Nach Hackerangriff auf polnische Anti-Doping-Agentur

Niewiadoma: “Ich bin nie positiv auf Marihuana getestet worden“

Von Felix Mattis aus Amnéville

Foto zu dem Text "Niewiadoma: “Ich bin nie positiv auf Marihuana getestet worden“"
Katarzyna Niewiadoma (Canyon - SRAM) | Foto: Cor Vos

15.08.2024  |  (rsn) – Katarzyna Niewiadoma (Canyon – SRAM) hat auf der 5. Etappe der Tour de France Femmes das Gelbe Trikot erobert und damit einen Tag nach einem persönlichen Schock die persönliche Befreiung geschafft. Am Mittwochmorgen, kurz vor dem Start der 4. Etappe nämlich war ihr Name Teil von Veröffentlichungen rund um ein Datenleck gewesen, dass es bei der polnischen Anti Doping Agentur POLADA gegeben hatte.

Im Zuge dieser Veröffentlichungen auf X (ehemals Twitter) wurde verbreitet, die von einer Hackergruppe erlangten geleakten Daten würden zeigen, dass Niewiadoma am 16. Mai 2023, zwei Tage nach dem Ende der baskischen WorldTour-Rundfahrt Itzulia Women, positiv auf Marihuana getestet worden sei. Nach der Eroberung des Gelben Trikots in Amneville nun bezog sie im Beisein von radsport-news.com in der Interview-Mixed Zone nach einem kurzen Lachen Stellung dazu.

"Ich bin an diesem Tag nie getestet worden und POLADA hat auch sofort klargestellt, dass das fake ist", sagte Niewiadoma da und wiederholte auf Nachfrage der niederländischen AD: "Ich bin an diesem Tag nie getestet worden, ich bin nie positiv auf Marihuana getestet worden und noch dazu hat POLADA klargestellt, dass das Leak um mich und auch alle anderen polnischen Athleten fake ist."

Kurz nachdem die angeblichen Positivtests mehrerer polnischer Spitzenathleten auf der Social-Media-Plattform X veröffentlicht worden waren, hatte POLADA am Mittwoch ein Statement herausgegeben, in dem man klarstellte, dass die öffentlich gemachten Testergebnisse falsch seien.

Daten der angeblichen Positivtests scheinen fragwürdig

"Weder die Daten, an denen die Tests gemacht worden sein sollen, noch deren Ergebnisse stimmen mit der Realität überein", ließ POLADA da wissen.

Auf Nachfrage von radsport-news.com am Rande der Tour de France Femmes avec Zwift berief sich auch Niewiadomas Team Canyon – SRAM am Mittwoch auf das offizielle POLADA-Statement.

Neben Niewiadoma waren zahlreiche weitere polnische Spitzensportler und Spitzensportlerinnen Teil der Veröffentlichungen aus den angeblichen Daten, die durch einen Hackerangriff auf POLADA geleakt worden waren. Unter anderem sollte der ehemalige Stürmer des FC Bayern München, Robert Lewandowski, am 12. März 2022 positiv auf das anabole Steroid Stanozolol gewesen sein. Und die Weltranglistenerste im Damen-Tennis, Iga Swiatek, sei am 5. Juli 2021 positiv auf EPO getestet worden.

Trainingskontrolle zu Marihuana per Doping-Reglement irrelevant

Am 12. März 2022 spielte der FC Bayern in der Bundesliga 1:1 gegen die TSG Hoffenheim. Der Test dort wäre also von der deutschen Anti Doping Agentur NADA durchgeführt worden, die von einem positiven Stanozolol-Test aber nie etwas mitteilte. Swiatek verlor am 5. Juli 2021 im Achtelfinale in Wimbledon gegen Ons Jabeur.

Bei Niewiadomas angeblichem Test-Termin handelte es sich um den 16. Mai 2023, zwei Tage nach der Itzulia Women. Es hätte sich damit um eine Trainingskontrolle gehandelt, in der ein positives Ergebnis auf Marihuana nicht gegen die Anti-Doping-Regeln verstoßen würde. Marihuana ist nur im Wettkampf verboten.

Hackerangriff fand statt, veröffentlichte Daten scheinen fragwürdig

Fakt ist: Am 6. August wurde die POLADA tatsächlich gehackt. Das teilte sie ihren Athleten und Athletinnen kurz darauf mit einem Schreiben mit. Dort warnte sie die Sportler und Sportlerinnen, dass private Daten wie Adressen, Telefonnummern und eMail-Adressen durch einen Hackerangriff ergattert worden seien. Zu dem Hackerangriff bekannte sich die pro-russische Hackergruppe Beregini, die auch Screenshots von einigen Datensätzen veröffentlichte.

Ob diese aber echt sind oder nach dem Hackingangriff noch manipuliert wurden, lässt sich nicht nachvollziehen. POLADA besteht auf letzteres und auch die weiteren Indizien scheinen für Fälschungen zu sprechen.

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