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16.01.2024 | (rsn) – Das zweite deutsche Team unter den 15 WWT-Rennställen für 2024 und 2025 ist neu in der ersten Liga: Ceratizit – WNT hielt sich mit dem Antrag auf eine WorldTour-Lizenz in den vergangenen Jahren noch zurück, auch wenn man sportlich bereits gute Chancen gehabt hätte. Der Grund? Ganz einfach: Auch ohne WorldTour-Lizenz konnte das Team an allen großen Rennen teilnehmen, die mit der Lizenz verbundenen Auflagen und Pflichten waren stets größer als die Vorteile. Inzwischen aber ist das WorldTour-Label auch dem Rennstall aus dem Allgäu und seinen Sponsoren bedeutend genug, man bewarb sich und bekam prompt den Zuschlag von der UCI.
Auch wenn das Team von Sportdirektor Dirk Baldinger seit dem Karriereende von Lisa Brennauer im Sommer 2022 keinen ganz großen Star der Straßenszene mehr in seinen Reihen hat, weiß es immer wieder Akzente zu setzen: Im vergangenen Sommer beispielsweise stand Ceratizit – WNT bei der Tour de France Femmes die ganze Woche im Rampenlicht, weil Cedrine Kerbaol die Nachwuchswertung anführte und schließlich auch gewann. Die Saison beendete das Team auf Rang zehn der Team-Weltrangliste. ___STEADY_PAYWALL___
Anführerin ist neben Kerbaol vor allem die sehr clevere und sprintstarke Marta Lach aus Polen, die im vergangenen Jahr unter anderem Sechste bei Paris-Roubaix und der Lotto Thüringen Ladies Tour sowie Zweite beim Classic Lorient Agglomération (ehemals GP Plouay) wurde.
Marta Lach gewann 2023 unter anderem den GP Wallonie an der Zitadelle von Namur. | Foto: Cor Vos
Ceratizit - WNT zeichnet sich aber vor allem auch dadurch aus, dass es seinen Fahrerinnen viele Freiheiten für den Bahnradsport gibt. So ist seit 2022 Katie Archibald im Team, obwohl sie abseits der Britischen Meisterschaften in zwei Jahren nur sechs Renntage auf der Straße bestritt. Die Britin könnte den Werkzeug-Fabrikanten Ceratizit im Sommer bei den Olympischen Spielen in Paris bekannt machen – genau wie die Mannschaftsverfolgungs-Olympiasiegerin Franziska Brauße oder die frisch gebackene EM-Zweite im Ausscheidungsfahren, Lea Lin Teutenberg. Zu den Bahnfahrerinnen des Teams gehören außerdem Mylène De Zoete sowie die Schwestern Arianna und Martina Fidanza.
Überhaupt hat sich die Ceratizit Group mit Geschäftsführer Claude Sun, der auch als Team-Manager fungiert, sehr der Förderung des Frauen-Radsports verschrieben. So ist der Spezialist für Zerspanungswerkzeuge auch Titelsponsor zahlreicher Rennen wie ehemals der Vuelta a Espana und aktuell des Classic Lorient Agglomération sowie der Bretagne Ladies Tour und des Festival Elsy Jacobs in Luxemburg.
Im Olympia-Jahr gibt es, wie bei sehr vielen Teams, wenig Bewegung im Kader. Lediglich zwei Abgänge hat Ceratizit - WNT zu verzeichnen - und zwar die Schwedin Hanna Nilsson (zu Duolar- Chevalmeire) und die Deutschen Nadine Gill, die sich nach einem krankheitsbedingt schweren Jahr erstmal aus dem Peloton verabschiedet. Demgegenüber steht nur ein Neuzugang: Marta Jaskulska.
Marta Jaskulska kommt von Liv Racing – Teqfind zu Ceratizit – WNT. | Foto: Cor Vos
Die 23-jährige Polin fuhr in den vergangenen vier Jahren für das niederländische Liv Racing-Team, das zur neuen Saison nicht mehr besteht und sich in Teilen Jayco – AlUla angeschlossen hat. Jaskulska gilt als endschnell, gehört aber nicht zu den echten Sprinterinnen, sondern ist eher eine Allrounderin für verschiedene Terrains. Bei Ceratizit – WNT wird sie wohl in erster Linie Helferrollen erfüllen – gerade für Landsfrau Marta Lach.
Baldingers Team verfügt über viele Fahrerinnen, die 2024 einen Sprung machen könnten. Die Spanierin Sandra Alonso hatte 2023 Verletzungspech, gilt aber als gute Allrounderin. Teutenberg und Brauße werden von Jahr zu Jahr besser und Kerbaol hat bei der Tour gezeigt, dass sie Rundfahrt-Potenzial hat.
Kathrin Schweinberger fuhr 2023 bei kleineren Eintagesrennen von Spitzenergebnis zu Spitzenergebnis und verpasste den Sieg immer wieder nur knapp – nach verheiltem Schlüsselbeinbruch dürfte sie heiß darauf sein, auch an die großen Erfolge ihrer Schwester Christina anzuknüpfen. Und die Fidanza-Schwestern bringen von der Bahn viel Geschwindigkeit mit, wobei gerade die jüngere der Beiden, Martina, eine sehr starke Sprinterin ist.
Mylène De Zoete war 2022 in München EM-Dritte im Ausscheidungsfahren auf der Bahn. | Foto: Cor Vos
Etwas unter dem Radar geflogen ist dagegen lange Zeit die Niederländerin Mylène De Zoete – bis sie bei der letzten WorldTour-Rundfahrt 2023, der Tour of Chongming Island in China, auf der 1. Etappe von Fidanzas Anfahrerin plötzlich zur Siegfahrerin wurde und für den einzigen WorldTour-Saisonerfolg ihres Teams sorgte.
Die großgewachsene 25-Jährige erinnert an die niederländische Sprintlegende Kirsten Wild, die ihre letzten drei Karrierejahre für Ceratizit – WNT fuhr. De Zoete kommt ebenfalls von der Bahn, hat schnelle Beine und gerade auf flachen Strecken offensichtlich viel Potenzial. Den Tour-Start am 12. August in ihrer niederländischen Heimat jedenfalls hat sie sich schon rot angestrichen.
Spaß im Teamcamp beim Foto-Shooting zum neuen Trikot 2024. | Foto: Ceratizit - WNT
Das Aufgebot:
Sandra Alonso (Spanien / 25), Katie Archibald (Großbritannien / 29), Alice Maria Arzuffi (Italien / 29), Laura Asencio (Frankreich / 25), Nina Berton (Luxemburg / 22), Franziska Brauße (Deutschland / 25), Mylène De Zoete (Niederlande / 25), Lana Eberle (Deutschland / 20), Arianna Fidanza (Italien / 29), Martina Fidanza (Italien / 24), Marta Jaskulska (Polen / 23), Cédrine Kerbaol (Frankreich / 22), Marta Lach (Polen / 26), Kathrin Schweinberger (Österreich / 27), Lea Lin Teutenberg (Deutschland / 24)
Davon Neuzugänge:
Marta Jaskulska (Liv Racing – Teqfind)
Teamleitung:
Manager: Claude Sun
Sportdirektor: Dirk Baldinger
Sportliche Leiter: Fortunato Lacquaniti, Steffen Radochla, Steven Sergeant
Material:
Rahmenhersteller: Orbea
Gruppe:Shimano
Laufräder: Oquo
Reifen: Vittoria
Trikot: Alé
Helm: Kask