12,6 Kilometer Länge und 8,7% im Schnitt trotzdem in sich!
Sonntag, 19. Juni, 8. Etappe: Vaduz - Vaduz, 25,6km (EZF)
Abgeschlossen wird die Tour de Suisse mit einem 25,6 Kilometer langen Zeitfahren auf weitestgehend ebenem Terrain in Liechtenstein. Auf einem Kurs ohne viele technische und topografische Schwierigkeiten werden die reinen Kletterer vermutlich einiges an Zeit auf die Rundfahrer verlieren.
Die Profile der 7. und 8. Etappe. Foto: TDS
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