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31.05.2013 | (rsn) - Seit Chris Froome auf den Bergetappen der vergangenen Tour de France sogar stärker zu sein schien als sein Kapitän, Gesamtsieger Bradley Wiggins, diskutiert die Radsport-Welt eine Frage: Wer wird Sky bei der vermeintlich schwereren, weil bergigeren, Tour de France 2013 anführen? Team-Manager Dave Brailsford gab am Rande des Giro d'Italia, bei dem Wiggins krankheitsbedingt schwächelte, eine erste offizielle Antwort: Froome soll es sein.
Doch so sehr die Sky-Mannschaft in den vergangenen Monaten dafür bekannt geworden ist, nach der Benennung eines Kapitäns bis zum bitteren Ende zu ihm zu stehen und auch Podiumschancen eines möglichen Thronfolgers zu gefährden, so sehr nagen dennoch Zweifel daran, ob Brailsfords klare Aussage Bestand hätte, wenn Wiggins doch noch fit zur Tour erscheinen würde - immerhin ist der 33-Jährige der Titelverteidiger der Frankreich-Rundfahrt, und den macht man nicht einfach zum Helfer.
29 Tage vor Beginn des Rennens scheint die Situation dennoch eindeutig: Während Froome am Sonntag den Höhepunkt seiner Tour-Vorbereitung erreicht und beim Critérium du Dauphiné gegen Alberto Contador (Saxo-Tinkoff) und Joaquim Rodriguez (Katusha) um den Gesamtsieg kämpfen will, quält sich Wiggins weiterhin mit seinen Verletzungssorgen herum. „Ich kann bestätigen, dass Brad momentan noch immer nicht richtig trainieren kann und wir die Situation ganz genau beobachten“, sagte Brailsford nun dem britischen „The Guardian“.
Neben seiner Brustkorb-Infektion soll der Tour-Sieger beim Giro auch wegen Knie-Problemen im linken Bein zu kämpfen gehabt haben, welche nun zwei Wochen später laut „Gazzetta dello Sport“ auch seine Tour-Vorbereitung weiterhin stören. Deshalb ist auch Wiggins‘ Start bei der Tour de Suisse, die am 8. Juni beginnt, noch längst nicht sicher. Den Kader für die Schweiz will Sky Anfang der kommenden Woche bekanntgeben. Sollte er dort nicht mit von der Partie sein, so gibt es kaum noch Möglichkeiten, die so wichtigen Rennkilometer in die Beine zu bekommen.
Für Froome hingegen scheint alles nach Plan zu laufen. Der 28-Jährige hat die Tour of Oman, das Critérium International und die Tour de Romandie gewonnen und ist vor dem Dauphiné-Auftakt dementsprechend gelassen - auch im direkten Bezug auf die K-Frage zur Tour de France: „Ich genieße das Gerede nicht wirklich, aber wenn man bedenkt worum es geht und was wir tun, dann ist es verständlich - und es ist großartig, so großes Interesse zu spüren“, so der Vorjahreszweite der Frankreich-Rundfahrt.
Und Froome weiß auch abseits des Rades, wie er der Konkurrenz das Fürchten lehrt. „Ich habe nicht das Gefühl, dass ich meine Top-Form schon erreicht habe. Es lief gut, aber ich bin noch nicht so richtig geflogen“, sagt er trotz der großen Erfolge aus dem Frühjahr fast schon selbstkritisch. „Ich bin dabei mich zu steigern, aber es sind ja auch noch ein paar Wochen bis zur Tour - es ist also noch Raum zur Verbesserung da.“
Wenn Froome beim Critérium du Dauphiné die Muskeln spielen lässt und sich gegen den von ihm als größten Favoriten auf den Tour-Sieg bezeichneten Contador besteht, dann könnte ihm das endgültig die Kapitänsrolle zuspielen und für Wiggins gleichzeitig einen weiteren moralischen Tiefschlaf bedeuten.