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13.07.2016 | (rsn) - Wie erwartet hat ein Massensprint über den Sieg auf der 2. Etappe der 73. Polen-Rundfahrt entschieden. Auf der langen, bergab führenden Zielgeraden in Kattowitz, wo 2011 auch schon Marcel Kittel für Furore sorgte, hatte am Mittwoch sein Teamkollege Fernando Gaviria (Etixx-Quick-Step) die Nase vorn. Der 21-jährige Kolumbianer verwies den Italiener Elia Viviani (Sky) und den Australier Caleb Ewan (Orica-BikeExchange) auf die Plätze zwei und drei.
"Der letzte Kilometer war verrückt. Es gab viele Sprinter, die gewinnen wollten, die einen kamen von rechts, die anderen von links. Es war schwer, eine gute Angriffsposition zu beziehen. Als ich mich jedoch dank des Lead-outs meiner Kollegen vorne wiederfand, musste ich nur durchziehen“, kommentierte Gaviria seinen vierten Saisonsieg.
Das oberschlesische Kapitel der diesjährigen Auflage der Tour de Pologne begann in Tarnowskie Gory, das seit dem 15. Jahrhundert für seine Silbergruben bekannt war. Das Feld musste 153 Kilometer in Angriff nehmen, unterwegs konnte man Punkte sowohl für die Sprint- als auch für die Bergwertung sammeln. Wie in den letzten Jahren schon sahen die Veranstalter in Kattowitz eine kurvenreiche fast 15 Kilometer lange Runde vor, die fünf Mal bewältigt werden musste.
Nach absolvierten 20 Kilometern befanden sich überraschenderweise zwei Favoriten auf den Gesamtsieg vorn: Bob Jungels (Etixx-Quick-Step) und Simon Yates (Orica-GreenEdge), zu denen Youcef Reguigui (Dimension Data), Danilo Wyss (BMC Racing), Tom Leezer (LottoNL-Jumbo) und Mirco Maestri (Bardiani) stießen. Dagegen hatte vor allem Michał Kwiatkowski (Sky) etwas, der zusammen mit Marco Coledan (Trek-Segafredo), Matej Mohoric (Lampre-Merida) sowie Sebastian Minard (Ag2r) zu Jungels & Co. aufschloss.
In Piekary Slaskie wurden die Ausreißer wieder gestellt, was weitere Attacken und Tempoverschärfungen zur Folge hatte. "Wenn vorne zwei wichtige Fahrer unterwegs sind, dann können wir uns als Mannschaft nicht leisten, dort nicht vertreten zu sein. Aber für mich machte dieser Fluchtversuch keinen Sinn, weil es klar war, dass das Feld uns nicht ziehen wird“, sagte Kwiatkowski.
Das Renngeschehen wurde dann von einer fünfköpfigen Spitzengruppe bestimmt. Mit der von Partie war wieder Jonas Koch (Verva-Activejet), der schon auf der 1. Etappe zu den Ausreißern gehörte. Neben dem 23-jährigen Deutschen fuhren in der Führungsgruppe auch Artur Detko (Polnische Nationalmannschaft), Łukasz Owsian (CCC Sprandi), Marcel Aregger (IAM Cycling) sowie Bakhtiyar Kozhatayev (Astana). Das Quintett arbeitete gut zusammen und konnte einen Vorsprung von zwei Minuten herausfahren, der allerdings rund 35 Kilometer vor dem Ziel auf eine Minute geschrumpft war.
"Obwohl ich schon auf der 1. Etappe in der Fluchtgruppe fuhr, fühlte ich mich heute ganz gut. Fast über 40 Kilometer probierten es einige andere Fahrer, dann kamen wir an die Reihe. Es war eine unfassbare Etappe“, sagte Koch, der die Führung in der Wertung für den aktivsten Fahrer übernahm.
Im Peloton schlug Etixx-Quick Step hohes Tempo an, um das Gelbe Trikot des Gesamtführenden Davide Martinelli zu verteidigen. Allerdings wollte das belgische Team die Ausreißer nicht auf "Teufel komm raus" einholen, denn wäre die Spitze zu früh geschnappt worden, wäre es zu Konterattacken gekommen. Alles drehte sich um das richtige Timing. Den Verfolgern in die Karten spielte ein wenig Aregger, der sich nach der letzten Bergprämie von seinen Begleitern absetzen konnte. Der Schweizer probierte es solo, seine "Überlebenschancen“ waren jedoch sehr gering.
Vor der finalen Runde wurde Aregger gestellt, die Rechnung von Etixx ging nicht so richtig auf. Nun übernahm Orica-BikeExchange die Führungsarbeit und war mit einem hohen Renntempo (53 Km/h) darum bemüht, keine weiteren Ausreißversuche zuzulassen.
Auf den letzten zehn Kilometern spannte sich die Equipe LottoNL-Jumbo vor das Feld. Auch Ag2r und Sky wollten im "Sprint-Tempel“, wie Kattowitz von den polnischen Journalisten gerne bezeichnet wird, ein Wörtchen mitreden.
Erst das Zielfoto zeigte, wer im Endspurt über die schnellsten Beine und das nötige Glück verfügte. Den Sieg holte sich Gaviria, der von seinem Etixx-Zug prächtig unterstützt wurde. Nikias Arndt (Giant-Alpecin) belegte Platz acht, Heinrich Haussler (Orica) wurde Siebter.
Gaviria bekam auch das Gelbe Trikot übergestreift. Im Gesamtklassement liegt er sechs Sekunden vor seinem Mannschaftskollegen Martinelli, dessen Vater einmal Profi war und bis 2015 das Astana-Team leitete.
Die morgige 3. Etappe von Zawiercie nach Nowy Sacz führt über 240 Kilometer und ist mit drei Anstiegen gespickt, darunter eine der höchsten Kategorie in Wysokie.