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13.09.2024 | (rsn) – Nicht nur durch seine Größe von fast zwei Metern ist Niklas Behrens (Lidl – Trek Future) im U23-Straßenrennen der Europameisterschaften in Belgien aufgefallen. Der 20-Jährige, aktueller Deutscher Meister in dieser Alterskategorie, lieferte eine tolle Fahrt ab, die ihn schlussendlich zur Silbermedaille führte.
"Es tut ein bisschen weh, Gold verpasst zu haben", analysierte er im Gespräch mit radsport-news.com, obwohl der junge Deutsche alles andere als enttäuscht wirkte. Klar fehlte nicht viel auf den Europameistertitel, vor allem aber konnte der Bremer auf eine wirklich starke Fahrt zurückblicken, wie auch Bundestrainer Ralf Grabsch gegenüber RSN attestierte: "Wenn Gold nahe ist, kann man ein bisschen enttäuscht sein. Aber nicht bei der Fahrweise, die er an den Tag gelegt hat." ___STEADY_PAYWALL___
Behrens zählte zu den absoluten Aktivposten im Rennen, war hauptverantwortlich dafür, dass sich auf der ersten Kopfsteinpflasterpassage gleich eine größere Gruppe vom Feld absetzte. Aus dieser heraus löste er sich mit zwei weiteren Begleitern, dem Niederländer Huub Artz (Wanty - ReUz – Technord) und dem Franzosen Léandre Lozouet (Arkéa - B&B Hôtels Continentale).
"Es war schon eine große Aufgabe, das alles auseinanderzufahren", meinte Behrens angesprochen auf den Rennverlauf. Ein platter Vorderreifen brachte ihn zu Beginn des Rennens nicht aus dem Konzept und als die erste Vorentscheidung fiel, lag er an der richtigen Position. "Als es das erste Mal über das Pflaster ging, wusste ich, dass ich vorne rein muss, und das ist mir gelungen. Ich habe das Tempo verschärft und eine Gruppe von gut 15 Fahrern konnte sich lösen", schilderte er weiter.
Niklas Behrens gönnt sich einen Podiums-Selfie. | Foto: Cor Vos
Schon zu Beginn des Tages hatte sein Teamkollege Julian Borresch (Rembe - Sauerland) sich unter die ersten Angreifer gemischt, weswegen die anderen Deutschen im Feld ihre Körner sparen konnten, während die Teams aus Belgien und den Niederlanden bereits reagieren mussten. "Die Gruppe war so wichtig für die weitere Ausrichtung des Rennens", war Grabsch auf seinen Schützling Borresch stolz. Als sich dann Behrens löste, empfand er die Situation als nicht ganz ideal, da der Bremer als einziger Deutscher vorne war, die Niederländer beispielsweise aber zu dritt.
"Wir wussten, wenn Niklas vorne ist, dann ist er auch in Unterzahl extrem gefährlich, was er auch bestätigt hat", so der Bundestrainer weiter. Als es zum zweiten Mal über das Kopfsteinpflaster ging, lösten sich Artz und Lozouet. Eine gefährliche Situation, die Behrens souverän löste, indem er im Alleingang zu den beiden aufschließen konnte. Vor allem den späteren Europameister machte er als gefährlichsten Gegner aus: "Ich dachte mir, den lass ich nicht weg."
Über 60 Kilometer waren es noch bis zur Ziellinie, doch das Trio arbeitete gut zusammen und wehrte alle Versuche seiner Verfolger ab, die verzweifelt an die Spitze zurückkehren wollten. In der letzten Runde ließen Behrens und Artz den Franzosen stehen. Der Deutsche versuchte dann den Niederländer abzuschütteln, doch beide Versuche scheiterten.
"Am Ende haben wir ein bisschen gepokert, viel ging aber nicht, weil sonst der Franzose wieder rangekommen wäre. Also habe ich dann den Sprint eröffnet, zuerst noch nicht voll, weil ich wusste, dass Artz ganz gut sprinten kann", erzählte der 20-Jährige die finalen Momente, wo sich er und der Niederländer sogar kurz touchierten im Sprint. Am Ende fehlten Behrens nur wenige Zentimeter auf den Titel.
Behrens verliert den Sprint gegen Huub Artz. | Foto: Cor Vos
Dieser wäre sicherlich die Krönung einer mehr als erfolgreichen ersten U23-Saison gewesen. Erst spät und über die Umwege Schwimmen und Triathlon kam Behrens überhaupt zum Radsport. Vor knapp über einen Jahr überraschte er als Etappensieger bei der Flanders Tomorrow Tour (2.2U) in Nieuwpoort und empfahl sich so für die Development-Mannschaft von Lidl - Trek. In deren Trikot gewann er in dieser Saison die Youngster Coast Challenge (1.2U) in Koksijde, zwei also ganz ähnliche Rennen vom Profil her wie das EM-Straßenrennen.
"Solche Rennen, wo du den ganzen Tag um die Position kämpfst, das macht mir am meisten Spaß", grinste der Deutsche angesprochen auf sein Lieblingsterrain. Aber der 20-Jährige fühlt sich auch auf welligen Kursen ganz wohl, was er bei den Deutschen Meisterschaften eindrucksvoll zeigte. Sein nächstes Ziel ist nun in Zürich, wo er sowohl im Zeitfahren als auch im Straßenrennen zum Aufgebot der U23-Auswahl zählt.
"Ich bin gespannt, wie das dann läuft. Wir werden sehen, ob uns jemand von den Bergjungs davonfährt. Auf jeden Fall wird es sehr sportlich", meinte Behrens, der zwar im Nachwuchsteam von Lidl – Trek fährt, allerdings einen anderen Superstar als Vorbild hat. "Ich bin Van-der-Poel-Fan, auch wenn Mads Pedersen auch richtig Fahrrad fahren kann", erklärte er. Ein paar Mal wagt er sich auch auf das Crossrad im Winter. "Aber für die Sportart bin ich zu groß und zu schwer", fügte er mit einem Lächeln an.
Dass er den Schlussspurt so knapp verlor, konnte er gut verkraften. "Das passiert auch bei den Profis, wenn ein Pedersen gegen Mathieu sprintet und unterliegt. Ich finde, dass sich Vize-Europameister immer noch besser anhört als Dritter. Dennoch hätte ich das Trikot des Europameisters gerne getragen", meinte er abschließend.