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27.08.2024 | Die "Cycling Tour", das Jedermann-Rennen der Deutschland-Tour, ist jedes Jahr aufs Neue ein "Must-Win“ für das Team Strassacker - wurde die Equipe in Celeste doch vor über 20 Jahren anlässlich dieses Rennens aus der Taufe gehoben. Nach Siegen in den letzten Jahren machten sich acht Strassacker-Fahrer mit entsprechend hohen Ambitionen auf die 100 Kilometer lange Strecke durch das Bliesgau östlich von Saarbrücken.
Nachdem es am Samstag beim "Recon Ride" noch brütende 35 Grad heiß war, hatten nächtliche Gewitter eine willkommene Abkühlung gebracht: Beim Startschuss am Staatstheater Saarbrücken herrschten mit gut 15 Grad und Sonnenschein perfekte Rennbedingungen. Das Team der Deutschen Kinderkrebs-Stiftung übernahm zu Beginn die Führung und machte aus Saarbrücken heraus Tempo. Unsere Fahrer Tommi Krecken, Nils Kessler und Phil Peitzmeier konnten so ihre Kräfte sparen.
Tempoverschärfung am ersten Berg
Nach der engen Ortsdurchfahrt von St. Ingbert ging es nach 15 Kilometern in mehreren Stufen hinauf zum ersten Berg des Tages. Phil und Nils machten das Tempo und zogen die Gruppe in die Länge. An der Steilstufe zum Ende des Anstiegs setzte sich Jan Kattanek vom Skull Racing Team an die Spitze und erhöhte nochmal die Schlagzahl. Nur gut zehn Fahrer konnten der Verschärfung folgen, darunter vier vom Team Strassacker: Chris Mai, Johannes König, Phil und ich. Auch zwei Fahrer von Skull, drei von der Kinderkrebs-Stiftung und einige Einzelfahrer waren dabei.
In der folgenden abfallenden Passage funktionierte die Gruppe zwar solide, trotzdem gelang es Ben Witt, Joscha Weber und Nils den Anschluss herzustellen, insgesamt etwa 20 Mann gingen auf den nun folgenden welligen Mittelteil des Rennens. Hier passierte bis auf einige erfolglose Antritte unterschiedlicher Fahrer recht wenig. Die Gruppe ging gut und Chris und ich konnten uns als nominelle Kapitäne zurückhalten, um Körner für das anspruchsvolle Finale zu sparen.
Turbo im Steilstück
Die anderen Jungs kümmerten sich ums Tempo, schließlich führte Ben uns ins Finale, eine Trilogie von Anstiegen, jeweils zwischen vier und sechs Minuten lang. Wir hatten uns den zweiten zur Attacke herausgepickt, der ein steiles Mittelstück hatte. Ben fuhr den ersten Berg gleichmäßig zügig - was war noch keine Lücken riss, aber alle schon einmal etwas anschoss. Am zweiten Anstieg machte Nils unten zunächst das Tempo und als die Straße stärker anzusteigen begann, zündete ich den Turbo und fuhr zwei Minuten richtig schnell.
Als ich mich das erste Mal umblickte, waren nur noch vier Fahrer hinter mir, darunter Chris und Johannes. Die anderen beiden, die sich nicht hatten abschütteln lassen, waren Jan Kattanek und sein Kompagnon Jan-Eric Rinke von Skull, die bisher schon den stärksten Eindruck machten. Zu fünft ging es also auf die letzten 20 Kilometer. Am letzten Berg wartete ich auf eine Attacke der Skull-Jungs, die aber nicht kam; sie schienen großes Vertrauen in ihren Sprint zu haben. Das gleiche galt aber für mich, der für den Fall eines Sprints aus einer kleinen Gruppe war ich als Kapitän festgelegt. Bei der Vorbelastung am Samstag war ich im Sprint im Bereich meiner Bestwerte unterwegs gewesen und hatte ein entsprechend gutes Gefühl.
Abgesehen von einigen halbherzigen Antritten im Flachen passierte bis zum Ziel wenig, wir wechselten und recht gleichmäßig ab. Von hinten drohte unterdessen keine Gefahr, in der Gruppe war die Luft raus. Das nutzte Ben, um über die letzte Kuppe zu attackieren und mit einem Solo noch weit nach vorne zu fahren. An der Spitze lief aber alles auf ein Sprintfinale hinaus. Chris nahm auf mein Kommando hin auf dem letzten Kilometer das Zepter in die Hand und hielt das Tempo hoch, Johannes sollte mir den Sprint anfahren.
Späte Attacke oder als langer Sprint?
Just als Johannes 400 Meter vor dem Ziel in Führung gehen sollte, flog links Jan Kattanek an uns vorbei. Ob das als späte Attacke oder als sehr langer Sprint gedacht war, blieb unklar. Ich ließ mich jedenfalls nicht zweimal bitten und sprang an sein Hinterrad, konnte mich sogar nochmal kurz hinsetzen. Im finalen Sprint zog ich ohne große Probleme an Jan vorbei und durfte mich über den Sieg freuen. Chris komplettierte das Podium, Johannes überquerte direkt dahinter den Zielstrich. Es folgten Ben auf sechsten Platz, Joscha auf Rang neun und Nils als Zehnter - ein fantastisches Mannschafts-Resultat. Neben dem Sieg in der Team-Wertung konnten Johannes und Joscha zudem ihre Altersklassen für sich entscheiden.
Alles in allem also ein rundum gelungenes Wochenende, in dem glücklicherweise auch alle Fahrer sturzfrei blieben; mit Blick auf die nun anstehenden absoluten Saison-Höhepunkte nicht unwichtig. Am kommenden Wochenende startet unser Team geteilt, beim Ötztaler Radmarathon und bei der UCI-Granfondo-WM in Aalborg - mit jeweils großen Zielen. In der Woche darauf steht mit dem Riderman im Südschwarzwald unser vorerst letztes Rennen 2024 auf dem Programm. Mit dem haben wir - nach dem etwas unglücklichen Ausgang im Vorjahr - noch eine Rechnung offen...