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18.11.2013 | (rsn) – Nach mehreren Jahren in deutschen Continental- und Amateurteams wechselte Christoph Schweizer zur Saison 2013 zum aserbaidschanischen Continental Team Synergy Baku und absolvierte prompt die mit Abstand erfolgreichste Saison seiner Karriere.
Gekrönt wurden die Leistungen des 27-Jährigen von einem Etappenerfolg bei der Tour of Azerbaidschan (Kat. 2.2), dem Heimrennen seines Teams, bei dem er auch für einen Tag das Führungstrikot trug.
„Bei diesem Rennen wurde von Seiten der Teamleitung auch nur geringer Druck aufgebaut, da diese mir mitteilten, dass ich 'nur' für die erste Etappe mitfahre, diese aber gewinnen müsse“, so Schweizer im Gespräch mit Radsport News scherzhaft.
Der Sprinter hielt dem Druck stand, gewann die Etappe und sicherte sich dank eines weiteren dritten Etappenplatzes auch das Sprintertrikot der Rundfahrt. „Allein durch diese Erfolge bin ich mit 2013 schon zufrieden“, so Schweizer, der zudem noch dritte Etappenplätze bei der Tour de Taiwan (Kat. 2.1) und der Tour of Hainan (Kat. 2.HC) herausfahren konnte.
Dass diese Erfolge überhaupt erst möglich wurden, hatte Schweizer auch etwas dem Zufall zu verdanken. „Ich war in Gedanken eigentlich schon so weit, im Jahr 2013 'nur' noch nach Zeit und Lust, Amateurrennen zu fahren und um die Kurven zu flitzen. Doch David McCann, einer der sportlichen Leiter vom Synergy Baku Cycling Project, kontaktierte mich mit dem Vertragsangebot. Das klang im ersten Moment natürlich abenteuerlich. Da ich Abenteuer aber mag, habe ich nicht wirklich lange überlegt“, schilderte der jüngere Bruder von Michael Schweizer, wie es zu seinem Engagement kam und fügte an: „Der Wechsel hat mir gut getan“.
Allerdings musste sich Schweizer dabei auch umstellen. Da die meisten Renneinsätze im asiatischen Raum stattfanden, musste er immer mit dem Flieger anreisen und traf erst vor Ort auf seine Teamkollegen. Außerdem hatte Schweizer bei der Multi-Kulti-Truppe, die aus zehn verschiedenen Nationen kommt, einige Sprachbarrieren zu überwinden.
„Es wurde zumeist Englisch gesprochen. Das war am Anfang noch sehr schwierig, da ich das logischerweise nicht gewöhnt war und das gesprochene Englisch auch nicht wirklich meinem gelernten Schul-Englisch entsprach. Auf jeden Fall ist es sehr interessant und teilweise spaßig, die unterschiedlich akzentuierte Englisch-Aussprache meiner Teamkollegen zu hören", erklärte Schweizer und schilderte weitere Barrieren, die es zu überwinden galt: „Am schwierigsten war es aber, das 'richtige' Englisch vom Engländer Clarke, dem Iren McConvey oder dem Australier Rogers zu verstehen Auch sprechen unsere Aserbaidschaner nur gebrochen englisch, dafür aber russisch – was ich nicht kann... Da braucht man für einfache Unterhaltungen schon mal etwas länger und das kostet teilweise auch einige Nerven.“
Deshalb liefen auch die Teambesprechungen entsprechend lustig ab, wenn auch ungewollt. „Das sah dann oft so aus, dass der sportliche Leiter eine Renntaktik auf Englisch vorgab. Wenn es sich dabei um Stefan Rucker (Österreich) handelte, fragte ich auf Deutsch nach. Kirill, unser Russe, übersetzte und diskutierte die Taktik für die anderen Aserbaidschaner dann auf Russisch. Das gab dann eine ziemlich coole Sprachvielfalt. Meistens war aber am Ende jeder im Bilde, wie das Rennen angegangen werden sollte“, so Schweizer, dem die Baltic Chain Tour in Litauen in schlechter Erinnerung geblieben ist.
Denn dort wurde der Teambus in der Nacht aufgebrochen und komplett leer geräumt. „Das waren neun Kompletträder plus Ersatzmaterial, Werkzeug und vieles mehr. Das hätte uns definitiv erspart bleiben können“, so der Sprinter, der in 2014 Schweizer an seine Erfolge anknüpfen und sein Können auch bei größeren Rennen unter Beweis stellen will.
„Wir wollen mehr Rennen in Europa fahren, unter anderem versuchen wir Startplätze für Rund um Köln und die Bayern-Rundfahrt zu bekommen“, so Schweizer, der beim Synergy Baku Cycling Team familiäre Unterstützung bekommt, denn sein Bruder Michael wird künftig ebenfalls für den aserbaidschanischen Rennstall an den Start gehen.
„Mit meinem Bruder in einem Team zu fahren finde ich super. Ich weiß genau, was er kann und was ihm liegt, genauso weiß er das von mir. Zwischen uns besteht auch kein Neid oder ähnliches, das heißt dass wir uns im Rennen zu 100 Prozent aufeinander verlassen können", sagte Schweizer.