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27.07.2025 | (rsn) – Auf den 110,4 welligen, mit 1651 Höhenmetern gespickten Kilometern von Brest nach Quimper setzte sich Mavi García (Liv AlUla Jayco) im Alleingang vor dem hinter ihr heranrasenden Feld auf der 2. Etappe der Tour de France Femmes (2.WWT) durch. Mit viel Mut hatte die 41-jährige Spanierin sechs Kilometer vor dem Ziel das dezimierte Feld attackiert und konnte letztendlich einen knappen Vorsprung von drei Sekunden über die Ziellinie retten.
Knapp dahinter wurde Euroapmeisterin Lorena Wiebes (SD Worx – Protime Zweite vor Kimberley Le Court (AG Insurance – Soudal), die mit ihrer erneuten Podiumsplatzierung die neue Trägerin des Gelben Trikots ist.
Nach dem Zieleinlauf konnte García zunächst kaum fassen, was für ein Coup ihr da ein paar Minuten zuvor gelungen war. “Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich hatte ein sehr hartes Jahr, das ist unglaublich. Ich fahre schon so viele Jahre und dachte vielleicht ist es Zeit aufzuhören. Das gibt mir so viel“, kommentierte sie im Ziel den bisher größten Erfolg der Karriere.
“Ich versuche es so oft, aber es funktioniert nie und ich konnte es bis fünf Meter vor dem Ziel nicht glauben“, so García weiter. “Als ich zurückschaute, habe ich gesehen, dass sie ein Stück entfernt sind. Es ist vielleicht nicht der aufregendste Sieg, aber es ist lange her, seit ich das letzte Mal dieses Gefühl hatte.“
Für Liane Lippert (Movistar) dürfte ihr vierter Platz in der heutigen Tageswertung eine Genugtuung für den geschenkten Auftakttag gewesen sein. “Es war klar, dass es nicht um den Sieg geht, deshalb bin ich ein bisschen früher angetreten. Aber im Endeffekt, nach gestern ist das schon mal ein viel besseres Gefühl gewesen und ja, die nächsten zwei Tage sind ein bisschen locker und dann schauen wir mal“, sagte die am ersten Tag gestürzte Friedrichshafenerin der ARD im Ziel.
Auch die Deutsche Meisterin Franziska Koch (Picnic - PostNL) lieferte eine bärenstarke Leistung ab und fuhr ein aggressives Rennen, auf Platz 36 in der Gesamtwertung ist sie beste deutsche Fahrerin bei der Tour.
Da Auftaktsiegerin Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) zeitgleich mit Le Court ins Ziel kam, in Summe aber die schlechtere Gesamtzahl an Tagesplatzierungen aufweist, musste sie das Gelbe Trikot an die Überraschungssiegerin von Lüttich- Bastogne-Lüttich weiterreichen. Dritte ist weiterhin ihre Teamkollegin Pauline Ferrand-Prévot, die einen Rückstand von sechs Sekunden auf die neue Gesamtführende aufweist.
“Als ich die Linie überquerte, wusste ich nicht, was ich erreicht habe. Erst als ich zum Bus ging, sagte mir mein Team, dass ich das Gelbe Trikot habe. Es ist ein bisschen ein Schock, aber es sind großartige Neuigkeiten. Das große Ziel des Teams ist das Gesamtklassement, aber ich will auch versuchen, eine Etappe zu gewinnen“, sagte die neue Gesamtführende im Ziel- Vos führt weiterhin mit vier Zählern Vorsprung vor Wiebes die Punktewertung an und fährt somit auf der 3. Etappe in Grün. Mit dem heutigen Gewinn zweier Bergwertungen konnte Elise Chabbey (FDJ – Suez) ihr Bergtrikot eindrucksvoll verteidigen, auch die Franzsösin Julie Bego (Cofidis) fährt weiterhin im weißen Trikot der besten Nachwuchsfahrerin.
Nachdem einige Klassementfahrerinnen am gestrigen Tag schon ins Hintertreffen geraten waren, konnte sich zumindest Demi Vollering (FDJ – Suez) heute schadlos halten. Die Toursiegerin von 2023 kam zeitgleich mit Titelverteidigerin Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM – zondacrypto), Pauline Ferrand-Prévot (Visma – Lease a Bike) und Anna van der Breggen (SD Worx – Protime) ins Ziel und bleibt damit in Schlagdistanz zu ihren unmittelbaren Widersacherinnen auf den Gesamtsieg.
Weniger gut lief es für Giro-Siegerin Elisa Longo Borghini (UAE – ADQ) und Weltmeisterin Lotte Kopecky (SD Worx – Protime) aus. Während die Italienerin weitere 1:53 Minuten Rückstand im Klassement kassierte, findet sich die zweifache Straßenweltmeisterin bereits mit einem Abstand von 2:30 Minuten auf dem 38. Platz im Geasmtklassement wieder.
Mit doppelt so vielen Höhenmetern wie am Vortag vor der Brust rollte das, nach Marlen Reussers Ausstieg und dem heutigen Verzicht von Charlotte Kool (Picnic - PostNL) um zwei Fahrerinnen geschrumpfte Feld aus der Hafenstadt Brest heraus.
Mit der Harmonie war es nach zehn Kilometern vorbei, als die Kämpferischste Fahrerin des Auftakts, Franziska Koch (Picnic - PostNL) gemeinsam mit Aude Biannic (Movistar) attackierte und schnell einen Vorsprung von 1:20 Minuten herausfahren konnte.
Kampflos entschied die Deutsche Meisterin dann bei Rennkilometer 45,6 den Zwischensprint vor Biannic für sich. Das Duell um den dritten Platz entschied Wiebes um Millimeter vor dem Gelben Trikot für sich.
Fünf Kilometer später wurde die erste von vier Bergwertungen ausgefahren. In einem langen Sprint ergatterte sich an am Menez Quelerc`h (3 km, 6,2% ) Silke Smulders (Liv - AlUla - Jayco) die drei Bergpunkte vor Elise Chabbey (FDJ – Suez), die zum dortigen Zeitpunkt weiterhin virtuell im Gepunkteten Trikot fuhr. Direkt nach der Kuppe zogen die beiden dann voll durch und konnten schnell einen Vorsprung von knapp 20 Sekunden herausfahren.
Das Streckenprofil der 2. Etappe der Tour de France Femmes | Foto: Veranstalter
Rund zehn Kilometer, bevor es die Cote de Locornan (4. Kat.) hinauf ging, gesellte sich Maud Rijnbeelk (Volker Wessels) zum Führungsduo. Die Niederländerin war auch schon gestern kurzfristig in einer Spitzengruppe zu sehen gewesen. An der Kuppe des Anstiegs nahm Chabbey Revanche an Smulders und holte sich zwei weitere Bergpunkte, Rijnbeek war zwischenzeitlich wieder zurückgefallen. Auch bei der nächsten Bergwertung, der Cote de Chemin de Trohéir (4. Kat.), lag Chabbey vorn.
Die 26 Kilometer lange Schlussrunde nahm das Duo rund 40 Sekunden vor den Verfolgerinnen in Angriff. Nach dem Bonussprint, der 21 Kilometer vor dem Ziel abgenommen und an dem ebenfalls Chabbey die Nase vorn hatte, begann das Finale. Obwohl sich 17 Kilometer vor Rennende Riejanne Markus (Lidl – Trek) zum Führungstrio gesellt hatte, sah es aber mit einem inzwischen auf 20 Sekunden geschmolzenen Vorsprung nicht gut für die Gruppe aus.
Denn dahinter pushte Visma - Lease Bike mächtig um Ferrand-Prévot und Vos erneut in eine gute Ausgangsposition zu manövrieren. Als das stark ausgedünnte Feld von weniger als 30 Profis dann zwölf Kilometer vor dem Ziel die Flucht der Spitzengruppe beendete, wurden die Karten neu gemischt.
Ein “Mini-Peloton“ nahm dann die letzten zwei kurzen und steilen Anstiege unter die Räder. Urplötzlich ging García auf den letzten Kilometern All-in, fuhr schnell einen Vorsprung von 22 Sekunden heraus und rettete als Überraschungssiegerin derer drei über die Ziellinie zu ihrem größten Karriereerfolg. Das kurz dahinter heranrasende Feld hatte sich offensichtlich in der Verfolgung der Spanierin verpokert. So blieb Wiebes nur Rang zwei vor Le Court, die damit am zweiten Tag in Folge auf das Podium fuhr und mit dem Gelben Trikot belohnt wurde.
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