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22.07.2022 | (rsn) – Neben dem Schlusspodium für Kapitän Aleksandr Vlasov gehörte auch ein Etappensieg zu den vor dem Tourstart formulierten Ambitionen von Bora – hansgrohe. Der Raublinger Rennstall hatte sich nach dem Giro-Gesamtsieg durch Jai Hindley auch für die Tour de France hohe Ziele gesetzt. Doch auch nach der 19. Etappe wartet das Team auf einen Tageserfolg und daran wird sich aller Voraussicht nach nichts mehr ändern.
Gegenüber radsport-news.com verriet der Deutsche Meister Nils Politt schon vor einigen Tagen, dass er sich auf den 188,3 Kilometern von Castelnau-Magnoac nach Cahors etwas ausrechne. Über eine größere Gruppe wolle er versuchen, seinen Coup aus dem Vorjahr, als er in Nimes seinen ersten Tour-Etappensieg feiern konnte, zu wiederholen.
___STEADY_PAYWALL___ Deshalb mischte sich der Hürther auch von Beginn an unter die Ausreißer des Tages. Allerdings hielt das Feld den Abstand sehr gering und sorgte so dafür, dass die sehr schwierige Mission Etappensieg zu einer unmöglichen wurde. Schon 123 Kilometer vor dem Ziel nahm Politt dann auch die Beine hoch, verabschiedete sich von seinen Begleitern und ließ sich ins Feld zurückfallen.
Politt: "Es sollte dieses Mal nicht sein“
"Das ist halt modernes Cycling. Die Gruppe wird nicht mehr weit weggelassen. Ich habe gedacht, vielleicht lassen sie es auf ein Katz- und Mausspiel ankommen", erklärte Politt im Ziel. Zuvor waren die Ausreißer nach rund 30 Kilometern durch eine erneute Protestaktion gestoppt worden, nach einer kurzen Unterbrechung konnte die Etappe wieder fortgesetzt werden. "Dann war der Rhythmus gebrochen und es war schwer, einen Vorsprung herauszufahren. Bei 20 Sekunden braucht man es auch nicht weiter versuchen", sagte Politt.
Auch auf der 19. Tour-Etappe mischte der Deutsche Meister Nils Politt (Bora – hansgrohe) in der Gruppe des Tages mit, ließ sich dann aber frühzeitig zurückfallen. | Foto: Cor Vos
Damit wiederholte sich für ihn das Schicksal, das ihn schon am Weg nach Carcassonne ereilt hatte. Wieder hatte der 28-Jährige die richtigen Beine für die richtige Gruppe, aber erneut wurde es ein Versuch an der kurzen Leine. Deswegen entschied sich auch die Sportliche Leitung von Bora – hansgrohe dazu, die Taktik zu ändern. "Dass sich Nils zurückfallen hat lassen, war die beste Entscheidung. Denn man sah, dass die Gruppe nirgendwo hingehen und auf einer Minute gehalten würde. Es war offensichtlich, dass es ein Sprint werden würde", erklärte Rolf Aldag.
Der Sportdirektor schilderte dann, wie sich seine Mannschaft danach taktisch umstellte. "Für uns haben sich die Prioritäten geändert und wir wollten Aleks gut ins Finale bringen, damit er keine Zeit verliert", fügte er an. Denn der Kapitän liegt im Gesamtklassement nur 35 Sekunden hinter dem Fünftplatzierten Nairo Quintana (Arkea – Samsic) und ist im Vergleich zu seinen direkten Kontrahenten der bessere Zeitfahrer.
Kann Vlasov im Zeitfahren noch vorrücken?
Auf den 40,7 Kilometern könnten sogar so große Abstände entstehen, dass er sogar noch auf den vierten Platz nach vorne fahren könnte. Den belegt derzeit der Franzose David Gaudu (Groupama – FDJ), ebenfalls kein Experte auf der Zeitfahrmaschine.
Zum dritten Mal im Verlauf dieser Tour musste das Rennen nach Straßenprotesten unterbrochen werden – diesmal blockierten Demonstranten nach 30 Kilometern den Weg des Feldes | Foto: Cor Vos
Für Politt war damit der Tag noch nicht vorbei, denn er sich in Vlasovs Dienst und brachte seinen Kapitän gut ins Finale. Tief enttäuscht über die erneut gescheiterte Flucht musste er nicht sein. Bereits 30 Kilometer vor dem Ziel wurde mit Quinn Simmons (Trek – Segafredo) der letzte seiner einstigen Begleiter gestellt. "Da haben sich die Sprinterteams wieder selber in Bredouille gebracht, weil sie die Ausreißer zu zeitig zurückgeholt haben. Dann gehen halt Leute wie Wright und Stuyven nochmal", sagte er zum Finale, in dem sich nochmals eine Gruppe lösen konnte.
Im Kampf gegen die Uhr am Samstag wird Bora – hansgrohe im Kampf um den Etappensieg nicht mitmischen können, auch wenn sie gute Zeitfahrer in ihren Reihen hat. Vielleicht aber können die Raublinger am Sonntag noch mit einem guten Sprintzug überraschen, auch wenn in Paris ein Etappensieg durch Danny van Poppel unwahrscheinlich ist. "Es sollte dieses Mal bei der Tour nicht sein, aber ich denke, wir haben alles probiert", meinte Politt abschließend.