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17.02.2023 | (rsn) – Als starker Zeitfahrer hat sich Stefan Bissegger (EF Education – EasyPost) in den letzten Jahren einen Namen gemacht. Nun will der Schweizer sein Rennportfolio erweitern, denn er macht sich große Hoffnungen auf ein Topergebnis bei Paris-Roubaix, wie er radsport-news.com bei einem Interview bei der Volta ao Algarve verriet.
"Die Form ist aktuell noch nicht bei 100 Prozent, aber das passt auch so. Ich stehe da, wo ich sein will", berichtete der 24-Jährige im Gespräch. In Portugal will er sich gemeinsam mit seiner Mannschaft auf die am nächsten Wochenende in Belgien beginnende Klassikersaison vorbereiten.
___STEADY_PAYWALL___Mit neun Siegen inklusive dem Gewinn der Rundfahrt Etoile de Bessèges (2.1) erlebte das US-amerikanische Team des Schweizers einen fulminanten Saisonstart. "Wir sind erfolgreich und das ist schön. Ich habe viel gearbeitet in den ersten Rennen und meine Mannschaft ist auch zufrieden mit mir", bilanzierte der Weinfelder seinen Auftakt in das neue Straßenjahr.
Stefan Bissegger (EF Education - EasyPost) bei seiner Roubaix-Premiere. | Foto: Cor Vos
Nach der Algarve warten die ersten belgischen Klassiker auf Bissegger. Dort wird er vor allem als Helfer im Einsatz sein und seine Kapitäne um Alberto Bettiol, der 2019 die Flandern-Rundfahrt gewinnen konnte, in den schweren Finalen unterstützen. Am Ende der Pflastersaison wartet dann noch ein Rennen, das auf den Schweizer mit dem großen Motor perfekt zugeschnitten ist – Paris-Roubaix.
"Das ist das erste große Ziel von mir und da bekomme ich vom Team meine Freiheiten. Ich bin mir sicher, dass es dieses Jahr einen großen Schritt nach vorne geht", blickte er voller Selbstbewusstsein auf den Pavé-Klassiker voraus. Beim Juniorenrennen kam der Schweizer schon zweimal in den Top Ten, bei seinem Elitedebüt 2021 wurde er 62., im letzten Jahr landete er auf Rang 21.
Gelernt mit Enttäuschungen umzugehen
"Bis dorthin warten aber noch viele Rennen. Nach der Algarve steht Omloop Het Nieuwsblad auf dem Programm, dann kommt schon Paris-Nizza ehe die Klassikersaison so richtig beginnt. Da wird mir nicht langweilig und ich bin immer nur ein paar Tage dazwischen zu Hause", schmunzelte Bissegger und verriet auch, dass er nach Roubaix eine erste Pause einlegen wird.
Diese hat auch einen privaten Grund, denn Bissegger wird in dieser Zeit zum ersten Mal Vater. Nach der Geburt steht dann die Vorbereitung für die Tour de Suisse (2.UWT) auf seinem Programm. Und auch die nächste Tourteilnahme soll folgen.
Im letzten Jahr hatte er sich für das Auftaktzeitfahren beim Grand Départ viel vorgenommen. Doch auf den glitschigen und nassen Straßen in Kopenhagen stürzte er gleich zweimal. "Im Radsport läuft es nicht immer so, wie man es sich vorstellt. Im letzten Jahr musste ich zahlreiche Enttäuschungen erleben, wie Stürze oder Krankheiten. Aber ich habe gelernt damit umzugehen", erklärte der Weinfelder.
Bissegger bei seinem Saisonauftakt, dem Grand Prix de Marseille La Marseillaise (1.1) | Foto: Cor Vos
Radsport fristet in der Schweiz noch immer Randsportdasein
Doch selbst das Auftaktdrama in Kopenhagen, wo Bissegger nicht wie erhofft das Gelbe Trikot, sondern blaue Flecken und Abschürfungen holte, konnte er abschütteln. Einen Monat später wurde er in einem aufregenden Sekundenduell vor seinem Landsmann Stefan Küng (Groupama - FDJ) Zeitfahreuropameister in München; ein Titel, der ihm nun die Möglichkeit gibt, in seiner Spezialdisziplin in einem Sondertrikot an den Start zu gehen.
Bissegger wurde auf das EM-Podium von seinem Landsmann Stefan Küng (links) und dem Italiener Filippo Ganna (rechts) begleitet. | Foto: Cor Vos
"Das ist eine extreme Ehre und das Team hat auch ein tolles Design dafür entworfen", grinste der Schweizer, der aber trotz der großen Erfolge in seiner Heimat nicht die Anerkennung spürt, wie andere Athleten aus anderen Sportarten. "Bei einer Gala wurde Radsport mal mit Skicross verglichen von der Größe. Wir sind halt eine Randsportart und Ski Alpin und Fußball sind die großen Highlights", erinnerte sich Bissegger.
"Aber einen Europameister erkennen sie trotzdem. Ich fürchte, an der Anerkennung wird sich so schnell nichts ändern", meinte der 24-Jährige, der gemeinsam mit Marlen Reusser (SD Worx), Küng oder Marc Hirschi (UAE Team Emirates) zu den aktuellen Aushängeschildern des Schweizer Radsports zählt. In einem Jahr warten dann die Straßenweltmeisterschaften in Zürich: "Vielleicht bringt das ja ein wenig Aufschwung", sagte er abschließend.